SDG_15_Option_15_01_pdf_20231119_182408.txt

Optionen
und
Maßnahmen
Österreichs Handlungsoptionen
zur Umsetzung
der UN-Agenda 2030
für eine lebenswerte Zukunft.
UniNEtZ –
Universitäten und Nachhaltige
Entwicklungsziele
Optionen und Maßnahmen1
23 15_01 .1 Ziele der Option
3 15_01.2 Hintergrund der Option
9 15_01 .3 Optionenbeschreibung
9 15_01 .3.1 Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
13 15_01 .3.2 Erwartete Wirkungsweise und Transformationspotenzial
13 15_01 .3.3 Bisherige Erfahrung mit dieser Option oder ähnlichen Optionen
14 15_01 .3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
14 15_01 .3.5 Vergleich mit anderen Optionen, mit denen das Ziel
erreicht werden kann
15 Literatur 15_01
Target 15.1, 15.4,
15.5, 15.9, 15.cAutor_innen:
Kriechbaum, Monika ( Universität für Bodenkultur
Wien ); Seiberl, Margit ( Universität für Bodenkultur
Wien ); Splechtna, Bernhard ( Universität für
Bodenkultur Wien )
Reviewer_innen:
Lindenthal, Thomas ( Universität für Bodenkultur
Wien ), Voigt, Charlotte ( Universität für Bodenkultur
Wien )Ökologisierung der Landwirtschaft
15_01 / Ökologisierung der Landwirtschaft Inhalt
Optionen und Maßnahmen315_01 .1 Ziele der Option
Die Maßnahmen der Leitoption Ökologisierung der
Landwirtschaft haben die Förderung der Biodiversität in unserer Kulturlandschaft
zum Ziel und sollen weitere Verluste und die Gefährdung von Arten und Lebens –
räumen verhindern. Die Landökosysteme sollen erhalten, wiederhergestellt und
nachhaltig genutzt werden (Target 15.1) und dabei in ihrer Biodiversität erhöht
werden. Hierbei sind nahezu alle mittelintensiv und intensiv genutzten landwirt –
schaftlichen Flächen (Ackerbau und Dauergrünland sowie Gemüse-, Obst- und
Weinbau) in Österreich betroffen, ebenso wie ihre benachbarten Landschaftsele –
mente wie z.B. Hecken, Raine, Waldränder und Feuchtbiotope. Ein besonderes
Augenmerk wird dabei auf den Schutz der landwirtschaftlich genutzten Berg –
ökosysteme gelegt (Target 15.4). Mit einer Ökologisierung der Landwirtschaft
ist daher auch die Reduktion der Intensität der Nutztierhaltung (Reduktion der
Tierbestände und Leistungsniveaus, insbesondere in der Rinder-, Schweine- und
Geflügelhaltung) auf den meisten nicht-extensiven Standorten erforderlich. Als
starker Treiber für die Biodiversitätsgefährdung erfährt die Landwirtschaft auch
im Zusammenhang mit Target 15.5, welches generell auf die Verhinderung der
Verschlechterung der Lebensräume und den Stopp des Biodiversitätsverlustes
abzielt, eine besondere Berücksichtigung. Die Biodiversitätswerte sollen in alle
Prozesse eingebunden werden und prioritär bei Entscheidungen berücksichtigt
werden (Target 15.9). Finanzielle Mittel für die Erreichung der Ziele sollen bereit –
gestellt werden (Target 15.c).
15_01 .2 Hintergrund der Option
Die Biodiversität unserer Kulturlandschaft ist von land –
wirtschaftlicher Nutzung abhängig, sie korreliert aber mit der Intensität der Eingriffe
und Nutzung. Extensive Landnutzung schafft und erhält artenreiche Lebensräume,
aber seit den 1950er/1960er Jahren trägt die Intensivierung und Spezialisierung
des landwirtschaftlichen Sektors zunehmend zum Biodiversitätsverlust bei. Die
mittlere Ackerflächengröße hat stark zugenommen und der Strukturwandel in der
Landschaft hat eine Mechanisierung der Landwirtschaft, den Einsatz externer
Betriebsmittel wie Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger, vergrößerte Tierbe –
stände und einen Abzug von Arbeitskräften in urbane Räume nach sich gezogen
(WWF Deutschland, 2019). Landschaften mit fruchtbaren und ertragreichen Böden
(Ackerlandschaften) haben sich dadurch zu struktur- und artenarmen Regionen
entwickelt. In Intensivackerbaugebieten sind die Ackerfeldgrößen zu groß, zwi –
schen den Schlägen gibt es keine Strukturen und zusätzlich wird oftmals auf ne –
beneinander liegenden Schlägen dieselbe Ackerfrucht angebaut. Auf ertragsarmen
Böden hingegen ist die Nutzung nicht mehr wirtschaftlich und wurde daher vielfach
aufgegeben. Diese Entwicklung der Intensivierung einerseits und der Nutzungsauf –
gabe andererseits zeigt sich auch im Grünland. Im Jahr 2012 nahm das extensiv
genutzte Grünland (inklusive Almen) noch 52 % der gesamten Grünfutterflächen
ein, während im Jahr 2020 bereits 54 % der Grünfutterflächen intensiver genutzt
wurden (Feldfutter, drei und mehr Nutzungen, Dauerweide) (Grüner Bericht, 2020).
Im Rahmen einer Evaluierungsstudie in Hinblick auf Nutzungsintensivierung und
Nutzungsaufgabe nannten befragte Landwirt_innen als Hauptgrund für die Inten –
sivierung von Dauergrünland die Notwendigkeit, energiereicheres und mehr Futter
insbesondere für Milchkühe zu produzieren (Suske, Huber, Glaser, Depisch &
Schütz, 2019).
4Der globale Bericht über den Zustand der Biodiver –
sität des Weltbiodiversitätsrates (Intergovernmental Platform on Biodiversity
and Ecosystem Services (IPBES), 2019) identifiziert veränderte Landnutzung
als den größten direkten Treiber von Biodiversitätsverlusten weltweit. Auf
europäischer Ebene spiegelt sich das z. B. im aktuellen Bericht State of nature
in the EU wider, der die Ergebnisse aus den aktuellen Berichten der FFH- und
Vogelschutz-Richtlinie zusammenfasst ( European Environment Agency (EEA),
2020). Landwirtschaft wurde dabei von den Mitgliedstaaten als jener Bereich
gemeldet, der Lebensräume und Arten im letzten Berichtszeitraum am meisten
negativ beeinflusst hat. Eine Reihe von Belastungsfaktoren wird dabei wirksam.
Die Aufgabe der extensiven Nutzung von Grünland wird genauso als wichtiger
Belastungsfaktor genannt wie Intensivierung und allgemein Nutzungsänderun –
gen. Explizit wird auch die Fragmentierung von Lebensräumen durch Ent –
fernung von kleinen Landschaftselementen angeführt, die unter anderem die
Populationen von Amphibien und kleineren Säugetieren negativ beeinflusst.
Der aktuelle österreichische Artikel 17-Bericht der
FFH-Richtlinie (Ellmauer, Igel, Kudrnovsky, Moser & Paternoster, 2020) enthält 71
Lebensraumtypen mit 63 Bewertungen in der alpinen und 54 Bewertungen in der
kontinentalen Region sowie 211 Arten mit 171 Bewertungen in der alpinen und 174
in der kontinentalen Region. Die summarische Auswertung der Erhaltungszustände
ergibt, dass nur 18 % der Lebensraumtypen und 14 % der Arten in einem günsti –
gen Erhaltungszustand vorliegen, während 44 % der Lebensraumtypen und 34 %
der Art-Bewertungen einen ungünstig–schlechten Erhaltungszustand aufweisen.
Was die Arten betrifft, gehört Österreich zu den sieben Mitgliedstaaten, bei denen
mehr als 30 % einen ungünstigen Erhaltungszustand aufweisen (EEA, 2020). Für
Österreich schätzen die Expert_innen die mit der Landwirtschaft in Zusammen –
hang stehenden Beeinträchtigungen für die FFH-Arten insgesamt auch sehr hoch
ein (Ellmauer, Igel, Kudrnovsky, Moser & Paternoster , 2020). Starke Belastungs –
faktoren in der Landwirtschaft sind wie auf europäischer Ebene die Verwendung
von Agrochemikalien, Aufgabe der extensiven Grünlandwirtschaft, diffuse Boden-
oder Wasserverschmutzung, Nutzungsänderungen sowie die Entfernung kleiner
Landschaftselemente, wie z. B. Hecken, Steinmauern, Gräben und Einzelbäume
(Ellmauer et al., 2020).
