SDG_06_Option_06_09_pdf_20231119_182355.txt

Optionen
und
Maßnahmen
Österreichs Handlungsoptionen
zur Umsetzung
der UN-Agenda 2030
für eine lebenswerte Zukunft.
UniNEtZ –
Universitäten und Nachhaltige
Entwicklungsziele
Optionen und Maßnahmen1
06_09 / Stärkung des Integrated Water Resources Management für einen nachhaltigen Umgang mit der
Ressource Wasser06_09
Target 6.5 Autor_innen:
Borgwardt, Florian ( Universität für Bodenkultur Wien );
Regelsberger, Martin ( Technisches Büro Regelsber –
ger), Langergraber, Günter ( Universität für Bodenkul –
tur Wien ) Stärkung des Integrated Water Re –
sources Management für einen nachhalti –
gen Umgang mit der Ressource Wasser
23 Tabellenverzeichnis
4 0 6_09.1 Ziele der Option
5 06_09. 2 Hintergrund der Option
7 0 6_09. 3 Optionenbeschreibung
7 0 6_09. 3.1 Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
8 0 6_09. 3.2 Erwartete Wirkungsweise
10 06_09. 3.3 Bisherige Erfahrungen mit dieser Option oder ähnlichen
10 06_09. 3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
10 06_09. 3.5 Vergleich mit anderen Optionen,
mit denen das Ziel erreicht werden kann
11 0 6_09. 3.6 Interaktionen mit anderen SDGs
12 06_09.3.7 Offene Fragestellungen
12 LiteraturInhalt
Optionen und Maßnahmen3Tabellenverzeichnis
Tab. O_6-09_01: Be-
schreibung der Wirkung
der Option 6.9 auf die
Targets des SDG 6.
// Tab. O_6-09_01: De-
scription of the impacts of
Option 6.9 on the Targets
of SDG 6.
Tab. O_6-09_02: Be-
schreibung der Wechsel –
wirkung der Option mit
anderen SDG 6 Optionen.
// Tab. O_6-09_02: De-
scription of interactions of
the Option with other SDG
6 Options.
Tab. O_6-09_03: Interak –
tionen der Option 6.9 mit
anderen SDGs.
// Tab. O_6-09_03: Inter –
actions of Option 6.9 with
other SDGs.8
10
12
06_09 / Stärkung des Integrated Water Resources Management für einen nachhaltigen Umgang mit der
Ressource Wasser06_09.1 Ziele der Option
Primäres Ziel der Option stellt Target 6.5 , d. h. die
Umsetzung einer integrierten Bewirtschaftung der Wasserressourcen (IWRM) bis
2030 auf allen Ebenen, gegebenenfalls auch mittels grenzüberschreitender Zu –
sammenarbeit dar. Aufgrund der umfassenden Betrachtungsweise, die ein IWRM
erfordert, ergeben sich daraus Auswirkungen auf alle Targets des SDG 6:
6.1 bis 2030 den allgemeinen und gerechten Zugang zu einwandfreiem und be –
zahlbarem Trinkwasser für alle zu erreichen;
6.2 bis 2030 den Zugang zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversor –
gung und Hygiene für alle erreichen und der Notdurftverrichtung im Freien ein
Ende setzen, unter besonderer Beachtung der Bedürfnisse von Frauen und
Mädchen und von Menschen in prekären Situationen;
6.3 bis 2030 die Wasserqualität durch Verringerung der Verschmutzung, Been –
digung des Einbringens und Minimierung der Freisetzung gefährlicher Chemi –
kalien und Stoffe, Halbierung des Anteils unbehandelten Abwassers und eine
beträchtliche Steigerung der Wiederaufbereitung und gefahrlosen Wiederver –
wendung zu verbessern;
6.4 bis 2030 die Effizienz der Wassernutzung in allen Sektoren wesentlich zu
steigern und eine nachhaltige Entnahme und Bereitstellung von Süßwasser
gewährleisten, um der Wasserknappheit zu begegnen (das betrifft in Österreich
vor allem die Bewässerung);
6.6 bis 2020 wasserverbundene Ökosysteme zu schützen und wiederherzustellen,
darunter Berge, Wälder, Feuchtgebiete, Flüsse, Grundwasserleiter und Seen;
6.a bis 2030 soll auch Österreich seine Rolle bei internationalen Zusammenarbei –
ten und bei der Unterstützung der Entwicklungsländer beim Kapazitätsaufbau
für Aktivitäten und Programme im Bereich der Wasser- und Sanitärversorgung
weiter ausbauen;
6.b die Mitwirkung lokaler Gemeinwesen an der Verbesserung der Wasserbewirt –
schaftung und der Sanitärversorgung unterstützen und verstärken.
