SDG_13_Option_13_11_20231119_182407.txt

Optionen
und
Maßnahmen
Österreichs Handlungsoptionen
zur Umsetzung
der UN-Agenda 2030
für eine lebenswerte Zukunft.
UniNEtZ –
Universitäten und Nachhaltige
Entwicklungsziele
Optionen und Maßnahmen1
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung 13_11
Target 13.2Autor_innen:
Erb, Karlheinz ( Universität für Bodenkultur ); Gratzer,
Georg ( Universität für Bodenkultur ); Horvath, Sophia-
Marie ( Universität für Bodenkultur ); Kirchner, Mathias
(Universität für Bodenkultur ); Spittler, Nathalie ( Uni-
versität für Bodenkultur ); Wenzel, Walter ( Universität
für Bodenkultur ); Gingrich, Simone (Universität für Boden –
kultur).
Reviewer:
Welle, Torsten ( Naturwald Akademie GmbH )Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung
23 Abbildungsverzeichnis
4 13_11 .1 Ziele der Option
4 13_11.2 Hintergrund der Option
8 13_11.2.1 Status quo in Österreich und Global
– production and consumption perspectives
11 13_11.2.2 Generelle Prinzipien der Umsetzung
von Maßnahmen zur Kohlenstoffspeicherung
13 13_11.3 Optionenbeschreibung
13 13_11.3.1 Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
18 13_11.3.2 Beschreibung von potenziellen Konflikten
und Systemwiderständen sowie Barrieren
19 13_11.3.3 Beschreibung des Transformationspotenzials
20 13_11.3.4 Umsetzungsanforderungen
21 13_11.3.5 Erwartete Wirkungsweise
21 13_11.3.6 Zeithorizont der Wirksamkeit
22 13_11.3.7 Vergleich mit anderen Optionen,
mit denen das Ziel erreicht werden kann
23 13_11.3.8 Interaktionen mit anderen Optionen
24 LiteraturInhalt
Optionen und Maßnahmen3Abbildungsverzeichnis
Abb. O_13-11_01 : AFO –
LU Treibhausgasbilanz
2020 der Komponenten
Landwirtschaft (A) und
Landnutzung und Forst –
wirtschaft (FOLU). N.B.
Nicht-CO2 Emissionen
von FOLU sind nicht dar –
gestellt und belaufen sich
auf rund 150 ktCO2eq/a.
Quelle: Anderl et al.
(2022). Der Markierungs –
punkt in der linken (A)
Säule bezieht sich auf
das Saldo der gesamten
AFOLU Emissionen, der
der rechten (FOLU) Säule
auf das Saldo der einzel –
nen FOLU Posten.
// Fig. O_13-11_01 : AFO –
LU 2020 greenhouse gas
balance of agriculture (A)
and land use and forestry
(FOLU) components.
N.B. Non-CO2 emissions
from FOLU are not shown
and amount to about 150
ktCO2eq/a. Source: Aus –
tria‘s National Inventory
Report 2021 (Anderl et
al., 2022). The marker in
the left (A) column refers
to the balance of total
AFOLU emissions, that of
the right (FOLU) column
to the balance of indivi –
dual FOLU items.8
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung 13_11 .1 Ziele der Option
Das zentrale Ziel dieser Option für SDG 13 ist der
Erhalt und die Erhöhung von Kohlenstoffbeständen außerhalb der Atmosphäre.
Diese betreffen die Stabilisierung oder Erhöhung der Kohlenstoffspeicher (C-Spei –
cher) und die Erhöhung der Verweildauer von Kohlenstoff (C) in land- und forst –
wirtschaftlichen Böden, Wald-Biomasse und in Biomasseprodukten in Österreich,
aber auch die jeweiligen Kohlenstoffbestände in Ländern, aus denen Österreich
Biomasse (Materialien, Energieträger, Nahrungs- und Futtermittel) bezieht.
Beinahe alle Klimaszenarien gehen für das Erreichen
von 1,5 oder 2,0 Grad-Zielen für die globale Erwärmung von negativen Emissionen
aus, die einen Teil der weiteren Emissionen kompensieren (Roe et al., 2019). Er –
höhung der Kohlenstoffbestände in Landökosystemen ist hier eine der wichtigsten
Maßnahmen ( natural climate solutions or nature based solutions ) (Griscom et al.,
2017; Rockström et al., 2021b). Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass diese
Option sich zwar unmittelbar und auch in großem Umfang mindernd auf die Emissi –
onsbilanz auswirkt, aber durch Sättigungseffekte der Bestände zeitlich beschränkt
ist. Die Option kann gezielt genutzt werden, um Zeit für die Dekarbonisierung z. B.
des Energiesystems zu kaufen, sie kann aber nicht als langfristige (im Sinne von
mehreren Dekaden bis Jahrhunderten) Lösung der Klimakrise angesehen werden.
Diese Option baut auf den Ausführungen/Maßnahmen
des Referenzplan als Grundlage für einen wissenschaftlich fundierten und mit den
Pariser Klimazielen in Einklang stehenden Nationalen Energie- und Klimaplan für
Österreich (Ref-NEKP; Kirchengast, et al., 2019) auf und erweitert bzw. ergänzt
diese. Während im Referenz-Nationalen Energie- und Klimaplan (Ref-NEKP) die
enge Verflechtung mit anderen Themenfeldern und Sektoren im Zentrum stehen,
werden hier die Möglichkeiten und Maßnahmen in der Tiefe beleuchtet.
13_11.2 Hintergrund der Option
Terrestrische Ökosysteme spielen eine wichtige Rolle
in der Regulation des Weltklimas, insbesondere weil sie in Vegetation und Boden
große Mengen Kohlenstoff binden, der sonst in der Atmosphäre akkumulieren und
das Klima weiter anheizen würde. Während die Pflanzen global einen Bestand
von 450 (380–536) GtC ausmachen, rund die Hälfte des Kohlenstoffbestandes
der Atmosphäre (860 GtC), bilden Böden mit 1500-2400 GtC das größte Reser –
voir, und in Permafrost-Böden sind weitere 1700 GtC gebunden (Friedlingstein
et al., 2020). Diese großen Bestände stehen im Austausch mit der Atmosphäre,
indem sie Kohlenstoff, z. B. in Form von CO2, an die Atmosphäre abgeben und aus
dieser aufnehmen. Diese Flüsse sind, einzeln betrachtet, die größten des globalen
Kohlenstoffkreislaufes, Ein- und Austräge sind jedoch beinahe gleich groß. Obwohl
gesellschaftliche Eingriffe zu deutlichen Emissionen durch Landnutzung führen
(1,6 GtC/a), wirken terrestrische Ökosysteme in Summe heute als Netto-C-Sen –
ke, weil sie 3,4 GtC/a aufnehmen. Dieser residual sink oder SinkLand genannte
Kohlenstofffluss ist eine berechnete Größe (das Saldo aus bekannten Emissionen
und Senken), und die dahinterliegenden Mechanismen sind bis dato nur teilweise
geklärt. Diese Senke wird in den Wäldern vermutet und kann auf natürliche Verän –
derungen, aber auch auf langfristige Effekte vergangener Landnutzung, besonders
in den Regionen mit langer Landnutzungsgeschichte (zumeist in den gemäßigten
und borealen Klimazonen gelegen), zurückzuführen sein (Arneth et al., 2017; Erb
et al., 2013). Wie sich die Aufnahmefähigkeit globaler Ökosysteme unter dem sich
4
Optionen und Maßnahmenändernden Klima in Zukunft verändern wird, ist schwer abzusehen (Intergovernmen –
tal Panel on Climate Change (IPCC), 2019). Durch Prozesse wie das Auftauen des
Permafrostes wird befürchtet, dass die derzeit beobachtete C-Senke bei fortschrei –
tendem Klimawandel und gleichbleibender Landnutzung nicht aufrecht bleiben wird
(IPCC, 2018).
Innerhalb der terrestrischen Ökosysteme ist die Aktivi –
tät, die derzeit für die meisten C-Emissionen aus der Landnutzung verantwortlich
ist, die Entwaldung in tropischen Ländern des Globalen Südens. Allerdings ist ein
wesentlicher Anteil der tropischen Entwaldung auf landwirtschaftliche Expansion für
die Exportproduktion für den Globalen Norden zurückzuführen (Pendrill et al., 2019).
Darüber hinaus wird durch den Import von Futter- und Nahrungsmitteln der Kohlen –
stoffbestand von bereits existierenden agrarischen Ökosystemen (Grünland und
Acker) in anderen Regionen verringert, und entlang der Produktions- und Transport –
kette werden weitere Treibhausgase (CO2, N2O, CH4) freigesetzt. Ein wesentlicher
Teil des internationalen Handels mit Biomasse sind Futtermittel für die tierische Pro –
duktion, die wiederum im importierenden Land zu weiteren Treibhausgasemissionen
aus der Tierhaltung führt (Billen et al., 2021; Gavrilova, Jonas, Erb & Haberl, 2010;
Roux, Kastner, Erb & Haberl, 2020; Theurl et al., 2020) (siehe auch Optionen 08_04:
Ausstieg aus transatlantischen Sojaimporten, Reduktion von Schweinefleischpro –
duktion, -konsum und –abfall und 02_01: Protein Transition: Deutliche Reduktion
des Fleischkonsums, gleichzeitig gesteigerter Konsum von pflanzlichen Proteinen).
In vielen Ländern des globalen Nordens hingegen, auch
in Österreich (siehe unten), nehmen die C-Bestände in Ökosystemen zu, insbeson –
dere weil die Waldflächen sich ausweiten und/oder immer mehr Biomasse pro Flä –
che im Wald steht. Neben Veränderungen der Waldfläche hat also auch die Art, wie
Wälder genutzt werden, einen wichtigen Einfluss auf ihre Kohlenstoffbestände. Je
nach Bewirtschaftungsweise und -intensität etabliert sich ein bestimmter C-Bestand
auf einer Waldfläche, der im Normalfall niedriger ist, würde gar keine Bewirtschaf –
tung erfolgen, selbst wenn nur so viel entnommen wird wie im selben Jahr nach –
wächst (Erb et al., 2018). Im globalen Mittel liegen die C-Bestände der beobachteten
Wälder um rund 20-30 % unter jenen der potentiellen Wälder, also der Wälder, die
ohne Nutzung unter heutigem Klima existieren würden. Waldmanagement und
Aufforstung spielen also eine wichtige Rolle beim Schutz von Kohlenstoffsenken in
Waldökosystemen (Mackey et al., 2013; Rockström et al., 2021a).