In einer Studie vom Umweltbundesamt wurde die
Situation und Entwicklung der Biodiversität in Österreich anhand von Indika –
toren zu Schutzbemühungen, Status und Gefährdungsursachen beschrieben
(Schindler et al., 2016). Als Biodiversitätsindikator in der Agrarlandschaft wurde
dabei der Anteil an Brachflächen herangezogen. Auffallend war eine Halbierung
der Brachfläche in den Jahren 2007 und 2008 auf Grund des Wegfalls der Still –
legungsverpflichtung. Rabitsch, Zulka & Götzl (2020) weisen darauf hin, dass
Seibold, Gossner, Simons, Blüthgen, Müller, Ambarli et al. (2019) den Rück –
gang von Brachen in Deutschland in diesem Zeitraum als mögliche Ursache für
den Rückgang der Arthropoden-Biomasse im Offenland nennen. Rabitsch et
al. (2020) stellen noch weitere mögliche Gefährdungsfaktoren dar, die für das
Insektensterben mitverantwortlich sein könnten, wie beispielsweise Flächen –
verbrauch, Pestizideinsatz, Wasserqualität sowie die Barrierewirkung durch
Verkehrsinfrastruktur.
Der Einsatz von Agrochemikalien ist unbestritten ein
starker Belastungsfaktor für die Artenvielfalt. Laut IPBES (2019) ist der Einsatz
von Pflanzenschutzmittel eine der Hauptursachen für den Rückgang der Arten –
vielfalt in der Agrarlandschaft. Die Anwendung von Agrochemikalien belastet
15_01 / Ökologisierung der Landwirtschaft
Optionen und Maßnahmen5insbesondere Amphibien, Fledermäuse und andere kleine Säugetiere, Insekten
und in weiterer Folge sich von Insekten ernährende Vogelarten. Auf europäi –
scher Ebene werden dem Bereich Landwirtschaft 48 % der Belastung durch
Umweltschadstoffe zugerechnet (EEA, 2020). Eine europaweite Studie identi –
fizierte aus einer Reihe von Parametern der landwirtschaftlichen Intensivierung
die Ausbringung von Pestiziden als primären Faktor für den Artenrückgang bei
Pflanzen, Laufkäfern und Vögeln (Geiger, Bengtsson, Berendse, Weisser, Em –
merson, Morales et al., 2010).
Der Verkauf von Pestiziden wird in Europa als
Agrar-Umweltindikator für den Verbrauch von Pestiziden verwendet. In Öster –
reich ist er laut Eurostat zwischen 2011 und 2018 von 3.500 auf 5.300 t um 53 %
gestiegen ( Eurostat , 2020). Der extreme Anstieg ist allerdings missverständlich,
da er vor allem auf inerte Gase zurückzuführen ist, die erst ab 2016 zugelassen
sind. Wenn man die inerten Gase herausrechnet, ist die Zahl von 2011 bis 2019
(Grüner Bericht, 2020, S. 153, Tab. 1.2.1.5) etwa gleichgeblieben, die chemisch-
synthetischen Wirkstoffe sind leicht gesunken von 2.500 t auf 2.100 t. Ein Ab –
wärtstrend ist prinzipiell positiv zu bewerten, um aber in der Landschaft wirksam
zu werden, muss er viel deutlicher werden. Auffällig ist der starke Anstieg von
Rodentiziden mit 1,9 t im Jahr 2019 im Vergleich zu den Vorjahren – dieser Wert
wird nur 2006 mit 2,1 t überschritten. In einer Fallstudie (Hauzenberger, Lenz,
Loishandl-Weisz, Steinbichl & Offenthaler, 2020) waren 66 % aller terrestrischen
Leberproben mit Wirkstoffen belastet. Die gemessenen Konzentrationen in der
Leber lagen bei ca. 30 % der Vögel und 16 % der Füchse in einem Bereich, in
dem negative Wirkungen möglich sind. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen
erstmalig für Österreich eine weite Verbreitung und Belastung der Umwelt und
von Nicht-Zielorganismen wie Fischen, Greifvögeln/Eulen und Füchsen mit aus –
gewählten Wirkstoffen von Nagetierbekämpfungsmitteln auf. Es gibt seit 2018
eine österreichische Rodentizidstrategie mit risikominimierenden Maßnahmen
und es dürfen gewisse Rodentizide für private Verbraucher_innen nicht mehr
zugelassen werden. Die Ergebnisse der oben zitierten Studie sind allerdings so
besorgniserregend, dass drastischere Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Um Biodiversität zu erhalten und wieder zu erhöhen,
müssen mineralische und organische Düngemittel effizienter genutzt und redu –
ziert werden. Auch um die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen,
müssen die Nährstoffeinträge von Stickstoff und Phosphor in das Grundwas –
ser und in Oberflächengewässer deutlich gesenkt werden (Umweltbundesamt
(UBA), 2018). In der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 ( European Commission ,
2020) wird eine Verringerung des Einsatzes von Düngemittel um 20 % und eine
Verringerung des Einsatzes von chemischen und gefährlichen Pestiziden um 50
% bis 2030 gefordert. Laut Nitratbericht (Bundesministerium für Landwirtschaft,
Regionen und Tourismus (BMLRT), 2020) zeigt die Entwicklung der Brutto- und
Netto-Stickstoffbilanz je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche für den
Zeitraum 2008 bis 2018 starke Schwankungen in den jährlichen Bilanzen. Der
Netto-Stickstoff-Überschuss pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche nahm
tendenziell von 2000-2017 leicht ab, hingegen ist der Trend des Brutto-N-Über –
schusses gleichbleibend bis leicht steigend. Der Brutto-N-Überschuss pendelt
im Zeitraum 2013-2017 um den Jahresmittelwert von rund 40 kg N/ha/Jahr (Ze –
thner, Schwarzl & Sedy, 2019). Dieser Wert liegt im europäischen Vergleich im
unteren Bereich (EEA, 2018). Da es aber ein Durchschnittswert ist, muss man
davon ausgehen, dass die Werte regional sehr viel höher sind. Die Ammoniak-
Emissionen, für die großteils die Landwirtschaft verantwortlich ist, haben in
6Österreich von 1990 bis 2018 um insgesamt 4,7 % auf 64.600 t zugenommen
(Anderl, Gangl, Lampert, Perl, Poupa, & Purzner, 2020). Das österreichische Nit –
rat-Aktionsprogramm umfasst bundesweit geltende Vorgaben in Zusammenhang
mit der Ausbringung von stickstoffhaltigen Düngemitteln auf landwirtschaftlichen
Flächen. Der aktuelle österreichische Nitratbericht 2020 zeigt zwar insgesamt
eine leichte Verbesserung, in einigen Regionen aber Erhöhungen der Nitratbe –
lastung. So gibt es sowohl im Westen Österreichs als auch in Ober- und Nieder –
österreich steigende Nitratkonzentrationen im Grundwasser (BMLRT, 2020).
Die biologische Landwirtschaft ist eine besonders
umweltverträgliche und ressourcenschonende Wirtschaftsform, da sie auf den
Einsatz von mineralischem Dünger und Pestiziden verzichtet und einen Sys –
temansatz, basierend auf einer optimierten Kreislaufwirtschaft in Bezug auf die
Stoff‐ und Energieflüsse mit flächenabhängiger Tierhaltung, verfolgt. Daher hat
diese Wirtschaftsform auch ein hohes Potenzial für die Förderung der Biodiver –
sität. Laut einem aktuellen Review (Sanders & Heß, 2019) sind positive Effekte
des biologischen Landbaus auf die Biodiversität für die untersuchten Artengrup –
pen Pflanzen, Feldvögel und blütenbesuchende Insekten eindeutig belegbar.
Zu berücksichtigen dabei ist die Vergleichbarkeit der Untersuchungsflächen
in Hinblick auf Ausstattung der Landschaft mit Strukturelementen. Die Land –
schaftsstruktur hat einen erheblichen Einfluss auf die Artenvielfalt und kann die
Effekte der Landnutzung überlagern. Die Konsequenz ist, dass auch im Bioland –
bau Maßnahmen zur Förderung der Strukturvielfalt notwendig sind, um positive
Effekte auf die Biodiversität zu erzielen oder zu verstärken. Das große Potenzial
für positive Biodiversitätseffekte im biologischen Landbau wird verstärkt durch
deutlich geringere Spill-Over Effekte in anderen Kontinenten durch geringere
Sojaimporte, die auf gerodeten Tropenwald- und Savannenflächen angebaut
werden und den zunehmenden Verzicht auf Palmöl in verarbeiteten Bioproduk –
ten (Schlatzer & Lindenthal, 2019).
