SDG_04_Option_04_11_pdf_20231119_182347.txt

Optionen
und
Maßnahmen
Österreichs Handlungsoptionen
zur Umsetzung
der UN-Agenda 2030
für eine lebenswerte Zukunft.
UniNEtZ –
Universitäten und nachhaltige
Entwicklungsziele
Von den Optionen zur Transformation1
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
Hochschulen04_11
Target 4.7 Autor_Innen:
Renate Hübner (Universität Klagenfurt), Helga Mayr
(Pädagogische Hochschule Tirol), Filippina Risopou –
los-Pichler (Universität Graz)
Reviewer_innen:
Verena Schwägerl-Melchior (Technische Universität
Graz), Werner Wintersteiner (Universität Klagenfurt)Etablierung von BNE-Weiterbildungs-
programmen für Hochschullehrende an
Universitäten und Hochschulen
2
3 Abkürzungsverzeichnis
3 Tabellenverzeichnis
3 0 4_11.1. Ziele der Option
6 0 4_11.2. Hintergrund der Option
8 04_11.3. Optionenbeschreibung
8 04_11.3.1. Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
12 04_11.3.2. Erwartete Wirkungsweise
15 04_11.3.3. Bisherige Erfahrungen mit dieser Option oder ähnlichen
17 04_11.3.4. Zeithorizont der Wirksamkeit
18 04_11.3.5. Vergleich mit anderen Optionen,
mit denen das Ziel erreicht werden kann
18 04_11.3.6. Interaktionen mit anderen Optionen
18 04_11.3.7. Offene Forschungsfragen
19 LiteraturInhalt
Von den Optionen zur Transformation04_11.1. Ziele der Option
Im Vordergrund der gegenständlichen Option steht
die im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung zukunftsorientierte Kompetenzent –
wicklung von Lehrenden an Universitäten und Hochschulen, um sie zu befähigen,
ihre eigene Lehre nach den Prinzipien einer NE und nach den in den vergangenen
Jahren entstandenen Bildungsprinzipien für eine NE (siehe SDG 4.7.) auszurichten1.
Die Option umfasst dabei auch die Empfehlung, ein österreichweit von allen Uni –
versitäten und Hochschulen anerkanntes Weiterbildungsprogramm für Hochschul –
lehrende strukturell zu verankern. Diese Qualifizierungsmaßnahme zielt darauf ab,
dass Lehrende aller Studienrichtungen ihre Lehrveranstaltungen am Leitbild einer
Nachhaltigen Entwicklung und entsprechenden Bildungskonzepten ausrichten, da –
bei aktuelle Entwicklungen berücksichtigen und sich an der Entwicklung und Um –
setzung von – auch über die Lehre oder Forschung hinausgehenden – institutionel –
len Maßnahmen (im Sinne eines Whole System Approach ) beteiligen. Dies betrifft
beispielsweise Maßnahmen im Bereich des Verwaltung (Beschaffung, Mobilität,
Energie, etc.), der Organisationskultur (Arbeitsklima, Betriebliche Gesundheitsför –
derung) und der Gesellschaft ( Third mission ).
Wie bereits in der Präambel zu allen SDG 4-Optionen
ausgeführt, verstehen wir Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) als ganz –
heitlichen Ansatz im Sinne einer transformativ-emanzipatorischen Bildung, die die
Bildungsinstitution in ihrer Gesamtheit erfasst. Lehrende, die ihre Lehrveranstal –
tungen im Sinne einer (B)NE ausrichten wollen, müssen sowohl über das entspre –
chende Wissen, wie System-, Orientierungs- und Handlungswissen (Stoltenberg,
2005; Michelsen & Adomßent, 2014) als auch über entsprechende Kompeten –
3 Abkürzungsverzeichnis
AG BNE Arbeitsgemeinschaft Bildung für Nachhaltige Entwicklung der Allianz nachhaltiger
Universitäten Österreichs
BNE Bildung für Nachhaltige Entwicklung
BuNE Bildung und Nachhaltige Entwicklung
BuNE-Z Weiterbildungslabel für Bildung für eine nachhaltige Entwicklung
EMAS Environmental Management and Audit Scheme
ESD Education for Sustainable Development
GCED Global Citizenship Education
NE Nachhaltige Entwicklung
OECD Organization for Economic Co-Operation and Development
ULG-BiNE Universitätslehrgang Bildung für Nachhaltige Entwicklung
UN United Nations
UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
1 Diese Option kann für die Weiterbildung von Lehrenden an anderen formalen Bildungseinrichtungen ent –
sprechend adaptiert werden. Tabellenverzeichnis
Tab. 1 O-4-11_01 : Exem –
plarische Wirkungsweise
von Weiterbildungsmaß –
nahmen für Hochschulleh –
rende als Outcomes14//Tab. 1 O-4-11_01 : Exem –
plary mode of action
of further training measures
for university lecturers as
outcomes Source: own
illustration
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
Hochschulenzen verfügen. Dreierlei Art Kompetenzen sind hier wesentlich: 1. Kompetenzen,
welchen im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung besondere Bedeutung
zugeschrieben wird (Rieckmann, 2013; Wiek, A.; Withycome, L.; Redman, C., 2011;
UNESCO, 2018; Risopoulos-Pichler, F.; Daghofer, F.; Steiner, G. 2020), 2. Kompe –
tenz, das eigene Fach wie auch das Nachhaltigkeitskonzept kritisch zu reflektieren,
sowie 3. pädagogische, methodisch-didaktische Fähigkeiten um der besonderen
Verfasstheit des Nachhaltigkeitskonzeptes (Normativität, Vagheit, Transformativität)
gerecht zu werden (Hübner, 2017; Hübner, R.; Weber, M.; Lindenthal, Th.; Rauch, F.
2020).
Diese drei Merkmale der Verfasstheit des Nachhaltig –
keitskonzeptes stellen die Gesellschaft vor Herausforderungen, die zu Widerstän –
den und Konflikten in Teilsystemen führen können. Das im Rahmen der Arbeits –
gemeinschaft Bildung für Nachhaltige Entwicklung (AG BNE) erarbeitete BuNE-Z
Weiterbildungsprogramm soll Hochschullehrende befähigen mit Nachhaltiger
Entwicklung und gesellschaftlicher Transformation einhergehende Widersprüche
und Konfliktpotenziale in der Lehre zu identifizieren mit dem Ziel, damit kollektiv
und konstruktiv umgehen zu können. Dabei sollen die eigene Handlungsfähigkeit
erhalten, und Studierende in diesem Prozess unterstützt werden. Zum Schutz vor
Indoktrination liegt dem hier erläuterten BuNE-Weiterbildungskonzept das Prinzip
zugrunde, dass Lernende – Dozierende und Studierende – im Sinne eines kons –
truktiv-emanzipatorischen Verständnisses einer Bildung für nachhaltige Entwick –
lung zu begleiten und nicht zu instrumentalisieren sind (Singer-Brodowsky, 2016).
Im Sinne der Zielvorgabe 4.7.2 werden mit dieser Option daher nachstehende, auf –
einander aufbauende, Teilziele angestrebt.
Übergeordnetes Ziel dieser Option ist es daher, mittels
einer adäquaten und österreichweit anerkannten Weiterbildung von Hochschulleh –
renden diese zu befähigen, ihre Lehre an der Leitidee einer nachhaltigen Entwick –
lung auszurichten. Die Option integriert verschiedene Bildungskonzepte, die geeig –
net sind, eine Nachhaltige Entwicklung zu fördern wie beispielsweise Bildung für
Nachhaltige Entwicklung (BNE), Global Citizenship Education (GCED), Menschen –
rechtsbildung, Umweltbildung, Klimabildung, Friedensbildung, Gesundheitsbildung,
Verbraucherbildung usf. Diese Option wird zum einen von der normativen, vagen,
zukunfts- und gestaltungsorientierten Verfasstheit des Nachhaltigkeitskonzepts
und den daraus resultierenden Anforderungen an Bildungsprozesse, sowie zum
anderen auch durch Herausforderungen im Zusammenhang mit der Weiterbildung
von Hochschullehrenden generell bestimmt.