Drei Fälle von Dynamiken in C-Beständen können
unterschieden werden: (i) Bestandserhalt; dieser führt zu keinen netto-Aufnahmen
von Kohlenstoff in Ökosystemen oder Produkten, verhindert aber auch netto-Emis –
sionen und ist daher eine wesentliche Klimaschutzmaßnahme; (ii) der Erhalt von
Kohlenstoffsenken; dieser führt zu einer gleichmäßigen Bestandszunahme (in
Ökosystemen und/oder Produkten) und kompensiert in der Emissionsberichterstat –
tung Emissionen aus anderen Quellen. Wenn die Senkenleistung reduziert wird,
führt das unmittelbar zu einem erhöhten Emissionsminderungsdruck in anderen
Sektoren. (iii) eine Erhöhung der Kohlenstoffsenke; diese führt zu einer verstärkten
Zunahme der Kohlenstoffbestände und kann in steigendem Ausmaß Emissionen aus
anderen Sektoren kompensieren. Eine Senkenerhöhung kann unmittelbar (z. B. im
Wald bei reduzierter Waldernte, weil das Waldwachstum unbeeinträchtigt von der
Ernte fortschreitet) oder zeitverzögert (wenn sich auf freigewordenen landwirtschaft –
lichen Flächen z. B. durch die natürliche Sukzession Wald etabliert) wirksam sein.
Die Maßnahmen zum Erhalt und Ausbau von Kohlen –
stoffbeständen zeigen hohe Synergieeffekte mit anderen Nachhaltigkeitszielen.
So können positive Effekte auf die Biodiversität erzielt werden, wenn angepasste
5
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung Baumarten und Baumartenmischungen verwendet werden und die Landschaftskon –
nektivität verbessert wird (Getzner et al., 2020). Wenn dies nicht der Fall ist, können
solche Aufforstungen negative Biodiversitätseffekte zeigen (Gómez-González,
Ochoa-Hueso & Pausas, 2020; Veldman et al., 2015). Auch wenn extensiv genutzte
Weideflächen in großem Maß aufgeforstet werden, können negative Biodiversitäts –
effekte eintreten (Zimmermann, Tasser, Leitinger & Tappeiner, 2010). Zudem gilt
es, Interessenskonflikte mit der lokalen Bevölkerung zu lösen und Problemverlage –
rungen in andere Sektoren oder Länder zu verhindern (Scheidel, 2019; Scheidel &
Gingrich, 2020).
Wenn Holz geerntet wird, ist es nicht mehr Teil des
C-Bestandes im Wald und reduziert damit den C-Bestand des Waldes im Vergleich
zu einem Nicht-Nutzungs-Szenario. Wenn das Holz aber beispielsweise nicht sofort
verbrannt wird, verursacht es nicht notwendigerweise sofort Emissionen an die At –
mosphäre: Gesellschaften bauen durch Verwendung von langlebigen Holzprodukten
(Harvested Wood Products ) C-Bestände auf. Erst nach dem Ende des jeweiligen
Produktlebenszyklus werden diese Produkte zu Abfall und somit meist zu Emissio –
nen. Holzprodukte nehmen also selbst keinen Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf,
sondern stellen eine Verlagerung von Kohlenstoff von einem Pool (Wald) in einen
anderen (Gesellschaftliche C-Bestände) dar. Sie wirken nur dann als zusätzlicher
Speicher, wenn die Verweildauer von Kohlenstoff in der Gesellschaft bis zu seiner
Freisetzung an die Atmosphäre länger ist als die Zeitspanne, die er sonst im Wald
verbleiben würde (siehe unten). Eine Verlängerung der Verweildauer in gesellschaft –
lichen Beständen wirkt insofern emissionsmindernd, als der Zeitpunkt von C-Emis –
sionen um Jahre oder Jahrzehnte in die Zukunft verlagert wird.
Die Entwicklung von Maßnahmen zur Minimierung
ökosystemarer Treibhausgasemissionen und zur Stabilisierung existierender Sen –
ken steht vor der Herausforderung, dass nationale Treibhausgasinventuren, die
wichtigsten Treibhausgas-Monitoring-Instrumente von Nationalstaaten, nur teilweise
relevante Informationen dafür liefern. Dort werden nämlich nur Netto-Flüsse zwi-
schen Atmosphäre und Kohlenstoffbeständen in Ökosystemen und Holzprodukten
berichtet, also die Summe aus Senken und Emissionen, die in einem Jahr beobach –
tet werden. Treibhausgasinventuren haben also gar nicht den Anspruch, alle Treib –
hausgas-relevanten Flüsse zwischen Atmosphäre und terrestrischen Beständen zu
dokumentieren, ihr Ziel ist es die Klimawirksamkeit gesellschaftlicher Aktivitäten zu
quantifizieren. Daher geben Treibhausgasinventuren in der Regel weder Aufschluss
darüber, wie sich Brutto-Flüsse verändert haben, noch informieren sie darüber, wel –
che Senke sich in Ökosystemen ohne gesellschaftliche Nutzung etabliert hätte, also
welchen Effekt die Nutzung gegenüber einem Nicht-Nutzungs-Szenario hat.
Im Wald wirken sich durch die syst emischen Zusam –
menhänge von Kohlenstoffbeständen und Biomasse-Ernte (hohe Ernte bedingt
geringere Senke; Harmon, Ferrell & Franklin, 1990; Holtsmark, 2012; Keith, Linden –
mayer, Macintosh & Mackey, 2015; Marland & Schlamadinger, 1997) Maßnahmen
der Emissionsminderung durch Erhalt oder Erhöhung der natürlichen Kohlenstoff –
bestände auf die Verfügbarkeit von Waldbiomasse für sozioökonomische Prozesse
aus. Das Ziel der Option ist in diesem Sinne, zu der größtmöglichen Netto-Vermin –
derung an Emissionen beizutragen. Da aber Kohlenstoffbestände dem ökologischen
Prinzip slow-in/rapid-out (Körner, 2003) folgen, ist die Zeitdimension von netto-
Emissionsminderungen zentral, und hier insbesondere die kurzfristigen Potenziale
(diese sind im Wald wenige Jahrzehnte).
6
Optionen und MaßnahmenAuf landwirtschaftlich genutzten Flächen kann die Ern-
te z. B. durch Düngung erhöht werden. Dies kann gleichzeitig zu höheren Ernte –
rückständen führen, die, wenn diese auf dem Feld bleiben, den Bodenkohlenstoff –
bestand erhöhen können. Zudem kann, wenn die Produktionsmenge unverändert
bleibt, freie Fläche durch die natürliche Sukzession mittel- bis langfristig große
Kohlenstoffbestände aufbauen (Wälder). Allerdings wird sowohl die höhere Ernte
als auch mehr Ernterückstand durch erhöhte THG-Emissionen und andere negati –
ve Umweltwirkungen (N-Kreislauf, P-Kreislauf, Wasserkreislauf inklusive Wasser –
belastung, Biodiversitätsverluste etc.) erkauft. Zudem bleiben freie Flächen häufig
durch den Rebound-Effekt nicht frei, sondern werden wiederum kultiviert.
Es sollte klar zwischen Kohlenstoffspeicherung (bzw.
Akkumulation) in spezifischen Kompartimenten (z. B. Boden, Produkte) einer –
seits, und netto-Sequestrierung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Sinne der
Mitigation des Klimawandels andererseits unterschieden werden. Ein erheblicher
Teil beispielsweise jener Boden-bezogenen Maßnahmen, die üblicherweise als
Sequestrierung bezeichnet werden, kann sich zwar positiv auf den Humusgehalt
und davon bestimmte Bodenfunktionen landwirtschaftlicher Böden auswirken, ent –
nimmt der Atmosphäre jedoch kein CO2, da es sich in der Regel nur um räumliche
Verlagerung von Kohlenstoffbeständen handelt. Ein Beispiel dafür ist die reduzier –
te bzw. minimale Bodenbearbeitung. Dabei handelt es sich zumeist nur um eine
vertikale Umverteilung von Kohlenstoff im Bodenprofil (Zunahme im Oberboden,
Abnahme im darunterliegenden Horizont). Allerdings hat diese Maßnahme in der
Regel eine positive Wirkung für die Bodenfruchtbarkeit, oder eine Reduktion der
Bodenerosion zur Folge, die dennoch ihre Umsetzung trotz der geringen Bedeu –
tung für die Mitigation durch Kohlenstoffsequestrierung sprechen. Anders verhält
es ich bei Biokohle ( biochar ), also die Einbringung von Biokohle in den Boden, um
damit die chemisch-physikalischen Eigenschaften, die Speicherfähigkeit für Koh –
lenstoff, Wasser und Nähstoffe zu erhöhen und eine langfristige Verbesserung der
Bodenfruchtbarkeit zu erreichen. Die meist hohe Stabilität und die Verringerung
von N2O-Emissionen erscheint zwar vorteilhaft, die tatsächliche Wirkung auf die
THG-Bilanz ist jedoch vom gesamten Lebenszyklus unter Berücksichtigung von
Produktion, Transport und Opportunitätskosten gegenüber alternativen Nutzungs –
optionen (z. B. energetische Nutzung) als relativ gering einzuschätzen (Paustian,
Larson, Kent, Marx & Swan, 2019). Die Einbringung von Biokohle in den Böden
mit dem vorrangigen Ziel der Kohlenstoffsequestrierung ist daher keine allgemein
anwendbare, ökonomisch vertretbare und prioritäre Option. Positive Auswirkungen
auf den Kohlenstoffaufbau können nur bei Verwendung von Biokohle aus Reststof –
fen ohne alternative Nutzung (z. B. Gülle, organische Abfälle, borhaltige Dämmma –
terialien am Ende ihres Lebenszyklus) erzielt werden (Duboc et al., 2019).
Es wird im Folgenden daher zwischen Maßnahmen
unterschieden, die Kohlenstoffspeicher erhöhen, ohne dabei eine Nettoseques –
trierung zu leisten (also beispielsweise Humusaufbau in der Landwirtschaft, der
Erhalt von Kohlenstoffbeständen in Ökosystemen, oder der Aufbau von Kohlen –
stoffbeständen aus Holzprodukten), und solchen, die durch Photosynthese zu einer
netto-Kohlenstoffsequestrierung aus der Atmosphäre führen.
7
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung 13_11.2.1 Status quo in Österreich und Global
– production and consumption perspectives
In Österreich dokumentiert für das Jahr 2020 die na –
tionale Treibhausgasinventur (Anderl et al., 2022), dass Senken in Wald und Holz –
produkten 2623 ktCO2eq/a gebunden haben, also rund 4 % der nationalen Treib –
hausgasemissionen. Dem gegenüber stehen landwirtschaftliche Emissionen (Abb.
O_13-11_01, linker Balken Landwirtschaft) in der Höhe von 6964 ktCO2eq/a und
Emissionen aus Landnutzungsveränderungen von 1096 ktCO2eq/a (Abb. O_13-
11_01, rechter Balken, positive Werte). Damit wirkt die Landnutzung inklusive Land-
und Forstwirtschaft (AFOLU) als Kohlenstoffquelle im Ausmaß von 5437 ktCO2eq/a
(Abb. O_13-11_01; NB nicht-CO2 Emissionen aus FOLU sind hier nicht dargestellt).