Obwohl Rückgänge von Insektenpopulationen schon
ab den 1990er Jahren und auch schon viel früher festgestellt worden sind, rückte
das Thema erst mit der Krefeld-Studie in Deutschland (Hallmann et al., 2017)
in den Fokus der breiteren Öffentlichkeit. In einem Review wird Umweltver –
schmutzung v.a. durch synthetische Pestizide und Dünger nach Lebensraum –
verlust, Intensivierung der Landwirtschaft und Urbanisierung als zweitwichtigste
Ursache für den weltweiten Rückgang der Insektenpopulationen festgestellt (Sán –
chez-Bayo & Wyckhuys, 2019). Allerdings muss ergänzt werden, dass es in der
Fachwelt dazu kritische Diskussionen über Suchstrategie und Interpretation der
Wichtigkeit der Gefährdungsursachen im Rahmen der Studie gibt. Eine aktuelle
Studie über Insekten in Österreich (Rabitsch et al., 2020) gibt einen Überblick
über Artenzahlen, Verbreitung und Trends (Rote Listen) der Insekten in Öster –
reich, ihre Bedeutung für Ökosysteme und für uns Menschen und beleuchtet
verschiedene mögliche Gefährdungsfaktoren und Ursachen für das Insektenster –
ben aus österreichischer Perspektive. Die Autoren kommen zum Schluss, dass,
obwohl die Gewichtung der Ursachen weitgehend unklar bleibt, an der Rolle der
landwirtschaftlichen Intensivierung und ihrer Begleiterscheinungen, wie etwa
Pestizideinsatz, wenig Zweifel bestehen. Auf Grundlage dieser Studie werden in
einem Konsultationsverfahren mit Interessenvertreter_innen möglichst konkrete
Maßnahmen ausgearbeitet und in einem Aktionsplan Insektenvielfalt gebündelt.
In Deutschland gibt es bereits ein Aktionsprogramm Insektenschutz (Bundes –
ministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), 2019) mit
15_01 / Ökologisierung der Landwirtschaft
Optionen und Maßnahmen7neun Handlungsbereichen, wobei der erste Handlungsbereich die Förderung der
Insektenlebensräume und Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft umfasst.
Aufgrund der bedeutenden Rolle der Landwirtschaft
für Biodiversität und Biodiversitätsverluste haben auch die Gemeinsame Agrar –
politik (GAP) der EU und das Österreichische Agrarumweltprogramm (ÖPUL)
eine zentrale Bedeutung für die Biodiversitätsförderung. Auf europäischer
Ebene wird gerade eine GAP Reform verhandelt, die sich unter anderem zum
Ziel gesetzt hat (eines von neun Key Objectives ), die Landschaften und die Bio –
diversität zu erhalten ( European Commission , 2018). Dabei sollen zumindest 20
% der Direktzahlungen in den einzelnen Ländern für ökologische Maßnahmen
reserviert werden müssen. Eine Kurzbeschreibung dieses Zieles, die auf der
Homepage der Europäischen Kommission abrufbar ist ( European Commission ,
o.J.) legt einen Schwerpunkt auf Landschaftselemente und die Möglichkeit der
Erhaltung und Förderung derselben. Insgesamt wird darauf verwiesen, dass die
Agrarlandschaft mehr Variabilität braucht, aber, dass die Landschaftsstrukturen
auch ein entsprechendes Management brauchen, um das Ziel der Biodiversitäts –
förderung tatsächlich zu erreichen.
Wissenschaftler_innen haben den aktuellen Reform –
vorschlag der EU-Kommission zur GAP nach 2020 analysiert (Pe’er, Zinngrebe,
Moreira, Sirami, Schindler, Müller et al., 2019; Pe’er, Bonn, Bruelheide, Die –
ker, Eisenhauer, Feindt, Hagedorn et al., 2019). Dabei standen drei Fragen im
Vordergrund: (1) ob der Reformvorschlag mit den SDGs vereinbar ist, (2) ob er
die gesellschaftliche Diskussion über die Landwirtschaft reflektiert und (3) ob er
eine Verbesserung der GAP bringt? Grundlage war eine umfassende Literatur –
studie von ca. 450 Publikationen, welche die aktuelle GAP nach Kriterien wie
Effektivität, Effizienz und Relevanz bewerten. Das Ergebnis fällt kritisch aus.
Beanstandet wird auch das Festhalten an Instrumenten, die sich nachweislich
als ineffizient, klima- und umweltschädlich sowie sozial ungerecht herausgestellt
hätten, wie z.B. die flächenbezogenen Direktzahlungen im Rahmen der 1. Säule
der GAP.
Aktuelle Evaluierungen der ÖPUL-Maßnahmen zei –
gen unterschiedliche Ergebnisse. Eine Analyse für Heuschrecken und Tagfalter
hat ergeben, dass Landschaftselemente und Brachen die Artenvielfalt dieser
beiden Gruppen signifikant erhöhen, während die Maßnahmen auf bewirtschaf –
teten Äckern keinen nennenswerten Beitrag zur Bewahrung oder Erhöhung der
Biodiversität leisten (Holzer, Zuna-Kratky & Bieringer, 2019). Diese Befunde
decken sich mit Ergebnissen auf europäischer Ebene (Batáry, Dicks, Kleijn
& Sutherland, 2015; Pe’er, Zinngrebe, Hauck, Schindler, Dittrich, Zingg et al.,
2017). Als positiv wurde von Holzer et al. (2019) die Maßnahme Naturschutz
bewertet, da diese Maßnahme unter Einbindung regionaler Expertise auf öko –
logisch wertvolle Flächen fokussiert und die Auflagen an die vorkommenden
Lebensraumtypen oder Arten angepasst werden. Die geringere Wirksamkeit von
Maßnahmen im Grünland wird von den Autoren vor allem durch geringe Unter –
schiede im Mahdregime zwischen Flächen mit und ohne biodiversitätsfördernde
Maßnahmen begründet.
Eine heterogene Landschaft und eine kleinteilige
Landwirtschaft haben einen hohen Wert für die Biodiversität; kleinflächige
Nutzungen und zusätzliche Ackerrandstreifen erhöhen die Artenvielfalt (Hass,
Kormann, Tscharntke, Clough, Baillod, Sirami et al., 2018). Daher ist erforderlich,
dass nachteilige Auswirkungen von Flurbereinigungsverfahren der letzten Jahr –
zehnte wie großflächige Monokulturen und Biodiversitätsverluste durch Rodung
8von Hecken und Vernichtung von Ackerrandstreifen wieder rückgängig gemacht
werden. Was die Kleinteiligkeit der Landschaft betrifft, nimmt nach Rodríguez
& Wiegand (2009) die Effizienz der Maschinen wirtschaftlich gesehen ab einer
Schlaggröße von 2 ha nicht mehr wesentlich zu (Rodríguez & Wiegand, 2009).
Landschaftselemente und -strukturen wie z. B. Hecken, Gebüsche, einzelne Habi –
tatbäume, Feldgehölze, Baumreihen, Alt- und Totholzhaufen, Waldränder, Gräben,
Böschungen, Säume, Ruderalstellen, Brachen, Feldwege, Lesesteinhaufen, Nass-
und Wasserstellen können von vielen Tieren als Teillebensraum, Nahrungsquelle,
Rückzugsort, Schutz, zur Fortpflanzung genutzt werden und tragen somit zur Ar –
tenvielfalt bei. Die große Bedeutung von Randstrukturen in der Agrarlandschaft für
die Biodiversität soll hier am Beispiel der Wildbienen erläutert werden. Im zweiten
Erhebungsdurchgang des BINATS-Projektes (Pascher, Hainz-Renetzeder, Sachs –
lehner, Frank & Pachinger et al., 2020) wurde die höchste Wildbienendiversität in
Landschaftstypen wie Feld- und Wegrainen, Ackerbrachen, extensiv bewirtschafte –
tem Grünland oder Ruderalstandorten vorgefunden, weil es dort konstant vorkom –
mende und für Bienen attraktive Futterpflanzen sowie Nistplätze gibt. Mit einem
Flächenanteil von lediglich rund 10 % der BINATS-Gesamtuntersuchungsfläche
in allen Probekreisen fanden 82 % der erfassten Wildbienenarten hier einen ge –
eigneten Lebensraum vor. In diesem Zusammenhang spielen vor allem Feld- und
Wegraine eine bedeutende Rolle: Bei einem Flächenausmaß von nur 1,5 % der
Gesamtuntersuchungsfläche wurden in Feld- und Wegrainen 40 % der registrierten
Arten beobachtet, darunter zahlreiche seltene und gefährdete Arten.
