SDG_04_Option_04_05_pdf_20231119_182345.txt

04_05 / Lehrer_innenbildung für Nachhaltige Entwicklung
Optionen
und
Maßnahmen
Österreichs Handlungsoptionen
zur Umsetzung
der UN-Agenda 2030
für eine lebenswerte Zukunft.
UniNEtZ –
Universitäten und Nachhaltige
Entwicklungsziele
Optionen und Maßnahmen1
04_05 / Lehrer_innenbildung für Nachhaltige Entwicklung2Inhalt
3 Vorwort
4 04_05 .1 Ziele der Option
4 04_05.2 Hintergrund der Option
5 04_05.3 Optionenbeschreibung
8 04_05.3.1 Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
14 04_05.3.2 Erwartete Wirkungsweise
14 04_05.3.3 Zeithorizont der Wirksamkeit
15 04_05.3.4 Interaktionen mit anderen Optionen
15 04_05.3.5 Offene Forschungsfragen
16 Literatur 04_05
Target 4.7Autor_innen:
Rauch, Franz ( Universität Klagenfurt ); Risopoulos-
Pichler, Filippina ( Universität Graz ); Keller, Lars
(Universität Innsbruck ); Preiml, Stefanie ( forum n,
Universität Klagenfurt )
Reviewer_innen:
Wintersteiner, Werner ( Universität Klagenfurt );
Kowasch, Matthias ( Universität Graz )Lehrer_innenbildung für Nachhaltige
Entwicklung
Optionen und Maßnahmen3Abbildungsverzeichnis
Abb. 4_05_ 1 CSCD
Modell. Quelle: Sleurs
(2008)
// Fig. 4_05_1 Dynamic
model for ESD compe –
tences in teacher edu –
cation. Source: Sleurs
(2008)6
04_05 / Lehrer_innenbildung für Nachhaltige Entwicklung4Vorwort
Es wird vorweg darauf hingewiesen, dass der vorlie –
gende Entwurf zur Option Lehrer_innenbildung für Nachhaltige Entwicklung auf
andere Optionen zu Target 4.7 des SDG 4 Bezug nimmt. In den verschiedenen
Optionen wird von der Elementarpädagogik über Schule, Hochschule und Er –
wachsenenbildung ein Reigen relevanter Aspekte für eine grundlegende Refor –
mierung der Lehrer_innenbildung (Aus-, Fort- und Weiterbildung) angesprochen.
In den ersten beiden Abschnitten dieser Option wird allgemein auf die hohe
Bedeutung der Lehrer_innenbildung für die Umsetzung von SDG 4 hingewiesen.
Im darauf folgenden Kapitel werden Maßnahmen bzw. Maßnahmenoptionen dar –
gestellt.
04_05.1 Ziele der Option
Die vorliegende Option zur Lehrer_innenbildung
fasst zahlreiche in anderen SDG 4 Optionen erhobene Forderungen und Ziele
insofern zusammen, als dass diese in der Realität umgesetzt werden sollen und
die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrer_innen hier von wesentlicher Be –
deutung sein muss. Als Multiplikator_innen im schulischen Alltag nehmen deren
Wissen, Fertigkeiten, Kompetenzen und Grundüberzeugungen sowie deren Be –
wusstsein und Handlungsbereitschaft im Sinne von Bildung für und durch Nach –
haltige Entwicklung (NE) eine herausragende Rolle ein. Die Lehrer_innenbildung
ist demnach einer der wichtigsten Hebel zur Erreichung einer kritischen, dem
Ziel sozialer Gerechtigkeit verpflichteten, optimistisch gestimmten und nachhal –
tig denkenden sowie handelnden Gesellschaft. Universitäten und Hochschulen
stehen in der Verantwortung, die Lehrer_innenbildung diesen Erfordernissen
anzupassen und weiterzuentwickeln.
Diese dringend benötigte radikale Neugestaltung
der Lehrer_innenbildung verlangt aktive, inter- wie transdisziplinäre, konstruk –
tivistische, problembewusste und lösungsorientierte Formen des Lernens, die
Lernende dazu befähigen, kritisch, kreativ, veränderungsfähig und letztlich mün –
dig sowie selbstwirksam zu werden und dabei auch solidarisch zu sein. Lernen
unterstützt dabei die Weiterentwicklung des/der Einzelnen wie auch die Trans –
formation der Gesellschaft im Sinne der Nachhaltigen Entwicklung .
Im Folgenden werden Ziele für die Lehrer_innen –
bildung aus dem Querschnitt anderer Optionen zu SDG 4 formuliert. Es handelt
sich hierbei um keine hierarchische Anordnung, sondern um Knoten in einem
Netzwerk von Zielen, die im entwicklungspsychologisch verankerten Ansatz des
transformativen Lernens (Singer-Brodowski, 2016) in einen geeigneten Theorie –
rahmen eingeordnet werden können.