BNE wird – wie bereits angesprochen – hier als
kritisch-emanzipatorischer, transformativer und daher ergebnisoffener Ansatz ge –
sehen, bei dem es – anders als bei vielen aktuellen Diskussion um Bildung – nicht
primär um Berufsfähigkeit ( Employability ) geht, sondern vielmehr um die Frage,
wie Lernende befähigt werden können, die Welt mitzugestalten.
Ziel 1: kurzfristig (bis 2021) Ein österreichweites Weiterbildungsprogramm
für NE ist etabliert .
Ein österreichweites Weiterbildungsangebot „ Bil-
dung und Nachhaltige Entwicklung “ (BuNE) für Lehrende an Universitäten und
42 “Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung
nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige
Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit,
Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwick –
lung” (Bundeskanzleramt 2020).
Von den Optionen zur TransformationHochschulen zur Entwicklung, Erweiterung und Vertiefung von Kompetenzen zur
Ausrichtung der eigenen Lehre an einer NE wird umgesetzt. Curricula, die sich am
Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung orientieren, werden von allen Universitäten
und Hochschulen explizit anerkannt und die Umsetzung ressourcenmäßig (perso –
nell, administrativ, finanziell) unterstützt. Ein derartiges Weiterbildungsprogramm
soll Hochschullehrende befähigen, die eigenen Bildungsangebote bzw. die eigene
Lehre so auszurichten, dass sie Studierende in der umfassenden Entwicklung ihrer
Kompetenzen, die Zukunft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten,
adäquat unterstützen und begleiten können. Darüber hinaus sollten sie auch selbst
Fähigkeiten entwickeln, Zukunft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu ge –
stalten bzw. mitzugestalten.
Anmerkung: An einem Referenzprogramm hierfür wird
seit 2019 im Rahmen der AG BNE der Allianz nachhaltiger Universitäten gearbeitet
(BuNE-Z Konzept, Details siehe Maßnahmenbündel 1 bzw. Anhang3).
Ziel 2: mittelfristig (ab 2021- open ) Bis 2030 verfügen zumindest 20 % der
Hochschullehrenden über entsprechende Qualifikationen.
Option 4_10. verfolgt das Ziel, alle Curricula an einer
nachhaltigen Entwicklung auszurichten. Für die Umsetzung dieser Curricula, aber
auch für die Realisierung der Optionen 4_8. und 4_5., werden entsprechend quali –
fizierte Hochschullehrende benötigt. Um das Ziel zu erreichen ist es notwendig,
dass jede Bildungsinstitution (insbesondere daher alle Hochschulen und Universi –
täten, insbesondere jede Allianz-Universität) entsprechende operationalisierbare
Teilziele für einen der nachstehenden Indikatoren formuliert:
a) Jährlich haben zumindest n (bspw. drei, vier, zehn)
Lehrende an dem BuNE-Z Weiterbildungsprogramm für Hochschullehrende teilge –
nommen. (Die Anzahl n wird von der jeweiligen Institution ebenso konkretisiert wie
die jährliche Steigerung.)
b) Im Jahr 2030 beträgt der Anteil unserer Lehrenden,
die ein nachhaltigkeitsorientiertes Weiterbildungsprogramm absolviert haben, X %.
(Der Prozentsatz X ist von der jeweiligen Institution zu konkretisieren.)
Ziel 3: langfristig (bis 2030): Ein gemeinsam von allen Universitäten,
Pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen erarbeiteter
Standard für eine nachhaltigkeitsorientierte Weiterbildung für
Hochschullehrende unter Einbeziehung bereits bestehender
Angebote zu BuNE liegt vor.
Die Frage, was eine qualitativ hochwertige, einschlä –
gige Qualifikation ausmacht, soll von den beteiligten Institutionen gemeinsam
beantwortet werden. Daher ist es notwendig, dass die beteiligten Universitäten
und Hochschulen ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit, Nachhaltiger
Entwicklung und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung teilen und sich auf Krite –
rien einigen, die einen Standard für eine Weiterbildung von Hochschullehrende in
Bezug auf BuNE definieren.
Ziel 4: Ein Monitoring- und Begleitforschungssystem ist etabliert.
Ein Monitoringsystem soll die Umsetzung des BuNE-Z
Weiterbildungsprogrammes begleiten und prüfen, ob die Ziele erreicht werden und
ob allenfalls eine Anpassung an neue gesamtgesellschaftliche und organisationale
Entwicklungen erforderlich ist. Eine wissenschaftliche Begleitforschung fokussiert
auf die Wirkung der Maßnahmen (siehe auch C.X.6.3.2.) und liefert Hinweise zur
53 Kontaktpersonen: Filippina Risopoulos-Pichler (KFU Graz), Renate Hübner (AAU Klagenfurt), Julia Wlasak
(BOKU Wien), Katharina Salicites (TU Graz).
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
HochschulenWeiterentwicklung des Weiterbildungsangebotes.
04_11.2. Hintergrund der Option
Mit der vorliegenden Option wird die Forderung nach
flächendeckender Integration von Nachhaltiger Entwicklung in die Curricula aller
Studiengänge unterstützt (siehe Optionen 4_10. bis 4_12.). Ausgehend von einem
Bildungsbegriff, der die Selbstentwicklung und Selbstbestimmung des Menschen
in Auseinandersetzung mit der Welt, mit anderen Menschen und mit sich selbst
betont, wird auf die Humanisierung der Lebensverhältnisse abgezielt. Aus Sicht
der Autor_innen ist dies nur erreichbar, wenn NE einerseits Bestandteil der all –
gemeinen Bildungsaufgabe ist, andererseits integrativ in allen Disziplinen und
disziplinenübergreifend verankert ist. Dies entspricht dem, aus der zum Abschluss
der UN-Dekade „ Bildung für nachhaltige Entwicklung ” erstellten Bonner Erklärung
(2014) hervorgehenden, Verständnis, nach welchem BNE „ eine neue Richtung für
das Lernen und die Bildung aller Menschen ” vorgibt und nach der es zu kurz greift,
Nachhaltige Entwicklung bzw. BNE lediglich als zusätzliches Fach bzw. Studien –
richtung einzuführen. Vielmehr ist eine Neuausrichtung der Bildung erforderlich
(Varcher, 2013).
Nachhaltige Entwicklung ist angesichts der großen
globalen Herausforderungen eine dringende und aufgrund der Komplexität (globale
Verflechtungen, historische Ungleichzeitigkeiten, Widersprüche) die Weltgesell –
schaft fordernde Aufgabe. Bildung, insbesondere Bildung für nachhaltige Entwick –
lung, spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie kann einen Beitrag zu Sensibilisierung,
Bewusstseinsbildung und Entwicklung von Kompetenzen, die Menschen befähigen,
Zukunft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten, leisten.
Im Rahmen der Agenda 2030 der Vereinten Natio –
nen (UN, 2015) wird dem Potential von Bildung im Allgemeinen durch das SDG 4
und von nachhaltigkeitsorientierter Bildung im Besonderen durch das Target 4.7.
Rechnung getragen. Die Besonderheit dieses Targets liegt darin, dass Bildung
und insbesondere Bildung für nachhaltige Entwicklung sowohl Ziel bzw. Target
für sich als auch gleichzeitig Hebel zur Erreichung aller anderen 16 SDGs – also
Ziele für eine NE – ist. Der Gestaltung von Bildungsprozessen, die die Entwicklung
entsprechender Werthaltungen, Einstellungen, Motive und Kompetenzen sowie
die Stärkung des Gefühls der Selbstwirksamkeitserwartung und das Schließen der
Lücke zwischen Wissen und Handeln (Barth, M.; Fischer, D.; Michelsen, G., Nem –
nich, C.; Rode, H. 2012) positiv beeinflussen, kommt aus diesem Grund eine ganz
besondere Bedeutung zu. Insbesondere in der Hochschullehre können Menschen
evidenzbasiert und forschungsgeleitet in ihrer Entwicklung hin zu aktiven Gestal –
ter_innen einer nachhaltigen Zukunft begleitet werden. Konkret bezieht sich das
Kompetenzverständnis in diesem Zusammenhang auf fachspezifische, nachhaltig –
keitsrelevante Kompetenzen im Sinne der Wissensvermittlung, der Anleitung zu
kritischer Reflexion, der Befähigung zur gesellschaftlichen Mitgestaltung (inhalt –
liche Dimension), sowie auf BNE-relevante Kompetenzen, die für die Gestaltung
entsprechender Bildungsprozesse notwendig sind.