In einer länderübergreifenden Studie wurde der
Einfluss von Blühstreifen und Hecken in Hinblick auf Schädlingskontrolle und
Bestäubungsleistungen in angrenzenden Kulturen quantifiziert (Albrecht, Kleijn,
Williams, Tschumi, Blaauw, Bommarco et al., 2020). Dabei wurden Studien aus
Nordamerika, Neuseeland und Europa und unterschiedliche Kulturen berück –
sichtigt. Es hat sich gezeigt, dass ein dichtes Netzwerk von Blühstreifen effekt –
voller ist als wenige große Blühflächen. Als wichtige Faktoren für die Effektivität
von Blühstreifen für Bestäubungsleistungen in angrenzenden Kulturen wurde die
Diversität blühender Pflanzen und das Alter der Blühpflanzen identifiziert. Damit
über mehrere Jahre hinweg ausreichendes Blütenangebot zur Verfügung steht,
empfehlen die Autor_innen die Schaffung sowie Wiederherstellung und adäqua –
tes Management existierender mehrjähriger ungenutzter Randstreifen. Für Wein –
baugebiete in Spanien konnte gezeigt werden, dass der Pestizideinsatz in aus –
geräumten, strukturarmen Landschaften signifikant höher war als in Weingärten,
die in eine naturnahe Landschaft eingebettet waren (Paredes, Rosenheim,
Chaplin-Kramer, Winter & Karp, 2020). Gleichzeitig war in den strukturarmen
Weinbaugebieten ein vierfach höherer Befall mit dem Bekreuzten Traubenwickler
(Lobesia botrana ) zu beobachten.
Die Bundesregierung hält im aktuellen Regierungs –
programm 2020 – 2024 fest, dass sie die Verantwortung für den Schutz der Bio –
diversität übernimmt: Sie setzt in allen Sektoren Initiativen zum Erhalt der Arten –
vielfalt, zum Verbund von Lebensräumen und zur Förderung der Strukturvielfalt.
Der Ökologisierung der Landwirtschaft mit den aufgelisteten Maßnahmen kommt
dabei eine Schlüsselrolle zu.
15_01 / Ökologisierung der Landwirtschaft
Optionen und Maßnahmen915_01.3 Optionenbeschreibung
15_01.3.1 Beschreibung der Optionen
und zugehöriger Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombination
Aus der Beschreibung der aktuellen Situation lässt
sich ableiten, dass Agrarpolitik und landwirtschaftliche Praxis ein neues Leitbild
brauchen (Heubuch, 2018; Stodieck, 2020). Das Konzept der Agrarökologie
entwickelt Lösungsansätze für viele ökologische und soziale Probleme der
Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels. Sie gründet auf folgenden gleichbe –
rechtigten Elementen ( INKOTA-netzwerk , 2019): (1) Agrarökologie integriert Bio –
diversität systematisch in Anbausysteme. (2) Diversifizierte Anbausysteme sind
krisensicherer gegenüber Klimakrise oder Preisschwankungen. (3) Stärkung
der Selbstregulationsfähigkeit in Agrarökosystemen und damit Durchbrechen
des Teufelskreises von Resistenzbildung und Pestizideinsatz. (4) Mehr Kontrolle
über Lebensgrundlagen. (5) Stärkung der bäuerlichen Agrikultur. (6) Stärkung
gesunder Ernährung und lokaler Versorgung. (7) Weniger Abhängigkeit und
mehr Autonomie. (8) Gleichberechtigung von Frauen und Männern. (9) Mehr Be –
teiligung und Mitsprache. (10) Förderliche Politik und partizipative Forschung.
Was die Maßnahmen betrifft ist die Kombination von
Extensivierung/Deintensivierung und Erhaltung sowie Schaffung von Struktur –
vielfalt und Kleinräumigkeit erfolgversprechend. Die dafür notwendigen konkre –
ten Maßnahmen, wie Reduktion der Pflanzenschutz- und Düngemittel und die
Erhaltung und Schaffung von Strukturelementen können hier für ganz Österreich
nur in allgemeiner Form bzw. beispielhaft angeführt werden. Die genaue Aus –
gestaltung der Maßnahmen muss an die jeweilige regionale, landschaftliche und
betriebliche Situation angepasst erfolgen. Innerhalb dieser gesetzten Rahmen –
bedingungen sollte den Landwirt_innen ein großer Spielraum bei der konkreten
Planung und Umsetzung mit entsprechender fachlicher Unterstützung und einem
unbürokratischen finanziellen Ausgleich eingeräumt werden. Um diesen Prozess
zu optimieren, schlagen wir Pilotprojekte vor, die als Best Practice Beispiele
dienen können. Idealerweise umfasst ein Pilotprojekt mehrere Betriebe in einer
Region, um über Betriebsgrenzen hinweg eine Konnektivität der Lebensräume
zu gewährleisten. Hier ergeben sich Synergien mit der Option 15_02 Rettungsin –
seln für die Natur: Ökoflächen in der Land- und Forstwirtschaft zur Bewältigung
der Biodiversitätskrise .
Maßnahmen zur Deintensivierung/Extensivierung: 2-8
Maßnahmen zur Strukturvielfalt und Kleinräumigkeit in der Agrarlandschaft: 9-16
1. Agrarökologie als Leitbild für Agrarpolitik und Masterplan für eine schrittweise
Umsetzung des Konzeptes der Agrarökologie;
2. Deutliche Reduktion von Agrochemikalien (mineralische Düngemittel, Insek –
tizide, Fungizide, Herbizide) durch weitere Ausweitung und Förderung der
biologischen Landwirtschaft. Auf konventionellen Betrieben soll über den
Ausbau von spezifischen Förderungen (u.a. der Betriebsmittelverzicht) und
über die Weiterentwicklung des integrierten Pflanzenschutzes der Einsatz von
Agrochemikalien weiter reduziert werden. Hierbei sind auch Methoden des
Precision Farming aus Sicht der Nachhaltigkeit umfassend zu bewerten und in
diesem Sinn nach strengen Nachhaltigkeitskriterien einzusetzen;
3. Reduktion der Grenzwerte für Rückstände von Pestiziden in Lebensmitteln
und Überarbeitung der Richtlinien zur Umweltrisikobewertung. Überarbeitung
10von Zulassungsverfahren für Pestizide in Hinblick auf Praxisbedingungen,
Wirkungen auf Nicht-Zielorganismen und Wechselwirkungen zwischen Pesti –
ziden, deren Metaboliten und anderen Stressoren. Überarbeitung von äuße –
ren Qualitätskriterien im Obst- und Gemüsebau für den Lebensmittelhandel;
4. Mehr Ressourcen für Forschung und Entwicklung von agrarökologischen
Maßnahmen;
5. Für alle landwirtschaftlichen Nutzungsarten niedrigere Düngungsobergrenzen
gekoppelt an die Förderungsmaßnahmen (z.B. ÖPUL) festlegen und Nutztier –
bestände z.T. deutlich reduzieren (über gezielte Förderungsmaßnahmen und
Erhöhung des Erlöses für hoch qualitative tierische Produkte – durchgängige
Wandlung in der tierischen Produktion hin zu geringerer und dafür hochquali –
tativer Produktion, s. Option 02_01, Option 03_02);
6. Für die Erhaltung von Extensivgrünland (ohne Düngung, maximal 2-mähdig)
und für Almen müssen attraktive Förderstrategien (weiter-)entwickelt werden;
7. Förderung von Staffelmahd (zeitlich und räumlich gestaffeltes Mähen statt
großflächiger Mahd innerhalb von nur wenigen Tagen) im Dauergrünland,
auch im Extensivgrünland;
8. In intensiven Grünlandgebieten ist das Prinzip des differenzierten abgestuften
Wiesenbaus1 anzuwenden: abgestufte Nutzungsintensität je nach Standortgü –
te und Lage (extensiv und verschieden intensiv genutzte Wiesen sichern auf
die Dauer die Artenvielfalt und einen angemessen hohen und standortgerech –
ten Futterertrag);
9. Weitere Initiativen zur Reduktion und Umstellung der Silagefütterung, u.a.
über die verstärkte Förderung der Grünschnitt- und Heufütterung;
10. Förderung von Randstreifen von mindestens einer Mähwerkbreite ohne Dün –
gung und mit reduzierter Schnitthäufigkeit (oder nur jedes 2./3. Jahr gemäht)
im Grünland, da diese Nahrungsquelle, Rückzugsort und Nistmöglichkeit für
viele Tiere darstellen: Diese Ränder sind vor allem angrenzend an Wälder,
Gräben, Gewässer, Wegränder oder sonstige Landschaftselemente von be –
sonderer Bedeutung;
11. Förderung von Randstreifen ohne Düngung und Pestizideinsatz im Ackerbau:
Auf Äckern können diese Randstreifen mit geringerer Saatgutdichte, ohne
Düngung und ohne Pestizide angelegt werden. Die Auswahl der Randberei –
che orientiert sich wie beim Grünland an vorgegebenen Strukturen. Solche
Randbereiche sollen einen bestimmten Prozentteil der Ackerfläche ein –
nehmen und dienen als Futterfläche für Wildtiere (Getreidekörner für Vögel,
Ackerunkräuter für blütenbesuchende Insekten, usw.). Auch stark gefährdete,
seltene Ackerunkräuter haben dadurch wieder einen Lebensraum;
12. Schaffung von flexiblen und unbürokratischen Fördermöglichkeiten für Maß –
nahmen zur Erhöhung der Strukturvielfalt und Kleinräumigkeit in der Kultur –
landschaft, die das aktuelle ÖPUL nicht bieten kann. Um die Abnahme der
Biodiversität im landwirtschaftlichen Raum stoppen und eine Trendumkehr
einleiten zu können, müssen vor allem in strukturarmen Landschaften zusätz –
lich neue Strukturen angelegt und Kleinräumigkeit wieder geschaffen werden.
