SDG_02_Option_2_6_20231119_182342.txt
Option 02_06 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung
Inhalt
Tabellenverzeichnis ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………………………….. ……. 2
C.X.6.1. Ziele der Option ………………………….. ………………………….. ………………………….. ……………………… 2
C.X.6.2. Hintergrund der Option ………………………….. ………………………….. ………………………….. …………… 3
C.X.6.2.1. Systemgrenzen ………………………….. ………………………….. ………………………….. …………………….. 3
C.X.6.2.2. Ist -Stand ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………………………….. …. 4
C.X.6.3. Optio nenbeschreibung ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………….. 10
C.X.6.3.1. Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen bzw.
Maßnahmenkombinationen ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………………. 10
C.X.6.3.2. Beschreibung von potenziellen Konflikten und Systemwiderständen sowie Barrieren … 13
C.X.6.3.3. Weitere Vorteile der Maßnahmen ………………………….. ………………………….. ……………….. 14
C.X.6.3.4. Umsetzungsanforderung ………………………….. ………………………….. ………………………….. … 14
C.X.6.3.5. Erwartete Wirkungsweise ………………………….. ………………………….. ………………………….. . 15
C.X.6.3.6. Bisherige Erfahrung mit dieser Option oder ähnlichen Optionen ………………………….. …. 16
C.X.6.3.7. Zeithorizont der Wirksamkeit ………………………….. ………………………….. ……………………… 17
C.X.6.3.8. Vergleich mit anderen Optionen, mit denen das Zie l erreicht werden kann ………………. 17
C.X.6.3.9. Interaktionen mit anderen Optionen ………………………….. ………………………….. ……………. 17
C.X.6.3.10. Offene Forschungsfragen ………………………….. ………………………….. ………………………….. .. 19
C.X.6.3.11. Übergeordnete Themen ………………………….. ………………………….. ………………………….. …. 19
Literatur ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………………….. 20
Team, das an dieser Option mitgearbeitet hat ………………………….. ………………………….. ……………………… 24
Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
2
Krisensicherung der Ernährung und Landwirtschaft : Sicherung einer 1
ausgewogenen und langfristigen Eigenversorgung mit Lebensmitteln durch 2
eine nachhaltige Lebensmittelwertschöpfungskette 3
(Targets: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4 – Option 2 .06) 4
5
Tabellenverzeichnis 6
Tab. O_2 -06_01: Bezug der Option 2.06 zu anderen Optionen von SDG2 . Quelle: Eigene Darstellung. // 7
Tab. O_2 -06_01: Relation of option 2.06 to other options within SDG2. Quelle: Own Illustration. ………. 16 8
Tab. O_2 -06_02: Interaktionen mit anderen SDGs. Quelle: Eigene Darstellung. // Tab. O_2 -06_02: 9
Interaction with other SDGs. Quelle: Own Illustration. ………………………….. ………………………….. ………….. 17 10
11
C.X.6.1. Ziele der Option 12
Adressiert v. a. Targets 2.1, 2.2, 2.3, 2.4 13
Ziel der Option Krisensicherung der Ernährung und Landwirtschaft ist die Etablierung einer ausgewogenen, 14
resilienten und langfristigen Eigenversorgung mit Lebensmitteln durch eine ökologisch, ökonomisch und 15
sozial nachhaltige Lebensmittelwertschöp fungskette . 16
Dieses Ziel umfasst dabei: 17
a) eine kreislauforientierte sowie ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige sowie klima – und 18
krisen resiliente Landwirtschaft (siehe enge Verbindung zu den Optionen 2.01, 2.03, 2.04, 2.05, 19
2.07, und 9 .04 (Kreislaufwirtschaft ), was auch die Sicherung einer flächendeckende n, 20
kleinstrukturierten Landwirtschaft in Österreich (betrifft auch die regionale Versorgung, 21
insbesondere auch im Berggebiet) umfasst ; 22
b) eine kreislauforientierte sowie auf erneuerbare Energien und regional sowie ökologisch 23
ausgerichtete Lebensmittel verarbeitung und -lagerung (inkl usive Vorratshaltung) unter sozial 24
und ökonomisch nachhaltigen Bedingungen ( betrifft u. a. sozial faire Arbeitsbedingungen ); 25
c) eine möglichst regionale/ dezentral e/vielfältige Lebensmittel distribution/ -vermarktung (u. a. 26
Direktvermarkt ung). Dies umfasst alle Formen regionaler Vermarktung bis zu regionalen 27
Initiativen im Lebensmitteleinzelhandel . Generell ist das Ziel im Agrarhandel bzw. 28
Lebensmittelhandel und -verarbeitung Marktkonzentration/Marktmacht (u. a. im Bereich 29
Getreide, Fleisch, Milch) zu vermeiden ; 30
d) Sicherung/Ausbau eines hohen nationalen Eigenversorgungsgrades bei allen wichtigen 31
Lebensmitteln (Getreide, Milch, Rind -, Schweine -, Geflügelfleisch, & Aquakulturprodukte, 32
pflanzliche Öle, Lagergemüse (z. B. Kartoffel, Karotten, Zwiebel, Kraut), Feingemüse (Salate, 33
Tomaten, Erbsen, Bohnen) und Obst (Kern, Stein – und Beerenobst) ; 34 Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
3
e) Deutliche Erhöhung des Eigenversorgungsgrades bei Fisch durch deutliche Ausweitung einer 35
nachhaltigen Fischereiwirtschaft ; 36
f) Vermeidung von Spekulation mit Lebensmitteln/Agrarprodukten ( u. a. von Getreide, Cash Crops ); 37
g) krisensichere Versorgung u. a. von Städten mit Lebensmittel. Dies erfordert a) die Verringerung 38
der Abhängigkeit von Importen sowie von ausländischen Arbeitskräften in Produktion, 39
Ernte/Schlachtung und Verarbeitung, b) eine krisen – und manipulationssichere, tierwohlgerechte 40
Absich erung gegen Ausfälle bei verstärktem Einsatz modernder digitaler Technologien, c) 41
verstärkt regional ausgerichtete Distribution s-/Vermarktung sstrukturen im Kontext mit 42
Lebensmittelh andel, Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie (auch im Kontext von Tourismus 43
und ländlichen Regionen sowie Versorgung insb esondere von Städten ) sowie d) eine Verstärkung 44
regionaler Stadt -Land -Beziehung ; 45
h) Erhalt des kleinen, traditionellen Lebensmittelgewerbes und der Produktvielfalt sowie auch 46
traditioneller Handelsformen und insbesondere auch direkte r Vermarktungswege ; 47
i) Dafür sind die Erhaltung aller landwirtschaftlichen Nutzflächen in Österreich , inklusive der für 48
die Biodiversität so wichtigen Randstreifen, Raine, Flure und Saumbiotope, und damit die starke 49
Reduktion der Bodenversiegelung und Flächenumwidmung sowie Verbauung von 50
landw irtschaftlichen Nutzflächen für Gebäude, Industrie, Verkehrswege oder Gewerbegebiete , 51
wichtige Voraussetzungen . 52
Diese Option bildet eine wichtige Querverbindung zu anderen Optionen im SDG 2: 2.01, 2.03, 2 .04, 2 .05, 53
02_07 . Gemeinsam mit diesen Optionen erfordert Option 2.06 eine nachhaltige, resiliente Landwirtschaft 54
(Target 2.4) und eine nachhaltige, resiliente Lebe nsmittelverarbeitung, -lagerung und -versorgung. 55
Herleitung/Begründung der Option 56
Die Option geht direkt aus den Targets /Indikatoren des SDG 2 im Kontext mit nachhaltiger Landwirtschaft, 57
Lebensmittelverarbeitung und -versorgung hervor, und zielt insbesondere auch auf die Vermeidung von 58
Hunger , insbesondere in Krisensituationen , ab. Neben dem Corona virus ( COVID -19) sind zu erwartende 59
Krisen , die nationale und internationale Versorgungsketten bedrohen können: weitere Pandemien, 60
größere Blackout -Ereignisse, Wetterextreme durch Klimawandel (Stürme, Hitze, Hochwasser), 61
Finanzkrisen, Manipulation und Betrug, internationale politische Krisen sowie überregionale kriegerische 62
Konflikte. 63
Es existieren enge Wechselwirkungen mit folgenden weiteren SDGs : 64
SDG 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 13 , 15 65
66
C.X.6.2. Hintergrund der Option 67
C.X.6.2.1. Systemgrenzen 68
Die Option b ezieht sich au f Österreich inklusive Importe und Exporte von landwirtschaftlichen 69