Die Kohlenstoffsenke im Jahr 2020 aus dem Bestandsaufbau in Wäldern machte
-2450 ktCO2eq/a aus (existierende Wälder -733 ktCO2eq/a und neue Waldflächen
-1717 ktCO2eq/a). Der Aufbau von Holzproduktbeständen stellte eine Senke von
-173 ktCO2/a dar. Die Bedeutung der Holprodukte hat zwischen den Vorjahren
(2018: 1969 ktCO2eq/a; 2019: 1462 ktCO2eq/a) und 2020 aus unterschiedlichsten
Gründen extrem abgenommen und der weitere Verlauf bleibt unklar.
8-4.000-2.00002.0004.0006.0008.000
Landwirtschaft (A) Landnutzung und Forstwirtschaft
(FOLU)[kt CO2 eq / yr]Andere landwirtschafltiche Quellen
Direkte und inbirekte Bodenemissionen
Dünger -management
Enterische Fermentation
Landnutzungs –
veränderungen
Bestandserhöhung
im Wald
Waldflächen –
ausweitung
HolzprodukteSenken Emissionen
Abb. O_13-11_01: AFOLU Treibhausgasbilanz
2020 der Komponenten Landwirtschaft (A)
und Landnutzung und Forstwirtschaft (FOLU).
N.B. Nicht-CO2 Emissionen von FOLU sind
nicht dargestellt und belaufen sich auf rund
150 ktCO2eq/a. Quelle: Anderl et al. (2022).
Der Markierungspunkt in der linken (A) Säule
bezieht sich auf das Saldo der gesamten AFOLU
Emissionen, der der rechten (FOLU) Säule auf das
Saldo der einzelnen FOLU Posten. // Fig. O_13-11_01 : AFOLU 2020 greenhouse gas
balance of agriculture (A) and land use and forestry
(FOLU) components. N.B. Non-CO2 emissions
from FOLU are not shown and amount to about 150
ktCO2eq/a. Source: Austria’s National Inventory
Report 2021 (Anderl et al., 2022). The marker in the
left (A) column refers to the balance of total AFOLU
emissions, that of the right (FOLU) column to the
balance of individual FOLU items.
Optionen und MaßnahmenDie jährliche Bestandszunahme in Wäldern ist aller –
dings in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen, in den 1990er Jahren
schwankte sie noch zwischen 9000 und 19000 ktCO2/a, und auch die Zunahme in
Holzprodukten war damals höher als heute. Die Tatsache, dass der Holzeinschlag
in Österreich seit 2007 im Mittel bei 88 % des jährlichen Zuwachses liegt, in Be –
trieben über 200 ha seit 2000 bei über 100 % (Gschwandtner, 2019), weist darauf
hin, dass die Nutzungsintensität in österreichischen Wäldern in den letzten Jahren
schon an oder über der Grenze dessen war, was langfristig noch eine Kohlenstoff –
senke ermöglicht (European Environment Agency (EEA), 2017).
Ein Vergleich zwischen den derzeit beobachteten
C-Beständen in Österreichs Ökosystemen und den biophysikalisch möglichen C-
Speicherpotentialen gibt Aufschluss darüber, wie groß die maximalen Mengen an
C sind, die aus der Atmosphäre in Österreich aufgenommen werden können, wobei
Zielkonflikte mit anderen Ökosystemleistungen (Lebensmittelproduktion, Biodi –
versität, Landschaftsästhetik, etc.) berücksichtigt werden müssen. Im Vergleich
zur potentiellen Vegetation liegt der C-Bestand österreichischer Ökosysteme bei
weniger als 50 %, wobei die größte Differenz durch landwirtschaftliche Nutzung
potenzieller Waldflächen zustande kommt (Gingrich, Erb, Krausmann, Gaube &
Haberl, 2007). Innerhalb derselben Landnutzungskategorie ist die Differenz auf
Waldflächen (und hier in der Vegetation) am größten. Auf nicht mit Bäumen be –
stockten Ackerflächen, wo C dauerhaft nur im Boden gespeichert wird, wurden
die Speicherpotentiale vermutlich in den letzten Jahrzehnten bereits weitgehend
ausgeschöpft.
Zugleich ist Österreich stark in den internationalen
Handel mit land- und forstwirtschaftlichen Produkten eingebunden (Food and
Agriculture Organization Corporate Statistical Database (FAOSTAT), 2021; Kalt &
Amtmann, 2014) und übt damit Einfluss auf Kohlenstoffbestände außerhalb des
österreichischen Territoriums aus. Österreich ist ein Netto-Importeur von land- und
forstwirtschaftlicher Biomasse. Besonders im Handel mit Holz und Holzproduk –
ten unterscheiden sich Importe und Exporte: Während vorwiegend Sägeholz und
Rundholz importiert wird, werden Schnittholz und verarbeitete Holzprodukte wieder
exportiert. Laut FAOSTAT war Österreich im Zeitraum zwischen 1993 und 2020
hinter China, Japan, Finnland und Schweden der weltweit fünftstärkste Importeur
von Industrieholz (Industrial Roundwood), seit 2016 der zweitgrößte Importeur von
Rundholz (Summe aller Rohstoffkategorien), nach China. Darüber hinaus führt der
weltweite Handel mit landwirtschaftlichen Produkten in Österreich zu einem jähr –
lichen Ackerland-Nettoimport von ca. 405 m2 pro Kopf, dem ein Grünland-Nettoex –
port von ca. 455 m2 pro Jahr und Kopf gegenübersteht (Zessner et al., 2011). Ein
wesentlicher Teil der Beanspruchung von Ackerland außerhalb der Staatsgrenzen
geht auf den Import von Futtermitteln für die heimische Tierproduktion zurück (u.
a. ungefähr 500000 t Sojakuchen pro Jahr). Trotz der hohen Exportquoten von
Holz- und tierischen Produkten ist das Konsumniveau in Österreich im globalen
Durchschnitt, wie in allen Industriestaaten, vergleichsweise hoch. Sowohl das
hohe Konsum- wie auch Importniveau sind wichtig im Hinblick auf die Verantwor –
tungsfrage und Frage der Klimagerechtigkeit (Steininger et al., 2014; Steininger,
Lininger, Meyer, Muñoz & Schinko, 2016) und legen es daher nahe, Optionen des
Kohlenstoffbestand- oder Senken-Schutzes sowohl innerhalb als auch außerhalb
des österreichischen Territoriums zu berücksichtigen.
Der Landflächenbedarf eines Landes ist eng an die
Produktion und an die Nachfrage nach tierischen Produkten geknüpft (Haberl,
Kastner, Schaffartzik, Ludwiczek & Erb, 2012; Havlik et al., 2014; Krausmann, Erb,
9
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung Gingrich, Lauk & Haberl, 2008), daher stellt die Reduktion der Nachfrage nach
tierischen Produkten eine zentrale Klimaschutzmaßnahme dar (Bajželj et al., 2014;
Billen et al., 2021; Erb, Lauk, et al., 2016; Röös et al., 2017; Theurl et al., 2020).
Siehe dazu auch die Optionen des SDG 3 (z. B. Option 03_02) und SDG 2 (z. B.
Optionen 02_01 und 02_07), die durch diesen Zusammenhang eng mit der Option
Kohlenstoffspeicherung verbunden sind. Würde die Ernährung im Inland hinsicht –
lich Gesamtkonsum und dessen Verteilung auf pflanzliche und tierische Lebens –
mittel den Gesundheitsempfehlungen (United States Department of Agriculture
(USDA) & United States Department of Health and Human Services (HHS), 2010;
Willett et al., 2019) entsprechen, könnten beträchtliche landwirtschaftliche Flächen
freigesetzt werden und beispielsweise zum Kohlenstoffvorratsaufbau eingesetzt
werden. Zessner et al. (2011) berechnet beispielsweise für Österreich, dass bei
Gewährleistung der Selbstversorgung durch eine Reduktion des Konsums tieri –
scher Produkte rund ein Viertel der Landwirtschaftsfläche freigesetzt werden kann.
Diese Flächenfreisetzung könnte, unter weitgehender Beibehaltung der derzeit ex –
tensiven Grünlandbewirtschaftung, oder durch mäßige Extensivierung der aktuell
intensiv bewirtschafteten Flächen (u. a. geringerer Entzug durch Verringerung der
Schnitte auf 2-3 pro Jahr) sowohl ein Beitrag zum Erhalt des Kohlenstoffbestandes
als auch eine zusätzliche Sequestrierung von CO2 erlauben. Solche freie Flächen
können auch zur Bioenergiegewinnung verwendet werden, allerdings ist der Treib –
hausgaseffekt eines etwaigen Vorratsaufbaus durch natürliche Sukzession (d. h.
ohne gezielte Aufforstung) dem der Energiesubstitution durch Kurzumtriebswälder
(mit gezielter Pflanzung) ebenbürtig – ausschlaggebend ist der Grad der Substi –
tution von Fossilenergie (Kalt et al., 2019), der nicht zwangsläufig hoch sein muss
(Harmon, 2019; Leturcq, 2020). Maßnahmen der natürlichen Sukzession sind im
Generellen mit weiteren Umweltverbesserungen (Verringerung von THG aus inten –
siver Tierhaltung, geringere Stickstoffauswaschung, geringerer Input an Betriebs –
mitteln, höhere Biodiversität) verbunden (Chazdon & Brancalion, 2019; Strassburg
et al., 2020).
Eine Reduktion von eigentlich nicht benötigten Futter-
und Nahrungsmittelimporten auf die Kohlenstoffspeicherung würde sich insbe –
sondere auf ökosystemare C-Speicher im Globalen Süden auswirken. Dort wirkt
die Landnutzung derzeit als THG-Quelle, hauptsächlich durch die Konvertierung
tropischer Waldökosysteme in Ackerland (Arneth et al., 2019; Le Noë et al., 2021;
West et al., 2010). Die Reduktion der Abholzung, etwa durch eine Reduktion von
tierischen Produkten in der Ernährung (siehe Optionen 02_01, 02_06, 02_07, und
08_04) für die Verringerung der Umweltbelastungen als Klimaschutzmaßnahme
ist ein anerkanntes, wichtiges Ziel (IPCC, 2018; Rockström et al., 2021a) und wird
auch durch Modellierungen für Europa gestützt (Westhoek et al., 2014).