Sowie die folgenden Targets anderer SDGs:
11.5 bis 2030 die Zahl der durch Katastrophen, einschließlich Wasserkatastrophen,
bedingten Todesfälle und der davon betroffenen Menschen deutlich reduzieren
und die dadurch verursachten unmittelbaren wirtschaftlichen Verluste im Ver –
hältnis zum globalen Bruttoinlandsprodukt wesentlich verringern, mit Schwer –
punkt auf dem Schutz der Armen und von Menschen in prekären Situationen;
11.7 bis 2030 den allgemeinen Zugang zu sicheren, inklusiven und zugänglichen
Grünflächen und öffentlichen Räumen gewährleisten, insbesondere für Frauen
und Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen;
13.1 die Widerstandskraft und die Anpassungsfähigkeit gegenüber klimabedingten
Gefahren und Naturkatastrophen in allen Ländern stärken;
14.1 bis 2025 alle Arten der Meeresverschmutzung, insbesondere durch vom Lan –
de ausgehende Tätigkeiten und namentlich Meeresmüll und Nährstoffbelastung,
verhüten und erheblich verringern;
15.1 bis 2020 im Einklang mit den Verpflichtungen aus internationalen Übereinkünf –
ten die Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung der Land- und
Binnensüßwasser-Ökosysteme und ihrer Dienstleistungen, insbesondere der
4
Optionen und MaßnahmenWälder, der Feuchtgebiete, der Berge und der Trockengebiete, gewährleisten;
15.4 bis 2030 die Erhaltung der Bergökosysteme einschließlich ihrer biologischen
Vielfalt sicherstellen, um ihre Fähigkeit zur Erbringung wesentlichen Nutzens für
die nachhaltige Entwicklung zu stärken;
15.5 umgehende und bedeutende Maßnahmen ergreifen, um die Verschlechterung
der natürlichen Lebensräume zu verringern, dem Verlust der biologischen Viel –
falt ein Ende zu setzen und bis 2020 die bedrohten Arten zu schützen und ihr
Aussterben zu verhindern;
15.9 bis 2020 Ökosystem- und Biodiversitätswerte in die nationalen und lokalen
Planungen, Entwicklungsprozesse, Armutsbekämpfungsstrategien und Gesamt –
rechnungssysteme einbeziehen.
06_09.2 Hintergrund der Option
Wasser ist eine der wichtigsten Ressourcen für den
Menschen. Menschen brauchen Wasser zum Trinken, für die Bewirtschaftung land –
wirtschaftlicher Felder, für die Herstellung von Waren oder die Stromerzeugung in
Kraftwerken. Dementsprechend benötigt die Gesellschaft Wasser in ausreichender
Menge und Qualität, um sich ökonomisch und sozial entwickeln zu können. Die
vielseitigen Nutzungen und Ansprüche an Wasser führen allerdings auch zur Be –
lastung der Ressource, insbesondere die Belastung mit den unterschiedlichsten
Stoffen, die im Sinne einer nachhaltigen Nutzung oftmals problematisch sind.
Die integrierte Bewirtschaftung der Wasserressourcen
(IWRM) ist ein wasserwirtschaftliches Konzept, um eine holistische Betrachtungs –
weise für den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser zu etablieren. Laut
Definition des Global Water Partnership (Agarwal et al., 2000, S. 22) ist IWRM „a
process which promotes the co-ordinated development and management of water,
land and related resources, in order to maximize the resultant economic and social
welfare in an equitable manner without compromising the sustainability of vital eco –
systems. “1 Somit dient IWRM dem Schutz der Wasserressourcen und der integ –
rierten Bewirtschaftung von Flusseinzugsgebieten (und Meeren). Der nachhaltige
Umgang mit der Ressource Wasser hat drei übergeordnete Ziele: (1) Langfristiger
Schutz von Wasser als Lebensraum bzw. als zentrales Element von Lebensräu –
men; (2) Sicherung des Wassers als Ressource für die jetzige aber auch nachfol –
gende Generationen; (3) Erschließung von Optionen für eine dauerhaft naturver –
trägliche, wirtschaftliche und soziale Entwicklung.