Betriebsmitteln (Futtermittel, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel), Beschäftigung nicht -österreichischer 70
Arbeitskräfte, Lebensmittelzusatzstoffe, Energieträgern sowie Lebensmitteln. In dieser Option wird daher 71 Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
4
die gesamte Lebensmit telwertschöpfungskette (von der Landwirtschaft und seinen Vorleistungen bis zum 72
Konsum innerhalb und außerhalb der Haushalte) in den Blick genommen . 73
Diese Option ist insbesondere durch ihre Wirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion sowie auf die 74
Lebensmittelinfrastruktur (Lebensmittellagerung, -verarbeitung, -handel/ -distribution) von hoher 75
ökologischer und sozio -ökonomischer Relevanz und außerdem für weitere zentrale Bereiche wie 76
Gesundheit, Konsum, Logistik/Infrastruktur und Lebensstil . 77
78
C.X.6.2 .2. Ist-Stand 79
Eine überblicksorientierte Darstellung der vielfältigen Krisenanfälligkeit der Lebensmittelversorgung in 80
Österreich erfolgte zuletzt von Lindenthal und Schlatzer (2020) sowie für Teilbereiche in Deutschland vom 81
Wissenschaftlichen Beirat für A grarpolitik , Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE B) 82
(2020). Viele ‚Achillesfersen ‘ der Landwirtschaft bzw. der Lebensmittelversorgung sind seit mehreren 83
Jahrzehnten bekannt ( Lindenthal, Steinmüller, Wohlmüller, Pollak & Narodoslawski , 2001 ; Darnhofer , 84
2005 ; Albrecht , Stirn & Meyer , 2014; Winiwarter & Gerzabek , 2012 ; Austrian Panel on Climate Change 85
(APCC) 2014 a; Heißenhuber , Haber & Krämer, 2015). Diese Risikofaktoren werden durch neuere Arbeiten 86
(Wirtz et al. , 2018 ; Intergovernmental Science -Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services 87
(IPBES), 2019 ; Kirchengast et al., 2019 ; Sanders & Heß, 2019 ) bestätigt bzw. haben sich zudem weiter 88
verschärft. Zu ihnen gehören u. a.: 89
1) Die zunehmende Zentralisierung bzw. Ent -Regionalis ierung der Lebensmittel – 90
Wertschöpfungsketten in Österreich. Die se zeigt sich sowohl im Lebensmitteinzelhandel wie auch 91
in der Lebensmittelversorgung in der Gemeinschaftsverpflegung und in Großküchen 92
(Pensionist _innen heime, Spitäler, Mensen etc.) sowie in de r Gastronomie ; 93
94
2) Geringer Eigenversorgungsgrad bei einigen wichtigen Lebensmitteln in Österreich . So beträgt der 95
Eigenversorgungsgrad bei Gemüse nur 58 %, bei Ölsaaten 50 % und 46 % beim gesamten Obst ( 71 96
% beim heimisch anbaubaren Obst) sowie bei Kartoffel 83 % (Greenpeace, 2020) . Besonders 97
drastisch ist der niedrige Eigenversorgungsgrad bei Fisch und Produkten der Aquakultur von nur 6 98
% (2019) (Statistik Austria, 202 1c), verschärft durch die Empfehlung der Diätologie, einen höheren 99
Anteil von Fisch zu kons umieren. Allerdings steht dieser zu geringen Produktion bei den genannten 100
pflanzlichen Lebensmitteln eine teilweise Überproduktion bei tierischen Lebensmitteln gegenüber 101
und das bei einem – aus gesundheitlicher Sicht – dreifach zu hohen Fleischkonsum (durc h die 102
Reduktion der Produktion von Fleisch würden theoretisch große Flächen für die Produktion 103
pflanzlicher Produkte frei werden) ; 104
3) Abnahme der Bodenfruchtbarkeit : dies umfasst u.a. Humusabbau, Bodenerosion, 105
Bodenverdichtung en, Schadstoffbe lastungen, Stickstoff -Überschüsse, Nährstoffverluste und 106
Abnahme der bodenbiologischen Aktivität . Folgen davon sind: 107
Eine generelle Abnahme der Ertragsfähigkeit der Böden ; 108
geringe Anpassung sfähigkeit an Wetterextreme, die durch den Klimawandel wesentlich 109
verschärft werden (Trockenh eit, Starkniederschläge, Stürme und damit Zunahme der 110
Winderosion) ; 111 Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
5
Reduktion der Robustheit gegenüber Pflanzenkrankheiten und damit stärkere Abhängigkeit 112
von Pestiziden . 113
4) Bodenversiegelung : Drastische Abnahme der fruchtbaren landwirtschaftlichen Nutzflächen durch 114
Verbauung/Zersiedelung, Mobilität , Gewerbe und Industrie : Der österreichische 115
Flächenverbrauch im langj ährigen Mittel liegt bei 44 km2 pro Jahr (Umweltbundesamt (UBA), 116
2020a)1; 117
5) Abhängigkeit von fossilen Energie träger n: Diese besteht insbesondere für Herstellung und Import 118
von Stickstoff -(N)-Mineraldünger n (sowie generell für die meisten Mineraldünger und Pestizide) , 119
für Futtermittelimporte, für den Betrieb landwirtschaftlicher Maschinen und Gebäuden (inkl usive 120
Ställe). Auch in der Lebensmittelverarbeitung, -lagerung und -distribution besteht eine mittlere bis 121
hohe Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ; 122
6) Risiken im Bereich Saatgut und Sorten : Eine stark abnehmende Diversität, Verfügbarkeit und 123
Nachbau von Saatgut und Sorten ist in den letzten Jahrzehnten zu beobachten . Durch die in diesem 124
Zeitraum gleichzeitig stattgefundene Zentralisierung in der Pflanzenzüchtung und am 125
Saatgutmarkt ist eine steigende Abhängigkeit von global agierenden Zuchtfirmen und 126
Saatgutkonzernen entstanden. Die Einengung des Sortenspektrums sowie fehlende 127
Nachbaumöglichkeit im weiter zunehmenden Hybrid sortenbereich haben diese große 128
Abhängigkeit/Vulnerabilität in einem zentralen Bereich de r Landwirtschaft noch verstärkt ; 129
7) Gravierende Biodiversitätsverluste , u. a. durch jahrzehntelang verbreiteten Pestizideinsatz, 130
Ausräumung der Agrarlandschaft, hohe Stickstoff -(N)-Düngung ( -> hohe N -Niveaus in den Böden 131
und angrenzende Ökosysteme reduzieren die Artenvielfalt), Intensivierung der Nutzung im 132
Grünland und im Ackerbau in den letzten Jahrzehnten. Dieser Biodiversitätsverlust betrifft Flora 133
und Fauna, insbes ondere Insekten (damit auch Reduktion der Nützlingsvielfalt und -populationen), 134
Vögel, Säugetiere. Dieser drastische Artenrückgang reduziert deutlich die Resilienz der 135
Agrarökosysteme. Viele l angfristige Folgen der Biodiversitätsverluste sind zudem noch w enig 136
untersucht. Zudem hat auch die Kulturarten – und Sortendiversität in den letzten Jahrzehnten stark 137
abgenommen, was die Resilienz der Agrarökosystem e bzw. der agrarischen Produktion weiter 138
verringert ; 139
8) Risiken im Bereich der Tierhaltung und Verarbeitung von Fleisch: 140
a) Klimawandel und erhöhte Mobilität von Personen (Tourismus, etc.) und Fracht (globale 141
Warenströme) vergrößern das Risiko der Einschleppung neuer Erreger oder Vektoren und 142
damit die Gefahr von Tierseuchen und Zoonosen ; 143
b) Weitere Herausforderungen in der Wertschöpfungskette Fleisch entstehen durch den 144
anhaltenden Schwund de s lebensmittelverarbeitenden , traditionellen, kleinstrukturierten 145
1 Das entspricht einer Fl äche im Ausma ß von Eisenstad t (UBA , 2020a). Im Jahr 2019 lag der Verbrauch an Flächen bei
13 ha pro Tag (ca. 40 % dieser Fläche ist vollständig versiegelt), was ca. einer Fläche von 20 Fußballfeldern entspricht,
womit Österreich führend in Europa ist (UBA , 2020b). Damit lag der Bodenverbrauch im Jahr 2019 das Fünffa che
über dem Zielwert von 2,5 ha pro Tag, der bereits 2002 in der Nachhaltigkeitsstrategie der Österreichischen
Bundesregierung festgeschrieben wurde . Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