Ziel A: Verankerung von Bildung und Nachhalti –
ger Entwicklung in allen Curricula sowie in den Institutionen der Lehrer_in –
nenbildung (siehe Option 4_10)
Ziel B: Aufbau und Weiterentwicklung der Kom –
petenzen von Lehrer_innen (beispielsweise gesellschaftspolitische, per –
sönlichkeitsbildende, didaktische, organisationale, ästhetische, fachbe –
zogene, digitale, kulturelle und systemische Kompetenzen) (siehe Option
4_03; 4_04; 4_11)
Ziel C: Entwicklung und Umsetzung von Nachhal –
tigkeitsstrategien in allen Ausbildungsstätten (Universitäten und Hoch –
schulen) für Lehrer_innen (siehe Option 4_09)
Optionen und Maßnahmen504_05.2 Hintergrund der Option
Die Agenda 2030 mit ihren 17 SDGs und 169 Targets
setzt sich das hohe Ziel, Frieden und Wohlstand für alle Menschen heute und
in Zukunft sowie unter Berücksichtigung der planetaren Grenzen zu erreichen
(Stockholm Resilience Centre, o.J.). SDG 4 – Qualitativ hochwertige Bildung –
wird dabei grundsätzlich als wesentlicher Baustein zur Erreichung aller SDGs
gesehen, wobei Target 4.7 Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Global
Citizenship (kurz: BNE/GCED) eine bedeutende Rolle einnimmt.
Anknüpfungspunkte in der PädagogInnenbildung
Neu
Um derzeitige und zukünftige Lehrpersonen in Bezug
auf NE und im Sinne neuartiger Bildungsansätze für NE aus‐, fort- und weiterbilden
zu können, muss die Lehrer_innenbildung selbst inhaltlich wie methodisch umfas –
send verändert werden.
Diese Forderung wird bereits in der österreichischen
Strategie für BNE betont: „ Die Entwicklung von fachlichen und persönlichen Kom –
petenzen der Lehrenden durch Aus- und Weiterbildung ist ein Schlüssel für den Er –
folg der BNE – und daher vorrangig zu fördern “ (BMFLUW, BMUKK, BMWF, 2008,
S. 8). Im Expert_innenpapier „ Die Zukunft der pädagogischen Berufe “ (BMUKK &
BMWF, 2010) werden entsprechende Prinzipien formuliert wie beispielsweise: „ Um
nachhaltige Entwicklung tatsächlich zu erreichen, muss Schule als Teil der Gesell –
schaft Entwicklungen und Realitäten der Gesellschaft widerspiegeln und aufgrei –
fen und muss Lehr- und Lernprozesse für junge Menschen in offenem Austausch
mit der Gesellschaft gestalten “ (BMUKK & BMWF, 2010, S. 15). Diese Prinzipien
gilt es in erster Linie bei der Bildung der Lehrer_innen zu berücksichtigen, damit
diese bereits in ihrer Aus-, Fort- oder Weiterbildung den hohen Wert dieser inno –
vativen Inhalte aktiv erleben und deren Wert für ihr eigenes zukünftiges Wirken
erkennen können.
Kompetenzen
Viele Kompetenzen, die in der Pädagog_innenbildung
Neu gefordert werden, korrelieren mit dem Thema Nachhaltige Entwicklung . Es
liegen mehrere internationale (z.B. UNECE, 2012; Rieckmann, 2018; Rieckmann,
2019; Vare et al., 2018; Vare et al., 2019; Schank et al., 2019; Brundiers et al.,
2020) und auch im österreichischen Kontext entwickelte, Kompetenzmodelle vor
(z.B. Rauch & Steiner, 2013; Risopoulos-Pichler et al., 2020). Nachfolgend wird ein
internationales Beispiel (Abb. 1), welches versucht mit der Komplexität des Zusam –
menhangs von Bildung und Nachhaltiger Entwicklung in der Lehrer_innenbildung
umzugehen, angeführt (Sleurs, 2008).
04_05 / Lehrer_innenbildung für Nachhaltige Entwicklung6
Leuven 2007: Dynamic model for ESD competences in
teacher education

Teacher
in the
educational
institution Reflecting
Visioning
Teacher
as an
individual Teacher in
the society
Teaching

Values
and
Ethics Action
Know –
ledge
Systems –
thinking Emotions Learning
processes
for SD
Future orientation
Local and global
orientation
Networking
Overall competences
Professional dimensio ns Abb. 4_05_ 1 CSCD Modell.
Quelle: Sleurs (2008)// Fig. 4_05_1 Concepts for
ESD competences in teacher
education Source: Sleurs (2008)
Optionen und Maßnahmen7Unabhängig von einer möglichen Entscheidung für
ein bestimmtes Kompetenzmodell, sollten die in Bildungskontexten definierten
Kompetenzen künftig dazu dienen, mit komplexen, realweltlichen Problemen –
abgeleitet etwa aus den Folgen der globalen Großen Herausforderungen des
21. Jahrhunderts , der planetaren Grenzen oder der Nachhaltigen Entwicklungs –
ziele – unter den jeweils gegeben Bedingungen lokal umgehen zu lernen. Weit
über das Faktenwissen sowie professionelle Fertigkeiten hinaus erfordert der
Umgang mit komplexen realweltlichen Problemen in Mensch-Umwelt-Syste –
men mitunter (Teil-) Lösungen, die persönliche, soziokulturelle, systemische,
kreative und sehr individuell entwickelte Kompetenzen erfordern (Risopoulos-
Pichler et al., 2020). Jedenfalls sollte im Rahmen einer kritischen und emanzi –
patorischen Bildung auch das anthropozentristische Weltbild hinterfragt werden
(Kopina, 2020)
Ist-Stand von Bildung und Nachhaltiger Entwick-
lung (BuNE) in der Lehrer_innenbildung
Es liegen bisher keine empirischen Untersuchungen
zur Verankerung verschiedener Konzepte zu Bildung und Nachhaltiger Entwick –
lung in der aktuellen Pädagog_innenbildung, im Sinne einer transformativen
Bildung in Österreich, vor.