Die in dieser Option beschriebenen Ziele und Maß –
nahmen sollen dazu beitragen, Lehrende an Hochschulen zu sensibilisieren, in der
beschriebenen mehrdimensionalen Kompetenzentwicklung zu unterstützen und
sie damit dafür zu befähigen, eigene Bildungsangebote an einer NE auszurichten.
Sowohl das 2020 verabschiedete Weltaktionsprogramm-Folgeprogramm „ ESD
for 2030 ” (UNESCO, 2020), als auch das Projekt „ OECD Future of Education and
6
Von den Optionen zur TransformationSkills 2030 ” unterstützen diese Argumentationslinie (siehe auch Präambel zu SDG
4).
Ersteres – „ ESD for 2030 ” – folgt dem Weltaktionspro –
gramm (2015-2019), welches sich der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Ent –
wicklung anschließt. Mit seiner Verabschiedung wurde einmal mehr die zentrale
Rolle von Bildung für die Transformation unserer Weltgesellschaft hervorgehoben.
Von den darin angeführten fünf prioritären Handlungsfeldern sind in Bezug auf die
gegenständliche Option vor allem folgende zwei von zentraler Bedeutung:
–Handlungsfeld 2 („ Ganzheitliche Transformation von Lehr- und Lernumgebungen:
Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in Bildungs- und Ausbildungskontexte ”)
und;
–Handlungsfeld 3 („ Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und Multiplikator_in –
nen: Stärkung der Kompetenzen von Erzieher_innen und Multiplikator_innen für
effektivere Ergebnisse in Bezug auf eine NE“ ).
Darüber hinaus wurde im „ OECD Future of Education
and Skills 2030 ” – Projekt in Phase eins mit dem “ OECD Learning Compass ” ein
Rahmenwerk definiert, das – mit Bezug auf die Agenda 2030 und die „ Sustainable
Development Goals“ – Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Haltungen und
Werte beinhaltet, die Studierende im 21. Jahrhundert benötigen, um ihr Potential
zu entfalten und zum eigenen Wohlbefinden und dem des Planeten beizutragen.
Projektphase zwei widmet sich aktuell der Frage, welche Kompetenzen Lehrende
benötigen, um Studierende dabei zu unterstützen.
Während es für Lehrende im primären und sekundären
Bildungsbereich seit Jahren einschlägige Weiterbildungsangebote gibt (an einzel –
nen Hochschulen und Universitäten, aber auch vom Forum Umweltbildung), findet
sich für Lehrende im tertiären Bildungsbereich (Universitäten, Hochschulen) trotz
zahlreicher Bemühungen, Nachhaltigkeit in Hochschulen zu integrieren, noch kein
adäquates umfassendes Weiterbildungsangebot zu Nachhaltigkeit , Nachhaltiger
Entwicklung und nachhaltigkeitsorientierter Bildung. Und jene Angebote nachhal –
tigkeitsorientierter Bildung, die bereits entwickelt wurden basieren auf freiwilligen
Initiativen, die von einzelnen “Nachhaltigkeitseinheiten” im Rahmen bestehender
Lehrveranstaltungen über die Entwicklung und Umsetzung spezifischer Seminare
bis hin zur Implementierung einzelner Lehrgänge, Erweiterungscurricula oder gar
Studienrichtungen reichen (Hübner et al., 2020), sind aber noch kaum strukturell
dauerhaft verankert.
Um die für eine Transformation notwendige strukturel –
le Verankerung von Nachhaltigkeit und von nachhaltigkeitsorientierter und nachhal –
tigkeitsadäquater Bildung in der Hochschullehre zu erreichen, sind die Verfügbar –
keit von ganzheitlichen (Nach-)Qualifizierungsangeboten ebenso Voraussetzung
wie die Umsetzung von Maßnahmen, die auf Bewusstseinsbildung und Erhöhung
der Bereitschaft zur Teilnahme an einschlägigen Weiterbildungsmaßnahmen sowie
an idealerweise sich daraus ergebenden Diskursen und Kooperationen notwendig.
7
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
Hochschulen04_11.3. Optionenbeschreibung
04_11.3.1 Beschreibung der Option
bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
Zur Umsetzung dieser Option und um die eingangs
angeführten vier Ziele zu erreichen, werden die nachfolgend angeführten Maß –
nahmen empfohlen4, die aufeinander aufbauen: So stellt das angeführte Weiterbil –
dungsprogramm für BuNE einen ersten Schritt dar für die Etablierung von nach –
haltigkeitsorientierter Weiterbildung von Hochschullehrenden. Generell obliegt
es jeder Bildungseinrichtung, eigene nachhaltigkeitsorientierte Weiterbildungs –
programme zu entwickeln und zu implementieren. Das oben eingeführte BuNE-Z
Weiterbildungsprogramm für Hochschullehrende bietet die Möglichkeit, bestehen –
de und künftige nachhaltigkeitsorientierte Weiterbildungsangebote österreichischer
Universitäten und Hochschulen einzubeziehen und zu einem österreichweit
akkordierten und anerkannten Programm zu verdichten. Da für die oben angeführ –
ten Ziele 1 und 2 das BuNE-Z Weiterbildungsprogramm als Referenzprogramm
herangezogen wird, beziehen sich auch die Maßnahmenbündel 1 und 2 darauf.
Bereits existierende und auch neue Weiterbildungsprogramme können integriert
bzw. angepasst werden.
Maßnahme 1: Implementierung von Weiterbil –
dungsprogrammen für Bildung und Nachhaltige Entwicklung (BuNE) für
Hochschullehrende
Zur nachhaltigkeitsspezifischen Qualifizierung von
Hochschullehrenden wird ein Weiterbildungsprogramm – das mit einem Zertifikat
abschließt – entwickelt und angeboten ( BuNE-Z ). Dieses bietet eine intensive
Auseinandersetzung mit multiperspektivischen, kritischen Zugängen zu nach –
haltiger Entwicklung und nachhaltigkeitsorientierter Bildung, kann innerhalb von
zwei (bis max. vier) Semestern absolviert werden und soll Hochschullehrende
unterschiedlicher Disziplinen sowohl auf inhaltlicher wie auch didaktischer Ebene
befähigen, Nachhaltige Entwicklung entweder umfassend in Lehrveranstaltungen
zu vermitteln oder mindestens Teilaspekte davon in bestehenden Lehrangeboten
zu ergänzen respektive zu integrieren. BuNE-Z sieht im entwicklungspsychologisch
verankerten Ansatz des transformativen Lernens einen geeigneten Theorierahmen.
Dieses Weiterbildungsprogramm stellt kein sich jähr –
lich wiederholendes und gleichbleibendes Programm dar. Durch die Einbindung
der Teilnehmer_innen auch in ihrer Funktion als Expert_innen und durch die
Berücksichtigung aktueller Entwicklungen gibt das Weiterbildungsprogramm den
Rahmen für den – sich auch stetig im Wandel befindlichen – inter- und transdiszi –
plinären Diskurs zur Nachhaltigen Entwicklung vor.
Maßnahme 2: Förderung der Teilnahme von Hoch –
schullehrenden an Weiterbildungsprogrammen für Bildung und Nachhaltige
Entwicklung (BuNE).