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Gewerbes (Mäster _innen , Schlachter _innen , Fleischer _innen , Wurster _innen , Selcher _innen , 146
Fleischverkäufer _innen, etc.), bspw. befeuert durch Marktdominanz des Handels sowie 147
Nachwuchs – und Nachfolgeprobleme bei Landwirt schaft und Fleischverarbeit ung2. Hier gehen 148
nicht nur Versorgungskapazitäten verloren, sondern auch unwiederbringlich oft über 149
Generationen gepflegte Rezepturen und Speisenvielfalt ; 150
c) Der Tiergesundheitszustand in Österreich hat auch direkte Auswirkung auf die Exportchancen 151
österreichischer Agrar – und Lebensmittelexporte3. Mit einem Versorgungsgrad von über 152
140 % bei Rindfleisch (Statistik Austria, 20 21a) und über 170 % bei Konsummilch (Statistik 153
Austria, 20 21b) sind Österreich s Rinderhalter _innen und Molker eibetriebe ohne IGH oder 154
Export in Drittländer gegenwärtig nicht existenzfähig ; 155
d) Umgekehrt zeigt auch COVID -19 wie außerhalb des Fleischbereiches stehende Krisen und 156
Ereignisse wie etwa Pandemien, etc. die Nutztierhaltung vor gewaltige Probleme stellen 157
können4; 158
e) Weitere Risiken entstehen auch durch den zunehmenden Einsatz von digitalen Technologien 159
und automatisierten Systemen in der Nutzierhaltung, wodurch die Anfälligkeit und das 160
Schadensausmaß bei kritischen Ausfällen von Infrastruktur (Energieausfall, Netzwerkstörung, 161
etc.) oder bei Fehlbedienung oder Manipulation (Systemkontrolle, Dokumentation etc.) stark 162
anwachsen können ; 163
f) Risiko für die bäuerliche Nutztierhaltung entsteht auch durch das Abnehmen des Wissens in 164
der allgemeinen Öffentlichkeit über den Umgang mit frei gehaltenen Nutztieren und ganz 165
allgemein über die landwirtschaftliche Realität der Nutztierhaltung, was in letzter Zeit 166
zunehmend zu Problemen in der Begegnung zwischen Mensch und Weidevieh führt, wie etwa 167
die in letzter Zeit gehäuften Unfä lle bei Passage einer Weide mit Begleithund aufzeigen5. 168
9) Futtermittelimporte : Hohe Importe von Eiweißfuttermittel und damit große 169
Importabhängigkeit . So werden ca. 750.000 t Soja/Jahr aus Brasilien, Argentinien und 170
Vereinigten Staaten ( USA) sowie (gegenwärtig nur zu einem geringen Teil) aus dem 171
2 nicht nur dort, sondern auch bei Bäcker eien , Obst – und Gemüsekonservierer _innen , Getreidetechniker _inn en und
Müller, uvam.
3 Aktuelles Beispiel des Afrikanische Schweinepest (ASF) Ausbruchs in Deutschland : Obwohl nur eine Region in
Deutschland an der polnischen Grenze betroffen ist, ist ga nz Deutschland vom Drittlandexport gesperrt. Die Folge
ist, dass deutsche Schweinefleisch überschwemmt seither den Innergemeinschaftlichen Handel ( IGH) und setzt die
österreichische Schweinhaltung stark unter Druck.
4 Durch die mangelnde Abnahme durch die Gastronomie während der COVID -19 Pandemie bspw. kam es zum Anstau
in den Kühlhäusern für Fleisch und letztendlich zur Erschöpfung ihrer Fassungskapazitäten. Daraufhin erfolgte ein
genereller Stopp von Schlachtungen, wodurch sich die ausgemästeten Tiere an den Höfen anstauten. Dies führte zu
einer fortgesetzten Fütterungsperiode mit drastisch erhöhten Futterkosten (ohne Lukrieren eines Betriebserlöses)
sowie zum Auswachsen der auf ein bestimmtes Maximalgewicht bemessenen Buchten und damit zu einem veritablen
Tierschutzproblem.
5 So führte bspw. das Urteil in einem nach einem tödlichen Unfall durch Weidevieh von den Hinterbliebenen
angestrengten Musterprozess zu einer deutlichen Veränderung der Alpung von Rindern im Sommer (Verzicht auf
Auftrieb, vermehrte Sta llhaltung, Einzäunung freier Flächen, Betretungsverbote Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
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europäische n Donauraum für die österreichische Nutztierhaltung importier t (Millet , 2020). 172
Neben der Abhängigkeit von globalen Handelsströmen haben diese Importe zudem direkt oder 173
indirekt Anteil an gravierenden ökologischen Folgen in den Herkunftsländern , v. a. in Brasilien 174
und Argentinien (direkte und indirekte Zerstörung von Tropenwald und Savannenland durch 175
Sojaanbau) ; 176
10) Phosphormineraldünger (P)-Importe : Die Landwirtschaft in Österreich (wie auch ge nerell 177
Europas) ist zu 100 % abhängig vom Import von P -Mineraldüngern, die hauptsächlich aus 178
Marokko , USA, Algerien und Russland importiert werden (weitere größere P -Vorräte sind in 179
China, Syrien, Jordanien ). Etwa 90 % der noch nicht abgebauten Phosphorlagerstätten sind auf 180
fünf Länder bzw. Regionen mit teils unsicheren politischen Situationen verteilt ( Deutsche 181
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ( BGR ), 2013). Parallel zu dieser 182
problematischen Abhängigk eit verknappen sich zunehmend die Phosphor -Lagerstättenvorräte, 183
was seit Längerem publiziert ist ( Lindenthal , 2000 ). Dennoch hat diese in den letzten beiden 184
Jahrzehnten nur zu einer geringen Verringerung des P -Mineraldüngereinsatzes in der 185
Landwirtschaft g eführt ( Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus ( BMNT ), 2019 ); 186
11) Klimawandel – Landwirtschaft als Mitverursacher : 10 % (v. a. landw irtschaftlich bedingte CH 4, 187
N2O-Emissionen) bis 18 %6 (inkl usive Energie für Mineraldünger und Importe) der THG – 188
Emissionen in Österreich werden durch die landwirtschaftliche Produktion verursacht . Wenn 189
das gesamte Ernährungssystem , d. h. Bereiche wie Lebensmittelverarbeitung, Transport und 190
Lagerung/ Kühlung von Lebensmitteln , miteinbezogen wird, ist die Ernährung weltweit nach 191
dem Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC ) (2018) für 11-37 % aller 192
Treibhausgas -Emissionen verantwortlich , nach den Vereinte n Nationen sind es 19-29 % 193
(Vereinte Nationen (UN), 2019) ; 194
12) Klimawandel – Ertragsrückgänge in der Landwirtschaft : Die Landwirtschaft ist aber auch ein 195
stark vom Klimawandel betroffener Sektor , was sich u. a. in Ertragsrückgänge n zeigt/zeigen 196
wird . So schätzen Haslmayr et al. (2018) die Ertragseinbußen durch den Klimawandel 197
österreichweit auf durchschni ttlich 19 % (ausgehend von der Referenzperiode 1981 -2010 bis 198
zur Periode 2036 -2065) gemittelt über alle Kulturarten im Ackerbau, Gem üsebau und Grü nland 199
(wo im Hochalpe n- und Voralpenbereich Ertragssteigerungen erwartet werden) . Die 200
Klimawandelanpassung erfordert ein Bündel von Maßnahmen7, das bislang in Österreich noch 201
wenig umgesetzt ist ; 202
6 Der Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgas emissionen in Österreich beträgt offiziell 10,2 % (UBA , 2019) aber
de facto rund 14 %, wenn der Energieeinsatz für Stickstoff -Mineraldünger und ander e Betriebsmittel (z. B. für
Lagerhaltung, für Futtermitteltransporte im Inland) inkludiert wird (eigen e Berechnung basierend auf Deutsches
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ( BMEL V), 2008 und Zwischenstaatlicher
Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC , 2007). Der Anteil der Landwirtschaft steigt auf 18%, wenn Treibhausgas –
Emissionen, die in anderen Ländern anfallen, aber von der österreichischen Landwirtschaft verursacht werden – v. a.
durch import ierte Futtermittel – berücksichtigt werden ( Hörtenhuber , Theurl, Piringer & Zollitsch, 2018 ; Steinfeld et
al., 2006).