In Österreichs Klimaschutzplänen kommen Ökosys –
teme als Kohlenstoffsenke nur am Rand vor: Der nationale Klima- und Energie –
plan (NEKP) sieht in der Landwirtschaft neben einer Vermeidung von Emissionen
auch eine Steigerung des Bodenkohlenstoffs vor und in der Forstwirtschaft eine
Erhaltung des Kohlenstoffpools bei kontinuierlicher Steigerung des Holzzuwach –
ses und der Holzernte, wobei nach Möglichkeit die Senke aufrechterhalten werden
10
Optionen und Maßnahmensoll1. Dort werden die Herausforderungen der gleichzeitigen Bestands- und
Ernteerhöhung zwar angesprochen, aber keine Möglichkeiten zur Auflösung des
Widerspruchs vorgeschlagen. Auch in der Fachliteratur finden sich dazu keine
Lösungsansätze. Umgekehrt wird im NEKP aber sowohl in der Energieverwendung
(Holzpellets) als auch in der stofflichen Nutzung vermehrt auf Holz gesetzt, um
damit die Verwendung von fossilen Energieträgern zu substituieren. Dies wirkt sich,
wenn es sich dabei auf eine Ausweitung der Primärholzernte stützt, nicht nur ne –
gativ auf den Erhalt der gegenwärtigen Senken oder die Biodiversität aus (Camia
et al., 2021; Eyvindson, Repo & Mönkkönen, 2018; Harmon et al., 1990). Durch
die rapid-out/slow-in Mechanismen und auch durch die geringere Energiedichte
von Biomasse (Booth, 2018; Searchinger, Beringer, et al., 2018) führt eine solche
Strategie zu initialen Erhöhungen der THG-Emissionen (im Vergleich zu Business-
as-usual -Szenarien ohne Ernteausweitung), die erst nach mehreren Jahrzehnten
kompensiert werden können (Knauf, Köhl, Mues, Olschofsky & Frühwald, 2015;
Mitchell, Harmon & O’Connell, 2012; Nabuurs, Arets & Schelhaas, 2017; Ter-Mi –
kaelian, Colombo & Chen, 2015). Dies ist im Lichte der Dringlichkeit der Klimakrise
und der Etablierung von Net-Zero- Emissionen bis 2040-2050 keine zielführende
Strategie (Norton et al., 2019; Searchinger, Beringer, et al., 2018).
Angesichts der hohen Emissionen, die Österreich als
industrialisiertes Land durch Konsum und Wertschöpfung (Produktion) verursacht,
und der großen Waldflächen im Land, ist daher eine aktive Förderung der Kohlen –
stoffsenken in Ökosystemen eine wichtige Möglichkeit, Emissionsreduktionen in
anderen Sektoren zu ergänzen.
13_11.2.2 Generelle Prinzipien der Umsetzung
von Maßnahmen zur Kohlenstoffspeicherung
Die zentrale Größe der Klimawirksamkeit jeglicher
Maßnahmen der Emissionsminderung ist der Kohlenstoffbestand der Atmosphä –
re. Kohlenstoffbestände in Landökosystemen und in Artefakten halten Kohlen –
stoff von der Atmosphäre fern bzw. entziehen der Atmosphäre Kohlenstoff. Das
fundamentale Prinzip der Option natürliche Kohlenstoffspeicher ist die Erhöhung
der Verweildauer von Kohlenstoff und damit der Aufbau von Kohlenstoffbeständen
durch Landmanagement oder durch das Verschieben von Kohlenstoff von kurz- in
langlebige Kompartimente.
Von zentraler Bedeutung ist dabei die Wahl eines ge –
eigneten Betrachtungshorizonts und einer Systemgrenze, die sicherstellt, dass alle
Veränderungen von Beständen und Flüssen, die mit der Option einhergehen, auch
Berücksichtigung finden. Bei dem derzeitig vorherrschenden Grad der internatio –
nalen Verflechtung der Biomasseproduktion und Versorgung ist daher eine aus –
schließliche Betrachtung der Kohlenstoffbestände in Österreich nicht zielführend.
Grundlegende Prinzipien zur Erreichung eines posi –
tiven Klimaschutzeffekts sind Permanenz ( permanence ), Zusätzlichkeit ( additio –
nality ) und die Vermeidung von Auslagerungseffekten ( leakage ), wobei diesen
Prinzipien – implizit oder explizit – die Betrachtung einer Baseline oder eines

1 Integrierter nationaler Energie- und Klimaplan für Österreich Periode – gemäß Verordnung (EU)/des
Europäischen Parlaments und des Rates über das Governance-System für die Energieunion und den
Klimaschutz (https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/nat_klimapolitik/energie_klimaplan.
html) S. 77: „Eine besondere Herausforderung der Maßnahmen in diesem Sektor liegt darin, sowohl die
Produktivität zu erhalten bzw. vor allem im Bereich der Forstwirtschaft die nachhaltige Holzernte weiter zu
steigern, als auch die Stabilität und einen weiteren Aufbau der biogenen Kohlenstoffspeicher – etwa durch
Biomassezuwachs im Wald, Erhalt und wenn möglich Erhöhung von humusreichen Ackerflächen – zu
unterstützen.“
11
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung 12Referenzrahmens zugrunde liegt. Für die Option Kohlenstoffspeicherung stellen
sich diese Prinzipien folgendermaßen dar:
−Permanenz : Kohlenstoffbestände, insbesondere, aber nicht ausschließlich in
Landökosystemen, sind in der Regel vulnerabel , d. h. sie können relativ schnell
mobilisiert werden, bedingt durch das ökologische Prinzip slow-in/rapid out (Kör –
ner, 2003). Stehende Biomasse ist ein besonders dynamischer Kohlenstoffpool,
der insbesondere auf Umwelt- und Landnutzungsveränderungen relativ schnell
reagiert. Mobilisierungsereignisse können natürlich oder durch gesellschaftliche
Aktivitäten verursacht werden. Dazu gehören beispielsweise die Verringerung
der Bestandspotenziale durch Verschiebungen im Auftreten von klimatischen
Extremereignissen wie Feuer oder Schädlingsbefall (Seidl et al., 2017; Seidl,
Spies, Peterson, Stephens & Hicke, 2016), oder die Mobilisierung der Bestände
durch Landnutzungsänderungen, wie z. B. Rodung, Landnutzungsintensivierung
oder Veränderung des Schutzstatus (Erb, Fetzel, et al., 2016; Seidl et al., 2019).
Eine vollständige Ermittlung von Kohlenstoffspeicherpotenzialen erfordert, diese
Unsicherheit explizit zu berücksichtigen. Wenn die Aufrechterhaltung der Kohlen –
stoffspeicher über einen gewissen Zeitraum nicht gewährleistet ist, ist auch kein
Klimaschutzeffekt gegeben.
−Zusätzlichkeit : Zur Sicherstellung, Quantifikation und Attribution des Erhalts
und des Ausbaus von Kohlenstoffbeständen ist das Prinzip der Zusätzlichkeit
wichtig: Treibhausgasreduktionen sind dann zusätzlich, wenn sie ohne die Maß –
nahmen nicht stattgefunden hätten. Dieses Prinzip erscheint trivial, ist es aber
nicht, weil Ökosysteme, z. B. durch veränderte Wuchsbedingungen, Legacy-Ef –
fekte der Landnutzung selten im Gleichgewicht sind (Erb et al., 2013; Gingrich,
Lauk, Krausmann, Erb & Le Noë, 2021) und die Distanz zum Gleichgewicht nicht
ohne weiteres bekannt sein muss. Daher kann es sein, dass die Erhöhung der
Kohlenstoffbestände ganz oder teilweise auch ohne die Maßnahme erfolgen wür –
de. Das Zusätzliche ist eng mit der Festlegung des Referenzrahmens verbunden.
Ein Beispiel wäre die natürliche Erhöhung von Kohlenstoffbeständen in Böden
durch klimatische Veränderungen, die in Unkenntnis der kausalen Zusammen –
hänge bestimmten Maßnahmen zugeschrieben wird.
−Vermeidung von Auslagerungseffekten : Es muss sichergestellt sein, dass jede
Emissionsminderungsoption nicht zu einem Anstieg von Treibhausgasemissio –
nen oder einer Reduktion von Kohlenstoffbeständen außerhalb der (räumlichen
und zeitlichen) Systemgrenzen der Betrachtung führt. Wenn der Kohlenstoffbe –
standsaufbau beispielsweise mit Außernutzungsstellung in einer Region ein –
hergeht, aber dieselbe Menge an Produkten oder Dienstleistungen konsumiert
werden, können Auslagerungseffekte auftreten wie der Bezug von Rohstoffen von
Regionen außerhalb der betrachteten Region. Diese Auslagerungseffekte haben
das Potenzial, die Emissionsminderungen in einer Region zu kompensieren oder
sogar in Nettoemissionen zu verwandeln. Ein Beispiel wäre die Verschiebung der
Produktionsgebiete in andere (Welt)regionen durch die Außernutzungstellung von
schützenswerten, aber genutzten Waldflächen, oder die Aufgabe landwirtschaft –
lich genutzter, aber für die inländische Versorgung benötigter Flächen zugunsten
von Nahrungsmittelimporten. Auslagerungseffekte sind in der Regel dann zu
erwarten, wenn die Option nicht mit Maßnahmen, die auf Konsumveränderungen
abzielen, begleitet ist. Maßgeblich entscheidend über die Klimawirksamkeit sind
in solchen Fällen der Unterschied in der Emissionsintensität der Produktion in
beiden Regionen. Als zweitgrößter Importeur weltweit von Rundholz (FAOSTAT,
2021) ist das für Österreichs Holzwirtschaft und Kohlenstoffbestände im Wald, in-
Optionen und Maßnahmen13und außerhalb von Österreich, von besonderer Relevanz.
Diese drei Kriterien bedingen, dass Maßnahmen zur
Emissionsminderung durch Kohlenstoffspeicherung durch Zusatzmaßnahmen
abgesichert werden müssen, um robuste Wirksamkeit zu entfalten und über den
Zielzeitraum zu erhalten.
Ein wesentliches Merkmal von Beständen, insbeson –
dere, aber nicht ausschließlich, der natürlichen Kohlenstoffbestände, ist, dass sie
mit der Zeit saturieren. In anderen Worten speichern Kohlenstoffpools zwar große
Mengen an Kohlenstoff, aber nehmen netto nicht mehr signifikante Mengen auf.
Für den Wald konnte gezeigt werden, dass diese Sättigungseffekte in der Regel
nach einigen Jahrhunderten des Wachstums auftreten und bis dahin Wälder als
Netto-Senke wirken (Luyssaert et al., 2008, 2021). Der Kohlenstoffbestand in
gesellschaftlichen Beständen (z. B. Holz in Gebäuden) zeigt diese intrinsische
Sättigung nicht. Allerdings sprechen unterschiedliche Nachhaltigkeitsziele (z. B.
Reduktion der Versiegelung, Reduktion des Materialverbrauchs, aber auch Gründe
der Permanenz, siehe oben) dafür, auch das Wachstum dieser gesellschaftlichen
Bestände zu begrenzen. Zudem weist der Kohlenstoffbestand von Produkten üb –
licherweise und im Durchschnitt deutlich kürzere Turnover-Zeiten auf, als Kohlen –
stoffbestände in der Vegetation (z. B. wird die durchschnittliche Lebensdauer von
Bauholz mit 50 Jahren angenommen, die von Papier und Pappe mit einem bis
wenige Jahre; (Egglestone, Buendia, Miwa & Ngara (2006)).