Förderliche Rahmenbedingungen seitens der Hoch –
schule können Hochschullehrende motivieren an Weiterbildungsprogrammen
teilzunehmen. Darüber hinaus kann ein grundsätzliches und ehrliches Commit –
ment der Universitäts- bzw. Hochschulleitung zu einer Nachhaltigen Entwicklung
im Sinn eines Whole Systems Approach dazu beitragen, dass Nachhaltigkeit auch
4 Die hier dargelegte Option spricht mit dem Begriff „Hochschulen” Universitäten, Fachhochschulen und Pädago –
gische Hochschulen in Österreich an, sowohl öffentliche als auch private Einrichtungen.
8
Von den Optionen zur Transformationim universitären Alltag erlebbar ist sowie eine geeignete Kommunikationsstrategie
gewählt werden, um das Interesse und die Motivation zur Teilnahme an BuNE-Wei –
terbildungsangeboten zu steigern. Diese Elemente können beispielsweise ebenso
Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie (siehe Option 4.09) wie Teil einer Personalent –
wicklungsstrategie sein.
Vorschläge für Einzelmaßnahmen an Universitäten
und Hochschulen: Anreize sind beispielsweise
–Übernahme von Reisekosten ;
–Reduktion der Lehrverpflichtung in jenem Semester, in dem diese Weiterbildung
absolviert wird;
–Aussicht auf Lehrbeauftragung;
–Weiterbildungs-Pass.
–Ferner könnte die Teilnahme an Weiterbildungsprogrammen für Bildung und
Nachhaltige Entwicklung eines der Kriterien für Karriereentwicklung , (Weiter-)Be –
schäftigung sowie personenbezogener Evaluation sein. Dazu müsste seitens der
Universitäten und Hochschulen folgendes etabliert werden:
–Umgehend: Integration des Kriteriums „Beitrag zur sogenannten Third Mission “
in den für die Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten relevanten Wissensbilanzen
der Hochschullehrenden, bei der Personalentwicklung, der Mitarbeiterbeurtei –
lung/Evaluation sowie bei Stellenausschreibungen;
–Ab 2024: Nachweis einer nachhaltigkeitsorientierten und -adäquaten Basisquali –
fizierung als eines der Auswahlkriterien für eine Lehrtätigkeit an einer Universität
oder Hochschule.
–Im Zuge der in diesem Zusammenhang erforderlichen Entscheidungsfindungs-
und Umsetzungsprozesse sollten sowohl der Betriebsrat/die Personalvertretung,
als auch die für die Personalentwicklung zuständige Abteilung eingebunden sein.
Exkurs: Herausforderung Weiterbildung
für Hochschullehrende
Als Bildungsinstitutionen stehen Universitäten und
Hochschulen im Zusammenhang mit Personalentwicklungsmaßnahmen und
Weiterbildungsangeboten vor spezifischen Herausforderungen wie beispielswei –
se der (grundsätzlichen) Teilnahmebereitschaft, der (fehlenden) Anerkennung/
Durchlässigkeit von Qualifikation, (fehlender oder nur rudimentär vorhandener)
Lösungsstrategien oder Personalentwicklungsplänen. Im Rahmen der Umsetzung
der gegenständlichen Option wird empfohlen, bei strukturellen Änderungen im
Sinne einer nachhaltigen Entwicklung (beispielsweise bei der Entwicklung und
Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie, siehe auch Option 4_09. oder 4_10.) eine
entsprechende (hochschulspezifische) Personalentwicklungsstrategie zu verfolgen,
welche unter anderem Ziele und Maßnahmen im Bereich Weiterbildung beinhaltet.
In diesem Zusammenhang wird empfohlen, im Zuge
der Umsetzung regelmäßig Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam eine
hochschulübergreifende Strategie (weiter) zu entwickeln . Neben der Nutzung
von Synergien bei der Entwicklung und Umsetzung der Strategie unterstützt diese
Vorgehensweise den Prozess der Etablierung von Standards und erleichtert den
Wechsel von Lehrenden innerhalb des tertiären Bildungssystems.
Maßnahme 3: Etablierung von Weiterbildungs –
standards für Bildung und Nachhaltige Entwicklung
Weiterbildungsstandards sollen die Qualität von Wei –
terbildungsmaßnahmen gewährleisten. Der Prozess der Entwicklung von gemein –
samen Standards ist abhängig vom Commitment aller Beteiligten und ist nur dann
zielführend, wenn
9
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
Hochschulena) Interesse an österreichweiten Standards seitens der veranstaltenden Universitä –
ten und Hochschulen besteht, und;
b) Interesse daran besteht, ein Weiterbildungsprogramm am Standort zu etablieren.
Es wird empfohlen, für die verschiedenen Phasen der
Implementierung eine Begleitforschung durchzuführen:
–zur Erhebung bestehender NE-bezogene Weiterbildungsangebote für
Hochschullehrende;
–zur Entwicklung von Standards;
–zur Beurteilung der Erreichung der Ziele dieser Option.
a) Beschreibung von potenziellen Konflikten und Systemwiderständen
sowie Barrieren
Das österreichische Bildungssystem basiert auf dem
Grundsatz der Freiheit der Lehre. Der normative Charakter sowie der transforma –
torische Anspruch des Nachhaltigkeitskonzeptes stehen hierzu in gewissem Wider –
spruch, weshalb eine Skepsis oder gar Widerstände seitens der Lehrenden aber
auch der Leitungsorgane zu erwarten sind. Ein emanzipatorisches Verständnis von
Bildung für nachhaltige Entwicklung (Vare & Scott, 2007) versteht sich daher von
selbst, will man dem Grundsatz der Freiheit der Lehre gerecht werden. Wie bereits
andernorts erwähnt, dürfen Bildungsprozesse für eine nachhaltige Entwicklung
Lernende nicht instrumentalisieren, manipulieren oder indoktrinieren (siehe auch
Indoktrinationsverbot, Beutelsbacher Konsens 1976; Landeszentrale für politische
Bildung, 2021). Eine adäquate BNE ermöglicht es Lernenden, sich selbst eine
Meinung und Position zur Nachhaltigen Entwicklung sowie eine entsprechende
Argumentationslinie zu erarbeiten, und notwendige – auch von der Agenda 2030
(UN 2015) und den darin enthaltenen 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung
(SDGs) – geforderte Transformationsprozesse zu initiieren und zu unterstützen.
Dennoch birgt die Implementierung von BNE in Uni –
versitäten ein Friktionspotential, fordert es doch das Aufbrechen eigener und frem –
der mentaler Infrastrukturen (Welzer, 2011) und die (co-kreative) Entwicklung, das
Ausprobieren und Implementieren neuer und innovativer Bildungsprozesse und
-angebote. Gewohnte Beurteilungsschemata, die einer „richtig-oder- falsch-Logik“
folgen, sind für eine an BNE ausgerichtete Lehre ebenso ungeeignet wie viele be –
stehende Bildungsangebote.