7 Beispiele für Klimawandelanpassungs -Maßnahmen in der Landwirtschaft sind die Erhöhung der Humusgehalte in
den Böden, T rockenheits – und Hitze -robustere Pflanzensorten und Tierr assen , trockenrobustere Kulturarten, Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
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13) Wasserknappheit , Hitze und weitere Wetterextreme durch Klimawandelphänomene 203
verursachen neben Problem e der kommenden starken Ertragsschwankungen und -rückgänge 204
(s. oben) auch Probleme für die Nutztierhaltung und langfristige Beeinträchtigungen der 205
Bodenfruchtbarkeit ; 206
14) Flächenkonkurrenz und Intensivierungsdruck: Durch Flächeninanspru chnahme über 207
Bodenversiegelung und Anbau von nachwa chsenden Rohstoffen (Bioökonomi e) entsteht die 208
Gefahr eines weiteren Intensitätsdrucks für die landwirtschaftliche Produktion, der auch durch 209
agrarökonomische und -politische R ahmenbedingungen verstärkt wird. Gravierende 210
Umweltfolgen einer weiter zunehmenden Nutzungsintensität sind z. B. Stickstoff – und 211
Phosphor -Überdüngung , Biodiversitätsverluste , Pestizid -Einträge in Boden, Luft , Gewässer n 212
und benachbarte n Ökosysteme) sowie Zunahme bei leistungsbedingten Tierkrankheiten im 213
Falle von zu hohen, nicht artgerechten, tierischen Leistungen (Milchleistungen bzw. 214
Gewichtszunahmen in der Rinder -, Schweine – und Geflügelmast) ; 215
15) Das landwirtschaftliche Faktoreinkommen8 in Österreich liegt seit 2012 zwischen 14 und 21 % 216
unte r dem europäischen Durchschnitt, gemessen als preisbereinigtes Faktoreinkom men je 217
Arbeitskraft (Allianz Nachhaltige Universit äten in Österreich , 2020 ). Es ist zwar im Vergleich 218
der Jahre 2010 zu 2018 leicht angestiegen, ist jedoch nach wie vor sehr volatil. So sank im Jahr 219
2018 das reale landwirtschaftliche Einkommen um minus 3,7 % (BMNT , 2019) ; 220
16) Abnahme der Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe um 30 % zw ischen 1995 und 2013 221
(Allianz Nachhaltige Universit äten in Österreich , 2020). Aus diese r Abnahme resultiert auch eine 222
Abnahme der sozio -kulturellen Vielfalt, ein Rückgang des landwirtschaftlichen K now -how s und 223
des lokalen Wissens, ein starkes Größenwachstum der landwirtsc haftlich en Betriebe und 224
Verlust von alpinem Grünland (insbes ondere Almen) sowie generell der Gefährdung einer 225
flächendeckenden Landwirtschaft in Österreich ; 226
17) Problem Hofnachfolge : Einer der wichtigsten Gründe für die Betriebsaufgabe (s iehe Punkt 14) 227
ist die fehlende Hofnachfolge (welche auch zunehmend zur Suche nach einer außerfamiliären 228
Nachfolge führt9) u. a. aufgrund schlechter wirtschaftlicher und arbeitswirtschaftlicher 229
Bedingungen ; 230
18) Genderproblem – zu geringe Anerkennung der Rolle der Frau in der Landwirtschaft: Der 231
zentralen Rolle und Verantwortung der Frauen in der Landwirtschaft (besonders der Zu – und 232
Nebenerwerbsbetriebe) steht eine den Männer n untergeordnete Rolle nach außen und in ihrer 233
Region (betrifft Gemeindepolitik, Agrarpolitik, Beratung und Bildung) gegenüber (Schlatzer & 234
Lindentha l, 2020) . Dieses Ungleichgewicht bildet ein Risiko für soziale Resilienz, Vielfalt und 235
Innovationskraft der landwirtschaftlichen Betriebe, was in den gegenwärtig schnellen 236
Verbesserung der Bodenstruktur (durch vielfältige Fruchtfolgen, Humusaufbau, Vermeidung von
Bodenverdichtungen , wassersparende Bodenbearbeitung, z. B. Mulchsaat, Di rektsaat -Verfah ren im Ackerbau,
vielfältige Fruchtfolgen mit möglichst ganzjähriger Bodenbedeckung (als Erosionsschutz und Humusaufbau) .
8 Das Faktoreinkommen wird errechnet aus der Nettowertschöpfung zu Herstellungspreisen, abzüglich der sonstigen
Produktionsabgaben und zuzüglich der sonstigen Subventionen (BMNT , 2019) .
9 https://www.perspektive -landwirtschaft.at/ Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
9
gesellschaftlichen Veränderungen eine soziale (oftmals versteckte) Achillesferse darstellt. 237
Zudem werden weitere Aspekte der Krisenrobustheit wie z. B. Kooperation zwischen den 238
landwirtschaftlichen Betrieben und kooperatives Handeln in der Region d urch die Dominanz der 239
Männer in ihren Potenzialen zu wenig genutzt ( Schlatzer & Lindenthal , 2020) ; 240
19) Fehlende umfassende Lösungsansätze in der Landwirtschaft (in Agrarpolitik, Agrarwirtschaft 241
und landwirtschaftlicher Produktion) im Sinne der Ziele von SDG 2 und tangierter SDGs für die 242
kommenden großen Herausforderungen (Grand Challenges ). K onventionelle neoliberale 243
Konzepte und einseitig technologische Lösungspfade beherrschen stark die strategischen 244
Zielausrichtungen in Agrarökonomie, -politik und Ernährungswirtschaft ; 245
20) Aktuelle Krisenfaktoren 246
Tierhaltungsbedingte Pandemien , aktuell die COVID -19 Pandemie : Das Entstehen neuer 247
Tierseuchen und infektiöser Tierkrankheiten ist an sich ein unmittelbarer und 248
unvermeidbarer Effekt stetiger , naturgegebener Evolution. Das Risiko und die 249
Wahrscheinlichkeit eines Auftretens und eines epidemischen Ausbruchs jedoch wer den 250
durch menschliche Praktiken (Vernichtung der Lebensräume, Intensivierung der 251
Landwirtschaft etc.), die globale Vernetzung der modernen Welt (globaler Austausch von 252
Waren und globale Mobilität von Personen) und nicht zuletzt durch den massiven Wandel 253
des Klimas drastisch erhöht . Infolgedessen kommt es zur vermehrten Einschleppung neuer, 254
bisher in den jeweiligen geographischen Regionen unbekannter Pathogene und Vektoren . 255
Mehr als ¾ aller Erreger besitzen dabei das Potential vom Tier auf den Menschen 256
überz uspringen, was die Notwendigkeit von Ansätzen der One Health – der Gesundheit und 257
Unversehrtheit von Tier, Mensch und Umwelt – deutlich macht und unterstreicht . 258
Zahlreiche neue, potentiell zoonotische Keime, insbesondere Stämme der Corona – und 259
Influenzaviren, aber auch andere, lauern in diversen Erregerreservoirs bei Wildtieren auf 260
den Übertritt der Speziesgrenzen und den Sprung von Mensch zu Mensch. Aber nicht nur 261
auf Menschen übertragbare Krankheiten , auch reine Panzootien wie die Afrikanische 262
Schweinepest oder endemische Krankheiten wie das gelegentliche Aufflackern der 263
Tuberkolose beim Rotwild bedrohen die heimische Nutztierpopulation und die 264
Versorgungssicherheit mit sicheren Lebensmittel n tierisch er Herkunft. 265
Geringe Robustheit/Resilienz der Lebensmittelwertschöpfungsketten gegenüber 266
Zulieferungs krisen und unerwarteten Krisen, diese sind u. a.: 267
– Black -Out in Städten und – mit zunehmendem Einsatz digitaler Technologien – neben 268
Energieausfall auch Netzwerkausfall oder Krisen durch cyber crime und digitale 269
Manipulation von Daten ; 270
– Risiko entsteht auch durch die hohe Zahl von Beschäftigten aus Nachbarländern und 271
anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union , bei Grenzschließungen wie bei 272