Daher sind ergänzend zur Strukturerhaltung im ÖPUL ausreichende (Kosten
und Ertragsausfall kompensierende) Förderungen für die Anlage von Hecken,
Rainen2, Feuchtbiotopen, Solitärbäumen etc. vorzusehen bzw. auszubauen.
1 Wie von dem Schweizer Grünlandexperten Walter Dietl seit den 1980er Jahren entwickelt und
erfolgreich in der Praxis umgesetzt (Dietl & Lehmann, 2004).
2 unbebauter schmaler Streifen Land als Grenze zwischen zwei Äckern
15_01 / Ökologisierung der Landwirtschaft
Optionen und Maßnahmen11Für die Anlage oder Schaffung neuer Strukturen ist es vorteilhaft, sich an
Vorhandenem zu orientieren, z.B. entlang von Wald-, Gewässer- und Wegrän –
dern. Falls es keine vorgegebenen Strukturen gibt, kann man sich in Acker –
landschaften z.B. an der Bodenklimazahl orientieren, wo es die geringsten
Ertragsverluste gibt (z. B. für brachliegende Bereiche innerhalb eines Ackers)
oder neue Landschaftselemente punktförmig oder linienförmig in bestimmten
Abständen anlegen und dabei auf eine gleichmäßige Verteilung achten.
Beispiele für punktförmige Landschaftselemente und
Strukturen sind Einzelbäume (vor allem Bäume als Futterquelle durch Nektar
oder Wildobst, z. B. Speierling, Linde), Sträucher, Steinhaufen, Altholzhaufen,
Wasserstellen (Teiche), brachliegende Stellen; Beispiele für linienförmige Land –
schaftselemente und Randstrukturen sind Böschungen, Hecken, Baumreihen,
Alleen, Säume, Wegränder, Brachen und Blühstreifen;
13. In Intensivackerbaugebieten ist die Begrenzung der Flächengröße von Feld –
stücken eine wichtige Maßnahme;
14. Förderung von ausreichend Brachen mit biodiversitätsförderndem Manage –
ment bei allen Nutzungsarten. Wichtig sind Brachen, die flexibel bewirt –
schaftet werden, das bedeutet möglichst räumlich und zeitlich differenzierte
Maßnahmen in Abhängigkeit der Wuchsbedingungen und Stehenlassen eines
gewissen Prozentsatzes der Flächen über mehrere Jahre. Nach Möglichkeit
Häckseln unterbinden;
15. Die Anlage von Blühstreifen ist für alle landwirtschaftlichen Nutzungsarten,
also auch im Obst- und Weinbau eine biodiversitätsfördernde Option. Dabei
sollte möglichst regionales Saatgut verwendet werden. Zur Förderung von
Insekten generell und Wildbienen im Speziellen sind dabei Mischungspartner
aus mehreren Pflanzenfamilien erforderlich. Wichtig ist auch ein biodiversi –
tätsförderndes Management wie bei den Brachen dargestellt. Hier gibt es
Forschungs- und Entwicklungsbedarf, um ausreichend geeignetes Saatgut
zur Verfügung stellen zu können;
16. Erprobung und Weiterentwicklung von multifunktionalen Landnutzungssyste –
men, in denen Struktur durch Kombination von Gehölzbeständen und Offen –
land ein Wesensmerkmal und das Potenzial für eine hohe Biodiversität groß
ist. Traditionelle Beispiele dafür sind Streuobstwiesen und Waldweiden. Siehe
dazu auch die Option 15_05 Entwicklung und Förderung von Agroforstwirt –
schaft als Beitrag zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Landnutzung ;
17. In der Vergangenheit hat sich auf Almen das Fördersystem negativ auf die
Erhaltung von Landschaftselementen wie Einzelbäume ausgewirkt, da die
Kronendeckung der Bäume von der förderbaren Futterfläche abgezogen wird.
Auf Almen wäre ein Fördersystem notwendig, das solche Landschaftsele –
mente erhält und die mosaikartige Verzahnung von Zwergstrauchheiden und
Weideflächen honoriert.
a) Potenzielle Konflikte und Systemwiderstände sowie Barrieren
Bei der angedachten Extensivierung der Landwirt –
schaft ist zumindest kurzfristig mit einem geringeren Ertrag zu rechnen und
daher mit entsprechendem Widerstand der Landwirt_innen und der Vertretung
derselben. Die Abstimmung mit regionalen Plänen der Ernährungssicherung und
mit nachhaltigen Ernährungsstilen (mit geringerem Fleischkonsum und Lebens –
mittelabfall und somit deutlich geringerem Flächenbedarf, siehe Optionen in
12SDGs 2 und 3) ist zu gewährleisten. Die Verringerung der Agrochemikalien
widerspricht den Interessen von Agrochemieindustrie und -handel (inklusive
Lagerhäuser). Kleinere Feldstückgrößen und eine strukturiertere Agrarland –
schaft haben auch Einfluss auf die Schlagkraft, sodass mit Widerständen von
den Landwirt_innen zu rechnen ist. Zudem ist auch mit Widerständen der Land –
technik/Verfahrenstechnik-Firmen und -händler_innen und der Maschinenringe
zu rechnen. Der Bestand an Maschinen auf den landwirtschaftlichen Betrieben,
der an die gegenwärtige intensive Landwirtschaft angepasst ist, kann auch als
Systemwiderstand wirken.
b) Beschreibung des Transformationspotenzials
Das Transformationspotenzial ist durch die Kombi –
nation unterschiedlicher Ansätze relativ hoch einzuschätzen, außerdem wird
der Biodiversität an sich ein transformativer Wert zugeschrieben (Norton, 1987;
Takacs, 1996). Allerdings muss das aus sozialwissenschaftlicher Sicht be –
urteilt werden und es gibt hier enormen Forschungsbedarf. Blühdorn, Butzlaff,
Deflorian & Hausknost (2018) haben eine gesellschaftstheoretische Lücke der
Transformationsforschung identifiziert und fordern das sozialwissenschaftliche
Segment der Transformationsdebatte auf, Problemdiagnosen, Handlungsemp –
fehlungen und Transformationsstrategien sehr viel sorgfältiger zu fundieren.
c) Umsetzungsanforderung
Die Chancen der Transformation zu einer biodiversi –
tätsfreundlichen österreichischen Landwirtschaft unter Inanspruchnahme der
Mittel der neuen GAP und weiterer regionaler und nationaler Förderungen müs –
sen von allen Akteuren_innen – Landwirtschaft, Pflanzenschutzmittel-Industrie,
Handel, Gesellschaft, Forschung und Politik – gesehen und mitgetragen werden.
Den Handlungsbedarf in Hinblick auf mögliche
Hebelpunkte, um Insektenschutz in landwirtschaftlich genutzten Landschaften
zu fördern, haben Mupepele et al. (2019) analysiert und folgende Schlüsselbe –
reiche aufgelistet: Agrarpolitik, Gesetzesvollzug, Handel und Markt, Zivilgesell –
schaft.
Die Umsetzung soll durch einen Mix aus bottom-up
und top-down Prozessen erfolgen. Gesetzliche Regelungen (auch im Zusam –
menhang mit Option 15_02 Rettungsinseln für die Natur: Ökoflächen in der
Land- und Forstwirtschaft zur Bewältigung der Biodiversitätskrise ), Förderpro –
gramme (z.B. Agrarumweltprogramm, aber auch andere) und gemeinsam mit
Landwirt_innen entwickelte Pilotprojekte können gemeinsam die erforderliche
Konsistenz und Akzeptanz ergeben. Die Möglichkeit Biodiversitätsschutz mit
einer profitablen Landwirtschaft zu vereinen, soll anhand von Best Practice Bei-
spielen demonstriert werden.