Zusätzliche Herausforderungen können sich darüber
hinaus aufgrund folgender Aspekte ergeben:
a) „Nachhaltigkeit” wird nach wie vor tendenziell mit der ökologischen Perspekti –
ve, Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Umweltbildung assoziiert, was dem
integrativen, ganzheitlichen Konzept nicht gerecht wird. Herausforderung ist es
daher, Nachhaltigkeit aus dem „Öko-Eck“ zu holen und in jedem Fach entspre –
chend neu zu framen.
b) Häufig wird suggeriert, dass Nachhaltigkeit mit technischen Innovationen (bei –
spielsweise Ökostrom, Effizienzsteigerungen usf.) erreicht werden kann. Dieses
Konzept der „schwachen Nachhaltigkeit“ basiert auf der Annahme, dass natür –
liche Ressourcen durch Sach- und Humankapital substituiert werden können. Es
werden aber systemische Änderung en in allen gesellschaftlichen Teilsystemen
und global brauchen. Nach den Bemühungen der vergangenen 30 Jahre wird
aber deutlich, dass eine Nachhaltige Entwicklung ohne tiefgreifende Verände –
rungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik nicht realisiert werden kann. In
der Lehre ist daher zu vermitteln, dass Effizienz- und Konsistenzstrategien eben
nicht genügen. Suffizienzstrategien hingegen stehen in Widerspruch mit den
derzeit dominierenden ökonomisch-technischen Entwicklungen. Diese Zugänge
10
Von den Optionen zur Transformationin der BNE sind höchstens in Nischen und meist außerhalb des Hochschulsys –
tems zu finden, siehe dazu Maßnahme 3).
c) Weitere Konflikte bzw. Widerstände können aus folgenden kritischen Argumen –
ten erwachsen:
– „Angesichts der ohnehin bereits mit Stoff überfüllten Lehre können keine zusätz –
lichen Inhalte untergebracht werden.“
Gegenargument: Dieses Argument ist unberechtigt,
da die BuNE Weiterbildung dazu beitragen soll, die bestehende Lehre in Hinblick
auf eine Nachhaltige Entwicklung auszurichten. Die Orientierung an BNE erfolgt
integrativ und nicht zusätzlich;
–„Die Erfüllung des Kriteriums der Employability von potentiellen Absolvent_innen
könnte durch eine Ausrichtung an NE gefährdet sein.“
Gegenargument: Die BuNE Weiterbildungsprogram –
me zielen darauf ab, Menschen zur Gestaltung einer lebenswerten Zukunft zu
befähigen. Dies unterst ützt den entrepreneurial spirit . Zudem werden engagierte
Menschen sinnstiftende Aufgaben suchen und diese auch finden;
–„Die Auseinandersetzung mit NE und nachhaltigkeitsorientierter Bildung ist nur
etwas für Idealist_innen.“
Gegenargument: Die stetig wachsende Zahl an Wis –
senschaftler_innen, Pionier_innen des Wandels, Initiator_innen, zivilgesellschaft –
lichen Projekten und Unternehmer_innen, die sich erfolgreich für eine nachhaltigen
Entwicklung engagieren, zeichnet ein gegenteiliges Bild;
–„Der Karriereverlauf Hochschullehrender hängt nicht primär von der Qualität ihrer
Lehre, sondern von Quantität und Qualität von Publikationen und Forschungs –
projekten ab, daher ist die Bereitschaft nicht sehr hoch, an Weiterbildungspro –
grammen in Sache Lehre teilzunehmen.“
Gegenargument: Die Qualität der Lehre fließt bereits
in die personenbezogene Evaluation mit ein. Die Qualifizierung im Bereich BuNE
wird die Forschungsperspektiven beeinflussen und neue Möglichkeiten in den Be –
reichen Forschung, Lehre und Publikationen eröffnen.
b) Beschreibung des Transformationspotenzials
Lehrende sind immer auch Multiplikator_innen,
Schneeballeffekte sind zu erwarten. Daher wird von einem hohen Transformations –
potential ausgegangen (siehe Annahmen im Kapitel Wirkungsweisen ). Ferner wer –
den mit der Umsetzung dieser Option nicht nur spezifisches Fach- und Allgemein –
wissen vermittelt und Kompetenzentwicklung gefördert, sondern darüber hinaus
auch
1. die Reflexion, Evaluation und (evidenzbasierte) Weiter- oder gar Neuentwicklung
aller Studienfächer;
2. die Aktivierung und Mobilisierung des kreativen und innovativen Potenzials der
Lehrenden und Lernenden aller Fächer;
3. die Entwicklung, Erprobung und Einübung von Aktivitäten und neuen Praktiken
in verschiedensten Kontexten;
4. die entsprechende Anpassung bzw. partizipative Entwicklung von Lehrmateriali –
en, Lehrbüchern und Curricula sowie;
5. die Entstehung von Communities rund um das Thema (B)NE zur Stärkung des
sozialen bzw. kollektiven Lernens und der Umsetzung neuer nachhaltigerer Prak –
tiken in allen Handlungsfeldern der Gesellschaft.
Die dadurch entstehenden Schneeballeffekte können
wiederum zur Entfaltung weiterer Transformationspotenziale beitragen.
11
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
Hochschulenc) Umsetzungsanforderung
Um die gegenständliche Option bzw. die darin enthal –
tenen Empfehlungen/Forderungen umzusetzen, sind bestimmte Rahmenbedingun –
gen notwendig, von denen hier exemplarisch einige genannt sind:
–politisches und hochschulinternes Commitment zu einer Nachhaltigen Entwick –
lung und zu Top-Down sowie Bottom-Up Initiativen;
–ein gemeinsames Anliegen von Bildung und Nachhaltiger Entwicklung;
–die Bereitschaft, notwendige Abstimmungs-, Veränderungs- und Kommunika –
tionsprozesse im Sinne eines Whole System Approachs auf allen Ebenen der
Institutionen zu implementieren;
–interne und externe Vernetzung(smöglichkeiten);
–die Verfügbarkeit entsprechender Zeit-, Personal-, Raum- und sonstiger Res –
sourcen sowie die Existenz von Pionier_innen des Wandels als Motoren der
Transformation, die getragen sind von der Kombination aus Wissen und Fähigkei –
ten (im Sinne von Kompetenzen und Haltung), sich und andere zu ermächtigen
(siehe dazu u.a. Schneidewind, 2019).
Die Integration von NE/BuNE in alle Curricula (siehe
Option 4_10), die Verpflichtung zur Qualifizierung Lehrender sowie entsprechende
Unterstützungs- und Anreizsysteme (siehe Option 4_09) stellen wesentliche Hand –
lungsfelder von Universitäten und Hochschulen in Bezug auf eine Nachhaltige
Entwicklung dar. Sichtbarmachung, Kommunikation, Dissemination sowie Honorie –
rung von good practice -Beispielen unterstützen den Prozess. Für diesen Prozess
sind angemessene Verfahren(snormen) zu entwickeln, die garantieren, dass Ler –
nende aus allen Studienrichtungen mit verschiedenen Lern-, Berufs- und sonstigen
Lebenserfahrungen die unterschiedlichen normativ begründeten Lebensperspek –
tiven miteinander koordinieren können (Wink, 1996, zitiert nach Minsch, J.; Feindt,
P.-H.; Meister, H.-P.; Schneidewind, U. & Schulz, T. (1998)).
Da gesellschaftliche Grundwidersprüche weder von
Eliten noch von Expert_innen einmalig und auf Dauer für die gesamte Gesellschaft
gelöst werden können, sind Menschen jeder Generation und in jeder Region immer
wieder gefordert, diese Grundwidersprüche einer nachhaltigen Entwicklung lau –
fend zu bearbeiten und zu lernen, gemeinsam damit umzugehen. Nachhaltigkeits –
orientierte Bildung integriert daher Lernanlässe, die das soziale bzw. kollektive
Lernen (Hübner, 2012) fordern und fördern.
04_11.3.2. Erwartete Wirkungsweise
Es ist davon auszugehen, dass die Umsetzung der in
der Option 04_10. ( Nachhaltigkeit in alle Curricula integrieren ) geforderten Maß –
nahmen danach verlangt, Frequenz und Intensität der Teilnahme an einschlägigen
Weiterbildungsangeboten zu erhöhen und der Nachfrage nach einem österreich –
weit anerkannten BNE-WB-Programms für Hochschullehrende nachzukommen.
