SDG_13_Option_13_07_20231119_182406.txt

Optionen
und
Maßnahmen
Österreichs Handlungsoptionen
zur Umsetzung
der UN-Agenda 2030
für eine lebenswerte Zukunft.
UniNEtZ –
Universitäten und Nachhaltige
Entwicklungsziele
Optionen und Maßnahmen
13_07 / Monitoring und Wirksamkeitsanalyse der (österreichischen Beiträge zur) internationalen
Klimafinanzierung13_07
Target 13.a, 13.bAutor_innen:
Knittel, Nina ( Universität Graz )
Marbler, Alexander ( Universität Graz )
Reviewer_innen:
Melcher, Andreas ( Universität für Bodenkultur Wien )
Wittmann, Veronika ( Johannes Keppler Universität
Linz)Monitoring und Wirksamkeitsanalyse der
(österreichischen Beiträge zur)
internationalen Klimafinanzierung

3 13_07 .1 Ziele der Option
3 13_07.2 Hintergrund der Option
4 13_07.3 Optionenbeschreibung
4 13_07.3.1 Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
5 13_07.3.2 Erwartete Wirkweise
5 13_07.3.3 Bisherige Erfahrungen mit dieser Option oder ähnlichen Optionen
6 13_07.3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
6 13_07.3.5 Interaktion mit anderen SDGs
6 13_07.3.6 Offene Fragestellungen
7 LiteraturInhalt
Optionen und Maßnahmen13_07 .1 Ziele der Option
Ziele der Option sind:
−Monitoring der aktuellen und geplanten österreichischen Beiträge zur inter –
nationalen Klimafinanzierung unter besonderer Berücksichtigung des Globalen
Südens;
−Erstellung einer Evaluierungsstrategie zur Zielerreichung und Auswirkungen
internationaler Klimafinanzierung und insbesondere des Green Climate Funds;
−Adäquate Anpassung der österreichischen Beiträge zur internationalen Klima –
finanzierung unter den vereinbarten Vorgaben, insbesondere die Erhöhung des
Beitrags zum Green Climate Fund .
13_07 .2 Hintergrund der Option
Die internationale Klimafinanzierung beinhaltet Maß –
nahmen zur finanziellen Unterstützung in Planung und Umsetzung von Projekten
zur (1) Anpassung an den Klimawandel und dessen Folgen, sowie zur (2) Aus –
schöpfung potenzieller Vorteile und zur (3) Vermeidung von klimaschädlichen
Emissionen und anderen fördernden Faktoren für den Klimawandel (Bundesmi –
nisterium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW),
2013; Buchner et al., 2019). Die finanziellen Mittel werden meist bilateral vom
gebenden Land an Partner_innenländer im Globalen Süden übermittelt. Eine
Alternative stellt die Bereitstellung von finanziellen Mitteln an multilaterale Pro –
gramme wie den Green Climate Fund dar. Dies hat den Vorteil, dass die einzel –
nen finanziellen Ströme der gebenden Länder gemeinsam in größere Projekte
zur nachhaltigen und klimaresistenten Entwicklung investiert werden können.
Bestehende Programme und abwickelnde Institutionen beinhalten:
−Green Climate Fund;
−Austrian Development Agency (ADA);
−Kommunalkredit Public Consulting (KPC);
−Österreichische Entwicklungsbank .
Aus österreichischer Sicht, sowie auch für diverse an –
dere Länder, gibt es jedoch derzeit kaum eine Möglichkeit, die Zielerreichung der
Unterstützungsmaßnahmen zu überprüfen bzw. Einfluss auf diese zu nehmen, da
keine adäquaten Indikatoren verfügbar sind (Statistik Austria, 2020). In der Agenda
2030 werden dementsprechend hauptsächlich Indikatoren auf Ebene der Vereinten
Nationen genannt. Eine Erfassung geleisteter Zahlungen ist aber notwendig, um
Entwicklungen zu beobachten, Fortschritte zu messen und gegebenenfalls lenkend
einzugreifen. Daraus ergibt sich ein deutlicher Handlungs- und Forschungsbedarf
bezüglich der Möglichkeiten zur Evaluierung der Maßnahmen (Keijzer & Klingebiel,
2015). Laut Bundeskanzleramt bedarf es einer Datengrundlage samt dazugehören –
der Indikatoren um festzustellen, ob die beabsichtigten Verbesserungen tatsächlich
eintreten beziehungsweise wo noch größere Anstrengungen erforderlich sind (Sta –
tistik Austria, 2020). Da noch diverse datentechnische und methodische Fragen zu
klären sind, sollen Indikatoren auch laufend erweitert und adaptiert werden.