Das Konzept des IWRM umspannt viele Ebenen und
Sektoren: der sorgsame Umgang mit Wasser in privaten Haushalten gehört genau –
so dazu wie die Wiederverwendung von Wasser in Industrie und Landwirtschaft,
oder der Schutz von Boden als wichtigem Wasserspeicher. Nach Grigg (2008) gibt
es acht Elemente, die diese Ebenen und Sektoren umspannen, die es im IWRM zu
berücksichtigen gilt:
1. Politikbereiche;
2. Bereiche der Wassersektoren;
3. Regierungsstellen;
4. Organisatorische Ebenen;
51 „ein Prozess, der die koordinierte Entwicklung und Bewirtschaftung von Wasser, Land und verwandten Res –
sourcen fördert, um die resultierende ökonomische und soziale Wohlfahrt in angemessener Weise zu maximieren,
ohne die Nachhaltigkeit wichtiger Ökosysteme zu gefährden .“ (Übersetzung der Verfasser_innen).
06_09 / Stärkung des Integrated Water Resources Management für einen nachhaltigen Umgang mit der
Ressource Wasser5. Funktionen des Managements und der Verwaltung;
6. Geografische Einheiten;
7. Phasen und Zyklen des Managements
und der Verwaltung;
8. Disziplinen und Berufe.
Dies hat zur Folge, dass Co-Creation ein zentrales
Element von IWRM darstellt, damit sich Vertreter_innen dieser Sektoren und
Ebenen auch tatsächlich einbringen und Interessen abgestimmt werden können.
Die Herausforderungen des IWRM bestehen in der Sicherstellung der Ressource
Wasser für die Menschen sowie der Lebensmittelproduktion, den Erhalt intakter
Ökosysteme, den Umgang mit Dürre und Hochwasser und den damit verbundenen
Risiken sowie in der Schaffung von Bewusstsein für die komplexen Zusammenhän –
ge eines nachhaltigen Umgangs mit Wasser (einschließlich des politischen Willens
für die Umsetzung erforderlicher Maßnahmen).
Versorgungssicherheit in einem Sektor kann die Ver –
sorgungssicherheit in einem anderen einschränken. Dies erfordert eine integrierte,
ganzheitliche Betrachtungsweise. Nur diese erlaubt es, zwischen den um knappe
Ressourcen konkurrierenden Sektoren Wasser, Energie und Landwirtschaft (Ne –
xus-Perspektive) einen optimalen Interessenausgleich bei der Ressourcennutzung
zu finden, Konflikte angemessen zu managen und die Grenzen der ökologischen
Belastbarkeit des Planeten zu wahren. Fachleute der Sektoren Wasser, Raum-
und Stadtplanung, Energie, sowie Land- und Forstwirtschaft sollen auf politischer
Ebene gleichberechtigt zusammenfinden, um kohärente Politik- und integrierte
Planungsansätze, nicht zuletzt in Richtung einer integrierten Kreislaufwirtschaft
von Stoffen (Wasser, Pflanzennährstoffe, Kohlenstoff aus Haushalten, aber auch
in der Industrie verwendete Stoffe), zu entwickeln. Der Zusammenhang zwischen
Wasser, Energie- und Ernährungssicherheit ist besonders eng, da sich Maßnah –
men in einem Sektor fast immer auf die anderen beiden Sektoren auswirken und
Lösungen für Herausforderungen in einem der Sektoren oft in den Nachbarsekto –
ren gefunden werden können.