Wirkung als Output (Leistungen):
Langfristiges Ziel der vorliegenden Option ist es, alle
Lehrenden an allen Universitäten und Hochschulen dafür zu qualifizieren, ihre
Lehre an Bildung für nachhaltige Entwicklung auszurichten. Die Quantifizierung
des Outputs hängt von der Ausgangssituation ab und ist daher erst nach erfolgter
Erhebung des Ist-Stands möglich. Aus diesem Grund wird der Outcome allgemein
beschrieben. Die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen sollten zu folgenden
Outputs führen:
–Ad Anzahl der durchgeführten Weiterbildungsangebote: An jeder Universität und
Hochschule sind nachhaltigkeitsorientierte Weiterbildungsangebote für Hoch –
12
Von den Optionen zur Transformationschullehrende etabliert und werden in Anspruch genommen. Zumindest ein
nachhaltigkeitsbezogener Workshop je Universität/Hochschule kann im Rahmen
von BuNE-Z angerechnet werden;
–Ad Angebote zu nachhaltigkeitsorientierter Ausbildung: Anstieg der Zahl der Cur –
ricula, in denen NE und BNE integriert ist (langfristig: Nachhaltige Entwicklung
ist in allen Curricula integriert.);
–Ad Zufriedenheit der Teilnehmer_innen mit den Weiterbildungsprogrammen: zu
erheben (siehe Monitoring );
–Ad Anstieg der Anzahl der Teilnehmer_innen an Weiterbildungsprogrammen (im
Rahmen der Ist-Analyse zu quantifizieren, beispielsweise 30 Hochschullehrende
pro Jahr) mit dem Ziel einer langfristig flächendeckenden (Basis-)Qualifizierung,
die dazu führt, dass;
– die Anzahl von Teilnehmer_innen/Absolvent_innen von BuNE WB-Programmen,
und;
– die Zahl der Lehrveranstaltungen, die an Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, stei –
gen,
– damit auch die Zahl von Studierenden, die eine an Nachhaltigkeit ausgerichtete
Lehrveranstaltung besuchen, steigt (möglicher Outcome : Anstieg der Zahl von
Studierenden, die das Nachhaltigkeitskonzept kennen und verstehen sowie idea –
lerweise entsprechende Kompetenzen entwickeln).
Die Outputs stehen im Zusammenhang mit den ein –
gesetzten Ressourcen und sind daher von ihnen abhängig. Sie erlauben aller –
dings weder Rückschl üsse auf die Effizienz der Umsetzung, noch liefern sie eine
eindeutige Antwort auf die entscheidende Frage nach deren Wirkung ( Outcomes,
Impacts ), beispielsweise hinsichtlich der Entwicklung von Kompetenzen, Verände –
rungsbereitschaft und Handlungsänderungen bei Lehrenden und über deren Lehr –
veranstaltungen schließlich auch bei Studierenden. Auch dies sollte im Rahmen
einer wissenschaftlichen Begleitforschung untersucht werden.
Für die Zielgruppe der Lehrenden an Hochschulen
werden in der nachstehenden Tabelle (Tab. 1 O-4-11_01) – abhängig von den je –
weiligen Rahmenbedingungen – exemplarische Outcomes (Wirkung auf Ebene der
Zielgruppe(n)) dargestellt. Die tatsächliche Wirkung ist, wie o. a. im Rahmen von
Begleitforschungsprojekten zu untersuchen, in deren Rahmen zudem unterstützen –
de und hemmende Faktoren identifiziert werden können.
Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene sind aufgrund der
Hebelwirkung von Bildungsmaßnahmen – der Wirkungslogik (Kurz & Kubek, 2019)
folgend – und über deren Multiplikator_inneneffekte mit der Umsetzung der Option
eine große Vielfalt transformatorischer Impacts in allen Disziplinen und verschie –
densten Handlungsfeldern zu erwarten.
13
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
Hochschulen14kennen und verstehen das
NH-Konzept sowie BNE im
Sinne eines Whole Institution
Approach;handeln bewusster im Sinne einer
nachhaltigen Entwicklung;sind selbstsicher(er) in Bezug auf ihre
an BNE orientierte Lehre: sie fühlen
sich kompetent;
verfügen über notwendiges
Ziel-, Orientierungs-, Prozess-
und Handlungswissen;adaptieren bestehende Lehr-ver –
anstaltungen im Sinne von BNE; haben das Gefühl, durch ihre BNE-
orientierte Lehre Wirkung bei Studie –
renden erzielen zu können (Erhöhung
des Gefühls der Selbstwirksamkeits –
erwartung);
verfügen über entsprechende
Kompetenzen;konzipieren neue Lehrveran-stal –
tungen im Sinne von BuNE; …
sind in der Lage, ihre Lehrver-
anstaltungen entsprechend zu
konzipieren bzw. adaptieren;bringen sich in den Nachhaltig-
keitsdiskurs ein;
… reflektieren selbstkritisch;
beteiligen sich am disziplinären,
interdisziplinären und transdiszipli –
nären Aus
tausch und der Zusammenarbeit;
beteiligen sich an der Weiter-ent –
wicklung von Lehre (und Curricula)
im Sinne von NE/BuNE;
nehmen regelmäßig an einschlä –
gigen Weiterbildungs-veranstal –
tungen teil;
beteiligen sich an einschlägigen
Forschungsprojekten und Publika –
tionen;

Tab. 1 O-4-11_01 : Exemplarische
Wirkungsweise von
Weiterbildungsmaßnahmen für
Hochschullehrende als Outcomes
Quelle: eigene Darstellung. // Tab. 1 O-4-11_01 : Exemplary
mode of action of further training
measures for university lecturers
as outcomes Source: own
illustration.Outcomes auf Ebene von
Wissen und KompetenzenOutcomes auf Ebene des
HandelnsOutcomes auf Ebene der
Lebenslage
Von den Optionen zur TransformationDer Prozess der Einführung von nachhaltigkeitsorien –
tierten Weiterbildungsprogrammen kann und soll der kritischen, diskursiven und
konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Nachhaltigkeitskonzept sowie zu einer
adäquaten Ausrichtung der Disziplinen führen. Die flächendeckende Integration
von NE in allen Curricula kann darüber hinaus zu stärkerer Partizipation, neuen
Formen der Kollaboration und Denk- und Arbeitsweisen sowie zur Ausrichtung der
Lehrer_innenaus- und -weiterbildung an einer nachhaltigen Entwicklung sowie an
Bildung für nachhaltige Entwicklung führen.
Die Outputs (Impacts) des BuNE-Z Konzepts folgen
ihrerseits wieder einer entsprechenden Wirkungslogik, auf die an dieser Stelle
nicht näher eingegangen wird, die aber im BuNE-Z Konzept (siehe Anhang) nach –
gelesen werden kann.
04_11.3.3. Bisherige Erfahrungen
mit dieser Option oder ähnlichen Optionen
Bisherige Erfahrungen im Bereich nachhaltigkeits –
orientierter Lehre und Weiterbildung zeigen, dass die Normativität und Vagheit des
Nachhaltigkeitskonzeptes Lernende und Lehrende immer wieder vor Herausforde –
rungen in Bezug auf theoretische Konzepte, inter- und transdisziplinäres Arbeiten
wie auch die praktische Umsetzung stellen. Studierende fühlen sich verunsichert,
entwickeln Widerstände, nehmen Konflikte zu Inhalten in anderen Fächern oder
Lehrveranstaltungen wahr und wenden sich im schlimmsten Fall von dem Thema
Nachhaltigkeit ab. Weiterbildungsprogramme für BuNE sollen Lehrende dabei
unterstützen, mit diesen Widersprüchen und Konfliktpotentialen konstruktiv um –
zugehen und sie befähigen, diese mit geeigneten Lehr-Lernsettings in ihrer Lehre
aufzugreifen und Studierende in ihrem Lernprozess zu unterstützen. Studierende
sollen in der Lage sein, Widersprüche zu identifizieren und mit diesen individuell
und kollektiv konstruktiv umzugehen, um trotz der immensen Komplexität hand –
lungsfähig und gestaltungsfähig zu bleiben.
Ein Weiterbildungsprogramm, das an Nachhaltiger
Entwicklung orientiert ist, geht über die Vermittlung des Nachhaltigkeitskonzepts
und den daraus resultierenden Anforderungen an Lehr- und Lernprozesse hinaus.