Zudem ist die Wirkungsweise geleisteter Zahlungen
derzeit nicht überprüfbar. Die bestehende Literatur bezüglich internationaler Klima –
finanzierung legte den Fokus bisher auf die Aufbringung und Verteilung der finan –
ziellen Mittel und nicht auf die damit verbundenen Implikationen (Organisation for
Economic Cooperation and Development (OECD), 2019; Olhof, Bee & Puig, 2015).
Aufbringung und Verteilung sind jedoch nicht ausreichend aussagekräftig, um die
3
13_07 / Monitoring und Wirksamkeitsanalyse der (österreichischen Beiträge zur) internationalen
KlimafinanzierungWirksamkeit der Klimafinanzierung überprüfen zu können. Die Wirksamkeit und die
Effektivität der internationalen Klimafinanzierung sind aktuell noch wenig erforscht
und hätten ebenso praktische wie politische Relevanz, da sie einer Evaluierung der
bisherigen Struktur der internationalen Klimafinanzierung entsprechen.
Ebenso gilt es, die Wechselwirkungen zwischen der
österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und der Klimafinanzierung – so –
wohl für Klimawandelanpassung als auch -vermeidung – genauer zu untersuchen.
Daraus können sich positive Synergien zur Gestaltung von nachhaltigen Rahmen –
bedingungen der internationalen Klimafinanzierung ergeben.
13_07 .3 Optionenbeschreibung
13_07.3.1 Beschreibung der Option
bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
Für den Aufbau eines geeigneten Monitorings zur in –
ternationalen Klimafinanzierung ist Handlungsbedarf und grundlegende Forschung
in drei Bereichen notwendig:
Maßnahme 1 – Monitoring internationaler Klima –
finanzierung :
Systematische Erhebung der (durch Österreich ge –
leisteten) Zahlungen zur internationalen Klimafinanzierung in unterschiedlichen
Programmen mit dem Ziel eines kontinuierlichen Monitorings sowohl der Zahlun –
gen als auch deren Verwendung im Empfängerland.
Obwohl eine quantitative Erhebung geleisteter Zahlun –
gen in unterschiedlichen Programmen nur einen ersten Schritt zur Bewertung der
Zielerreichung darstellen kann, ermöglicht eine systematische Erfassung einerseits
ein konstantes Monitoring und andererseits Auswertungen über mehrere Jahre und
Vergleiche mit anderen Ländern. Neben der genauen Erhebung der finanziellen
Leistungen Österreichs sollte auch die genaue Verwendung der finanziellen Mittel
räumlich und zeitlich, d. h. in welcher Region innerhalb eines Landes und in wel –
chem Zeitraum wurde welche Maßnahme finanziert, erhoben werden.
Maßnahme 2 – Forschung und Entwicklung von
Indikatoren in internationaler Klimafinanzierung :
Forschung zur Verbesserung der Datengrundlage und
Entwicklung geeigneter Indikatoren zur (besseren) Messbarkeit/Erhebung interna –
tionaler Klimafinanzierung (seitens Österreich).
Es besteht Forschungsbedarf bezüglich der Möglich –
keiten zur Evaluierung der Maßnahmen im Bereich der internationalen Klimafinan –
zierung. Wie oben beschrieben ist es derzeit kaum möglich, geleistete Zahlungen
in systematischer Weise nachzuverfolgen. Um eine geeignete Datengrundlage
im Sinne der Maßnahme 1 schaffen zu können, muss erforscht werden, welche
Indikatoren für die Messung internationaler Klimafinanzierung am besten geeignet
wären bzw. welche es zu entwickeln gilt.
Maßnahme 3 – Forschung zur Wirksamkeit und Ef –
fektivität der (durch Österreich geleisteten) internationalen Klimafinanzierung:
Auch hinsichtlich der Wirksamkeit und der Effektivität
der internationalen Klimafinanzierung besteht Forschungsbedarf. Bedingt durch
fehlende Indikatoren gibt es aktuell kaum Wirksamkeitsanalysen und daher keine
Aussagen über die Treffsicherheit geleisteter finanzieller Unterstützung. Dies be –
4
Optionen und Maßnahmendeutet, dass relevante Parameter zu identifizieren sind, anhand derer die Wirk –
samkeit festgemacht werden kann. Bei deren Definition ist darauf zu achten, dass
diese auch ohne allzu großen Aufwand und einigermaßen ohne Bias erhoben
werden können.