Die Bedeutung der Biodiversität für die Zukunft der
Landwirtschaft muss schon in der landwirtschaftlichen Ausbildung nicht nur
betont werden, sondern die Förderung von Biodiversität muss in alle Bereiche
der landwirtschaftlichen Ausbildung eingebunden werden. Die Absolvent_innen
müssen die bestmöglichen Methoden und Techniken beherrschen um Biodiversi –
tätsschutz in die landwirtschaftliche Produktion zu integrieren.
Die angewandte Forschung muss neben der Ent –
wicklung geeigneter Monitoringkonzepte auch die Weiterentwicklung dieser
Methoden und Techniken vorantreiben. Von der Forschung ist zu erwarten, dass
sie auch dazu beiträgt, die Bedeutung der landschaftlichen Strukturen und
15_01 / Ökologisierung der Landwirtschaft
Optionen und Maßnahmender damit in Verbindung stehenden höheren Biodiversität für die Regulierung
von Schädlingen besser zu verstehen. Anhand eines 13-jährigen Datensatzes
konnte für Weinbaugebiete in Spanien gezeigt werden, dass der Pestizidein –
satz in ausgeräumten, strukturarmen Landschaften signifikant höher war als in
Weingärten, die in eine naturnahe Landschaft eingebettet waren (Paredes et
al., 2020). Gleichzeitig war in den strukturarmen Weinbaugebieten ein vierfach
höherer Befall mit dem bekreuzten Traubenwickler ( Lobesia botrana ) zu beob –
achten. Die Autor_innen weisen darauf hin, dass die Effekte bei einem kürzeren
Betrachtungszeitraum aufgrund der natürlichen stochastischen Schwankungen
der Schadorganismen nicht statistisch signifikant nachweisbar gewesen wären
(Paredes et al., 2020). Dies unterstreicht die Bedeutung von Langzeitstudien in
diesem Bereich (siehe Option 15_13 Biodiversitätsforschung stärken ), deren Er –
kenntnisse dann über Beratung und Aus- und Fortbildung in die landwirtschaft –
liche Praxis Eingang finden. Das zeigt sich auch in einer länderübergreifenden
Studie über die Effektivität von Blühstreifen und Hecken auf Schädlingskontrolle,
Bestäuberleistungen und Ertrag (Albrecht et al., 2020). Ein positiver Effekt von
Blühstreifen auf Schädlingskontrolle wurde quer durch verschiedene Regionen,
landwirtschaftliche Kulturen und Typen von Blühstreifen nachgewiesen. Es zeig –
te sich aber, dass die Effekte sehr inkonsistent und variabel sind. Die Autor_in –
nen weisen daher darauf hin, wie wichtig es ist, die Schlüsselfaktoren, die dafür
verantwortlich sind, zu identifizieren, um entsprechende Empfehlungen für die
praktische Umsetzung machen zu können.
15_01.3.2 Erwartete Wirkungsweise
Es gibt ausreichend wissenschaftliche Evidenz (Bei –
spiele und Zitate siehe Kapitel 15_01.2 Hintergrund der Option ) und praktische
Erfahrungen (Beispiele siehe unten), dass die aufgelisteten Maßnahmen positive
Auswirkungen auf die Biodiversität haben.
15_01.3.3 Bisherige Erfahrung mit dieser
oder ähnlichen Optionen
International betrachtet, finden sich vor allem auf
den britischen Inseln erfolgreiche Beispiele.
–Die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) hat mit der Hope Farm in
England gezeigt, dass mit der Bereitstellung von 10 % der Fläche für die An –
lage von blüten- und sämereienreichen Lebensräumen sowie von Strukturen
für Brutplätze – ohne Einschränkung der Wirtschaftlichkeit – zentrale Vogelar –
ten der Agrarlandschaft gefördert werden können (RSPB, 2012). Die RSPB hat
die Farm 1999 gekauft und hat seither den Ertrag an Weizen gesteigert und
die Wirtschaftlichkeit der Farm erhalten. Gleichzeitig ist es gelungen durch
ein Maßnahmenpaket, das auf verbesserte Brut- und Habitatbedingungen
der Vogelpopulationen ausgerichtet war, den Farmland Bird Index um 200 %
zu steigern. Dies ist unter anderem auch durch Einbringung entsprechender
Blütenmischungen und Gestaltung von Randstreifen und der Schaffung insek –
tenreicher Habitate gelungen. Die Biodiversität konnte insgesamt signifikant
erhöht werden bei gleichzeitiger Beibehaltung der konventionellen Bewirt –
schaftung (RSPB, 2012);
–Das Burren Program in Irland hat es erfolgreich geschafft, ein LIFE -Projekt,
das dazu diente zu zeigen, wie Biodiversitätsschutz mit der dort vorherrschen –
den Weidewirtschaft zu vereinen wäre, zu einem Förderprogramm auszu –
bauen, das derzeit mehr als 23.000 ha umfasst und 328 landwirtschaftliche
13
Betriebe einbezieht. Hier wird also in einer gesamten Region Biodiversitäts –
schutz in die landwirtschaftliche Produktion integriert.
Als Erfolgsfaktoren werden wenige Grundprinzipien genannt: 1) Landwirt_in –
nen stehen im Zentrum, 2) Ergebnisorientierte Förderung, 3) Lokal und praxis –
orientiert und 4) Flexibilität und Adaptierbarkeit. Das heißt, die Landwirt_innen
erhalten Beratung aber auch große Freiheit was die Bewirtschaftung anlangt.
Sie erhalten je nach naturschutzfachlicher Bewertung ihrer Flächen mehr oder
weniger Förderung. Zusätzlich können auf Flächen mit geringer naturschutz –
fachlicher Bewertung auch Förderungen für die Durchführung von biodiver –
sitätsfördernden Managementmaßnahmen beantragt werden. Die gesamte
Durchführung ist möglichst einfach in der administrativen Abwicklung gestaltet.
Zeitliche Schwankungen und räumliche Unterschiede werden berücksichtigt
und Maßnahmen angepasst. Insbesondere die Berücksichtigung lokaler Be –
sonderheiten macht dieses Programm so erfolgreich.
Lomba et al. (2020), die verschiedene Szenarien für die Entwicklung von High-
Nature-Value (HNV) Farmlands entwickelt haben, nennen die Burren-Region
als Beispiel für den Weg Richtung lebensfähiger HNV Farmlands .
Für die Umsetzung der Option können die genannten
Erfolgsfaktoren übernommen werden. Insbesondere die Einbindung der Land –
wirt_innen und Gewährung einer entsprechenden Freiheit bei der Bewirtschaf –
tung zur Zielerreichung. Auch der Hinweis auf die Notwendigkeit für lokale An –
passungen der Maßnahmen und Zielvorgaben kann aus diesem Erfolgsprojekt
gefolgert werden.
15_01 .3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
Kurzfristig
Manche Maßnahmen, wie beispielsweise die Ver –
ringerung des Pestizideinsatzes und die Förderung des Biolandbaus sind sofort
durchführbar und davon sind auch kurzfristige Wirkungen zu erwarten. Gleiches
gilt für die Erhaltung bereits vorhandener Strukturelemente.
Mittelfristig
Die Schaffung von mehr Struktur wird ihre Wirkung
erst mittelfristig nach Ablauf von fünf bis zehn Jahren erzielen und ist jedenfalls
auch als wichtige Ergänzung zur Option 15_02 zur Schaffung von Ökoflächen
in Land- und Forstwirtschaft mit dieser auch zeitlich abzustimmen. Pilotprojekte
können zeitnah starten und entfalten dann auch kurzfristig bis mittelfristig ihre
Wirkung.
Langfristig
Die Ökologisierung der Landwirtschaft für ganz Ös –
terreich ist wahrscheinlich erst mittel- bis langfristig zu erreichen.