Aufgrund der Zeit-Dimension, die für die Option so
zentral ist, muss der Erhalt und Ausbau der Kohlenstoffbestände als Brückentech –
nologie angesehen werden, die kurz- und mittelfristig zur Reduktion von Treibhaus –
gasemissionen beiträgt und so hilft, Zeit für die Dekarbonisierung (des Energie –
sektors, Industriesektors, Verkehrssektors und des Bau- bzw. Wohnsektors) zu
gewinnen. In Zeithorizonten von wenigen Jahrzehnten sind der Kohlenstoffaufbau
bzw. -erhalt den Substitutionsstrategien überlegen (Cowie, Pingoud & Schlama –
dinger, 2006; Marland & Schlamadinger, 1997; Moomaw, Masino & Faison, 2019;
Norton et al., 2019).
In diesem Zusammenhang ist es wichtig anzuführen,
dass die Dekarbonisierung des Energiesystems nicht auf Biomassetechnologien
fußen kann. Eine signifikante Substitution des Fossilenergieeinsatzes (heute
global ca. 450 EJ/a) durch Biomasse (heute bereits ca. 55 EJ/a als Brennholz; die
gesamte Biomassernte beläuft sich auf ca. 250 EJ/a; (Haberl et al., 2013)) würde
eine drastische Erhöhung der weltweiten Biomasse-Ernte bedingen, die durch den
intrinsischen Zusammenhang zwischen Ernte und Kohlenstoffbestand in der Vege –
tation nicht ohne drastische Emissionen aus dem Abbau der Kohlenstoffbestände
ablaufen kann. Dieser Zusammenhang von Bestandes- und Substitutionseffekt
wird als Kohlenstoffschuld (Carbon dept ) bzw. Paritätszeit ( parity time ) beschrie –
ben (Nabuurs et al., 2017; Ter-Mikaelian et al., 2015).

13_11.3 Optionenbeschreibung
13_11.3.1 Beschreibung der Option
bzw. der zugehörgen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
Das zentrale Ziel dieser Option für SDG 13 ist der Er –
halt und die Erhöhung von Kohlenstoffbeständen außerhalb der Atmosphäre. Die
existierenden Kohlenstoffsenken sind integraler Bestandteil der Emissionsbilanz
und ihr Erhalt ist aus diesem Grund wesentlich und bedingt damit eine Erhöhung
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung 14der Bestände in Ökosystemen oder in der Gesellschaft. Eine Erhöhung der Sen –
kenfunktion ist durch die unmittelbare Wirksamkeit auf die Emissionsbilanz, aber
auch die durch ökologisch bedingte Sättigung, eine vor allem kurzfristig hochwirk –
same Klimaschutzstrategie. Im Gegenzug dazu ist der Erhalt von Kohlenstoffbe –
ständen essentiell, um Emissionen zu vermeiden.
Folgende Maßnahmen sind für eine naturverträgliche
Kohlenstoffspeicherung notwendig:
Maßnahme 1: Erhalt und Steigerung des Kohlenstoffspeichers in Waldbiomasse.
Hier werden Maßnahmen zusammengefasst, die
die mittlere Verweildauer von Kohlenstoff in Waldökosystemen verlängern. Dazu
gehört die gezielte Anpassung der Baumartenzusammensetzung, die Außernut –
zungstellung von ökologisch wertvollen, alten (aber resilienten) Beständen und die
kurz- bis mittelfristige Reduktion der Nutzungsintensität. Suffizienzstrategien sind
in diesem Zusammenhang wichtig, da ohne sie Auslagerungseffekte möglich sind.
−Steigerung der Resilienz von Wäldern in Zusammenhang mit Option 15_04:
an Klimawandel angepasste Baumartenwahl, Begründung von klimawandelan –
gepassten Mischwäldern im Sinne der ökologischen Versicherungshypothese
(Yachi und Loreau, 1999), Ausweitung von Dauerwald, Durchforstungen zur Sta –
bilitätssteigerung bei Nadelwäldern, Dichtstand in Jungwüchsen bei Laubholz –
beständen und qualitätssteigernde Durchforstungseingriffe in Laubholzbestän –
den (und damit Schaffung der Basis für eine Steigerung der Produktlebenszeit),
Anpassung von Dichte und Verteilung von Schalenwildbeständen, um schnelle
Naturverjüngung nach Störungen zu ermöglichen;
−Ausweisung von (Wald-)Flächen, die außer Nutzung gestellt werden, in Zusam –
menhang mit Option 15_02, das sind Flächen mit hoher Resilienz – verbunden
mit Suffizienz-Strategien (siehe auch Option 12_07), um Kompensation durch
Importe zu vermeiden. Die Außer-Nutzung-Stellung ist finanziell adäquat abzu –
gelten (siehe Option 15_02);
−Unmittelbare, mittelfristige bis längerfristige Senkung der Nutzungsintensität und
damit Bestandsaufbau, besonders in Wäldern mit hoher Zuwachsleistung und
hoher Resilienz – verbunden mit Suffizienz-Strategien, um Kompensation durch
Importe zu vermeiden. Durch finanziell adäquate Kompensation (z. B. Kredit –
systeme, forstwirtschaftliche Subventionen, Kohlenstoffbepreisung) wird die
nachhaltige, sozial verträgliche Umsetzung gewährleistet. Ein positives Beispiel
hierfür, in hoher Synergie mit dem Biodiversitätsschutz, sind die existierenden
Anreizsysteme zur Anreicherung von Totholz in Waldökosystemen;
−Reduktion der Nutzungsintensität der Bundesforste, Umstellung der Be –
wirtschaftung der Bundesforste mit vorübergehendem (zumindest mehrere
Jahrzehnte) Vorrang von nachhaltiger Kohlenstoffspeicherung und Erhalt bzw.
Erhöhung der Biodiversität, durch klimawandelangepassten Bestandesumbau
(z. B. Förderung von Mischwäldern). Dazu werden Rahmenbedingungen ge –
schaffen, die dies ermöglichen, z. B. durch (1) adäquate finanzielle Kompen –
sation und/oder (2) Änderung des Bundesforstgesetzes ( BGBl. Nr. 793/1996 )
hinsichtlich der aktuell gesetzlich vorgeschriebenen Ausrichtung auf Erzielung
des „bestmöglichen wirtschaftlichen Erfolg“ § 4, Abs. 3 (2) durch z. B. Einbe –
ziehung des bestmöglichen Wohlfahrtsbeitrages als Zielvorgabe;
−Reduktion und Anpassung des Holzeinschlages im Großwald, Ausweisung
von Waldflächen zur gezielten Nutzungsreduktion basierend auf Kriterien
wie Kohlenstoffbestand, Speicherpotenzial, Biodiversität und Wasserschutz.
Optionen und Maßnahmen15Durch finanziell adäquate Kompensation (z. B. Kreditsysteme, forstwirt –
schaftliche Subventionen, Kohlenstoffbepreisung) wird die nachhaltige, sozial
verträgliche Umsetzung gewährleistet;
−Stabilisierung des Einschlages im Kleinwald auf ein Niveau unter 80 %,
gezielte finanzielle o. a. Anreize und Kompensationen zum nachhaltigen Vor –
ratsaufbau, Abschaffung von Anreizsystemen, die darauf abzielen, Einschlag
im Kleinwald zu erhöhen.
−Weiterführung und Ausbau von Anreizsystemen, die auf Totholzanreicherung in
Waldökoystemen abzielen (siehe Option 15_04);
−Gezielte Verfolgung von Suffizienzstrategien im Holz-Bereich, beispielsweise die
Beschränkung der Holzbiomasse zur Energiegewinnung auf die garantierte und
reine Verwertung von Reststoffen, Reduktion des allgemeinen Ressourcenbe –
darfs (z. B. Energieeinsatz in Raumwärme, verringerte Bautätigkeit);
−Priorisierung von langlebigen Produkten und von kaskadischer Nutzung;
−Priorisierung von Substitution durch Holz auf emissionsintensive Produkte oder
Rohstoffe unter Aufrechterhaltung der Wald-Senkenleistung, ökologischer Krite –
rien (z. B. Totholz) und nur im Zusammenhang mit Suffizienstrategien; dies stellt
allerdings eine wesentliche Forschungslücke dar und sollte unter Wahrung des
Vorsorgeprinzips verfolgt werden (siehe unten).
Maßnahme 2: Erhöhung des Bodenkohlenstoff- bzw. Humusgehalts auf land –
wirtschaftlichen Flächen
Durch gezielte Veränderung von Bewirtschaftungsfor –
men (Deck- und Zwischenfrüchte, Fruchtfolgen mit Tiefwurzlern, Erhalt einer mittle –
ren Nutzungsintensität im Grünland, Etablierung von Agroforstsystemen, organi –
sche Düngung) kann in wenigen Jahren bis Jahrzehnten der Kohlenstoffspeicher in
landwirtschaftlichen Böden erhöht werden.
−Der Anbau von Deck- und Zwischenfrüchten sowie diverse Fruchtfolgen unter
Einbezug von Tiefwurzlern und Kulturen mit symbiontischer Stickstoffbindung ist
die wirkungsvollste Maßnahme in diesem Bereich. Auch biologischer Landbau,
der diese Maßnahmen als wesentliches Element enthält, kann hier angeführt
werden;
−Kohlenstoffsequestrierung in Grünlandböden kann in erster Linie durch mittlere
Bewirtschaftungsintensität unter Einhaltung von 2-3 Schnitten im Jahr und gege –
benenfalls mäßiger (Wirtschafts-)Düngung erzielt werden. Starke Extensivierung
oder Intensivierung sollte vermieden werden. Erhöhung der Artendiversität im
Grünland im Zuge von moderaten Extensivierungsmaßnahmen;
−Etablierung von Agroforstsystemen (siehe Option 15_05). Damit können in
relativ kurzer Zeit relevante Mengen an Kohlenstoff je Flächeneinheit gebunden
werden. Limitierender Faktor ist der erzielbare Anteil in Agrarlandschaften. Hohe
Synergieeffekte bei bereits vorhandenen Wind- oder Bodenschutzanlagen und
mit Optionen des Biodiversitätserhalts. Zugleich gibt es Optionen einer mit den
Schutzzielen abgestimmten Nutzung (z. B. Energieholz, Wildobst etc.);
−Humusaufbau in landwirtschaftlich genutzten Böden durch Einträge organischer
Materialien (z. B. Kompost und Wirtschaftsdünger) und das (teilweise) Belassen
von Ernterückständen auf dem Feld. Aber es ist standortabhängig darauf zu
achten, dass es zu keinen Störungen von Bodenfunktionen durch übermäßigen
Kohlenstoffeintrag kommt. Falls es sich dabei aber lediglich um einen Transfer
zwischen Kompartimenten handelt, und nicht um den Fall, dass sonst Kohlen –
stoff durch anderweitige Verwendung verloren gehen würde (z. B. durch energe –
tische Nutzung der Biomasse), stellt diese Maßnahme keine Sequestrierung von
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung 16CO2 aus der Atmosphäre dar;
−Ausweitung von reduzierter bzw. minimaler Bodenbearbeitung. Zwar handelt
es sich dabei hauptsächlich um eine vertikale Umverteilung von Kohlenstoff im
Bodenprofil, aber durch positive Wirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit und zur
Vermeidung von Bodenerosion ist die Umsetzung trotz der geringen Bedeutung
für Kohlenstoffsequestrierung empfehlenswert.