COVID -19 kom men Ernte, Verarbeitung und Verteilung/Transport unter Druck ; 273
– Teile des Lebensmittelgewerbe s, wie bspw. das Bäckergewerbe , sind auch auf spezielle, 274
genau einzuhaltende Rezepturen angewiesen, wie etwa korrekt zusammengestellte 275 Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
10
Mehle10, gemischt aus definiert en Anteilen von Sommer – und Wintergetreide. Durch 276
den Klimawandel kommt es zu Verschiebungen im Anbau, der fehlende Anteil muss 277
dann aus Importen eingemischt werden, was wiederum die Importabhängigkeit erhöht ; 278
– Bezüglich der Rezepturen selbst sorgt das Verschwinden der traditionellen 279
Lebensmittel produzierenden Gewerbebetriebe zu einem Verlust der althergebrachten 280
Rezepturen und Kulturen und damit zu einem Schwund der Produktvielfalt11; 281
– Zum Schwund der Betriebe wiederum tragen Nachfolgeprobleme und Lehrlingsmangel 282
bei; 283
– Marktdominanz der großen Lebensmitteleinzelhandelskonzerne , insbesondere durch 284
Preisdiktat und Produktion von Eigenmarken bei Auslistung der traditionellen 285
Hersteller _innen und Gewerbebetriebe. 286
287
C.X.6.3. Optionenbeschreib ung 288
C.X.6.3.1. Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen bzw. 289
Maßnahmenkombinationen 290
Maßnahmen innerhalb dieser Option umfassen gleichzeitig viele Bereiche innerhalb der gesamten 291
Lebensmittelwertschöpfungskette . 292
293
Die Maßnahmen innerhalb dieser Option müssen simultan in mehreren Bereichen ansetzen. Sie umfassen 294
Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft (Agrarpolitik, Bildung, Beratung, Agrarforschung), 295
Lebensmittelverarbeitung, Konsumveränderung /Ernährungsstile (Bildung, Bewusstseinsbildung) und 296
Neugestaltung en in der Distribution und Logistik und fiskalpolitische Steuerungsmaßnahmen 297
(Ernährungspolitik). 298
299
Ausgewählte Maßnahmen zur Steigerung der Krisens icherung bzw. Resilienz der Lebensmittelversorgung 300
in Österreich: 301
302
1) Ein resilientes (u. a. stabiles bzw. robustes ), regional verankertes Lebensmittelsystem mit stabilen 303
Preisen entwickeln, etablieren und absichern, u. a. über: 304
Flächendeckende sozial, ökologisch und ökonomisch resiliente Landwirtschaft ; 305
Dezentrale/regionale Lebensmittelverarbeitung und -lagerung sowie dezentrale 306
Lebensmittelversorgungsstrukturen inklusive regionalen/dezentralen Handel absichern bzw. auf – 307
und ausbauen sowie Schwachstellen/Risikofaktoren in der Lebensmittelversorgung identi fizieren ; 308
10 Getreidemehle wie z . B. Weizenmehle unterscheiden sich deutlich bspw. in ihrer Proteinqualität und -quantität
und dadurch ihrem Backverhalten. Mehle müssen daher für jedes Produkt spezifisch angepasst und ihre jeweiligen
Defizite durch Mischung mit anderen Mehlen kompensiert werden. Bspw. gibt es Mehle, die sich besonders gut für
die Sauerteigführung eig nen, andere dafür nur sehr schlecht.
11 Viele dieser Betriebe sind kleine Familienbetriebe mit eigenen, über Generationen tradierte Rezepturen. Bspw.
existieren auch Sauerteige, die kontinuierlich über bis 7 Generationen geführt worden sind. Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
11
Vielfältige Regionalvermarktungsinitiativen fördern (von Direktvermarktung bis zum 309
Lebensmitteleinzelhandel) und deren Austausch und Kooperation stärken ; 310
Regionale Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Gastronomie, Tourismus , 311
Gemeinschaftsver pflegung bzw. öffentliche Beschaffung ausbauen ; 312
Die Verzahnung von Regionalentwicklung und nachhaltiger/biologischer Landwirtschaft bis hin 313
zu „Bioregionen “ (siehe Option 2.05). Dies umfasst Erweiterung und Ausbau bisheriger Initiativen 314
(z. B. Genussregion en); 315
Umfassende Bio -Aktionsprogramme zur Ausweitung der biologischen Landwirtschaft starten (wie 316
z. B. derzeit im Burgenland und durch das österreichweite Aktionsprogramm Bio 203012; siehe 317
auch Option 2.03); 318
Ernährungsbildung und Bewusstseinsbildung von der Schule bis zur Erwachsenenbildung sowie 319
über soziale Medien zur Bedeutung und Vielfalt regionaler und saisonaler sowie biologischer 320
Lebensmittel . 321
322
2) Änderung im Ernährungsstil – Bewusstseinsbildung und politische sowie fiskale 323
Steuerungsmaßnahmen in Richtung : 324
Verstärkter Konsum regionale r, saisonale r, biologische r Lebensmittel ; 325
Reduktion des Fleischkonsums (siehe Option 2.01); 326
Reduktion von Lebensmittel verlusten (siehe Option 12. 03); 327
Verstärkter Konsum tierischer Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung . 328
329
Maßnahmen/Initiativen, die diese Änderungen im Ernährungsstil zum Ziel haben, müssen im Bereich 330
der Bildung auf allen Stufen des Bildungssystems (von Kindergärten bis Universitäten, postgradualen 331
Ausbildungen und Erwachsenenbildung) ansetzen, ebenso in Medien/ soziale n Medi en, in der 332
Einbindung von Schlüsselpersonen und Influencer _innen (bekannte/berühmte Persönlichkeiten aus 333
Kultur, Sport, Wirtschaft, Gesundheitswesen und Politik, sowie bekannte Bl ogger _innen , Lehrende in 334
Bildungssystemen u. a.) sowie im Ausbau der Vernetzung zwischen Unternehmen in der Region. 335
336
3) Faire nationale/ Europäische Union (EU)/ Welthandelsorganisation (WTO )-Handelsabkommen die 337
faire , nachhaltige Landwirtschaft schützen und fördern. Damit würde der Import billiger 338
konvent ioneller Lebensmittel verteuert und in der Folge reduziert. Denn damit hätten inländische 339
Bioprodukte sowie inländische Produkte mit hohen ökologischen und sozialen Standards und auch 340
Import -Produkte aus fairem Handel ( Fair Trade ) geringere Wettbewerbsnachteile (letzteres betrifft 341
Österreichs internationale Verantwortung). 342
343
12 Das Aktionsp rogramm Bio 2030 sieht einen ambitionierten Ausbau der biologischen Landwirtschaft in Österreich
auf 40 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche und der Betriebe bis zum Jahr 2030 vor (Kummer et al. , 2021) . Im
Burgenland ist ebenfalls ein deutlicher Ausbau des Biolandbaus geplant, nämlich die Ausweitung der biologisch
bewirtschafteten Fläche auf 50 % bis zum Jahr 2027 (Kummer et al. , 2020). Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
12
4) Lösungsansätze für die Absicherung der kleinbäuerlichen Strukturen in Österreich u. a. über folgende 344
Maßnahmen (siehe auch Kap. 6.1. , u. a. Punkt i) : 345
Verbesserung des agrarischen Förderungswesen in Richtung Stärkung kleinbäuerliche Betriebe u. a. 346
über ein sozial gerechteres EU/Österreichische s Programm für umweltgerechte Landwirtschaft 347
(ÖPUL )-Fördersystem sowie über weitere Förderungen von Bund sowie Ländern (und auf EU – 348
Ebene) ; 349
Verstärkte Mittel für Regionalentwicklung in ländlichen Räumen (siehe Option 2.05); 350
Förderung von Bioregionen (Verzahnung Biolandbau mit Tourismus, Gastronomie, 351
Gemeinschaftsverpflegung etc. in den jew eiligen Regionen und regionalem Branding) (s iehe Option 352