Es zielt darauf ab, Lehrende zu befähigen, aus der Perspektive des eigenen Fa –
ches
–in der Lehre aktuelle Funktionslogiken der Gesellschaft bzw. ihrer Teilsysteme
sowie Ansätze zu deren Veränderung zu identifizieren;
–gemeinsam mit Studierenden Widersprüche, die sich im Zuge einer gesellschaft –
lichen Transformation ergeben (Grundwiderspruch zwischen Erhalten und Verän –
dern), zu identifizieren und in Teams Strategien zu entwickeln und auszuprobie –
ren, wie mit den identifizierten Widersprüchen/Widerspruchsfeldern umgegangen
werden kann;
–Ansätze und Fähigkeiten, um kollektive Kommunikations- und Entscheidungspro –
zesse aufzusetzen, zu begleiten oder einfach nur daran teilzunehmen sowie
–Strategien im individuellen und kollektiven Umgang mit Veränderungen zu er –
arbeiten, ohne die Lernenden zu manipulieren bzw. zu instrumentalisieren (siehe
dazu beispielsweise transformatives Lernen, Indoktrinationsverbot).
Transformative Bildung ist somit zentrales Element des
zu implementierenden BuNE-Weiterbildungsangebotes. Im Zentrum der Ansätze
des transformativen Lernens „steht die Frage, auf welche Weise Lernprozesse
(ohne diese zunächst mit bestimmten Inhalten zu verknüpfen) bei Erwachsenen
zur Transformation ihrer bisherigen Einstellungen, (Vor-)Urteile und Meinungen und
15
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
Hochschulendamit zu autonomem und kritischem Denken und Urteilsfähigkeit führen” (Zeuner,
2012; Mandy Singer-B., 1/16 ZEP, siehe auch Mezirow, 1990).
Erfahrungen in Bezug auf nachhaltigkeits-
orientierte Weiterbildung beispielsweise:
–ULG-BiNE siehe https://www.aau.at/universitaetslehrgaenge/bildung-fuer-nach –
haltigeentwicklung/
–BNE-Z Workshops und Piloten-Team: Die Erfahrungen, die im Zuge der bereits
andernorts erwähnten BNE-Workshops für die Erarbeitung des BuNE-Z-Konzep –
tes gemacht wurden, wurden in das Konzept bereits integriert.
Anmerkung: Dem (nun in „ BuNE-Z “ umbenannten ur –
sprünglichen) BNE-Z Konzept liegen sechs BNE-spezifische Workshops zugrunde,
von denen fünf im Zeitraum von November 2019 bis November 2020 durchgeführt
wurden (Universität für Bodenkultur Wien, Wirtschaftsuniversität Wien, Universität
Klagenfurt, Universität Graz & Technische Universität Graz, ein Auswertungswork –
shop mit den Pilot_innen). Der sechste Workshop an der Universität für Ange –
wandte Kunst Wien wird Cov19-bedingt erst im Sommersemester 2022 stattfinden.
Diese BNE-Workshops wurden bzw. werden als interne Weiterbildung an den
sechs beteiligten Universitäten mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten
angeboten. Neben den jeweiligen hochschulinternen Workshopteilnehmer_innen
hat an allen fünf Workshops auch ein vorab zusammengestelltes, fixes, zwölf
Personen umfassendes “Pilot-Team” mit Bezug zur Hochschullehre (Lehrende,
Mitarbeiter_innen der Administration/Verwaltung, Studierende) teilgenommen, das
bereits Erfahrung in der Ausrichtung ihrer Tätigkeit an nachhaltiger Entwicklung
hat. Jeder Workshop wurde unmittelbar nach der Teilnahme in Hinblick auf das
BNE-Z Konzept evaluiert. Zusätzlich wurden diese Rückmeldungen noch in zwei
Onlineworkshops (ein Workshop zur Grundstruktur im Juni 2020, ein Workshop
zum erarbeiteten Konzeptentwurf am 14. September 2020) diskutiert und ge –
meinsam entschieden. Das Dokument wurde der AG BNE bei der Herbstklausur
(11.-12.11.2020) vorgestellt, danach finalisiert. Am 26. Februar 2021 wurde von der
Allianz Nachhaltige Universitäten in Österreich beschlossen, dass das Konzept
als Initiative der Allianz gelten soll. Alle anwesenden Allianzmitglieder (30 an der
Zahl) haben zugestimmt, das BuNE-Z als Allianzinitiative aufzunehmen und an die
Rektorate heranzutragen.
–EMAS an Hochschulen: An allen Allianz-Universitäten, die EMAS umsetzen,
werden bereits nachhaltigkeitsbezogene Workshops angeboten. Diese dienten
(bisher) aber eher der individuellen Änderung von Verhaltensmustern als der
Weiterbildung in Sachen Lehre.
Erfahrungen in Bezug auf die Weiterbildung von
Hochschullehrenden gibt es in anderen Bereichen, diese sollten – in enger
Kooperation mit der jeweiligen Abteilung, die für Weiterbildung zuständig
ist – unbedingt genutzt werden. Hierzu zählen Erfahrungen in Bezug auf bei –
spielsweise folgende zentrale Fragen:
–Wann funktioniert WB wirklich gut? “Wann” wird sie angenommen;
–Welche Anreize und Instrumente brauchen Lehrende, die eigene Lehre zu ver –
bessern, weiter zu entwickeln;
–Welche Verpflichtungen können sinnvoller Weise top-down eingeführt werden?
16
Von den Optionen zur Transformation04_11.3.4. Zeithorizont der Wirksamkeit
ad Maßnahme 1: Implementierung des
Weiterbildungsprogramms BuNE-Z:
Maßnahme 1 basiert auf Vorarbeiten einer Initiative
der AG BNE der Allianz nachhaltige Universitäten Österreichs, in deren Rahmen
ein Weiterbildungsprogramm konzipiert wurde (BuNE-Z). Das Konzept wurde im
Februar 2021 von der AG BNE freigegeben und von der Allianz-Leitung zur Um –
setzung mindestens an den Allianzuniversitäten empfohlen.
Der erste Durchgang kann/soll im ersten Quartal 2022 starten. Es ist geplant, dass im
Rahmen dieses Durchgangs ein fächerübergreifendes Konzept bzw. ein Leitfaden (je –
denfalls eine Art Handreichung) zur (selbst-)kritischen Reflexion aller Disziplinen/Fächer
und deren Weiterentwicklung sowie zur Stärkung jener Elemente/Inhalte, die eine nach –
haltige Entwicklung fördern, entsteht.
ad Maßnahme 2: Förderung der Teilnahme von
Hochschullehrenden am BuNE-Z
Weiterbildungsprogramm.
Fristigkeit, Messbarkeit und Indikatoren:
mittelfristige Wirkung
Für Fristigkeiten, Messbarkeiten und Indikatoren zur
Förderung der Teilnahme von Hochschullehrenden am BuNE-Z Weiterbildungspro –
gramm müssten umfassende Erhebungen von universitätsinternen und -externen
Lehrendenzahlen (Lektor_innenzahlen) sowie von bestehenden oder geplante
BuNE-Weiterbildungsprogrammen durchgeführt werden.