Maßnahme 3: Erhöhung des Kohlenstoffspeichers auf anderen Flächen
Die Flächen von Mooren, Feuchtgebieten und Sied –
lungsgebieten sind, verglichen mit land- und forstwirtschaftlichen Flächen, klein,
sodass hier keine großen Emissionsminderungs-Effekte zu erwarten sind. Die zu
erwartenden Effekte erhöhter C-Speicher sind aber durchwegs positiv und zeigen
hohe Synergien mit anderen SDGs.
−Renaturierung von Moorstandorten und Feuchtgebieten: Moore und Feuchtgebie –
te sind in Österreich außerordentlich gefährdete Ökosysteme, gleichzeitig gelten
sie als effektiver Kohlenstoffspeicher durch die großen Mengen gebundenen
Kohlenstoffs pro Landfläche (IPCC, 2019);
−Siedlungsgebiete, Städte: In Synergie mit Option 13_03 führt die Erhöhung von
Biomassebeständen, als Straßenbäume, Fassadenbegrünung, Begrünung von
Dachterrassen etc. zwar zu relativ kleinen, aber durchgängig positiven Klima –
schutzeffekten. Urbane Begrünung wirkt sich darüber hinaus auch positiv auf
das Mikroklima aus und verringert Hitzeinseln. Ermöglicht durch Förderstruktu –
ren und Norm-Anpassungen.
Maßnahme 4: Holznutzung als Kohlenstoffspeicher: Erhöhung der durch –
schnittlichen Lebensdauer von Holzprodukten
Ziel dieser Option ist die Erhöhung des Kohlenstoff –
speichers in Produkten durch die Verlängerung der durchschnittlichen Lebens –
dauer von Holzprodukten. Dies kann erzielt werden durch Maßnahmen, welche auf
eine Reduktion des Anteils von kurzlebigen Produkten wie Brennholz, Pellets und
Papier abzielen, etwa durch Suffizienzstrategien, oder durch Maßnahmen, die auf
die Lebenszeit von Produkten wirken.
−Verlängerung der durchschnittlichen Lebensdauern von Gebäuden durch raum –
planerische Ansätze/Eingriffe in die Raumordnung/ÖNORMEN. Die Lebenszeit
von Gebäuden ist deutlich kürzer als jene von Wäldern. Eine Verlängerung der
Lebenszeit reduziert daher den Erntedruck und die Auswirkungen auf den Koh –
lenstoffbestand im Wald. Zudem wird Kohlenstoff länger außerhalb der Atmo –
sphäre gebunden;
−Entwicklung von langfristigen Nutzungskonzepten von neuerrichteten Gebäuden,
insbesondere von Gebäuden mit hohem Holzanteil;
−Förderung von Produkten mit langlebigen Designs, die sich auch zur Reparatur
eignen, um zu vermeiden, dass Holzprodukte (z. B. Möbel) vor dem Erreichen
der Lebenszeit ausgetauscht werden;
−Reduktion des Anteils von kurzlebigen Produkten aus Holzbiomasse, z. B. Papier
und Platten. Papier und Platten haben durchschnittliche Lebenspannen von
weniger als einem bis zu wenigen Jahren, umfassen aber maßgebliche Produk –
tionsmengen in Österreich. Eine Reduktion ihres Anteils im Produktionsportfolio
wirkt daher direkt auf die durchschnittliche Lebensdauer des Holzprodukte-
Pools;
−Beschränkung des Bioenergie-Aufkommens auf die reine Verwertung von Rest –
stoffen der Sägeindustrie und auf stabilitätssteigernde Durchforstungen (Durch –
Optionen und Maßnahmenforstung im Sinne der ökologischen Versicherungshypothese und zur Resilienz –
steigerung) sowie qualitätssteigernde Durchforstungen, die den Anteil an Holz,
das in langfristige Bestände überführt werden kann, nachweislich erhöhen).
Maßnahme 5: Schutz der Kohlenstoffbestände, die durch österreichischen
Konsum und Wertschöpfung im Ausland verändert werden
Österreich belegt durch seinen gesellschaftlichen
Stoffwechsel große Landflächen außerhalb des eigenen Territoriums, unter
anderem in Gebieten mit Abholzung oder Landdegradation. Sowohl durch
Regelungen, die die Herkunft von Biomasse betreffen, als auch durch Umstellung
der Wertschöpfungsketten und Nachfrage kann diese globale Auswirkung deutlich
reduziert werden mit hoher Klimaschutzeffizienz. Zudem ist eine Vorbildwirkung
erwartbar.
−Entwicklung eines Lieferkettengesetzes für Österreich (ähnlich wie jenes in
Deutschland), das Konzerne verpflichtet, ihre Lieferketten transparent zu ma –
chen, und sie für die Einhaltung von Umweltstandards (z. B. Entwaldung) entlang
der gesamten Lieferkette haftbar macht. Damit werden Konzerne dazu gebracht,
auf die Einhaltung von Umweltstandards bei Zulieferer_innen zu achten, und
Konsument_innen, aber auch z. B. Aktionär_innen erhalten wertvolle Information,
die ihre Kaufentscheidungen beeinflussen (siehe auch: Vorschlag der EU-Kom –
mission zu einer Verordnung, die von der EU mitverursachte Entwaldung und
Waldschädigung auf ein Minimum zu reduzieren2);
−Schaffung politischer Rahmenbedingungen für eine Umstellung der Ernährung
auf einen deutlich geringeren Anteil tierischer Produkte, etwa durch Schaffung
von Kostenwahrheit (z. B. über Besteuerung mit sozialem Ausgleich sowohl auf
Produzent_innen- als auch Konsument_innenseite, ähnlich der CO2-Steuer),
begleitet von Strategien der Reduktion von Futtermittelimporten und – mit ent –
sprechenden Übergangsfristen – Anpassungen der Fördersysteme (z. B. ÖPUL).
Muss mit gezielten Maßnahmen flankiert werden, die die häufig auftretenden
Rebound -Effekte vermeiden und dazu führen, die freien Flächen tatsächlich als
Kohlenstoffspeicher zu nutzen. Dies hat eine nationale wie auch eine internatio –
nale Komponente;
−Schaffung politischer Rahmenbedingungen für eine Reduktion des Abfall-Auf –
kommens in Nahrungsproduktion und -konsum. Internationalen Schätzungen
zufolge beläuft sich der Abfall-Anteil der Nahrungskette auf 30 % der Primär –
biomasseproduktion. Reduktionen dieses Anteils tragen damit hochwirksam zur
Reduktion des Landbedarfs dar;
−Neben verbindlichen gesetzlichen Maßnahmen wie einem Lieferkettengesetz,
kann zusätzliches Labelling dazu führen, dass importierte Produkte (z. B. Holz,
Schokolade, Fleisch) ohne Entwaldung auch als solche gekennzeichnet wer –
den. Labelling -Systeme sind allerdings im Moment nicht treffsicher und schwer
nachvollziehbar. Aber eine Überarbeitung der Labelling -Syteme, unter anderem
in eine Richtung, dass auch Kohlenstoffbestandseffekte robust und ganzheitlich
abgebildet werden, kann zur Erhöhung der Effizienz der Maßnahmen beitragen;
−Suffizienzstrategien bei forest-risk commodities : Der Import bestimmter Produkte
wie Palmöl aus Südostasien oder Soja und Rindfleisch aus Lateinamerika sind
für einen großen Anteil der globalen tropischen Entwaldung verantwortlich. Eine

2 https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/qanda_21_5919
17
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung 18Umstellung des Konsums (weniger tierische Produkte, weniger hochverarbeitete
Produkte) in Österreich kann aktiv dazu beitragen, effektiv weitere Emissionen
aus Entwaldung zu verhindern.
13_11.3.2 Beschreibung von potenziellen
Konflikten und Systemwiderständen
sowie Barrieren
Eine Extensivierung oder Außernutzungsstellung
von Flächen in der Landwirtschaft sowie in der Forstwirtschaft stellt immer eine
Konkurrenz mit der jeweiligen opportunen Nutzung dar. Besonders deutlich wird
dies, wenn Flächen zur Nahrungsmittelproduktion bereitstehen sollen. Es empfiehlt
sich daher eine Abstimmung mit regionalen Plänen zur Ernährungssicherung und
Siedlungsentwicklung (siehe auch Option 15_15: „ Wie verwenden wir das Land:
Festlegen einer verbindlichen Regionalplanung auf Ebene der Bundesländer zur
Verminderung von Flächenverlusten “). Insbesondere empfiehlt es sich, Weichen –
stellungen und Konzepte für nachhaltige Ernährungsstile, also u. a. Reduktion des
Fleischkonsums und des Lebensmittelabfalls, bereits kurzfristig umzusetzen (siehe
Optionen 02_01, 02_ 07 und 02_08 in SDG 2). Außerdem haben sie ökologisch
weitere Vorteile, da sie extensivere Nutzungen ermöglichen (Vorteile für die Biodi –
versität auf Acker- und Grünlandflächen, für Klimaschutz, Bodenschutz, Gewässer –
schutz, geringeres Abfallaufkommen, geringerer Flächenverbrauch) und somit den
Druck in Richtung Intensivierung reduzieren. Maßnahmen, die die Etablierung ande –
rer, nicht kohlenstoffspeicher-aufbauende Nutzungen auf freigewordenen Flächen
vermeiden, sind wichtig, um einen positiven Klimaschutzeffekt zu erzielen. Insbe –
sondere bedingt eine Strategie der erhöhten Kohlenstoffspeicher eine Anpassung
der etablierten Fördersysteme der Land- und Forstwirtschaft, einerseits, um Anrei –
ze zu schaffen, andererseits um kurz- und mittelfristig Einkommensentfall durch die
Priorisierung der Ökosystemleistung Kohlenstoffspeicherung zu kompensieren.