Maßnahme 4 – Forschung zu Wechselwirkung mit
der bestehenden Entwicklungszusammenarbeit:
Letztlich gilt es, die Wechselwirkungen zwischen
Entwicklungszusammenarbeit und Klimafinanzierung – sowohl für Klimawandelan –
passung als auch -vermeidung – genauer zu untersuchen und daraus potenzielle
Konsequenzen für die Gestaltung der Rahmenbedingungen der internationalen
Klimafinanzierung abzuleiten (Zou & Ockenden, 2016).
13_07.3.2 Erwartete Wirkungsweise
Ein genaueres Monitoring der internationalen Klima –
finanzierung ermöglicht es zunächst, die Höhe der österreichischen Zahlungen evi –
denzbasiert und in Relation zu anderen Ländern anzupassen. Das verbesserte Mo –
nitoring, welches die Zahlungsströme zeitlich wie auch geographisch genauestens
verfolgt, ist Voraussetzung für jede Analyse der Wirksamkeit. Die Schlussfolgerun –
gen aus der Wirkungsanalyse können Maßnahmen zur Erhöhung der Wirksamkeit
liefern. Die bisher aus erfolgreichen Projekten gewonnenen Erfahrungen können
zusammen mit einer präzisen Abschätzung zukünftiger Klimarisiken wichtige Bei –
träge zur Ausgestaltung längerfristiger Anpassungsstrategien und -maßnahmen,
wie z. B. den Kampf gegen Bodenverlust und Wüstenbildung ( https://www.unccd.
int/), liefern. Außerdem können die Informationen zur Evaluierung verschiedener
Finanzierungsmechanismen herangezogen werden und somit zu besserer Vernet –
zung und Synergien beitragen.
Das genaue Monitoring der Finanzströme und die
Wirkungsanalyse können zur Identifikation von Best Practice Beispielen heran –
gezogen werden. Diese können gemeinsam mit der Information über die Höhe
der österreichischen Beiträge zur internationalen Klimafinanzierung wiederum
das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Notwendigkeit der internationalen
Klimafinanzierung erhöhen.
13_07.3.3 Bisherige Erfahrungen mit dieser
Option oder ähnlichen Optionen
Internationale Klimafinanzierung stellt eine relativ
neue Maßnahme in der Bewältigung der Klimakrise dar, daher sind die bisherigen
Erfahrungen beschränkt. Gebende Länder einigten sich erstmals in den Jahren
2009 (Copenhagen) bzw. 2010 (Cancun) im Rahmen der Vertragsstaatenkon –
ferenzen darauf, im Zeitraum 2010-2012 insgesamt 30 Milliarden US-Dollar an
Klimafinanzierung zu leisten (BMLFUW, 2013). Diese kollektive Verpflichtung ist
unter der Bezeichnung EU-Fast-start Financing bekannt geworden. Die daraus
resultierenden Erfahrungen, welche im Rahmen einer Evaluierung des EU-Fast-
Start Financing diskutiert wurden, sind folgende (European Commission & Polish
Presidency, 2011):
−Klimafinanzierung ist am effektivsten, wenn sie in den Kontext einer nationalen
Klimapolitik und -strategie eingebettet ist;
−Koordination unter gebenden Ländern steigert die Effizienz der Klimafinanzie –
rung und Maßnahmen;
−Finanzinstitutionen und privater Sektor könnten Umfang und Wirkung der Klima –
finanzierung erhöhen;
5
13_07 / Monitoring und Wirksamkeitsanalyse der (österreichischen Beiträge zur) internationalen
Klimafinanzierung −Kohärente Berichterstattung über Maßnahmen und Finanzierung erhöht sowohl
die Transparenz als auch die Wirksamkeit.
13_07.3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
Die vorgeschlagene Option zum Monitoring und der
Wirksamkeitsanalyse kann kurzfristig gestartet werden. Somit können unmittelbar
erste strategische Schritte für eine Bestandsaufnahme und weitere Erhebungen
gesetzt werden. Eine notwendige Grundlage für die Implementierung der Option
ist eine Evaluierung der Klimaaktivitäten aller Ministerien und anderer vor- oder
nachgelagerter Institutionen (z. B. Umweltbundesamt (UBA), ADA …) und bedarf
unbedingt einer Übersicht über alle österreichischen finanziellen Leistungen und
Förderungen im internationalen Kontext. Dabei sollen notwendige Forschungskon –
zepte und -strategien unter Einbindung relevanter Forschungseinrichtungen und
der Statistik Austria erarbeitet werden. Diese ersten Schritte würden rasch die not –
wendige Übersicht über jegliche geleisteten und vereinbarten Zahlungen ermög –
lichen. Daraus soll abgeleitet werden können wie hoch die Effizienz der bisherigen
Maßnahmen ist und welche weitere dringend notwendig sind.