2.05); 353
Verstärkte Förderung von lokalen/regionalen Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen 354
Betrieben und Gastronomie/Großküchen/Tourismus (s iehe oben) ; 355
Weiterer starker Ausbau vielfältiger Wege der regionalen Vermarktung und Förderung von 356
Projekten zur engeren Verbindung zwischen Landwirt _innen und Konsument _innen (regionale 357
Vermarktungsinitiativen bis hin zu Community Su pported Agriculture (CSA ); Transparenzsteigerung) ; 358
Bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln , um die Transparenz der Herkunft sowie die 359
Transparenz über die Produktionsform zu verbessern ( betrifft insbesondere Großküchen, 360
Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie, verarbeitete Produkte sowie generell für die wichtigsten 361
pflanzliche n und tierische n Produkte) ; 362
Österreichs internationale Verantwortung für kleinbäuerliche Strukturen in Länder n des globalen 363
Südens verstärkt wahrnehmen (siehe auch Option 2 .05), u. a. über das politische Engagement in 364
internationalen Gremien (der EU, UN & WTO ), in der Entwicklungszusammenarbeit, in 365
internatio nalen Kooperationen, in engen Kooperationen mit Nichtregierungsorganisationen ( NGOs ) 366
aus Ländern des Globalen Südens sowie auch über eine sozial und ökologisch ausgerichtete Konsum – 367
und Bildungspolitik, u. a. zur Förderung von individueller internationaler Verantwortung, Fair Trade 368
bzw. von Fair Trade -Produkte n; 369
Analyse und Reform der (Agrar -)Subventionen: (Agrar -)Subventionen, die im Hinblick u. a. auf 370
Krisenanfälligkeit, Zentralisierung, Klimaschädlichkeit und gesundheitsschädigender Wirkungen 371
analysieren und in Richtung Krisenrobustheit reformieren ; 372
Streichung krisengefährdender Subventionen (z. B. Subventionen , die die Zentralisierung der 373
Landw irtschaft und Verarbeitung fördern , Subventionen für Groß betriebe, für Intensivtierhaltung 374
und für fossile Energieträger (siehe Optionen im SDG 13 zur Abschaffung Subventionen fossiler 375
Energie) u. a.) und gezielte Förderung von resilienten Lebensmittelsystemen , insbes. von 376
ökologisch hochqualitativen, regionalen, saisonalen, gesunden Lebensmitteln ; 377
Maschinenring und den überbetrieblichen Maschineneinsatz forcieren sowie 378
Kooperation und der regionalen Wirtschafts tätigkeit auch im technischen Bereich der 379
Landwirtschaft fördern – als Gegenstrategie zur Übermechanisierung und zur finanziellen 380
sowie produktionstechnischen Abhängigkeit von vulnerablen Technologien . 381
382
5) Verstärkte Vergütung von Ökosystemleistungen von Landwirtschaftssystemen (für Klima schutz, 383
Bodenfruchtbarkeit, Artenvielfalt, Multifunktionalität, soz iale Aspekte wie Inklusion) in Form von 384
gesteigerten monetären Direktzahlungen für landwirtschaftliche Betriebe, gestaffelt nach sozialen 385
Kriterien. Ziel der Maßnahme ist eine stärkere Förderung der kleinbäuerlichen Betriebe und das 386 Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
13
Abfedern der Kosten bzw. Pr eiserhöhungen, die sich durch höhere ökologische und soziale Standards 387
ergeben ; 388
389
6) Förderungen und logistische sowie produktionstechnische Maßnahmen und Innovationen in 390
Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung (Großküchen) , um vornehmlich regionale, saisonale, 391
biologische Lebensmittel sowie tierischen Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung zu verwenden ; 392
393
7) Diversität und Gender – Rolle der Frau und marginalisierte Gruppen in der Landwirtschaft stärken 394
und damit die Krisenrobustheit der Lan dwirtschaft stärken (der direkte Zusammenhang zwischen 395
Rolle der Frau und Krisenrobusthei t der Landwirtschaft , siehe Kap 6.3.2 . Punkt 18 ) Maßnahmen – 396
Beispiele (siehe auch Option in SDG 5) : 397
Durch stärkere Integration der Frauen und marginalisierte Gruppen in wichtige 398
Entscheidungsprozesse in den ländlichen Gemeinden, den ländlichen Regionen und in der 399
Agrarpolitik sowie in den Landwirtschaftskammern ; 400
Ausbau von speziellen F örderprogrammen für die Landwirtschaft; diesbezüglich auch partizipative 401
Prozesse in itiieren und finanzielle Anreize setzen ; 402
Gleichberechtigung sowie spezifische inhaltliche Themen z. B. der Frauen und der Jugend in der 403
Landwirtschaft – stärker in Agrarpolitik, Agrarbildung und Beratung thematisieren und integrieren ; 404
Bewusstseinsbildung f ür Gender – und Diversitäts themen auf allen Ebenen ausbauen ; 405
Erfolgreich umgesetzte Gender – und Diversitäts strategien aus anderen Ländern wie auch aus 406
anderen Wirtschaftsfeldern und Unternehmen prüfen (inkl usive Übertragbarkeit von Best 407
Practice ) und Umsetzungsschritte fördern . 408
409
8) True Cost – Internalisierung von externen Kosten (für Humusabbau, Pestizideinträge, Wasserreinigung, 410
Verlus t von Insekten/Biodiversitätsverluste , Klimawandelfolgen , Tierwohl, Kosten von CO 2-Emissionen ) 411
der landwirtschaftlichen Produktion, d. h. in den Lebensmittelpreis miteinbeziehen , sodass 412
nachhaltige/resiliente Produktionsweisen (u. a. Bioprodukte) aus einer Low Input -Landwirtschaft, die 413
aus regionalen kleinbäuerlichen Strukturen stammen, deutlich geringere Wettbewerbsnachte ile in 414
Zukunft haben. 415
416
C.X.6.3.2. Beschreibung von potenziellen Konflikten und Systemwiderständen 417
sowie Barrieren 418
Der Kürze wegen kann hier nur stichwortartig dieses Kapitel angerissen werden 419
Notwendigkeit zur Änderung bei Subventionen und agrarischen Fördersystem . Dies erzeugt hohes 420
Konfliktpotenzial und macht Zusammenarbeit sowie Bewusstseinsbildung/politischer Druck von unten 421
unbedingt notwendig ; 422
Ernährungsverhalten stark von Routine, Gewohnheit und Ausrichtung auf Billigstpreise geprägt, 423
welche sich aus soziale n, kulturellen Kontexten ergeben. Dadurch sind Konsummuster im 424
Ernährungsbereich verhältnismäßig veränderungsresistent ; 425
Ausschluss, Benachteiligung von bestimmten Bevölkerungsgruppen durch höhere Preise von 426
regionalen/lokalen und nachhaltig produzierten Le bensmittel dazu sind begleitende soziale 427
Maßnahmen notwendig ; 428 Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
14
Fairere Marktbedingungen für bäuerliche Produzenten und das klein strukturierte , Lebensmittel 429
produzierende Gewerbe notwendig. Das bedeutet Reduktion des Zwanges zur äußersten Profitabilität 430
durch Preisdruck und Konkurrenz durch Eigenmarken. Als positive Effekte ergeben sich durch weniger 431
intensive Ausschöpfung des Profits , die Förder ung von Boden -, Pflanzen – und Tiergesundheit sowie 432
das Tierwohl und eine Verbesserung der Arbeitsqualität vieler M enschen . 433
434
C.X.6.3.3. Weitere Vorteile der Maßnahmen 435
a) Stärkung der Regionalentwicklung in ländlichen Gebieten (s iehe Option 2.05); 436
b) Zunahme de r Biologischen Landwirtschaft (siehe Option 2.03) und Ökologisierung des Acker -, 437