Aufgrund der flächenmäßig hohen Bedeutung des
Waldes in Österreich kommt es in einigen Bereichen zu einem Interessenskonflikt
bei der Umsetzung von Waldbewirtschaftungsmaßnahmen oder Veränderungen in
der Holznutzung. Hier können beispielhaft ein paar prominente Nutzungskonflikte
angeführt werden:
−Die finanzielle Abgeltung von bisher nicht geförderten Waldökosystemleis –
tungen, deren ökonomisch-äquivalenter Wert als sehr hoch einzuschätzen ist
(Getzner et al., 2020), ist oft mit großen Widerständen verbunden, da die Gesell –
schaft eine hohe Erwartungshaltung an die Erbringung der Leistungen der Forst –
wirtschaft hat. Derzeit nicht marktfähige Leistungen marktfähig zu machen, birgt
daher viele rechtliche und soziale Herausforderungen;
−Die Forst- und Holzwirtschaft macht 3,2 % der österreichischen Wirtschaftsleis –
tung aus und sichert 300.000 Arbeitsplätze. Sollten Suffizienzstrategien in der
Holzverarbeitung und -verwendung implementiert werden, müssen Lösungen mit
allen Betroffenen aus dieser Branche gefunden werden.
Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung und eine
intensivierte Biomasseverwendung sind nur begrenzt kompatibel, daher gibt es
Zielkonflikte auch mit bestimmten Maßnahmen, die eigentlich auf Klimaschutz ab –
zielen. Dies betrifft insbesondere folgende Punkte:
−Die Bioökonomie setzt auf Substitution von fossilen durch nachwachsende Roh –
stoffe. Da der Ressourcenverbrauch in Österreich sehr hoch ist, wird eine reine
Substitution der Erhaltung und Erhöhung von C-Speichern in Ökosystemen ent –
gegenwirken. Daher sind Suffizienzstrategien so wichtig, die neben der Substitu –
tion auch auf eine Verlängerung der Produktlebensdauer und eine Reduktion des
Optionen und Maßnahmen19Materialdurchsatzes abzielen (siehe auch Option 15_17);
−Der verstärkte Umstieg auf Biomasse kann zu versteckten Emissionen führen,
wenn Bioenergie a-priori als klimaneutrale Energieform betrachtet wird, ohne die
Kohlenstoffflüsse gesamthaft zu bilanzieren. Hier gilt es, bei der Energiewende
sicherzustellen, dass Biomasseverwendung nur dann als klimaneutral angese –
hen wird, wenn sie den Schutz von C-Senken nicht gefährdet.
Neben diesen gesellschaftlichen Barrieren und
Konfliktfeldern können auch negative ökologische Auswirkungen auftreten. Über –
mäßige Kohlenstoffeinträge in den Boden können das standortgemäße Fließgleich –
gewicht stören, und sich damit negativ auf Bodenfunktionen, insbesondere Boden –
fruchtbarkeit und mikrobiellen Stoffumsatz auswirken. Zudem wird der Kohlenstoff
bei hohen Eintragsraten nur unzureichend stabilisiert, kann also sehr rasch wieder
mikrobiell abgebaut und als CO2 an die Atmosphäre abgegeben werden. Ähnlich
verhält es sich bei der Aufforstung frei gewordener landwirtschaftlicher Flächen
(etwa durch Nachfrageveränderungen), die, wenn sie nicht standortgerecht und
unter ökologischen Gesichtspunkten erfolgt, mit negativen Auswirkungen auf Bio –
diversität, Wasserhaushalt oder Resilienz verbunden sein kann.
13_11.3.3 Beschreibung des
Transformationspotenzials
Die relative Priorisierung der Kohlenstoffspeicher –
funktion über die Produktionsfunktion von Landökosystemen ist eine Naturschutz –
maßnahme und bedarf der Finanzierung, etwa durch Mittel aus der GAP, aus
ökologischen Steuern oder weiteren Fördertöpfen. Hohe Synergien mit Option
15_02 (Ökoflächen) sind gegeben und stellen einen wesentlichen Schritt für die
Weiterentwicklung der Gesellschaft hin zu einer verträglicheren Gesellschaft-
Naturbeziehung dar. Die Priorisierung der Kohlenstoffspeicherfunktion und die
Betonung der Konsumstrategien im Rahmen der Bioökonomie repräsentieren eine
Internalisierung von Umweltexternalitäten, die wiederum helfen kann, Zielkonflikte
zu vermeiden bzw. zu kompensieren.
Die Option naturverträgliche Kohlenstoffspeicher
ist mit grundlegenden Umgestaltungen der derzeitigen Landnutzung verbunden.
Daher kann nur eine Beteiligung der Betroffenen und Einbindung von Stakehol –
der_innen eine hohe Akzeptanz und damit Umsetzbarkeit der Maßnahmen gewähr –
leisten. Den Agrar- und Forstbehörden kommt hier eine besondere Bedeutung in
der Organisation der Prozesse zu, dazu ist eine Ausrichtung der Agrarbehörden an
einem neuen Naturschutz-Leitbild erforderlich.
Maßnahmen der Kohlenstoffspeicherungen im Wald
sind bei Wahrung von best-practice-Ansätzen direkt mit der Erhaltung der Bio –
diversität verbunden, da diese einen großen Teil der Landfläche betreffen (rund
die Hälfte der Landesfläche trägt Wald). Eine Kohlenstoffspeicher-orientierte
Nutzung der Wälder kann dazu beitragen, die derzeitige Nutzungsintensität von
88 % (Nutzung zu Zuwachs) in Richtung der von der Europäischen Umweltagentur
empfohlenen 70 % zu gehen – oder darüber hinaus, um ökologische Schäden zu
minimieren.
In Verbindung mit Naturschutzansätzen (Prozess –
schutz in Naturwaldreservaten, Kernzonen in Nationalparks, Entwicklung von
Managementplänen) können damit wesentliche Fortschritte im Bereich der SDG
Ziele erreicht werden.
Die Option Kohlenstoffspeicher ist synergistisch mit
mehreren Nachhaltigkeitszielen verbunden. Durch die Ausrichtung an Suffizienz –
13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung 20zielen, die notwendig ist, um Auslagerungseffekte zu vermeiden, trägt sie unmittel –
bar zu Strategien des decoupling bei, also der Verringerung des Ressourcenein –
satzes bei gleichzeitiger Erhöhung der Lebensqualität, wie in The Roadmap to a
Resource Efficient Europe3 dargelegt. Dabei ist ein wesentliches Element, Inkohä –
renzen in der land-, forst- und energiewirtschaftlichen Regulations- und Förder –
landschaft zu beseitigen und umweltschädliche Subventionen abzubauen.
Zudem sind vorteilhafte Auswirkungen auf den Bereich
Gesundheit zu erwarten. Die Veränderung von Konsummustern in der Ernährung,
vor allem die Reduktion des tierischen Anteils in der Ernährung (in Österreich und
darüber hinaus), ist eine hochwirksame Klimaschutzmaßnahme, die sich auf Pro –
duktion, Lieferketten und Konsum auswirkt. Auf der Produktionsseite sind dadurch
Reduktion von Nutzungsintensität und positive Auswirkungen auf die Biodiversität
zu erwarten, auf der Konsumseite sind positive Gesundheitseffekte belegt.
13_11.3.4 Umsetzungsanforderungen
Die Umsetzung der Maßnahmen bedingt Veränderun –
gen, die teilwiese innerhalb der Sektoren, teilweise von übergreifender Natur sind.
Veränderungen der Bodenbewirtschaftung in der Landwirtschaft oder Reduktion
des durchschnittlichen Einschlages (im Einklang mit Resilienzzielen) im Wald sind
innerhalb der jeweiligen Sektoren umsetzbar, wenn die ökonomischen und struk –
turellen Anreiz- und Regulationssysteme darauf abgestellt sind (z. B. durch eine
finanzielle Förderung der Kohlenstoffspeicher im Rahmen des Deckungsbeitrages
oder der ÖPUL, Abgeltung der Waldökosystemleistungen, Bepreisung von Biodi –
versitätsverlust, etc.). Dazu ist eine Ausrichtung der jeweiligen institutionalisierten
Akteur_innen, z. B. Forst- und Agrarbehörden nach einem ökologischen Leitbild
erforderlich. Ebenso sind Strategien der Raumplanung, die beispielsweise auf die
Lebensdauer von Gebäuden oder des Holzkohlenstoffbestands in der Gesellschaft
wirken, innerhalb der Raumplanung umsetzbar, bedürfen aber ebenso einer Aus –
richtung der Institutionen an ökologischen Leitbildern und einer Veränderung des
Problembewusstseins.
Im Gegensatz dazu bedingt die Vermeidung von Aus –
lagerungseffekten, die die Vorteile von Kohlenstoff-speichermaßnahmen kompen –
sieren – wenn nicht aufheben können – eine grundlegendere Transformation des
Wirtschaftssystems, die sich nicht immer explizit und oft nur in Ansätzen in Strate –
gien wie der Bioökonomie oder des Green Deals wiederfinden. Ohne die Stär –
kung von Suffizienzstrategien und ihre robuste Integration mit den dominierenden
Effizienzstrategien kann hier wahrscheinlich kein wesentlicher Fortschritt erzielt
werden. Durch die hohe Leistungsfähigkeit der Suffizienzstrategien und ihre hohe
Synergie mit Gesundheit und Biodiversität ist aber ein solcher Umbau zumindest
in Teilbereichen (tierische Produktion, Ausweitung der Naturschutzzonen im Wald)
naheliegend und auch umsetzbar.
Eine nicht unwesentliche Umsetzungsanforderung der
Option ist der Aufbau eines robusten und funktionierenden Monitoringsystems, die
den Prinzipien des Accountings (Permanenz, Zusätzlichkeit und Auslagerungs –
effekten) gerecht wird. Dies bedarf einer Erweiterung der existierenden Monito –
ringsysteme, um beispielsweise die Abgeltung von Waldökosystemleistungen zu
ermöglichen.
3 https://ec.europa.eu/environment/resource_efficiency/about/roadmap/index_en.htm [5.1.2023
Optionen und Maßnahmen2113_11.3.5 Erwartete Wirkungsweise
Der Erhalt von Kohlenstoffspeichern, etwa durch
Vermeidung von Landnutzungsintensivierung (also keine Erhöhung des Holzein –
schlages, keine Intensivierung der Landwirtschaft) ist unmittelbar wirksam und hält
beträchtliche Mengen and Kohlenstoff von der Atmosphäre fern. Die Wirksamkeit
dieser Maßnahmen kann nur durch konterfaktische Szenarien abgeschätzt werden,
im Licht der Kurzfristigkeit der Klimaziele erscheinen sie aber als maßgeblich auch
ohne Quantifizierung.
Der Ausbau von Kohlenstoffspeichern durch die
Reduktion der Nutzungsintensität kann kurzfristig große Mengen and Kohlenstoff
binden, was sich sofort auf die Emissionsbilanz auswirkt. Da große Flächen be –
troffen sind (rund die Hälfte der Landesfläche), sind sehr hohe Mitigationseffekte
zu erwarten. Derzeit beträgt die Senke im Wald rund 2,4 MtCO2/a, jede vermiede –
ne Erntemenge erhöht kurzfristig gesehen direkt diese Senke um denselben Anteil.