In Folge können erste Ergebnisse dann zu einem
nachhaltigen Gesamtkonzept des Monitorings und der Evaluierungen führen und
Handlungen samt Forschung hinsichtlich systematischer Ursache- Wirkungs –
analysen vorantreiben. Diese Analysen sollen mittelfristig Aufklärung über die
Wirksamkeit der Finanzströme geben und in einem weiteren Schritt aber ebenso
zu einer Re-evaluierung der geleisteten Zahlungen führen und somit langfristig die
Wirksamkeit internationaler Klimafinanzierung verbessern.
13_07.3.5 Interaktion mit anderen SDGs
Grundsätzlich kann und muss internationale Klima –
finanzierung mit vielen anderen SDGs interagieren und Synergien nützen, um die
gemeinsamen Ziele zu erreichen. Je nach Zielsetzung von Unterstützungsmaßnah –
men ergeben sich hier Synergien mit mehreren SDGs. Die Themen landwirtschaft –
liche Produktion und Armutsbekämpfung (SDG 1, 2), Wasser- und Energieversor –
gung (SDG 6, 7), Verbesserung der Infrastruktur und Mobilität (SDG 9, 11) aber
auch Fragen zu Frieden und Gleichberechtigung (SDG 5, 10, 16) müssen mit den
Zielen der internationalen Klimafinanzierung auch auf der globalen Ebene gemein –
sam und aufeinander abgestimmt verfolgt werden. Im Speziellen gibt es weiters
einen starken Zusammenhang mit SDG 17, welches explizit Entwicklungstransfer –
gelder und die globale Partnerschaft in seinen Targets thematisiert.
13_07 .3.6 Offene Fragestellungen
In dieser Option geht es ganz konkret um Klimafinan –
zierung, also monetäre Ströme. Zusätzlich ist festzuhalten, dass es auch zahl –
reiche Projekte gibt, die auf Wissenstransfers oder andere in-kind Unterstützung
vulnerabler Länder abzielt. Diese Projekte sind nicht Gegenstand der vorliegenden
Option, haben aber potenziell einen Überlappungsbereich bzw. ähnliche Zielset –
zungen. Daraus ergibt sich auch ein Forschungsbedarf hinsichtlich der Interaktion
dieser Bereiche als auch der nötigen Koordination.
6
Optionen und Maßnahmen7Literatur
Bundesministerium für Land-
und Forstwirtschaft, Umwelt und
Landwirtschaft (BMLFUW). (2013).
Strategie Österreichs zur Interna –
tionalen Klimafinanzierung für die
Jahre 2013-2020 (Strategischer
Leitfaden).
Buchner, B., Clark, A., Falco –
ner, A., Macquarie, R., Meattle, C.,
Tolentino, R., et al. (2019). Global
Landscape of Climate Finance
2019 . Climate Policy Initiative.

publication/global-landscape-of-
climate-finance-2019/
European Commission & Po –
lish Presidency. (2011). European
Union fast start funding for deve –
loping countries (2011 progress
report). European Union.
Keijzer, N. & Klingebiel, S.
(2015). Finanzierung globaler
Entwicklung: Welche Rolle kann
öffentliche Entwicklungszusam –
menarbeit spielen? (Working
Paper No. 4/2015; Analysen und
Stellungnahmen). Deutsches Insti –
tut für Entwicklungspolitik (DIE).
Organisation for Economic
Cooperation and Development
(OECD). (2019). Climate Finance
Provided and Mobilised by Deve –
loped Countries in 2013-17 [OECD
Publishing]. OECD. https://doi.
org/10.1787/39faf4a7-en
Olhoff, A., Bee, S. & Puig, D.
(2015). The Adaptation Finance
Gap Update—With insights from
the INDCs. United Nations En –
vironment Programme (UNEP).
Statistik Austria. (2020).
Agenda 2030 für nachhaltige
Entwicklung in Österreich – SDG-
Indikatorenbericht: Endbericht,
Mai 2020 .
Zou, S. Y. & Ockenden, S.
(2016). What Enables Effective
International Climate Finance
in the Context of Development
Co-operation? (OECD Develop –
ment Co-Operation Working
Papers Nr. 28). https://doi.
org/10.1787/5jlwjg92n48x-en
Zusätzlich sei hier auch auf
das Kapitel zur Targetbeschrei –
bung für die Targets 13.a und
13.b verwiesen, auf das diese
Optionenbeschreibung aufbaut
und weitere Literatur zum Thema
enthält.

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