Österreich kann als wasserreiches Land bezeichnet
werden, weshalb sich die Herausforderungen hinsichtlich IWRM anders darstellen,
als in vielen anderen Ländern, in denen die Verfügbarkeit der Ressource Wasser
als zentrale Herausforderung zu sehen ist. Dennoch existieren auch in Österreich
Regionen (z. B. Süd-Osten Österreichs) und Zeiten (z. B. Frühjahr, Spätsommer),
in denen Wasserknappheit herrschen kann. Die Wasserwirtschaft ist ein etablierter
und wichtiger Sektor in Österreich, der die unterschiedlichen Nutzungen behandelt.
Durch die starke Technologisierung der Wassernutzungen kann in Österreich ins –
besondere der Aspekt der naturverträglichen Nutzung der Ressource Wasser als
wichtiger Aspekt des IWRM gesehen werden. Dieser ist auch von internationaler
Bedeutung, da die Anteile des Donau-Einzugsgebietes, die in den Alpen liegen
und einen beträchtlichen Teil des Abflusses hervorbringen, sich Großteils in Öster –
reich befinden.
6
Optionen und Maßnahmen06_09.3 Optionenbeschreibung
06_09.3.1 Beschreibung der Option
bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
Die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie begünstigt
in vielen Fällen auch die Ziele des IWRM, da der Ansatz des guten ökologischen
Zustands als Mittel für einen nachhaltigen Umgang mit den wasserverbundenen
Systemen zu sehen ist. Grundsätzlich kann IWRM als Voraussetzung gesehen
werden, um die Ziele des SDG 6 insgesamt, aber auch Ziele wie 11.5, 11.7 und 13.1
zu erreichen. Es bildet somit einen Rahmen, innerhalb dessen sich die anderen
Optionen des SDG6 bewegen und agieren, um für eine ganze Reihe spezifischer
Aspekte der SDGs eine nachhaltige Transformation anzustoßen. Dazu sind folgen –
de Maßnahmen erforderlich:
–Maßnahme 1: Erfassung und Monitoring der menschlichen Eingriffe und
Nutzungen sowie des ökologischen Zustands in den Einzugsgebieten inklusive
quantitative Erfassung der Wassernutzungen (z. B. Bewässerungsmengen in der
Landwirtschaft) sowie Erfassung und Monitoring der Wasserbilanzkomponenten
Niederschlag, Verdunstung und Abfluss in, je nach Anforderung, angemessener
räumlich-zeitlicher Auflösung;
–Maßnahme 2: Einbezug ökologischer Indikatoren sowie wasserspezifischer
Kriterien (Auftreten von Dürren, Hochwasser) für ökonomische Entscheidungs –
findung, wie z. B. bei Investitions- und Kreditentscheidungen, beim Produktde –
sign sowie beim Risikomanagement;
–Maßnahme 3: Stärkung der inter- und transsektoralen und überregionalen
Zusammenarbeit;
– Integrierte und systemische Ansätze (wie z. B. den Water-Energy-Food-Nexus )
fördern, um wasserbezogene Entwicklungen innerhalb aller sozio-ökonomischen
Sektoren zu berücksichtigen. Dies erfordert auch schädliche Anreize, z. B. in
Fördersystemen abzubauen und Steuerungsinstrumente in den Sektoren aufein –
ander abzustimmen;
– Stärkung der intersektoralen und überregionalen Zusammenarbeit; dazu erfor –
derlich eine sektorenübergreifende Politikentwicklung -> Wirtschafts- und Sozial –
politik muss die Auswirkungen auf die Wasserressourcen (inklusive Ökologie)
berücksichtigen;
–Maßnahme 4: Neue Strategien für die Bewertung & Kommunikation
– Partizipationsprozesse neu denken und gestalten; Multiakteur_innen- und
Stakeholder_innen-Ansätze, um die Interessen aller Wassernutzer_innen aus
Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und dem öffentlichen Sektor in allen Sektoren
zu wahren und transparente Entscheidungen zu treffen;
– Neue Strategien für die Bewertung und Kommunikation etablieren, so kann z. B.
das Konzept der Ökosystemleistungen angewendet werden, um ökologische und
ökonomische Inhalte gemeinsam zu betrachten;
–Maßnahme 5: Minimierung klimabedingter Wasserrisiken : Monitoring- bzw.