Der Kohlenstoffaufbau im Wald ist durch die hohe Wuchsleistung des Waldes auch
unmittelbar wirksam und kommuniziert direkt mit den Kohlenstoffentnahmen durch
Ernte. Ein Kohlenstoffaufbau, der auf freien Flächen stattfindet, ist allerdings lang –
samer.
13_11.3.6 Zeithorizont der Wirksamkeit
Wie eingangs erwähnt, ist die Mitigations-Wirkung der
Option äußerst groß und unmittelbar, insbesondere die Reduktion der Nutzungsin –
tensität im Wald, die sich sofort in einer Erhöhung von Kohlenstoffsenken nieder –
schlägt. Im Rahmen der UniNEtZ-Zeiträume ist diese Option kurz-, mittel- und
langfristig wirksam (definiert als <2/2-5/5-10 Jahre). Mit zeitverzögerter Wirksam - keit, und möglicherweise nicht im großen Maßstab umsetzbar, ist die Verlängerung der Lebenszeit von Holzprodukten einzuschätzen, da es sich hierbei nicht ohne Weiteres um die Verlängerung der Lebenszeit existierender Produkte, sondern um neu designte Produkte handeln wird. Andere Senken, wie der Bodenkohlen - stoffaufbau, Agroforst-systeme oder Bestandsaufbau auf freigewordenen Flächen (durch konsumseitige Maßnahmen), sind mittel- bis langfristig wirksam. Aufforstun - gen von freien Flächen müssen sozial verträglich ( Verwaldung ) und damit in nicht sehr hohem Ausmaß und langsam erfolgen, große Effekte sind durch natürliche Sukzession erst nach einem bis mehreren Jahrzehnten erwartbar. Da Waldbiomasse, wie auch Bodenkohlenstoff, mit der Zeit jedoch sättigen (Luyssaert et al., 2008, 2021), ist die Option Kohlenstoff - speicher aus THG- Sicht eine Brückentechnologie , die ihre größte Wirksamkeit in den ersten Dekaden ihres Einsatzes hat: Senken sind einmal wirksam, binden aber große Mengen an Kohlenstoff, und zwar mit unmittelbarer Auswirkung auf die Emissionsbilanz. Daher kann die Option dazu beitragen, Zeit für die kritischen nächsten Jahrzehnte (IPCC, 2018) zu kaufen , um andere gesellschaftliche Sekto - ren zu dekarbonisieren. Im Rahmen der UniNEtZ -Zeiträume sind diese Sättigungs - effekte jedoch erst nach mehreren Jahrzehnten bis Jahrhunderten zu erwarten (also jenseits einer als langfristig definierten Zeitspanne; Wälder nehmen in der Regel über mehrere Jahrhunderte Kohlenstoff auf. Das ist also weit länger als die übliche Umtriebszeit von Wirtschaftswäldern, die rund bei einem Jahrhundert oder 13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung 22darunter liegen (Luyssaert et al., 2008, 2021). Unter Nutzungsszenarien verkürzt sich die Sättigungszeit, so saturiert beispielsweise im Bestandsaufbauszenario (Szenario reduzierter Holzernte) der Care4Paris-Studie (Weiss et al., 2020) die Wald-Senke ca. im Jahr 2110. 13_11.3.7 Vergleich mit anderen Optionen, mit denen das Ziel erreicht werden kann Die Synergien mit anderen SDGs sind, wie in den vori - gen Kapiteln bereits dargelegt, sehr hoch, insbesondere mit Biodiversität (SDG 15), Gesundheit und Landwirtschaft (SDG 2 und 3), Wasserhaushalt (SDG 6), Ressour - ceneffizienz (SDG 12). 13_06: Korrekte und engagierte Umsetzung der neuen energie- und klimarelevan - ten Rechtsakte der EU 13_07: Monitoring und Wirksamkeitsanalyse der (österreichischen Beiträge zur) internationalen Klimafinanzierung 13_08: Klimazielfördernde Digitalisierung 13_09: Bioökonomie als Beitrag zum Klimaschutz 13_10: Klimaschutzorientierte Raumplanung 02_01: Protein Transition: Deutliche Reduktion des Fleischkonsums, gleichzeitig gesteigerter Konsum von pflanzlichen Proteinen 02_06: Krisensicherung der Ernährung und Landwirtschaft: Sicherung einer aus - gewogenen und langfristigen Eigenversorgung mit Lebensmitteln durch eine nachhaltige Lebensmittelwertschöpfungskette 02_07: Beitrag Österreichs zur globalen Ernährungssicherheit und einer resilienten Landwirtschaft 02_08: Lokales Wissen im Bereich nachhaltiger und regionaler/standortangepass - ter Landwirtschaft erhalten, austauschen und weiterentwickeln 08_04: Ausstieg aus transatlantischen Sojaimporten, Reduktion von Schweine - fleischproduktion, -konsum und -abfall 12_07: Konsum von Gebrauchsgütern in einer Kreislaufwirtschaft: nachhaltig und transformativ 15_01: Ökologisierung der Landwirtschaft 15_02: Rettungsinseln für die Natur: Ökoflächen in der Land- und Forstwirtschaft zur Bewältigung der Biodiversitätskrise 15_03: Ökologisierung der Landnutzung - Boden 15_04: Nachhaltige Waldbewirtschaftung - Naturschutzelemente im Wirtschafts - wald 15_05: Entwicklung und Förderung von Agroforstwirtschaft als Beitrag zur Verbes - serung der Nachhaltigkeit in der Landnutzung 15_06: Schutz von Fließgewässern (Feuchtgebieten & Mooren) in den Gebirgen und Erhalt ökologisch wertvoller Lebensräume 15_07: Arten- und Habitatschutz im urbanen Raum 15_09: Neudenken des Naturschutzes 15_10: Neudenken des Bodenschutzes 15_11: Evaluierung des öffentlichen Steuer- und Förderungssystems hinsichtlich Synergien und Trade-offs mit den Zielen der Österreichischen Biodiversi - täts-Strategie 15_12: Mainstreaming von Biodiversitätsagenden in Bioökonomie- und Klima - schutzstrategien, -maßnahmen und -forschung 15_13: Biodiversitätsforschung stärken 15_14: Bildungsinitiative Naturschutz und Biodiversität: Bildungsziel „Natural Natives“ Optionen und Maßnahmen15_15: Wie verwenden wir das Land: Festlegen einer verbindlichen Regionalpla - nung auf Ebene der Bundesländer zur Verminderung von Flächenverlusten 15_16: Einschränken neuer Baulandwidmungen 13_11.3.8 Offene Forschungsfragen Offene Forschungsfragen bzw. Wissenslücken für die naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung sind folgende −Zukünftige Speicherpotenziale (welcher Wald unter welchem Klima)? Welche zu - künftigen Kohlenstoffspeicher können im Lichte des Klimawandels aufrechterhal - ten werden? Wir wirkt sich Klimawandel auf die Kohlenstoffbestände aus, was sind die Mechanismen? Wann sättigt der Bestandsaufbau? −Wie können landnutzungsinduzierte Bestandsveränderungen in Ökosystemen von klimainduzierten Veränderungen unterschieden werden, welche legacy -ef- fekte herrschen vor? −Unter welchen Bedingungen sind die Auswirkungen auf die Biodiversität positiv, wann negativ? Wie sind positive Auswirkungen auf Biodiversität sicherstellbar? Welche negativen Auswirkungen sind erwartbar, wie können diese gering ge - halten werden? −Wir wirkt sich der Aufbau von Kohlenstoffspeichern auf den lokalen und regiona - len Wasserhaushalt aus? Wie können negative Auswirkungen verhindert werden? −Wie kann der Erhalt von Kohlenstoffspeichern in Monitoring and verification integriert werden? Treibhausgasinventuren haben nicht den Anspruch, alle Treib - hausgas-relevanten Flüsse zwischen Ökosystemen und Atmosphäre zu doku - mentieren. Sie geben in der Regel weder Aufschluss darüber, wie die Brutto- Flüsse sich verändert haben, noch informieren sie darüber, welche Senke sich ohne gesellschaftliche Nutzung etabliert hätte, also welchen Effekt die Nutzung gegenüber einem Nicht-Nutzungs-Szenario hat. −In welchem Ausmaß wird in Agroforst-systemen der Kohlenstoffzuwachs in stabi - len Bodenfraktionen (20 µm) gebunden? Sind positive Effekte auch im Boden zu erwarten? −Wie können Kohlenstoffflüsse außerhalb des Territoriums auf die Veränderungen in Österreich bezogen werden? Methodenentwicklung ist notwendig, um Kausali - täten rund um Auslagerungseffekte robust berechnen zu können, hier sind erst erste Ansätze in der Literatur erkennbar. Wie kann (vergangene, historische) Ent - waldung für z. B. Landwirtschaft „abgeschrieben“ und auf heutige Produktions - ketten bezogen werden? −Welche alternativen Verwertungsoptionen von Kohlenstoffinputs in landwirt - schaftliche Böden (z. B. Biokohle, Kompost, Belassen von Ernterückständen) sind mit welchen THG-Netto-Flüssen verbunden, wenn man auch den dahinter - liegenden ( upstream ) Ressourcenverbrauch sowie Substitutionseffekte betrach - tet? −Wie können rebound -Effekte bei produktionsseitigen Maßnahmen verhindert werden, um die Netto-Vorteile von Kohlenstoffspeicher- und Senkenschutz nicht zu gefährden? −Suffizienz bei Waldprodukten: Welche Holzprodukte sind substituierbar, welche Reduktion von Holzprodukten bringt Klimavorteile? Während im Energiesystem und in der Ernährung Suffizienzstrategien bereits stark beforscht werden, ist eine solche Forschung im Holzbereich noch weitgehend ausständig. −Allokation/Attribution von Kohlenstoffbestands-Reduktionen auf Produkte: Was sind sinnvolle Abschreibe-Horizonte? Welche Allokations-mechanismen sind sinnvoll? Wie können Kohlenstoff-opportunitätskosten der Landnutzung (Bhan 23 13_11 / Naturverträgliche Kohlenstoffspeicherung Literatur Anderl, M., Friedrich, A., Gangl, M., Kriech, M., Kuschel, V., Lampert, C. et al. (2022). Austria’s National Inventory Report 2022. Submission under the United Nations Framework Convention ond Climate Change and under the Kyoto Protocol . Wien: Umwelt - bundesamt GmbH. Arneth, A., Denton, F., Agus, F., Elbehri, A., Erb, K.-H., Elasha, B. O. et al. (2019). Framing and Context. In P.R. Shukla, J. Skea, E. Calvo Buendia, V. Masson-Del - motte, H.-O. Pörtner, D.C. Roberts et al. 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