Gemüse -, Obst – und Weinbaus ; 438
c) Ökologisierung des Grünlandes (siehe Option 2 .04); 439
d) Klimaschutzvorteile : Treibhausgas -(THG )-Emissionsreduktion durch Ernährungsumstellung in 440
Richtung weniger Fleischkonsum, regional e, saisonale und biologische Lebensmittel ; 441
e) Förderung artgerechter Tierhaltung und -fütterung – Steigerung des Tierwohl s. Über die 442
Reduktion des Fleischkonsums und Förderung hochqualitativer , extensiverer Tierhaltungs – und 443
Fütterungssysteme ; 444
f) Erhaltung der Boden -, Pflanzen – und Tiergesundheit; Abwehr der Einschleppung von 445
Bioinvasoren, Krankheitserreger, Seuchen sowie deren Vektoren ; 446
g) Gesundheitsvorsorge: Bei ganzheitlichem Ansatz zur Bewusstseinsbildung und Förderung einer 447
gesünderen Ernährung wird die Prävalenz für Fettleibigkeit, Herz -Kreisla uf-Erkrankungen, 448
Diabetes mellitus Typ II sowie anderer ernährungsbedingter Erkrankungen reduziert ; 449
h) Erhaltung der Produktvielfalt im Anbau, in der Lebensmittelverarbeitung und im Handel ; 450
i) Diversität der heimischen Lebensmittel produzierenden Betriebe . 451
452
C.X.6.3.4. Umsetzungsanforderung 453
454
Innerhalb existierender Systeme umsetzbar sind: 455
a) kurz – und mittelfristig umsetzbare Maßnahmen einer verstärkten Regionalisierung , 456
Krisensicherung sowie Ökologisierung ; 457
in der Landwirtschaft (z. B. Reduktion von Importen von Futtermitteln, Düngemitteln; 458
Förderung des Biolandbaus) ; 459
in der Lebensmittelvera rbeitung sowie im Lebensmittelhandel (Maßnahmen der regionalen 460
Verarbeitung und Vermarktung) ; 461
in der Gastronomie und Großküchen (Erhöhung des Anteils an biologischen, regionale n und 462
saisonalen Menüs oder Zutaten) . 463
b) Maßnahmen für robuste Energieversorgungs systeme und technischen sowie digitale Systeme . 464
465
Geringe bzw. leicht umsetzbare Systemveränderungen die nötig sind: mittelfristig umsetzbar 466
a) bei gezieltem Ausbau der Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft sowie bei deutlichem 467
Ausbau der biologischen Landwirtschaft und generell einer flächendeckende n Ökologisierung i n 468
der Landwirtschaft (auch in Richtung konsequente Klimawandelanpassung) ; 469
b) bei Maßnahmen für eine dezentralere Lebensmittelverarbeitung ; 470 Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
15
c) in der Regionalisierung der Vermarktung und der Lebensmittelversorgung (inkl usive , öffentliche r 471
Beschaffung sowie Großküchen ); 472
d) bei Maßnahmen im Ausbildungsbereich in Richtung Wissen und Innovationen für eine verstärkte 473
Ökologisierung und Resilienzsteigerung ; 474
e) bei Maßnahmen im Bildungs – und Medienbereich in Richtung Bewusstseinsbildung insbesondere 475
von Konsument _innen . 476
477
Grundlegende Systemveränderungen die nötig sind: mittel – und langfristig umsetzbar 478
a) grundlegende neue Ziele in der Agrarpolitik13, im Förderwesen, bei Subventionen und im 479
Steuersystem sowie in der Beratung und Ausbildung betreffend Produktion, Handel und auch 480
die Arbeitsbedingungen in Landwirtschaft und Lebensmittelsektor: Ziel einer Transformation 481
weg vom Paradigma der Profitm aximierung hin zu verstärkter Kooperation und verpflichtenden , 482
hohen ökologischen und sozialen S tandards, die die Resilie nz der Lebensmittelsysteme deutlich 483
erhöhen, Ernährungsstile verändern und auch die Tierhaltungssysteme artgerechter und 484
krisenrobuster gestalten 485
486
C.X.6.3.5. Erwartete Wirkungsweise 487
Beschreibung des Transformationspotenzials 488
Synergien mit anderen Zielen , Targets oder Optionen : 489
1) Wichtige und sehr starke Synergien zur Option im SDG 2 und SDG 12 für ein nachhaltigeres 490
Ernährungssystem : 491
a) Deutliche Reduktion des Fleischkonsum s (siehe Option 2 .01); 492
b) Deutliche Reduktion des Lebensmittelabfalls (siehe Option 12.03). 493
494
2) Wichtige und sehr starke Synergien für Optionen einer nachhaltigen resiliente n Landwirtschaft 495
(extensivere ökologische Landnutzungsformen): 496
a) Zunahme des Biologischen Landwirtschaft ( siehe Option 2 .03); 497
b) Ökologisierung des Grünlandes ( siehe Option 2 .04). 498
3) Starke Synergien zu den Zielen der Gesundheitsvorsorge (SDG 3) im Sinne einer gesunden , nachhaltigen 499
Ernährung ; 500
13 Laufende Interventionen der Großkonzerne gegen den Green Deal der EU Kommission z eigen die Schwierigkeit
selbst gemäßigter Reformen, die erste Schritte in Richtung einer nachhaltigen Landwirtschaft setzen würden (s iehe
Tageszeitung Der Standard vom 19. Oktober 2020: „Woche der Entscheidung für die EU -Agrarreform.“ und
www.tagesschau.de vom 19. Oktober 2020: „Gemeinsame Agrarpolitik EU -Minister verhandeln über Reform –
Ministerin Klöckner gegen Kommissionspläne“ . https://www.tagesschau.de/inland/eu -gemeinsame -agrarpolitik –
101.html
Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
16
4) Starke Synergien zu den Zielen in SDG 6, 13 und 15 , da enge Verknüpfungen zu den Zielen einer 501
nachhaltigen, klimafreundlichen und biodiversitätsschonenden Landwirtschaft und einer 502
klimafreundlichen Ernährung existieren ; 503
5) Synergien zur Armutsreduktion (SDG 1) durch Hebung der sozialen Standards und Fairness (auch bei 504
Importen und daher Synergien auch insbesondere in Ländern des globalen Südens) . 505
506
C.X.6.3.6. Bisherige Erfahrung mit dieser Option oder ähnlichen Optionen 507
Umfassende Maßnahmen zu einer Krisensicherung der Er nährung im Sinne eines konsequent 508
nachhaltigen, resilienten, krisenrobusten Ernährungssystems wurden bisher weder im Inland noch im 509
Ausland von Industriestaaten oder Schwellenländern umfassend im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung 510
vorgenommen (lediglich in Richtung einer strategischen Krisenvorsorge des Verteidigungsministeriums in 511
Österreich ), da die globalen Trends der letzten Jahrzehnten bislang in eine gänzlich andere Richtung 512
gewirkt haben, die sich auf das österreichische Ernährungssystem negativ in Bezug auf gesteigerte 513
Krisenanfälligkeit ausgewirkt haben (s iehe die lange Liste an Risiken im Abschnitt 1.2). Am ehesten noch 514
in Richtung eines nachhaltigen Ernährungssystems geht das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für 515
Agrarpolitik, Ernährung u nd gesundheitlichen Verbraucherschutz beim Bundesministerium für Ernährung 516
und Landwirtschaft (WBAE B) (2020), welcher eine Politik für eine nachhaltigere Ernährung im Sinne einer 517
geänderten Konsumpolitik und Agrarpolitik ausgeführt hat . 518
Bezug zu anderen Optionen 519
Tab. O_2 -06_01: Bezug der Option 2.06 zu anderen Optionen von SDG2 . Quelle: Eigene Darstellung. // Tab. O_2 – 520
06_01: Relation of option 2.06 to other options within SDG2 . Quelle: Own Illustration. 521
Option Titel der Option Beschreibung
des Bezugs
2.01 Protein Transition – Reduktion des Fleischkonsums und
Steigerung des Konsums alternativer Proteinquellen Beschreibung des
Bezugs
siehe oben Kap.