Frühwarnsysteme zur Bewältigung der Folgen des und zur Anpassung an den
Klimawandel;
–Maßnahme 6: Finanzierung einer nachhaltigen Transformation des Was –
sersektors und anderer Wassernutzer_innen , wie Land- und Forstwirtschaft
sowie Siedlungen, sicherstellen; Investitionen sind in diesem Bereich fast immer
langfristiger Natur. Daher müssen sie entsprechend finanziert sein;
–Maßnahme 7: Natürliche Wasserrückhaltemaßnahmen (NWRM) und No-reg –
7
06_09 / Stärkung des Integrated Water Resources Management für einen nachhaltigen Umgang mit der
Ressource Wasser8ret measures
– Natürliche Wasserrückhaltemaßnahmen (NWRM) sowie No-regret measures in
IWRM-Konzepte aufnehmen, um Synergieeffekte mit z. B. Klimawandelanpas –
sung oder die Wiederherstellung ökologischer Funktionsfähigkeit zu nutzen;
– Schutz und Renaturierung von Fließgewässern (siehe auch Option 6.4, 6.5) und
Feuchtgebieten, Räume für zukünftige ökologische Maßnahmen (auch für die
Schaffung von Hochwasser-Vorsorgemaßnahmen) sichern;
– Erhöhung der Wasserspeicherkapazitäten in Ökosystemen, Stadtgebieten und
Böden bewirtschafteter Flächen durch Retentionsflächen und bodenähnliche
Substrate sowie die ökologische n Anpassungen der Infrastruktur, Erhalt bzw.
Wiederherstellung einer auch für die wasserwirtschaftlichen Ziele passenden,
artenreichen und widerstandsfähigen Vegetation (zum Beispiel eine dafür pas –
sende Auswahl von Baumarten und auch -sorten in Wäldern und Agroforstpflan –
zungen).
06_09.3.2 Erwartete Wirkungsweise
IWRM kann als essentielle Rahmenbedingung für eine erfolgreiche Erreichung der
Targets im SDG 6 gesehen werden (Tab. O_6-09_01). Dementsprechend unter –
stützt diese Option die Umsetzung und Wirkung der anderen Maßnahmen in SDG
6 und gegebenenfalls darüber hinaus, solange eine integrierte Betrachtung die
Zielerreichung unterstützt.
Eine ganzheitliche, systemische Betrachtung und
ein integrativer Umgang mit der Ressource Wasser wird jedenfalls eine positive
Wirkung hin zu einer nachhaltigen Transformation haben. Ein integratives Manage –
ment der Wasserressourcen würde auch die Schnittpunkte zu anderen Umweltbe –
reichen (insbesondere Boden und Klima) ermöglichen und unterstützen.
Neben der nationalen, sektorübergreifenden Zusam –
menarbeit wird auch die internationale Zusammenarbeit gefördert, weil z. B. Ab –
stimmungen zwischen Ober- und Unterliegern in Einzugsgebieten erforderlich sind.
Weiters kann IWRM eine Grundlage für die aktive Inte –
gration mit anderen rechtlich verankerten Zielstellungen (WRRL, Übereinkommen
von Paris, FFH, Biodiversitätsstrategie, internationale Abkommen zur grenzüber –
schreitenden Wasserressourcenbewirtschaftung etc.) darstellen.
Optionen und Maßnahmen9Tab. O_6-09_01 : Beschreibung
der Wirkung der Option 6.9 auf die
Targets des SDG 6. // Tab. O_6-09_01 : Description of
the impacts of Option 6.9 on the
Targets of SDG 6.6.1Verfügbarhaltung der Ressource Wasser durch funk –
tionierende Ökosysteme und abgestimmte Nutzungen
6.2Wasserverfügbarkeit in Siedlungen, nicht zuletzt für
urbanes Grün und Kühlung, durch Aufbereitung und
Nutzung von bestimmten Abwasserströmen erhöhen
und gleichzeitig dadurch den Schutz von Gewässern
vor unerwünschten Stoffen verbessern
6.3Integrierter Umgang mit der Ressource Wasser, um
Verschmutzungen aller Art zu verhindern
6.4Synergien aber auch Interessensausgleich über die
Wasser-Sektoren, Nutzung aller verfügbaren Wässer,
Regen- und Grauwasser oder auch Abwasser einges –
chlossen
6.5Umsetzung der integrierten Bewirtschaftung der Was –
serressourcen
6.6Erhalt von wasserverbundenen Ökosystemen (inklusive
Grundwasserleiter)
6.AInternationale Zusammenarbeit, aber auch Bewusst –
seins- und Know-How-Aufbau für eine integrierte Be –
wirtschaftung der Wasserressourcen
6.BIWRM erfordert die Integration aller Akteur_innen, so
auch das GemeinwesenTarget Wirkung
06_09 / Stärkung des Integrated Water Resources Management für einen nachhaltigen Umgang mit der
Ressource Wasser06_02Blau-grün-braune Infras –
trukturDie Umsetzung von blau-grün-brauner Infrastruktur
und nature-based solutions Bedarf einer integrierten
Abstimmung anderen Sektoren der (Siedlungs-) Was –
serwirtschaft und Infrastruktur
06_03Förderung der effizient –
en Nutzung und Be –
wirtschaftung von Wasser –
ressourcenEffiziente Wassernutzung reduziert das Konfliktpotential
um Wasser und sollte durch gute Abstimmung und ver –
besserte IWRM erhöht werden
06_05Reduktion diffuser Nährst –
off- und Problemstoffein –
trägeDiese Option befasst sich vor allem mit Reduktion von
Einträgen aus der Landwirtschaft und betrifft damit ein –
en wichtigen Teil des IWRM
06_11Methoden zur erfolgreichen
Initiierung von Transforma –
tionsprozessenPassende Methoden und Formate für Co-creation,
Co-Design und Partizipation sind auch für IWRM rele –
vant
Tab. O_6-09_02 : Beschreibung
der Wechselwirkung der Option
mit anderen SDG 6 Optionen. // Tab. O_6-09_02 : Description
of interactions of the Option with
other SDG 6 Options.Option Kurzbeschreibung Wirkung06_09.3.3 Bisherige Erfahrungen mit dieser
Option oder ähnlichen Optionen
Das IWRM ist keinesfalls ein sehr neues Konzept (Rahaman & Varis,
2005). Es wird bereits seit vielen Jahren von den Vereinten Nationen als zentraler Punkt für einen
nachhaltigen Umgang mit den Wasserressourcen gesehen. Dennoch erfolgte die Umsetzung bisher
nur fragmentiert. In Europa und Österreich begünstigen die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie
(WRRL) (Europäisches Parlament (EP) & Rat der Europäischen Union (ER), 2000) diesen Prozess.
Allerdings nimmt die WRRL auch einen ‚sektoralen‘ Standpunkt ein. Es werden zwar einflussneh –
mende Faktoren identifiziert ( drivers & pressures ) aber eine ganzheitliche Betrachtung erfolgt nicht
immer. Gerade die sektorenübergreifende Abstimmung mit Akteur_innen außerhalb des eigentlichen
Wassersektors (Stadt- & Raumplanung, Energiesektor, Grünraumplanung, Architektur, Land- und
Forstwirtschaft, Verkehrswesen) und deren Zielen stellt eine große Herausforderung dar. IWRM kann
hier Schnittstellen identifizieren und somit einen Beitrag leisten.
06_09.3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
Viele der Herausforderungen im Umgang mit der Ressource Wasser
haben eine hohe zeitliche Dringlichkeit, d. h. sie sind kurzfristig relevant, weil sauberes Wasser in
ausreichender Menge eine essentielle Grundlage für den Menschen ist. Eine tatsächlich verbesserte
Umsetzung des IWRM wird dennoch Zeit erfordern, da eine Vielzahl an Sektoren und damit Interes –
sen verbunden sind, die es zu koordinieren gilt; jede rasche Verbesserung innerhalb der nächsten
drei bis fünf Jahre ist jedenfalls von Vorteil und ermöglicht die raschere Erreichung der SDGs. Die
volle Wirksamkeit eines nachhaltigen Ressourcenmanagements ist als eher langfristig auf einem
Zeithorizont von mehr als fünf Jahren zu sehen.
06_09.3.5 Vergleich mit anderen Optionen,
mit denen das Ziel erreicht werden kann
10
Optionen und MaßnahmenWater-Energy-Food Nexus: Bereitstellung ausreichender
Wassermengen, Nutzung der Böden als Wasserspe –
icher (Retentionsböden), land- und forstwirtschaftlicher
Flächen für die Grundwasseranreicherung, Stichwort
Landwirt_in als ,Klimawirt_in‘
Erhaltung der Gesundheit durch die Verfügbarkeit von
sauberem Wasser, Versorgung urbanen Grüns mit aus –
reichend Wasser für gutes Wachstum und Verdunstung –
skühlung gegen urbanen Hitzeinseleffekt
Bewusstseinsschaffung für ganzheitliche Betrachtung
und holistische Ansätze, die erforderlich sind um die
komplexen Zusammenhänge einer nachhaltigen Trans –
formation zu berücksichtigen
Water-Energy-Food Nexus
Infrastrukturplanung, Nutzung blauer, grüner und braun –
er Infrastruktur
Umweltschutz im Städtebau, Wasser als essentielle
Ressource in urbanen Räumen, Wasser für urbanes
Grün und umgekehrt urbane Grün- und Wasserflächen
als Wasserspeicher
Berücksichtigung des Wasserfußabdrucks von Pro –
dukten und des internationalen Handels mit virtuellem
Wasser
Klimawandel, Veränderung der Niederschlagsmuster,
Starkregenereignisse und veränderte Nutzungen durch
höhere Temperaturen, Erhöhung der Resilienz durch
Erhalt oder Verbesserung der WasserspeicherfähigkeitSDG Interaktionen
–Option 2.3 Verstärkte Förderung der Biologischen Landwirtschaft (gemäß EU VO
834/2007 und 889/2008);
–Option 2.4 Ökologisierung des Grünland bewirtschaftung ;
–Option 3.16 Verbesserung des Wasserschutzes mit Fokus auf Agrarchemikalien;
–Option 9.4 Circular Economy Innovation & Technology Roadmap;
–Option 11.7 Bewusstsein für Renaturierung schaffen;
–Option 13.3 Langfristige Sicherstellung der Wasserversorgung bei Siedlungsbe –
grünungsmaßnahmen;
–Option 15.3 Ökologisierung der Landnutzung – Boden;
–Option 15.10 Neudenken des Bodenschutzes;
–Option 15.14 Bildungsinitiative Naturschutz und Biodiversität.
06_09.3.6 Interaktionen mit anderen SDGs
11
06_09 / Stärkung des Integrated Water Resources Management für einen nachhaltigen Umgang mit der
Ressource Wasser12Schutz von Mündungsgebieten von Flüssen
Schutz von gewässerbezogenen Ökosystemen und ihrer
Biodiversität, Schutz der Biodiversität im Boden für gute
Infiltration und Wasserspeicherfähigkeit, Schutz von
Böden vor Erosion durch artenreiche und widerstands –
fähige Vegetation
Länderübergreifende Aspekte in der Wassernutzung
SDG Interaktionen
Tab. O_6-09_03 : Interaktionen
der Option 6.9 mit anderen SDGs. // Tab. O_6-09_03 : Interactions of
Option 6.9 with other SDGs.
Basierend auf dem Austausch zwischen verschiede –
nen SDG-Gruppen während der SDG-Karusselle, auf Einzelgesprächen sowie Dis –
kussionsrunden während der UniNEtZ -Gesamtveranstaltungen und der Einbindung
von Stakeholder_innen konnten die folgenden Interaktionen zwischen der Option
6.9 und den anderen SDGs erarbeitet werden.
06_09.3.7 Offene Fragestellungen
Neben technischen sind vor allem organisatorische
und institutionelle Fragen offen, mit welchen Ansätzen und Werkzeugen eine inter-
sektorielle Zusammenarbeit und Abstimmung der zahlreichen Aspekte eines IWRM
in Österreich effizient möglich ist. Diese wäre in einem ersten Schritt in Zusam –
menarbeit mit den Stakeholder_innen der unterschiedlichen Sektoren ( Co-Crea –
tion-Prozess) im Detail auszuarbeiten.
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.2005.11907961

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