Es wird jedoch folgendes vorgeschlagen:
a) Auf Ebene der Hochschule bzw. Universität:
–Bis 2025 werden von jeder Allianz-Universität die Lehrenden, die das BuNE-Z
Weiterbildungsprogramm abgeschlossen (respektive das Zertifikat BuNE-Z er-
worben) haben, quantitativ erfasst und eingeladen, das Weiterbildungsprogramm
zu evaluieren;
–Bis 2025 werden an jeder Allianz-Universität Lehrveranstaltungen, die im Zuge
von BuNE Weiterbildungsmaßnahmen auf eine nachhaltige Entwicklung hin aus –
gerichtet wurden, quantitativ erfasst;
b) Auf Ebene der Allianz nachhaltiger Universitäten:
–Bis 2025 (2030) haben X % (bspw. 30 % oder 70 %) der Lehrenden ein Basis-
Weiterbildungsmodul zu Nachhaltigkeit, nachhaltiger Entwicklung und Bildung für
nachhaltige Entwicklung besuch;
–Bis 2025 (2030) haben X Personen das Basis-Modul und mindestens eine fort –
führende Weiterbildung absolviert;
–Bis 2025 (2030) wird überprüft, ob Nachhaltigkeit in allen Curricula sowie gene –
rell in der Hochschulstruktur verankert ist (siehe Ziel 4 dieser Option und Option
4.10.).
ad Maßnahme 3: Etablierung eines BNE-
Weiterbildungs-Standards für Universitäten
und Hochschulen
Fristigkeit: ab sofort – bis auf weiteres,
langfristige – strukturelle – Wirkung
Eine Erhebung der nachhaltigkeitsorientierten und
nachhaltigkeitsadäquaten Weiterbildungsangebote für Hochschullehrende könnte
sofort starten, muss allerdings beauftragt werden. Die Erfahrungen von Absolvent_
17
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
Hochschuleninnen der ersten Durchgänge des BuNE-Z Weiterbildungsprogrammes könnten
Grundlagen sein, um gemeinsame Standards unter Einbeziehungen aller Hoch –
schulen und Universitäten in diesem Bereich zu erarbeiten.
04_11.3.5. Vergleich mit anderen Optionen,
mit denen das Ziel erreicht werden kann
Siehe unsere mehrfachen Verweise im Text, haupt –
sächlich bezogen auf die beiden anderen Optionen der Sub-Gruppe Hochschule:
–Option 4.09. NH-Strategie;
–Option 4.10. NE in allen Curricula von Hochschulen und Universitäten.
04_11.3.6 . Interaktionen mit anderen Optionen
Zunächst trägt ein nachhaltigkeitsorientiertes und –
adäquates Weiterbildungsprogramm für Hochschullehre natürlich zur Umsetzung
sämtlicher SDGs bei. Insbesondere ist Option 4_11. eng verknüpft mit folgenden
Optionen:
–Option 4_10.: Diese verfolgt das Ziel, alle Curricula an einer nachhaltigen Ent –
wicklung auszurichten. Für die Umsetzung sind entsprechend qualifizierte Hoch –
schullehrende notwendig;
–Option 4_5. und 4_8.: Auch für die Realisierung von Option 4_8. und 4_5. ist die
nachhaltigkeitsorientierte und –adäquate Weiterbildung der Hochschullehrenden
erforderlich;
–Optionen anderer SDGs (SDG 12, SDG 8, SDG 9, usf.): ein kurzer Blick auf die
Übersicht aller Optionen zeigt, dass auch in den Teams anderer SDGs mehrere
Optionen oder zumindest Maßnahmen eine bildungsspezifische Ausrichtung
haben.
Weiters wird folgende Interaktion mit allen SDG-Teams
vorgeschlagen:
Je SDG und Zielvorgabe (also jede Arbeitsgruppe im
Ruhestand von UniNEtZ) stellt im Rahmen ihres SDGs ein Weiterbildungsmodul
zur Verfügung (beispielsweise in Form eines Workshopkonzeptes inkl. Ablauf, In –
halten und didaktischer Vorgehensweise). Damit entstehen SDG-spezifische Wei –
terbildungsangebote, die u. a. auch die Zusammenhänge zwischen den einzelnen
SDGs erfahrbar machen könnten. Darüber hinaus können diese Module auch auf
der Plattform Sustainicum Collection (https://www.sustainicum.at/en/home) allen
zugänglich gemacht werden.
04_11.3.7 . Offene Forschungsfragen
Allgemein
–Wie gestaltet sich der aktuelle Diskurs um Kompetenzen, denen im Zusammen –
hang mit nachhaltiger Entwicklung eine besondere Rolle zugesprochen wird? In –
wieweit finden „Kompetenzdiskurse“ an Hochschulen und hochschulübergreifend
statt;
–Welche Stakeholder_innen sind in welcher Weise von der Umsetzung dieser (und
weiterer) Option(en) betroffen? Welche Beziehungen bestehen zwischen den
Stakeholder_innen;
–Inwiefern unterstützt oder hemmt die aktuelle ökonomische Bildung an Hoch –
schulen eine integrative nachhaltige Entwicklung? Welche Schlussfolgerungen
lassen sich daraus für die Qualifizierung von Hochschullehrenden ableiten;
–Inwiefern lässt sich das Konzept der Transformativen Bildung in der Hochschul –
lehre umsetzen? Inwieweit ist das Konzept bereits in der Lehre integriert? Wel –
18
Von den Optionen zur Transformationche Schlussfolgerungen lassen sich darauf für die Qualifizierung von Hochschul –
lehrenden ableiten?
–Begriffsklärungen, zum Beispiel:
– Was bedeutet „Kultur der Nachhaltigkeit“ für eine Hochschule?
– Was bedeutet systemimmanente, system-transgradiente oder system-
transzendierende (transformative) Bildung?
–Unter welchen Bedingungen kann eine Ausrichtung von Curricula an NE zu sys –
temischen Transformationen führen?
–Wie gestalten sich aktuell Vernetzung und Zusammenarbeit innerhalb der Hoch –
schulen und hochschulübergreifend? Welcher Bedarf und welche Möglichkeiten
bestehen?
Spezifisch: Aufgrund der Bedeutung der Ökonomie
für den Gesellschaftlichen Wandel
Ebenfalls offen ist, wo und wie Maßnahmen zur Förde –
rung einer ökonomischen Bildung für nachhaltige Entwicklung zu erarbeiten und in
UniNEtZ zu integrieren sind. Gerade Wirtschaft(en), Konsum und Verbraucherbil –
dung spielen eine wesentliche Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwick –
lung. Auch hierfür wird es ein geeignetes Weiterbildungsangebot brauchen, das die
Umsetzung mehrerer SDG unterstützt, insbesondere SDG 3, 7, 8, 9 und 12.
ad Maßnahme 1: Implementierung von BuNE Weiter –
bildungsprogrammen
–Welche Selbstwahrnehmung haben Personen, die ihre Lehre an Nachhaltiger
Entwicklung und Bildung für nachhaltige Entwicklung ausrichten möchten, in
Bezug auf persönliche Eigenschaften, Motivation, Werthaltungen und Kompeten –
zen, die Menschen befähigen, Zukunft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung
mitzugestalten?
–Welche Kompetenzen sind notwendig, um Lehre an NE auszurichten?
–Inwieweit lässt sich BuNE in unterschiedlichen Disziplinen integrieren? Welche
förderlichen und hemmenden Faktoren lassen sich identifizieren?
ad Maßnahme 2: Förderung der Teilnahme von Hoch –
schullehrenden an BuNE-Weiterbildungsprogrammen
–Inwiefern ist es möglich, Hochschullehrende in ihrer Entscheidung für eine Teil –
nahme an einem entsprechenden Weiterbildungsprogramm (z. B. BuNE-Z) zu
unterstützen? Welche Rahmenbedingungen wirken motivationsfördernd;
–Welche allgemeinen Forschungsfragen in Bezug auf Erwachsenenbildung und
auf Weiterbildung von Hochschullehrenden allgemein lassen sich identifizieren
und welche davon sind für die gegenständliche Option in welcher Weise rele –
vant?
ad Maßnahme 3: Standardisierung von BuNE Weiter –
bildungsprogrammen an Universitäten und Hochschulen
–Wie könnten begleitende Monitoring – und Forschungsprozesse gestaltet sein?
Welche nationalen und internationalen Referenzbeispiele sind vorhanden, auf
die zurückgegriffen werden könnte? Welche Ressourcen sind für die Umsetzung
notwendig;
–Inwieweit besteht ein gemeinsames Verständnis in Bezug auf die gegenständ –
liche Option;
–Welche Möglichkeiten besteehen, um partizipative, hochschulübergreifende Pro –
zesse zur Entwicklung von Standards aufzusetzen? Welche Akteur_innen/Stake –
holder_innen sind in den Prozess in welcher Art und Weise zu berücksichtigen
und einzubinden?
19
04_11 / Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für Hochschullehrende an Universitäten und
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