6.3.5. und 6.3.7
2.03 Verstärkte Förderung der Biologischen Landwirtschaft
(gemäß EU VO 834/2007 und 889/2008) Kap. 6.3.5. und
6.3.7
2.04 Ökologisierung des Grünlandes
2.05 Nachhaltige Regionalentwicklung
– Nachhaltigkeits -Perspektiven für den ländlichen Raum siehe oben Kap.
6.3.5. und 6.3.7
2.08 Lokales Wissen im Bereich regionaler/standortangepasster
Landwirtschaft erhalten, austauschen und weiterentwickeln siehe oben Kap.
6.3.5. und 6.3.7
522 Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
17
C.X.6.3.7. Zeithorizont der Wirksamkeit 523
Es existiert eine Reihe von kurzfristigen Maßnahmen , die rasch umgesetzt werden können und sollten . 524
Diese wie auch die mittel – und langfristigen Maßnahmen sind Kap. 1.2 d er Umsetzungsanforderung 525
ausgeführt . 526
527
C.X.6.3.8. Vergleich mit anderen Optionen, mit denen das Ziel erreicht werden 528
kann 529
Die Option 2 .06: „Krisensicherung der Ernährung und Landwirtschaft “ ist zentral für eine dauerhafte 530
Absicherung der N ahrungsmittel produktion und -versorgung in Österreich . Sie ist auch sehr bedeutsam 531
für eine nachhaltige Entwicklung in ländlichen Regionen (siehe auch Option 2 .05) und für die konsequente 532
ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeitsorientierung des Ernährungssystems . Letztere s wird 533
von der UN in ihrem aktuellen Bericht The Future is now (2019) als ein er von sechs leverage points zur 534
Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung gesehen. 535
Weitere Optionen, die auf Produktions -, Handels /Distributions – und Konsumseite zu dieser 536
übergeordneten Zielerreichung dieser Option beitragen finden sich im SDG 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 12, 13 und 537
15. 538
Optionen , die besonders zur Zielerreichung dieser Optio n bei tragen bzw. unterstützen sind bereits in Kap. 539
6.3.5, 6.3.7 und 6.3.8 dargestellt . 540
Diese Option bildet einen zentralen Ausgangspunkt für eine verstärkte Etablierung nachhaltiger 541
Lebensmittelwertschöpfungskette n und hat somit vielfältige Synergien zu e iner großen Anzahl an 542
Optionen im UniNEtZ . 543
544
C.X.6.3.9. Interaktionen mit anderen Optionen 545
546
Tab. O_2 -06_02: Interaktionen mit anderen SDGs . Quelle: Eigene Darstellung . // Tab. O_2 -06_02: Interaction with 547
other SDGs . Quelle: Own Illustration. 548
SDG Interaktionen
Reduktion von Armut durch Stärkung und Erhöhung der Resilienz im Lebensmittelsektor inkl usive
faire Arbeitsbedingungen (u. a. auch für Erntehelfer _innen und in der Fleischverarbeitung/ –
industrie). Relevanz in Österreich verschärft sich in Krisenzeiten (s iehe Erfahrungen aus Corona)
In Synergie mit de r Option 2.01 und den Optionen zu Ernährungs -, Gesundheitsbewusstsein: Senkung
der H erz-Kreislauf -Erkran kungen, Übergewicht, Diabetes, Mangelernährung durch gesunde,
nachhaltige und damit auch regionale Ernährung
Integration von nachhaltige m regionale m Konsum, von regionaler nachhaltiger, gesunder Ernährung
in Kinder, Jugend und Erwachsenenbildung als Be itrag zur transformativen Bildung.
Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
18
Bedeutung der Rolle der Frau für eine nachhaltige Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung
und -handel , für Vielfalt und Mitbestimmung in wichtigen soziokulturellen Bereichen, für
nachhaltige/transformative Bildung, in der Kultur sowie in der Regionalpolitik
Geringere Wasserbelastungen durch extensivere regionale nachhaltige Landwirtschaft; Verringerun g
von negativen Spillover-Effekten im Bereich Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung durch
verringerte Importe
Einsatz erneuerbarer Energie in der Lebensmittelwertschöpfungskette, regionale
Stoffkreislaufschließung und Energieeffizienz durch regionale Prozesse
Regionales Wirtschaften, nachhaltiger Tourismus, Transparenz und Mitbestimmung im Bereich der
regionalen Wirtschaft und Arbeit
Dezentrale Infrastruktur und Logistik in der Lebensmittelwertschöpfungskette, nachhaltige
Standortentwicklung für Unternehmen auf regionaler Ebene
Krisensicherung der Ernährung im urbanen Raum, engere Verzahnung Stadt -Land
Vielfältige Beiträge zum nachhaltigen Konsum im Bereich Ernährung
Senkung der THG -Emissionen aus dem Lebensmittelsektor über eine nachhaltige und damit auch
klimafreundliche Ernährung
Extensivierung und Ökologisierung der Landwirtschaft, Reduktion der Flächenversiegelung ,
Verhinderung weiterer Landnutzungsänderung zum Futtermittelanbau
Verzahnung von lokaler, nationaler und internationaler Agrar -, Regional -, Ernährungs -, Konsum – und
Tourismuspolitik in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung, stärkere Verzahnung von
Regionalpolitik mit nationaler Wirtschaftspolitik
Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
19
549
C.X.6.3.10. Offene Forschungsfragen 550
Folgende Forschung sfragen ergeben sich im Zusammenhang mit dieser Option: 551
Untersuchung der Barrieren zur Umsetzung der oben angeführten Maßnahmen – Untersuchen von 552
Hindernissen zur Transformation in Richtung krisensi cherer Ernährungssysteme in Österreich ; 553
Inter – und transdisziplinäre Erforschung und Begleitung von Best Practice -Beispielen von 554
krisensicheren und nachhaltigen Ernährungssystemen (auf regionaler/lokaler und nationaler 555
Ebene ). Darauf aufbauend Ableitung von Handl ungsempfehlungen an die lokale und nationale 556
Politik, Wirtschaft, Regionalentwicklung, Bildungseinrichtungen etc. ; 557
Begleitforschung zu r egionalpolitische n, volkswirtschaftliche n, sozialpolitische n, agrarpolitische n 558
und bildungsorientierte n Maßnahmen zu einer verstärkten Krisensicherung der Ernährung in 559
Österreich ; 560
Internationaler wissenschaftlicher Austausch zu Best Practice -Beispielen und Kooperationen in 561
dem Feld krisensicherer und nachhaltiger Ernährung ; 562
Forschungs bedarf und Forschungsthemen in anderen Optionen des SDG 2 insbesondere im 563
Bereich nachhaltige Ernährungsstile (s iehe Proteintransition in Option 2.01), b iologische 564
Landwirtschaft (s iehe Option 2 .03), Ökologisierung des Grünlandes (siehe Option 2 .04) sowie 565
nachhaltige Regionalentwicklung (siehe Option 2.05) 566
567
568
C.X.6.3.11. Übergeordnete The men 569
[Keine Befüllung/kein Text] 570
Themenblock noch nicht befüllen. Die Themen müssen noch zuerst durch AG -SDG 18 definiert werden. 571
Sobald die Themen bekannt sind, werden sie schnellstens an das SDG -Gremium zur Abstimmung 572
übermittelt. 573
Bezug u.a. zu The Future is now/UN -Diskussion, LNOB 574
z.B. Abbildung Leverage Points (figure 2 -2 Seite 29) 575
Vorschlag: AG SDG 18 soll das diskutieren und Themen für UniNEtZ vorschlagen, dann Beschluss im SDG – 576
Gremium 577
Thema Wechselwirkung
Spillover Effekte
LNOB
.
. Option 02_0 6 – Inhalt Final – Layoutierung in Fertigstellung SDG: 2
Target: 2.1, 2.2, 2.3, 2.4
Option: 2.06
20
.
.
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Team, das an dieser Option mitgearbeitet hat 732
Lead – Autor_innen: 733
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Nachhaltigkeit ) 735
Co – Autor_innen: 736
Schobesberger, Hermann (Veterinärmedizinische Universität, Wien – Öffentliches Veterinärwesen und 737
Epidemiologie ) 738
Reviewer_innen : 739
Melcher , Andreas ( Universität für Bodenkultur, Wien – Institut für Entwicklungsforschung ); Hundscheid, 740
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