15_01 .3.5 Vergleich mit anderen Optionen
mit denen das Ziel erreicht werden soll
Der erste Teil der Option zielt auf eine Reduktion
der Agrochemikalien ab. Hier gibt es Synergien mit Optionen von SDG 2, die
u.a. die Förderung der biologischen Landwirtschaft und die Ökologisierung des
Grünlandes vorsehen. Bei der hier vorgestellten Option wird zusätzlich auch für
konventionelle Betriebe im Ackerbau sowie im Gemüse-, Obst- und Weinbau
eine Deintensivierung angestrebt und damit insgesamt eine hohe Reduktion von
Agrochemikalien erwartet. Insbesondere die Maßnahme von pestizidfreien und
nicht gedüngten Randstreifen hat auch im konventionellen Landbau ein hohes
15_01 / Ökologisierung der Landwirtschaft 14
Optionen und MaßnahmenLiteratur
Albrecht, M., Kleijn D, Wil –
liams N.M., Tschumi M., Blaauw
B.R., Bommarco R., Campbell
A.J., Dainese M., Drummond
F.A., Entling M.H., Ganser D.,
Arjen de Groot G., Goulson D.,
Grab H., Hamilton H., Herzog F.,
Isaacs R., Jacot K., Jeanneret P.,
Jonsson M., Knop E., Kremen C.,
Landis D.A., Loeb G.M., Marini
L., McKerchar M., Morandin L.,
Pfister S.C., Potts S.G., Rundlöf
M., Sardiñas H., Sciligo A., Thies
C.., Tscharntke T., Venturini E.,
Veromann E., Vollhardt I.M.G.,
Wäckers F., Ward K., Westbury
D.B., Wilby A., Woltz M., Wrat –
ten S. & Sutter L. (2020): The
effectiveness of flower strips and
hedgerows on pest control, pol –
lination services and crop yield:
a quantitative synthesis. Ecology
Letters 23: 1488-1498.
Anderl, M., Gangl, M.,
Lampert, C., Perl, D., Poupa, S.,
Purzner, A., Storch, A., Schodl,
B., Titz, M. & Zechmeister, A.
(2020): Emissionstrends 1990-
2018. Ein Überblick über die Ver –
ursacher von Luftschadstoffen
in Österreich (Datenstand 2020).
Report. REP-0736. Umweltbun –
desamt, Wien.
Batáry, P., Dicks, L.V., Kleijn,
D. & Sutherland, W.J. (2015): The
role of agri-environment schemes
in conservation and environmen -tal management. Conservation
Biology 29: 1006–1016.
Blühdorn, I., Butzlaff, F.,
Deflorian, M. &Hausknost, D.
(2018): Transformationsnarrativ
und Verantwortlichkeit: Die ge –
sellschaftstheoretische Lücke
der Transformationsforschung.
IGN-Interventions Jan/2018,
Institut für Gesellschaftswandel
und Nachhaltigkeit (IGN), Wirt –
schaftsuniversität Wien, Austria.
Bundesministerium für
Landwirtschaft, Regionen und
Tourismus (BMLRT). (2020):
EU Nitratrichtlinie 91/676/EW.
Österreichischer Bericht 2020.
Bundesministerium für Landwirt –
schaft, Regionen und Tourismus.
Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und nuk –
leare Sicherheit (BMU). (2019):
Aktionsplan Insektenschutz.
Gemeinsam wirksam gegen das
Insektensterben. Bundesministe –
rium für Umwelt, Naturschutz und
nukleare Sicherheit, Berlin.
Dietl, W. & Lehmann, J.
(2004): Ökologischer Wiesenbau.
Nachhaltige Bewirtschaftung von
Wiesen und Weiden. Österreichi –
scher Agrarverlag.
European Environment
Agency (EEA). (2018): Indicator
Assessment. Agriculture: nitro –
gen balance. https://www.eea.
europa.eu/data-and-maps/indica -tors/agriculture-nitrogen-balan –
ce-1/assessment
European Environment Agen –
cy (EEA). (2020): State of nature
in the EU. Results from reporting
under the nature directives 2013-
2018. 142pp. doi:10.2800/088178
Ellmauer, T., Igel, V., Ku –
drnovsky, H., Moser, D. & Pater –
noster, D. (2020): Monitoring von
Lebensraumtypen und Arten von
gemeinschaftlicher Bedeutung
in Österreich 2016–2018 und
Grundlagenerstellung für den
Bericht gemäß Art.17 der FFH-
Richtlinie im Jahr 2019: Teil 2:
Artikel 17-Bericht. Im Auftrag der
österreichischen Bundesländer.
Umweltbundesamt, Reports Bd.
REP-0734. Wien.
European Commission.
(2018): EU Budget: The CAP af –
ter 2020. 4 S. https://ec.europa.
eu/commission/sites/beta-politi –
cal/files/budget-may2018-moder –
nising-cap_en.pdf
European Commission.
(2020): EU Biodiversity Strategy
for 2030. https://ec.europa.eu/
environment/strategy/biodiversi –
ty-strategy-2030_en
European Commission. (o.J.):
CAP Specific Objectives … ex –
plained – Brief No.6. Biodiversity
and farmed landscapes. 19 S.
https://ec.europa.eu/info/sites/
info/files/food-farming-fisheries/key_policies/documents/cap-spe –
cific-objectives-brief-6-biodiver –
sity_en.pdf
Eurostat. (2020): sales of
pesticides in the EU. https://
ec.europa.eu/eurostat/de/web/
products-eurostat-news/-/ddn-
20200603-1
Geiger, F., Bengtsson, J.,
Berendse, F., Weisser, W.,
W., Emmerson, M., Morales,
M., B., Ceryngier, P., Liira, J.,
Tscharntke, T., Winqvist, C.,
Eggers, S., Bommarco, R., Pärt,
T., Bretagnolle, V., Plantegenest,
M., Clement, L., W., Dennis, C.,
Palmer, C., Oñate, J., J., Guerre –
ro, I., Hawro, V., Aavik, T., Thies,
C., Flohre, A., Hänke, S., Fischer,
C., Goedhart, P., W. & Inchausti,
P. (2010): Persistent negative ef –
fects of pesticides on biodiversity
and biological control potential
on European farmland. Basic and
Applied Ecology 11: 97-105.
Grüner Bericht. (2020): Grü –
ner Bericht 2020. Die Situation
der österreichischen Land- und
Forstwirtschaft. Bundesministeri –
um für Landwirtschaft, Regionen
und Tourismus.
Hallmann, C.A., Sorg, M.,
Jongejans, E., Siepel, H., Hof –
land, N., Schwan, H., Stenmans,
W., Müller, A., Sumser, H.,
Hörren, T., Goulson, D. & De
Kroon, H. (2017): More than 75 Potenzial große Verbesserungen für die Biodiversität zu bringen.
Der zweite Teil des Maßnahmenpaketes zur Schaf –
fung von Strukturen und Kleinteiligkeit weist teilweise Überschneidungen mit der
Option 15_02 Rettungsinseln für die Natur: Ökoflächen in der Land- und Forst –
wirtschaft zur Bewältigung der Biodiversitätskrise auf. Während letztere aber
hauptsächlich auf ein gut abgestimmtes Netz aus Außer-Nutzung-gestellten grö –
ßeren Flächen abzielt, beinhalten die hier vorgeschlagenen Maßnahmen auch
die Erhaltung und Anlage von kleineren Strukturelementen bis hin zu punkt –
förmigen Landschaftselementen, wie einzelne Gehölze, die durch einen rein
flächenbasierten Ansatz schwer zu fassen aber für die Biodiversität von großer
Bedeutung sind. Die beiden Optionen ergänzen sich also und sollten jedenfalls
beide, teilweise in enger Abstimmung miteinander, umgesetzt werden. Beispiels –
weise könnten Pilotprojekte zeitgleich in einer Region durchgeführt werden.
15
percent decline over 27 years in
total flying insect biomass in pro –
tected areas. PLoS ONE 12(10):
e0185809.
Hass, A., Kormann, U.G.,
Tscharntke, T., Clough, Y.,
Baillod, A. B., Sirami, C. &
Bertrand, C. (2018): Landscape
configurational heterogeneity by
small-scale agriculture, not crop
diversity, maintains pollina –
tors and plant reproduction in
western Europe. Proc. R. Soc. B,
285(1872), 20172242.
Hauzenberger, I., Lenz, K.,
Loishandl-Weisz, H., Steinbichl,
P. & Offenthaler, I. (2020):
Rodentizide Wirkstoffe in der
Umwelt. Erste österreichische
Fallstudie zu Rodentiziden in der
Umwelt. REP-0733. Umweltbun –
desamt, Wien.
Heubuch, M. (2018): Agrar –
ökologie als Leitbild für Landwirt –
schafts- und Ernährungspolitik.
In: Agrarbündnis e.V., Konstanz
(Hrsg.): Der kritische Agrarbe –
richt 2018: 39-44.
Holzer, T., Zuna-Kratky, &
Bieringer, G. (2019): Bewertung
der Wirkung relevanter LE-Maß –
nahmen auf Heuschrecken und
Tagfalter als Indikatorarten für
Biodiversität. Endbericht an das
Bundesministerium für Nach –
haltigkeit und Tourismus, Wien:
60 S.
IPBES. (2019): Global as –
sessment report on biodiversity
and ecosystem services of the
Intergovernmental Science-
Policy Platform on Biodiversity
and Ecosystem Services. E. S.
Brondizio, J. Settele, S. Díaz,
and H. T. Ngo (editors). IPBES
Secretariat.