Im Rahmen einer Serie von Dialogtagungen von
Ansprechpersonen an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen für das
Themenfeld „ Umweltbildung für Nachhaltige Entwicklung in der Lehrer_innen –
bildung “ auf Einladung des BMBWF in den Jahren 2016 – 2019 konnte jedoch
festgestellt werden, dass BuNE (z.B. Umweltbildung, BNE , GCED ) in einzelnen
Veranstaltungen und Seminaren angesprochen werden. An der Universität Inns –
bruck wird im Rahmen des Projekts makingAchange seit dem Wintersemester
2020/21 eine inter- wie transdisziplinär ausgerichtete Peer to Peer -Ausbildung
angeboten, die Studierenden aller Fakultäten die Möglichkeit gibt, sich mit
Inhalten und Fragestellungen der SDGs sowie über Methoden der mit SDG 4
verbundenen Bildungsansätze auseinanderzusetzen. Fragen transformativer
Bildung stehen sowohl theoretisch als auch praktisch angewandt im Fokus der
Lehrveranstaltung. Es existieren darüber hinaus Ringvorlesungen zu Nachhal –
tiger Entwicklung an einigen Universitäten. An der Universität Innsbruck wird
beispielsweise seit dem Wintersemester 2020/21 eine fakultätsübergreifende,
interdisziplinäre Ringvorlesung zu den Nachhaltigkeitszielen abgehalten, bei
der externe Expert_innen zu den jeweiligen SDGs referieren und diskutieren.
Ähnliche Ringvorlesungen werden beispielsweise auch an den Universitäten
Klagenfurt und Graz angeboten (S4U, 2021).
Darüber hinaus existieren weitere Ansätze und Ver –
suche der Umsetzung transformativer Bildung an den Lehramtsausbildungen der
Universitäten und Pädagogischen Hochschulen, etwa mit der neuen partizipativen
BNE -Strategie an der Pädagogischen Hochschule Tirol oder mit der Klimawandel-
und Nachhaltigkeitsbildung an der Universität Innsbruck. Im Bereich der Weiter –
bildung kann der österreichweite ÖKOLOG -Lehrgang, angeboten von der Päda –
gogische Hochschule Steiermark gemeinsam mit dem UBZ Steiermark, genannt
werden. In den Curricula der neuen Bachelor- und Masterstudien Lehramt des
Südostverbunds werden ebenfalls Kompetenzen einer Bildung im Sinne Nachhalti –
ger Entwicklung , vor allem der GCED betont.
Obwohl der Ansatz zu transformativer Bildung in
einigen Universitäten und Hochschulen bereits existiert, (siehe Entwicklungsver –
bund Süd-Ost) fehlt bislang jedoch eine umfassende, österreichweite, integrative
04_05 / Lehrer_innenbildung für Nachhaltige Entwicklung8Verankerung in Lehre, Forschung und Haushalt von Institutionen der Lehrer_innen –
bildung. Darüber hinaus fehlt eine durchgehende Konzeption (Masterplan) von der
Elementarbildung bis zur tertiären Bildung im Kontinuum von Ausbildung, Induk –
tionsphase, Fort- und Weiterbildung. Über neue Inhalte und methodische Zugänge
muss für die angehenden sowie bereits aktiven Lehrer_innen Bildung für und durch
NE neu erfasst und umgesetzt werden, damit diese schließlich zu Multiplikator_in –
nen reflektierter und gelebter Bildung werden können.
04_05 .3 Optionenbeschreibung
04_05 .3.1 Beschreibung der Option
bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
Im Folgenden werden Maßnahmen zu den oben ge –
nannten Zielen für die Lehrer_innenbildung kurz skizziert, die sich u.a. aus den
Forderungen und Vorschlägen anderer SDG 4-Optionen ergeben:
Maßnahmen Ziel A: Verankerung von Bildungskonzepten für Nachhaltige
Entwicklung (beispielsweise BNE , GCED , Menschenrechts-, Umwelt-, Kli –
ma-, Friedens- und Gesundheitsbildung sowie andere verwandte Konzep –
te) in allen Curricula sowie an sämtlichen Institutionen der Lehrer_innen –
bildung (Option 4_10; Option 4_11)
Bildungskonzepte für NE, insbesondere BNE und
GCED , müssen auf unterschiedlichen Ebenen implementiert werden. Die Form der
Implementierung kann variieren wie z. B.:
–Einrichtung eigener Lehrveranstaltungen;
–Inputs/Einheiten innerhalb bestehender Lehrveranstaltungen;
–breites Wahlfachangebot zur Vertiefung etc.
Bildungskonzepte für NE erfordern Lehrformen, die
die Ausbildung und Stärkung von vielfältigen Kompetenzen (inhaltliche, perso –
nelle, strategische, antizipative, normative und systemische etc.) ermöglichen.
Dies impliziert insbesondere neue Lernsettings sowie neue Lehrformen.
1) Einführung eines „Studium generale“
Für die Entwicklung neuer Lehr- und Lernformen sind Weiterbildungen
sowie der dauerhafte diesbezügliche Erfahrungsaustausch zwischen
Lehrenden ebenso erforderlich wie verstärkte Betreuungskapazitäten für die
Lehrenden und Tutor_innen. Zur Umsetzung ist sowohl die Integration neu-
er Lehr- und Lernformen in bestehende Lehrveranstaltungen wie auch die
Einrichtung eigener spezifischer Lehrveranstaltungen in den Studienplänen
erforderlich. Ideal wäre dabei die Einrichtung eines einführenden „ Studium
generale “, das die notwendigen strukturellen Voraussetzungen gerade für
überfachliche Kompetenzen bieten könnte, wie sie etwa in den „ Grundlagen
und Materialien zur Erstellung von Curricula “ (Braunsteiner et al., 2014) ge-
fordert werden. Dafür muss der Lehralltag so gestaltet sein, dass inhalt-
liche Freiräume entstehen, um entsprechende Angebote zu implementieren.
Die Art der Lehrer_innenfort- und weiterbildung kann unterschiedlich gestal
tet sein: formale Bildungsangebote, informelle Angebote zum Austausch oder
auch Onlineangebote.
–Kurzfristig müsste mindestens ein (Pflicht‐)Seminar angeboten werden, in
dem mit den Student_innen (aller Universitäten und Hochschulen) die Zu-
sammenhänge von Bildung und Nachhaltiger Ent wicklung erarbeitet werden.
Dazu werden auch dementsprechend kompetente Hochschullehrende benö –
Optionen und Maßnahmen9tigt (siehe Option 4_11, Etablierung von BNE-Weiterbildungsprogrammen für
Hochschullehrende an Universitäten und Hochschulen ).
–Langfristig sollten Studien neu definiert und entlang der Leitlinien von
Bildungskonzepten für NE inhaltlich wie methodisch völlig neu gestaltet wer –
den. Als ein Beispiel für eine bestehende und funktionierende, substantielle
Integration von BNE in der Lehre an einer Universität kann das „ Leuphana –
semester “ der Universität Lüneburg1 genannt werden. Alle Erstsemesterstu –
dierenden des Leuphanabachelors absolvieren im „ Leuphanasemester “ eine
fachüberschreitende Einführung in die Wissenschaft. Es geht darum, den
Erfahrungsraum wissenschaftlicher Praxis von Beginn an für Studierende zu
öffnen, um sie für ein gelingendes, proaktives Studium zu gewinen. Neben
der fachlichen Ausbildung steht ein allgemeinbildender Übergang von der
Schule zur Universität im Mittelpunkt, der u.a. kritisches Denken, Interdiszipli –
narität, Bildung, Grand Challenges und NE betont.
–Integration in Einzelfächer: Bildungskonzepte für NE haben die unterschied –
lichsten Zugänge und können in jedem Fach im Rahmen der Lehramtsstudien
umgesetzt werden. Es wird jedoch bedeutend weniger Wirkung erzielt, wenn
NE nur in einem Fach (z. B. der Schulpraxis) integriert ist und kein Bezug zu
anderen Fächern besteht (beispielsweise zum fachdidaktischen, pädagogi –
schen und fachlichen Studium).
– Integration in Qualifizierungsarbeiten und Forschung: BNE, GCED und ver –
wandte Konzepte sollten als Thema von Bachelor‐ und Masterarbeiten sowie
Dissertationen thematisiert werden. Ein Pool solcher Themenangebote sollte
angeboten und zugänglich gemacht werden. Forschungsprojekte der Leh –
renden sollten Themen der Bildung und Nachhaltigen Entwicklung aufgreifen.
Es sollte Forschung sowohl im konzeptiven Bereich als auch als Begleit –
forschung bis hin zu Aktions- und Evaluationsforschung im Interventionszu –
sammenhang gefördert werden. Die Beteiligung an internationalen Projekt –
anträgen und die Förderung von Publikationsmöglichkeiten und anderes mehr
sollte generell intensiviert werden.
2) Vertiefte Berücksichtigung von Nachhaltiger Entwicklung in allen aus-
bildenden Institutionen
Um den Anliegen transformativer Bildung und Nachhaltiger Entwicklung
substantiell zu genügen, sind vertiefende Maßnahmen notwendig. Einige der
Möglichkeiten sind hier formuliert:
–Verankerung in der gesamten Organisation der Lehrer_innenbildung: BuNE
ist ein Anliegen, dessen Umsetzung von der Führungsebene und allen Mit –
arbeiter_innen mitgetragen werden muss (partizipativer Ansatz). Zum einen
können damit die, zur überfachlichen Integration notwendigen, Strukturen
ermöglicht, zum anderen kann die notwendige Legitimität genügend abgesi –
chert und verankert werden.
–Role Model-Erfahrungen von aktiven Praxisschulen nutzen : Einbindung
von Schulen (z. B. ÖKOLOG -Schulen, Umweltzeichenschulen, k.i.d.Z.21 –
Schulen, ASP-net -Schulen, Naturparkschulen, Biosphärenparkschulen etc.) in
das Curriculum.
–Unterstützung von Bildung und Nachhaltiger Entwicklung in der Lehrer_in –
nenbildung :
–Beteiligung an Netzwerken in den Bereichen BNE , GCED und verwand –
ten Pädagogiken in der Lehrer_innenbildung (z.B. LeNa – Lehrer_innen
bildung für NE; ÖKOLOG; k.i.d.Z.21;
1 Eine Überblicksbeschreibung kann der Homepage der Leuphanauniversität entnommen werden
(Leuphana Universität 2020).
04_05 / Lehrer_innenbildung für Nachhaltige Entwicklung10Arbeitskreis Friedenspädagogik in der AFK);
–Beteiligung am Sustainability Award des Forum Umweltbildung im Auf –
trag der Ressorts für Bildung, Wissenschaft- und Umwelt (Forum Umwelt –
bildung, 2020);
–Ausrichtung von Fachtagungen im Rahmen bestehender Gesellschaf –
ten wie ÖFEB, Didaktische und Fachdidaktische Gesellschaften (Steiner
& Rauch, 2013).
Verankerung von Bildung und Nachhaltiger Ent –
wicklung ( BNE, GCED und verwandter Konzepte) in den Bildungsrahmen –
plänen und der Aus,- Fort- und Weiterbildung von Elementarpädagog_in –
nen (Optionen 4_03; 4_04; 4_11)
1) Überarbeitung der Lehrpläne der BAFEBs bzw. der Curricula der Bachelor
studiengänge für Elementarpädagogik der Pädagogischen Hochschulen.
2) Entwicklung von Fortbildungsreihen oder Lehrgängen , um bereits im
Dienst stehende Elementarpädagog_innen zu erreichen (Erweiterung um
das „ Paket Elementarpädagogik “ im Anhang; BuNE-Z Weiterbildungspro
gramm für Hochschullehrende zur Maßnahme 1 und 2 in der Option 04_11.
Ad 1) Für die Umsetzung der Option 4_03 ist eine Überarbeitung der Lehr –
pläne der BAFEPs bzw. der Curricula der Bachelorstudiengänge Elemen –
tarpädagogik der Pädagogischen Hochschulen vonnöten. Hierbei muss
großer Wert auf die reflexive Auseinandersetzung mit den politischen
und ethischen Dimensionen nachhaltiger Entwicklung – Menschen –
würde, Gerechtigkeit und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen – im
Kontext der Schlüsselthemen einer nachhaltigen Entwicklung, wie dem
Umgang mit natürlichen Ressourcen, Energie, Umweltschutz, Ernährung,
Konsum oder Armut gelegt werden. Es gilt aber vor allem ein Bewusstsein
dafür zu entwickeln, dass Nachhaltigkeit kein Zusatzthema ist, sondern zu
neuen inhaltlichen wie methodischen Ansätzen führt und damit völlig neue
Perspektiven ermöglicht.
Ad 2) Neben der Verankerung von Nachhaltigkeit in den Bildungs –
rahmenplänen ist es notwendig, in Anlehnung an Projekte wie Kita21 ,
ÖkoKids oder das Leuchtpolprojekt , Fortbildungsreihen oder Lehrgänge
zu entwickeln (Option 4_04), um bereits im Dienst stehende Elementar –
pädagog_innen zu erreichen. Als Hilfestellung sollte eine Musterkon –
zeption entwickelt werden, die sowohl die Auseinandersetzung mit dem
Konzept, als auch Anknüpfungspunkte an den Bildungsrahmenplan und
an die praktische Arbeit der Elementarpädagog_innen beinhaltet und
eine professionelle Reflexion erlaubt. Ferner könnten bereits bestehende
Universitätslehrgänge wie der BINE -Lehrgang oder der Lehrgang Global
Citizenship Education für Elementarpädagog_innen geöffnet werden. Ein
übergeordnetes Weiterbildungskonzept ist von zentraler Bedeutung, um
Nachhaltigkeit systematisch in der Elementarpädagogik zu implementieren
(siehe dazu auch Option 4_11).
Maßnahmen Ziel B : Aufbau und Weiterentwick –
lung von Kompetenzen von Lehrer_innen (z.B. persönlichkeitsbildende,
didaktische, organisationale, ästhetische, fachbezogene, digitale, kultu –
relle und systemische Kompetenzen) (Optionen 4_01; 4_02; 4_06; 4_07;
4_11; 4_16; 4_18)
Forschungsergebnisse zeigen, dass die Kompeten –
zen und das Engagement von Lehrenden für die erfolgreiche Implementierung
von Bildungskonzepten für Nachhaltige Entwicklung in die schulische Praxis von
Optionen und Maßnahmen11großer Bedeutung sind. Lehrkräfte erwerben während ihrer universitären Ausbil –
dung bislang jedoch keine ausreichende Qualifizierung für einen solchen Unter –
richt und erleben nur eine unzureichende Auseinandersetzung mit partizipativen
Lehr- und Lernformen.
Eine sich zunehmend und rasch verändernde Welt
verlangt von zukünftigen Lehrer_innen eine Reihe von Kompetenzen, die weit
über inhaltliche Kenntnisse des eigenen Faches hinaus gehen. Dabei spielen
gerade Teamkompetenzen eine außerordentlich wichtige Rolle (Risopoulos-
Pichler et al., 2020).
Es werden daher dringend adäquate Aus-, Fort- und
Weiterbildungsmöglichkeiten gefordert (Option 4_11), die für die Entwicklung
folgender Kompetenzen Sorge tragen, wobei einige Kompetenzfelder, die in den
Optionen genannt werden, anschließend kursorisch angeführt werden:
–Gesellschaftspolitische Grundbildung
–Grundzüge heutiger zusammenhängender globaler, regionaler und
lokaler Herausforderungen;
–Vernetztes Denken und Handeln;
–Die Rolle von Wissenschaft und Bildung bei der Bewältigung der
heutigen Herausforderungen.
–Persönlichkeitsbildende Kompetenzen von Lehrer_innen
–Lehrer_innen als Change Agents vorbereiten;
–Problemorientiertes Lernen fördern;
–Entwicklung eines Umgangs mit Widersprüchen, Kontroversen und Un –
sicherheiten im Unterricht;
–Achtsamkeit und sozial-emotionales Lernen entwickeln;
–Fähigkeiten zur Untermauerung von formellem und informellem Lernen
erlangen;
–Selbständige Aneignung von Detailwissen zu Nachhaltigkeit trainieren.2
–Didaktische Kompetenzen
–Praktische Fähigkeiten im Umgang mit unterschiedlichen NE-Themen
(fächerbezogen) fördern;
–Aneignung von Detailwissen zu BNE, GCED und verwandten Feldern für
Lernende vorzeigen;
–Übergang vom Lehrer_innenzentrierten Unterricht zu einem Lernenden –
zentrierten Unterricht anstreben;
–Peer to peer Learning unterstützen;
–Lebensrealitäten der Lernenden berücksichtigen lernen (beispielsweise
von Menschen mit Migrationshintergrund);
–Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl von Lernenden fördern und
unterstützen können;
–Wertesysteme für Lernende gemeinsam reflektieren lernen.
– Ästhetische Kompetenzen
–Körperkompetenzen herausbilden;
–Gestaltungskompetenzen herausbilden;
–Kunst als spezifischen Zugang zur Erschließung der Welt, im produkti –
ven Widerspruch zu Alltagsverstand und Wissenschaft vermitteln.
–Fachkompetenzen
–Kommunikations- und Medienkompetenzen fördern;
–Systemwissen in die Lehrer_innenbildung integrieren;
2 Diese Fähigkeit ist nicht nur für den Unterricht, sondern auch für ein persönliches, reflektiertes
Wertesystem wertvoll.
04_05 / Lehrer_innenbildung für Nachhaltige Entwicklung12 –Kulturelle Kompetenzen (kultur-, traditions- sowie religionsbezogene
Hintergründe, indigenes/traditionelles Wissen) vermitteln.
–Systemkompetenzen
–Über allgemeines Wissen von Strukturen und Eigenschaften ökologi –
scher, ökonomischer, sozialer, politischer, gesellschaftlicher und kulturell
nachhaltiger Systeme verfügen (Basiswissen durch Weiterbildung siehe
Option 04_11), sowie Aneignung von inter-, cross- und transdisziplinäre
Kompetenzen (siehe Option 04_01);
–Real-world-Probleme mit Lernenden bearbeiten und transdisziplinäres
Lernen fördern;
–Mensch-Umwelt-Problematiken einbeziehen;
–Verantwortung für Gemeinwohl übernehmen;
–Aufhebung der Lehrenden/Lernenden-Hierarchie ( transdisciplinary mu –
tual learning ) anstreben.
–Digitalisierungskompetenzen
–Neue Möglichkeiten der digitalen Kommunikation aufzeigen;
–Umgang mit digitalen Kommunkationstools fördern (beispielsweise auf –
grund der Covid-Maßnahmen Schaffung von Alternativen zur Präsenzlehre,
Umgang mit einem Versammlungsverbot etc.);
–Digitale Medien kritisch reflektieren (Facebook, Twitter etc.);
–Seriöse Berichterstattung erkennen und vermitteln.
Maßnahmen Ziel C : Entwicklung und Umsetzung
von Nachhaltigkeitsstrategien und NH-Standards in allen Ausbildungsstät –
ten für Lehrer_innen (Universitäten und Hochschulen) (Option 4_09)
Die Option „An allen Hochschulen Nachhaltigkeits –
strategien partizipativ entwickeln und implementieren“ besteht aus Maßnahmen –
kombinationen und beispielhaften Maßnahmen auf drei Zielebenen (vgl. Abb. 1).
1. Politische Ebene : Hier geht es darum, entsprechende Rahmenbedingungen
zu schaffen, um die Erstellung von NH-Strategien zu fordern und zu fördern.
2. Netzwerkebene durch hochschulübergreifende formelle und informelle
Netzwerke: Im Vordergrund stehen der Austausch und die gegenseitige
Unterstützung im Bereich NH, NE und Bildung sowie die Entwicklung von ge
meinsamen Standards von Hochschulen.
3. Ebene der einzelnen Hochschulen : Es ist notwendig, dass die Universitä-
ten und Hochschulen ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit,
Nachhaltiger Entwicklung und Bildung teilen und sich auf Kriterien einigen,
die einen Standard für eine BuNE -Weiterbildung für Hochschullehrende
definieren (siehe Option 4_11). Auf Basis der Ebene 1 und Unterstützung
durch Ebene 2 ist jede Hochschule aufgefordert, im Rahmen von partizipa
tiven Prozessen NH-Strategien auszuarbeiten und zu implementieren sowie
Maßnahmen in allen fünf Bereichen (Lehre, Forschung, Betrieb, Austausch
mit der Gesellschaft, Governance ) umzusetzen (Option 4_09).
Über alle drei Ebenen hinweg ist eine Kooperation der Hochschulen mit dem
Umfeld und mit Partner_innen anzustreben.
Brücke zwischen Wissenschaft und Schule
Eine Zusammenarbeit mit den Bildungsdirektionen
ist anzustreben, um den Transfer von Forschung, Bildung und Nachhaltiger
Entwicklung in die schulische Praxis gewährleisten zu können, z. B. durch eine
Schwerpunktsetzung bei Fort- und Weiterbildungsprogrammen. Ferner ist die
Entwicklung einer Strategie zur Übertragung der Erkenntnisse in den schuli –
schen Kontext im Sinne einer Brücke zwischen Wissenschaft und Schule zu
Optionen und Maßnahmenfördern, z.B. durch Schulentwicklungsprojekte, Forschungsprojekte mit Schulen
und Fort- und Weiterbildungen. Beispiele dafür sind: Forschungs- und Bil –
dungskooperationen und Netzwerke wie ÖKOLOG , IMST , makingAchange oder
K.i.d.Z.21 ; Universitätslehrgänge wie GCED sowie BNE in Schulen und der Leh –
rer_innenbildung, wie z. B. an der Universität Klagenfurt; ebenso der Lehrgang
Global Peace Education an der PH Burgenland.
Kooperation mit externen Einrichtungen (NGOs
etc.)
Um den Praxisbezug und den Austausch mit Per –
sonen (Expert_innen) außerhalb der eigenen Institution zu gewährleisten, sind
Kontakte und Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen bzw. außeruniversitären
Einrichtungen unerlässlich. Die dabei gewonnenen Synergien bereichern beide
Seiten. Durch eine Institutionalisierung könnten die Erfahrungen systematisiert,
bestehende Kooperationen ausgebaut und neue Initiativen entwickelt werden.
Maßnahmen Ziel D : Weiterbildungsangebote für
Lehrer_innen an Universitäten und Hochschulen zu Bildung und Nach –
haltiger Entwicklung (BNE, GCED und verwandten Konzepten) (Optionen
4_06; 4_11; 4_20)
Für Universitätslehrende werden Fort- und Weiter –
bildungsmöglichkeiten in Bezug auf Target 4.7 geschaffen sowie inhaltliche
Freiräume ermöglicht, um Bildungskonzepte für NE im Rahmen der Lehre zu im –
plementieren. Dies beschränkt sich nicht nur auf Universitätslehrende, sondern
inkludiert auch die Weiterbildung für bestehende und künftige Lehrer_innen und
andere Multiplikator_innen im Bildungssektor. Demnach sollten Weiterbildungs –
angebote an Universitäten neben Universitätslehrenden auch Lehrer_innen an
Schulen bedienen. Der verstärkte Einsatz von Fortbildungsformaten für Leh –
rer_innen an Schulen zu SDG 4 ist auch eine Forderung im aktuelen Positions –
papier zur Umsetzung von SDG 4 in Österreich der österreichischen UNESCO –
Kommission – Fachbeirat „ Transformative Bildung/Global Citizenship Education “
(Österreichische UNESCO-Kommission 2019, 10f.)
Diese Maßnahme dient auch der Entwicklung und
Durchführung von internen Fort- und Weiterbildungen zur Professionalisierung
der Mitarbeiter_innen, um in der Institution ein Bewusstsein der Relevanz von
NE für eine zukunftsweisende Bildung zu schaffen und diese verstärkt in der
Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie in der Forschung der jeweiligen Disziplin/
des jeweiligen Faches mitzudenken (Option 04-11).
Maßnahmenbündel 1 : Implementierung von BuNE-Z . Das Konzept BuNE-Z
steht für ein Weiterbildungsprogramm zur Qualifizierung von Hochschulleh
renden im Bereich BuNE mit zertifiziertem Abschluss.
Maßnahmenbündel 2 : Förderung der Teilnahme von Hochschullehrenden am
BuNE-Z -Weiterbildungsprogramm.
Maßnahmenbündel 3 : Weiterbildung Hochschullehrender bis hin zur Integra
tion von BuNE in die Ausbildung von Hochschullehrenden.
Maßnahmenbündel 4 : Etablierung eines BuNE -Weiterbildungsstandards für
Universitäten und Hochschulen (Option 4_11).
Entsprechende Fort- und Weiterbildungen sind stär –
ker auf methodisch-didaktische Themen – vor allem Projektorientiertes Lernen
– auszurichten. Auch in der universitären Lehrer_innenweiterbildung eignen sich
Lehr-Lernformate, die im Sinne von Projektorientierung eine selbstorganisierte,
forschungsbasierte, inter- und transdisziplinäre Auseinandersetzung mit real –
weltlichen Problemstellungen zu nachhaltiger Entwicklung ermöglichen, um die
13
04_05 / Lehrer_innenbildung für Nachhaltige Entwicklungprofessionelle Handlungskompetenz für BuNE von Lehrpersonen zu stärken
(Option 04-16). Die Etablierung bewegter Methoden und bewegter Strategien
auf allen Ebenen der Primär- und Sekundärbildung sowie in allen universitären
Studien soll umfassend erfolgen. Damit gehen ansprechende Fort- und Weiter –
bildungen aller Lehrer_innen sowie aller Universitätslehrenden für bewegtes
Lernen einher. Lehrer_innen und Lehrende an Universitäten sollen dazu ermutigt
werden, Bewegung als ergänzenden und dennoch elementaren Bestandteil in
der Lehre umzusetzen, ohne dass es dafür zwingend große Sportareale und
Bewegungsräume braucht. Zentrale Faktoren sind hierbei die Verhältnisse, die
Verhaltensweisen und die Arbeitsorganisation beim Lernen (Option 04_20).
Wissenschaftliche Evaluation im Sinne der
Qualitätsicherung
Die Outputs aller genannten Ziele stehen stark im
Zusammenhang mit den eingesetzten Ressourcen und sind daher von ihnen
abhängig. Sie erlauben allerdings weder genaue Rückschlüsse auf die Effizienz
der Umsetzung, noch liefern sie eine eindeutige Antwort auf die entscheidende
Frage nach deren Wirkung ( Outcomes, Impacts ), beispielsweise hinsichtlich
der Entwicklung von Kompetenzen, Veränderungsbereitschaft und Handlungs –
änderungen von Personen und Institutionen. Dies sollte im Rahmen einer
wissenschaftlichen Begleitforschung untersucht werden. Siehe dazu Ziel 4 „ Ein
Monitoring- und Begleitforschungssystem ist etabliert “3 in der Option 4-11 (siehe
Maßnahme 4).
04_05 .3.2 Erwartete Wirkungsweise
Da Bildungsmaßnahmen zu NE bisher unzureichend
oder gar nicht auf den oben genannten Ebenen eingesetzt wurden, wird sich ein
Fortschritt erkennen lassen, wenn
–Inhalte der Option in Curricula zentral einfließen;
–BuNE ein Teil der Organisationskultur an Schulen und Hochschulen ist;
–es durchgehende Programme/Angebote gibt (Aus-, Weiter- und Fortbildung,
von der Elementar- bis in die Sekundarstufe);
–Akteur_innen und Organisationen vernetzt werden;
–begleitende Forschung und Evaluation implementiert werden.
4_5.3.3 Zeithorizont der Wirksamkeit
Ad Maßnahme Ziel A: Verankerung von BuNE in allen Curricula sowie Insti –
tutionen der Lehrer_innenbildung
Für Fristigkeiten, Messbarkeiten und Indikatoren
zur Verankerung von BNE in allen Curricula müssten umfassende Erhebungen
durchgeführt und Beschlüsse zu Standards an Hochschulen und Universitäten
gefasst werden. Es ist daher nicht erwartbar, die Wirkung der Maßnahmen vor
2024 feststellen zu können:

3 Ein Monitoringsystem soll sicherstellen, dass sowohl auf die Verfolgung und Erreichung der
Ziele geachtet wird als auch Ziele hinterfragt und entsprechend gesamtgesellschaftlichen und
organisationalen Entwicklungen angepasst werden. Die wissenschaftliche Begleitforschung
fokussiert auf die Wirkung der Maßnahmen (siehe auch C.X.6.3.2.) und liefert Hinweise zur
Weiterentwicklung des Weiterbildungsangebotes.
14
Optionen und MaßnahmenAd Maßnahme Ziel B: Aufbau und Weiterentwicklung von Kompetenzen
von Lehrer_innen (z.B. persönlichkeitsbildende, didaktische, organisa –
tionale, ästhetische, fachbezogene, digitale, kulturelle und systemische
Kompetenzen).
Mittel- bis langfristige Wirkung
Der Aufbau von Kompentenzen ist ein mittel- bis
langfristiger Prozess. Einzelne bestehende Initiativen in der Aus-, Fort- und Wei –
terbildung sollten fortgeführt werden (z.B. makingAchange, ÖKOLOG, Ringvor –
lesungen, ULGs) bzw. kurzfristig begonnen werden (z.B. BuNE-Z ).
Ad Maßnahmen Ziel C: Entwicklung und Umsetzung
von Nachhaltigkeitsstrategien und NH-Standards in allen Ausbildungsstätten für
Lehrer_innen
Kurz- bis mittelfristige Wirkung
Die bestehenden EMAS-Zertifizierungen an mehre –
ren Universitäten bieten einen bereits bestehenden Rahmen und könnten kurz –
fristig auf die Lehrer_innenbildung fokussiert werden. Darüber hinaus werden
Strategieprozesse auch in den Leistungsvereinbarungen verstärkt berücksichtigt
und sollten mittelfristige Wirkungen erzielen.
Ad Maßnamen Ziel D: Weiterbildungsangebote für Lehrer_innen an Univer –
sitäten und Hochschulen für BuNE
Kurz- bis mittelfristige Wirkung (siehe Maßnahme B)
Durch den Einsatz der genannten Maßnahmen, etwa
der Etablierung von BuNE-Weiterbildungsprogrammen, ist eine Wirksamkeit er –
wartbar. Die Umsetzung der Maßnahmen sollte kontinuierlich evaluiert werden.
Die Wirkung kann erhöht werden, wenn die Umsetzung der Maßnahmen durch
Rektorate unterstützt werden und durch die AG BNE der Allianz Nachhaltiger
Universitäten begleitet wird.
04_05.3.4 Interaktionen mit anderen Optionen
Die Ausführungen zu Maßnahmen der Option zur
Lehrer_innenbildung beziehen sich auf andere Optionen im Rahmen von SDG 4
und sind also per se als Interaktion mit anderen Optionen zu verstehen.
04_05.3.5 Offene Forschungsfragen
Im Kern ist die wesentliche Frage im Kontext der
Lehrer_innenausbildung, wie der Zusammenhang von Fachwissen, Didaktik und
Praxis vermittelt werden kann. In der Weiterbildung von Lehrer_innen steht die
Frage nach einer wirksamen Professionalisierung von Lehrpersonen im Zentrum.
Bezogen auf Target 4.7 des SDG 4 scheinen im Zusammenhang mit Lehrer_in –
nenbildung folgende Fragen von Bedeutung zu sein:
– Was kann die Lehrer_innenbildung zu einer verbesserten Bildungsgerechtig
keit beitragen?
– Wie kann bei Lehrer_innen durch Bildungsprozesse eine reflektierte Hand
lungskompetenz und Gestaltungsbereitschaft im Sinne Nachhaltiger Entwick
lung geweckt werden?
– Wie kann Lehrer_innenbildung disziplinen- und fächerübergreifend an Uni
versitäten und Hochschulen gelingen?
– Welche Kompetenzen braucht die Lehrer_innenbildung von Elementarpäda
gog_innen bis zu Hochschullehrer_innen?
– Trägt Bildung tatsächlich zu einem stabilen Wertesystem für Nachhaltige Ent
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15
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