INKOTA netzwerk. (2019):
Positionspapier Agrarökologie
stärken. Für eine grundlegende
Transformation der Agrar- und
Ernährungssysteme. https://
www.webshop.inkota.de/produkt/
download-positionspapier/
positionspapier-agraroekologie-
staerken
Lomba, A., Moreira, F.,
Klimek, S., Jongman, R.H.G.,
Sullivan, C., Moran, J., Poux, X.,
Honrado, J.P., Pinto-Correia, T.,
Plieninger, T. & McCracken, D.I.
(2020): Back to the future: ret –
hinking socioecological systems
underlying high nature value
farmlands. Frontiers in Ecology
and the Environment 18(1): 36-
42. Doi: https://doi.org/10.1002/
fee.2116
Mupepele, A.-C., Böhning-
Gaese, K., Lakner, S., Plieninger, T., Schoof, N. & Klein, A.-M.
(2019): Insect conservation in
agricultural landscapes. An out –
look for policy-relevant research.
GAIA 24/4: 342-347.
Norton, B. (1987): Why pre –
serve Natural Variety? Princeton,
Princeton University Press.
Paredes, D. Rosenheim, J.A.,
Chaplin-Kramer, R., Winter, S.
& Karp, D.S. (2020): Landscape
simplification increases vineyard
pest outbreaks and insecticide
use. Ecology letters (2020), Wiley
Online Library https://online –
library.wiley.com/doi/full/10.1111/
ele.13622
Pascher, K., Hainz-Re –
netzeder, C., Sachslehner, L.,
Frank, T. & Pachinger, B. (2020):
BINATS II – Erfassung der Bio –
diversität in den österreichischen
Ackerbaugebieten anhand der
Indikatoren Landschaftsstruktur,
Gefäßpflanzen, Heuschrecken,
Tagfalter und Wildbienen – 2.
Erhebungsdurchgang 2017/18
nach zehn Jahren. Studie im
Auftrag des Bundesministeriums
für Landwirtschaft, Regionen
und Tourismus (BMLRT) sowie
des Bundesministeriums für
Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz (BMSGPK).
Endbericht 2020: pp. 150.
Pe’er, G., Zinngrebe, Y.,
Hauck, J., Schindler, S., Dittrich,
A., Zingg, S., Tscharntke, T.,
Oppermann, R., Sutcliff, L.M.E.,
Sirami, C., Schmidt, J., Hoyer,
C., Schleyer, C. & Lakner, S.
(2017): Adding some Green to
the Greening: Improving the EU’s
Ecological Focus Areas for Biodi –
versity and Farmers. Conserva –
tion Letters 10: 517-530.
Pe’er, G., Zinngrebe, Y.,
Moreira, F., Sirami, C., Schindler,
S., Müller, R., Bontzorlos, V.,
Clough, D., Bezak, P., Bonn, A.,
Hansjürgens, B., Lomba, A., Mö –
ckel, S., Passoni, G., Schleyer,
C., Schmidt, J. & Lakner, S.
(2019): A greener path for the
EU Common Agricultural Policy.
Science 365 (6452): 449-451.
Pe’er, G., Bonn, A., Bruelhei –
de, H., Dieker, P., Eisenhauer,
N., Feindt, P. H., Hagedorn, G.,
Hansjürgens, B., Herzon, I., Lom –
ba, A., Marquard, E., Moreira,
F., Nitsch, H., Oppermann, R.,
Perino, A., Röder, B., Schleyer,
C., Schindler, S., Wolf, C., Zinng –
rebe, Y. & Lakner, S. (2019): Ac –
tion needed for the EU Common
Agricultural Policy to address
sustainability challenges. People
and Nature 2: 305-316.Rabitsch, W., Zulka, K.P. &
Götzl, M. (2020): Insekten in
Österreich. Artenzahlen, Status,
Trends, Bedeutung und Gefähr –
dung. REP-0739. Umweltbundes –
amt, Wien.
Rodríguez, C. & Wiegand, K.
(2009): Evaluating the trade-off
between machinery efficiency
and loss of biodiversity-friendly
habitats in arable landscapes:
The role of field size. Agricultu –
re, Ecosystems & Environment:
129(4): 361-366.
RSPB (2012). Hope Farm.
Farming for food, profit and wild –
life. The Royal Society for the
Protection of Birds (RSPB).
Sánchez-Bayo, F. & Wyck –
huys, K.A.G. (2019): Worldwide
decline of the entomofauna: A
review of its drivers. Biological
Conservation 232: 8-27.
Sanders, J. & Heß, J. (Hrsg.)
2019: Leistungen des ökologi –
schen Landbaus für Umwelt und
Gesellschaft (Review). Thünen
Report Nr. 65; Thünen Institut,
Braunschweig. https://www.
thuenen.de/media/publikationen/
thuenen-report/Thuenen_Re –
port_65.pdf
Seibold, S., Gossner, M.M.,
Simons, N.K., Blüthgen, N., Mül –
ler, N., Ambarli, D., Ammer, C.,
Bauhus, J., Fischer, M., Habel,
J. C., Linsenmair, K. E., Nauss,
T., Penone, C., Prati, D., Schalle,
P., Schulze, E.-D., Vogt, J., Wöl –
lauer, S. & Weisser, W.W. (2019):
Arthropod decline in grassland
and forests is associated with
landscape drivers. Nature 574:
671–674.
Schindler, S., Zulka, K.P.,
Sonderegger, G., Oberleitner, I.,
Peterseil, J., Essl, F., Ellmauer,
T., Adam, M. & Stejskal-Tie –
fenbach, M. (2016): Biologische
Vielfalt in Österreich. Schutz,
Status, Gefährdung. Report.
REP-0542. Umweltbundesamt,
Wien. 192 S.
Schlatzer, M. Lindenthal, T.
(2019): Österreichische und euro –
päische Alternativen zu Palmöl
und Soja aus Tropenregionen –
Möglichkeiten und Auswirkungen;
Endbericht an Greenpeace. For –
schungsinstitut für biologischen
Landbau (FiBL) Österreich und
Zentrum für Globalen Wandel
und Nachhaltigkeit (gW/N), Uni –
versität für Bodenkultur, Wien, 80
S. https://www.fibl.org/fileadmin/
documents/de/news/2019/stu –
die_palmoel_soja_1907.pdf.
Stodieck, F. (2020): Das
(noch) vorherrschende Agrar -modell erweist sich als nicht
zukunftsfähig. In: Agrarbündnis
e.V., Konstanz (Hrsg.): Der kriti –
sche Agrarbericht 2020: 34-48.
Suske, W., Huber, J., Glaser,
M., Depisch, B. & Schütz, C.
(2019): Ökologische Bewer –
tung der Bewirtschaftung von
Grünlandflächen hinsichtlich
Nutzungsintensivierung und
Nutzungsaufgabe. Evaluierungs –
studie im Auftrag des BMNT
(Bundesministerium für Nach –
haltigkeit und Tourismus).
Takacs, D. (1996): The idea
of biodiversity. Philosophies of
paradise. The Johns Hopkins
University Press, Baltimore
and London.WWF Deutschland
(2019): Vielfalt auf den Acker!
Ansätze für eine nachhaltige
Landwirtschaft in Deutschland.
156 S.
Umweltbundesamt (UBA).
(2018): Umwelt und Landwirt –
schaft. Daten zur Umwelt,
Ausgabe 2018. Dessau-Roßla,
Deutschland.
WWF Deutschland. (2019):
Vielfalt auf den Acker. Ansätze
für eine nachhaltige Landwirt –
schaft in Deutschland. https://
www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/
Publikationen-PDF/WWF-Acker –
baustudie-Langfassung-2019.pdf
Zethner, G., Schwarzl, B. &
Sedy, K. (2019): Umstellung der
österreichischen Stickstoff- und
Phosphorbilanz der Landwirt –
schaft auf EUROSTAT-Vorgaben.
Report. REP-0694. Umwelt –
bundesamt, Wien.Yarime, M.,
Trencher, G., Mino, T., Scholz,
R. W., Olsson, L., Ness, B. et al.
(2012). Establishing sustainability
science in higher education in –
stitutions: towards an integration
of academic development, insti –
tutionalization, and stakeholder
collaborations. Sustainability Sci –
ence, 7(S1), 101–113. https://doi.
org/10.1007/s11625-012-0157-5
Young Science. (2021).
Zentrum für die Zusammen –
arbeit von Wissenschaft und
Schule (Bundesministerium
für Bildung, Wissenschaft und
Forschung, Hrsg.). Wien. Zugriff
am 30/04/21. Verfügbar unter:
https://youngscience.at/de/
15_01 / Ökologisierung der Landwirtschaft 16

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar