SDG_12_Option_12_01_pdf_Pt_freigabe_20231119_182401.txt

Optionen
und
Maßnahmen
Österreichs Handlungsoptionen
zur Umsetzung
der UN-Agenda 2030
für eine lebenswerte Zukunft.
UniNEtZ –
Universitäten und Nachhaltige
EntwicklungszieleOptionen und Maßnahmen
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung 3 Abbildungsverzeichnis
3 Tabellenverzeichnis
4 12_01 .1 Ziele der Option
4 12_01.2 Hintergrund der Option
8 12_01.3 Optionenbeschreibung
8 12_01.3.1 Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
19 12_01.3.2 Erwartete Wirkungsweise
19 12_01.3.3 Bisherige Erfahrung mit dieser Option oder ähnlichen Optionen
20 12_01.3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
20 12_01.3.5 Vergleich mit anderen Optionen, mit denen das Ziel
erreicht werden kann
22 12_01.3.6 Interaktionen mit anderen Optionen
22 12_01.3.7 Offene Forschungsfragen
23 Literatur 12_01
Target 12.2Autor_innen:
Trummer, Patrick ( Montanuniversität Leoben );
Scherz, Marco ( Arbeitsgruppe Nachhaltiges Bauen/
Technische Universität Graz ); Feiel, Susanne
(Montanuniversität Leoben); Ammerer, Gloria
(Montanuniversität Leoben )
Reviewer_innen:
Tost, Michael ( Montanuniversität Leoben ),
Paulick,Holger ( Geologische Bundesanstalt )Nachhaltiger Umgang mit
mineralischen Rohstoffen von
er Gewinnung bis inklusive
Halbzeugherstellung
Inhalt
Optionen und Maßnahmen3Abbildungsverzeichnis
Abb. O_12-01_01: Glo –
bale Rohstoffgewinnung
nach Ressourcentyp: a)
historische Daten (1900-
2015) und b) prognosti –
zierte Daten (2015-2050).
Quelle: European Inno –
vation Partnership (EIP)
(2018).
// Fig. O_12-01_01:
Global material extrac –
tion by resource type: a)
historical (world, 1900-
2015) and b) projected
data (world, 2015-2050).
Source: European Inno –
vation Partnership (EIP)
(2018).
Abb. O_12-01_02 :
Materialverbrauch in Ös –
terreich. Quelle: Bundes –
ministerium für Klima –
schutz, Umwelt, Energie,
Mobilität, Innovation
und Technologie (BMK)
(2020).
// Fig. O_12-01_02 :
Material consumption in
Austria. Source: Federal
Ministry for Climate Ac –
tion, Environment, Ener –
gy, Mobility, Innovation
and Technology (BMK)
(2020).
Abb. O_12-01_03 : Roh-
stoffkreislaufwirtschaft.
Quelle: Kreislaufwirt –
schaft von Rohstoffen.
Quelle: European Ins –
titute of Innovation and
Technology (EIT) (2020).
// Fig. O_12-01_03 :
Raw Materials Circular
Economy. Source: Euro –
pean Institute of Innova –
tion and Technology (EIT)
(2020).Tabellenverzeichnis
Tab. O_12-01_01 : Ein –
zelmaßnahmen der Maß –
nahmenkombination 1.
Quelle: Eigene Darstel –
lung. // Tab. O_12-01_01 :
Individual measures of
the combination of mea –
sures 1. Source: Own
illustration.
Tab. O_12-01_02 : Ge-
genüberstellung Kosten
Diesel vs. Elektr. Strom
VA Erzberg. Quelle:
Eigene Darstellung.
// Tab. O_12-01_02 :
Comparison of costs for
diesel vs. electrical pow –
er VA Erzberg. Source:
Own illustration.
Tab. O_12-01_03 :
Einzelmaßnahmen der
Maßnahmenkombination
2. Quelle: Eigene Dar –
stellung. // Tab. O_12-
01_03 : Individual mea –
sures of the combination
of measures 2. Source:
Own illustration.
Tab. O_12-01_04:
Einzelmaßnahmen der
Maßnahmenkombination
3. Quelle: Eigene Dar –
stellung. // Tab. O_12-
01_04: Individual mea –
sures of the combination
of measures 3. Source:
Own illustration.
Tab. O_12-01_05 : Inter –
aktionen mit anderen
Optionen.
Quelle: Eigene Darstel –
lung. // Tab. O_12-01_05 :
Interactions with other
options. Source: Own
illustration.5
6
7129
13
16
22
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung 12_01.1 Ziele der Option
Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen stre –
ben eine Senkung des Rohstoffverbrauchs sowie eine effiziente Nutzung von
Rohstoffen an. Diese Zielvorgabe des SDG 12 ist im Target 12.2 „Bis 2030 die
nachhaltige Bewirtschaftung und effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen
erreichen“ (Vereinte Nationen (UN), 2015, S.24) verankert.
Unter dem Begriff natürliche Ressourcen versteht
man Bestandteile oder auch Funktionen der Natur, die einen ökonomischen
Nutzen aufweisen. Oft werden natürliche Ressourcen in abiotische (nicht-nach –
wachsende) und biotische (nachwachsende) Ressourcen unterteilt. Neben Roh –
stoffen zählen auch Boden bzw. Land, Wasser, Luft, biologische Vielfalt, Wind
und Solarenergie zu den natürlichen Ressourcen und somit umfassen diese ein
breites Feld. Da die Themenbereiche Boden von SDG 15 Leben am Land , Was –
ser von SDG 6 Sauberes Wasser und Sanitärversorgung und Energie von SDG
7 Bezahlbare und saubere Energie abgedeckt werden, fokussiert sich diese
Option 12_01 speziell auf die mineralischen Rohstoffe.
Das übergeordnete Ziel der Option 12_01 ist die
Senkung des Verbrauchs von mineralischen Rohstoffen im Sinne der Nach –
haltigkeitsstrategien (Konsistenz, Effizienz und Suffizienz) beginnend bei der
Exploration über die Aufbereitung zu Werkstoffen bis hin zur Herstellung von
Halbzeugen1. Innerhalb der drei Nachhaltigkeitsstrategien wird der Fokus auf
die Effizienz und die damit verbundene nachhaltige Nutzung von Rohstoffen
und Energie gelegt. Darüber hinaus dürfen allerdings auch die beiden anderen
Nachhaltigkeitsstrategien, Konsistenz und Suffizienz, welche sich vor allem mit
der Senkung der Nachfrage nach Primärrohstoffen und dem Einsatz nachhal –
tiger Technologien befassen, nicht außer Acht gelassen werden. Neben dem
übergeordneten Ziel, der Senkung des Primärrohstoffverbrauchs, ergeben sich
auch folgende untergeordnete Ziele, welche durch die vorgeschlagene Option
adressiert werden:
–Senkung des Primärrohstoffanteils bei gleichzeitiger Erhöhung des Sekundär –
rohstoffanteils in Werkstoffen und Halbzeugen;
–Verringerung der Rohstoffabhängigkeit Österreichs;
–Senkung von Treibhausgasemissionen;
–Verwendung von bisher wenig bzw. nicht genutzten Rohstoffquellen;
–Erhöhung der Effizienz von Rohstoffproduktions- und Verarbeitungsprozes –
sen.
12_01.2 Hintergrund der Option
Die mineralischen Rohstoffe unseres Planeten stellen
eine wichtige Grundlage für unser tägliches Leben dar. Entlang ihrer gesamten
Wertschöpfungskette treten jedoch auch Emissionen und Umweltbelastungen auf,
die es zu kontrollieren und zu minimieren gilt. Abnehmende Erzgehalte, konkurrie –
rende und beschränkte Landnutzungsmöglichkeiten sowie schwankende Rohstoff –
preise stellen sowohl unsere Wirtschaft als auch unser soziales Leben vor große
Herausforderungen. Nachhaltige und verantwortungsvolle Ressourcennutzung
muss somit unter anderem eine unserer höchsten Prioritäten sein. In den letzten

1 Als Halbzeug wird ein Vormaterial bzw. vorgefertigtes Rohmaterial bezeichnet. Dies sind
beispielsweise Werkstücke, Profile, Stangen, Rohre, Platten, Brammen und Bleche.
4
Optionen und MaßnahmenJahrzehnten hat die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen, aufgrund der wachsen –
den Weltbevölkerung und des Über-Konsums in industrialisierten Ländern, erheb –
lich zugenommen. Diese Entwicklung verschärft Probleme wie den Klimawandel,
die Degradation von Böden oder den Verlust der Biodiversität.
Wie bereits erläutert, wird im Zuge dieser Option der
Fokus auf die mineralischen Rohstoffe gelegt. Circa 70 % der alltäglich verwen –
deten Produkte bestehen aus mineralischen Rohstoffen, die im Bergbau gewon –
nen werden. Sie bilden somit die Materialbasis unserer Gesellschaft und unseres
Wohlstandes. In Abb. O_12-01_01 wird die Entwicklung der globalen Rohstoffge –
winnung beispielhaft für ausgewählte Rohstofftypen dargestellt. Seit Beginn des
20. Jahrhunderts ist die weltweite Rohstoffgewinnung von 6 Milliarden Tonnen auf
84 Milliarden Tonnen im Jahr 2015 angestiegen. Dies bedeutet einen Zuwachs um
das 14-fache, wobei der Anstieg im Bereich der nicht-metallischen Minerale am
größten (45-fache) ist. In Abb. O_12-01_01 sind nur Wertstoffe2 angeführt. Der bei
der Gewinnung von Rohstoffen anfallende Anteil an Nicht- Wertstoffen bzw. Abfall
(bspw. Abraum, Taubes Material3 bzw. Tailings4) ist um ein Vielfaches höher.
2 Stoffe, die nach ihrem Gebrauch wieder genutzt oder in andere Produkte umgewandelt werden
können.
3 Nicht verwertbares Material
4 Tailings sind feinkörnige Rückstände aus der Aufbereitung.
5 Der inländische Materialverbrauch, abgekürzt als DMC (domestic material consumption), misst
die Gesamtmenge der von einer Volkswirtschaft direkt verwendeten Materialien und ist definiert als
die jährliche Menge aus den im Inland gewonnenen Rohstoffen zuzüglich aller physischen Importe,
abzüglich aller physischen Exporte.
Der DMC-Indikator bietet eine Bewertung des absoluten Ressourcenverbrauchs und ermöglicht die
Differenzierung des von der Inlandsnachfrage getriebenen Verbrauchs vom Exportmarkt getriebenen
Verbrauch. Es ist wichtig zu beachten, dass der im DMC-Indikator verwendete Begriff Verbrauch den
scheinbaren Verbrauch und nicht den Endverbrauch bezeichnet. DMC enthält keine vorgelagerten
versteckten Ströme von Importen und Exporten von Rohstoffen und Produkten.
Abb. O_12-01_01: Globale
Rohstoffgewinnung nach
Ressourcentyp: a) historische
Daten (1900-2015) und b)
prognostizierte Daten (2015-2050).
Quelle: European Innovation
Partnership (EIP) (2018). // Fig. O_12-01_01: Global
material extraction by resource
type: a) historical (world, 1900-
2015) and b) projected data (world,
2015-2050). Source: European
Innovation Partnership (EIP)
(2018).
5
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung Der inländische Materialverbrauch (DMC)5 Österreichs
betrug im Jahr 2018 167 Millionen Tonnen bzw. 19 Tonnen pro Kopf. Den größten
Teil dabei machten, wie in Abb. O_12-01_02 dargestellt, die nicht-metallischen Mi –
neralstoffe (95 Mt/a) aus. Dazu zählen die Baurohstoffe (Sand, Kies, Natursteine)
und Industrieminerale (Salz, Gips, Ton, Talk, Magnesit, Graphit, Schwefel).
Unsere natürlichen mineralischen Ressourcen sind
begrenzt und in unterschiedlicher Qualität und Menge in Österreich verteilt. Trotz
im Moment noch ausreichender Lagerstättenvorräte im Baurohstoffsektor, wächst
aufgrund unterschiedlicher raumplanerischer Nutzungsansprüche (z. B. Siedlungs-,
Schutzgebieten, landwirtschaftliche Vorrangzonen, Schutz- und Bannwälder, Tou –
rismusgebiete, Energie- und Verkehrsinfrastruktur, Landesverteidigung) das Ver –
sorgungsrisiko. Aufgrund dieser künftigen Ansprüche sind die Sicherstellung einer
verbraucher_innennahen Versorgung und eines umwelt- und ressourcenschonen –
den Abbaus zentrale Aufgaben einer nachhaltigen Rohstoffpolitik (Bundesministe –
rium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT), 2012).
Der derzeitige geologische Explorationsstand zeigt,
dass Österreich ein breites Spektrum an Bodenschätzen zur Verfügung steht. Die
heimische Versorgungssicherheit ist allerdings mangels quantitativer geologischer
Daten, der limitierten wirtschaftlich möglichen Nutzung heimischer Lagerstätten
sowie aufgrund des Nichtvorhandenseins gewisser kritischer Rohstoffe begrenzt.
Dieser Bedarf wird unter anderem durch die Listen kritischer Rohstoffe, welche von
der Europäischen Union (EU) ausgearbeitet werden (Aktualisierung alle drei Jahre),
unterstrichen (Europäische Kommission (EC), 2020).
Um die Vorgaben der EU, die Ressourceneffizienz und
Kreislaufwirtschaft (Europäisches Parlament (EP), 2019) betreffend, zu erfüllen,
setzt Österreich auf die Schaffung sauberer Kreisläufe um idealerweise einen Roh –
stoff ,unendlich‘ im Kreis zu führen. Da dies, schon rein physikalisch im Rahmen
der thermodynamischen Limits gesehen, nicht möglich ist, wird versucht, die Ab –
fälle bzw. Nebenprodukte und Rohstoffverluste in jedem einzelnen Prozessschritt
soweit als möglich zu reduzieren. Dieser Prozess wird durch Abb. O_12-01_03
verdeutlicht. Beginnend bei der Exploration von Rohstoffen, über deren Abbau Abb. O_12-01_02 :
Materialverbrauch in Österreich.
Quelle: Bundesministerium für
Klimaschutz, Umwelt, Energie,
Mobilität, Innovation und
Technologie (BMK) (2020). // Fig. O_12-01_02 : Material
consumption in Austria. Source:
Federal Ministry for Climate
Action, Environment, Energy,
Mobility, Innovation and
Technology (BMK) (2020).
6
Optionen und Maßnahmenund Aufbereitung bis hin zur Herstellung von Werkstoffen/Endprodukten stellt die
Befüllung des Systems mit Primärrohstoffen den Startpunkt und somit die Grund –
lage der Kreislaufwirtschaft dar. Die daraus produzierten Werkstoffe sind die Basis
für unzählige Produkte unseres täglichen Lebens. Nach Ende ihrer Nutzungs- und
Lebensdauer können Produkte durch Sammlung und Recycling der Wiederauf –
bereitung zugeführt werden. Oft verweilen Produkte/Werkstoffe über große Zeit in
ihrer Nutzungsphase (z. B. Aluminium bis zu 100 Jahre in Bauwerken, Fahrzeugen
oder Flugzeugen) ehe sie recycelt werden können, was wiederum die sichere Ver –
sorgung mit Primärrohstoffen erfordert. Die Nachfrage nach Primärrohstoffen ist
stark bedingt von deren Einsatzgebiet. So sind es aktuell vor allem Rohstoffe, die
die Energiewende forcieren, wie zum Beispiel seltene Erden oder Batteriemetalle ,
an denen erhöhter Bedarf besteht, die allerdings nicht aus dem Recycling gewon –
nen werden können, da sie als neuer Stoff wohl noch gar nicht als Sekundärroh –
stoff gewonnen werden können. Mit dem steigenden Bedarf dieser notwendigen
neuen Rohstoffe ergeben sich allerdings neue Herausforderungen, was sowohl
die Nachhaltigkeit im Abbau- als auch im Recyclingsektor betrifft. Hier befinden
wir uns an einer Schnittstelle zu anderen SDGs wie etwa SDG 7 Bezahlbare und
saubere Energie und SDG 8 Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum.
Das Thema Recycling wird in Option 12_02 behandelt.
Abb. O_12-01_03 :
Rohstoffkreislaufwirtschaft.
Quelle: Kreislaufwirtschaft von
Rohstoffen. Quelle: European
Institute of Innovation and
Technology (EIT) (2020). // Fig. O_12-01_03 :
Raw Materials Circular Economy.
Source: European Institute of
Innovation and Technology (EIT)
(2020).
7
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung
Die letzte (sektorale) Rohstoffstrategie aus dem Jahr
2012 ( Österreichischer Rohstoffplan ) hatte in erster Linie die Sicherung der Versor –
gung aus heimischen Lagerstätten im Fokus. Anfang 2020 wurde vom Bundesmi –
nisterium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus mit der Arbeit zur Erstellung
der Österreichischen Rohstoffstrategie 2030 begonnen. Das Ziel dieser Strategie
ist die Sicherstellung und Verbesserung der Versorgung Österreichs mit Rohstof –
fen (Baurohstoffe, Industrieminerale, Stahl, Nichteisen-Metalle, Kunststoffe, Erdöl
und Erdgas), basierend auf einem Drei-Säulen-Modell mit horizontalen, in alle Be –
reiche tangierende, Themenfeldern:
–Säule 1 : Nachhaltige Versorgung aus heimischen Quellen;
–Säule 2 : Nachhaltige Versorgung aus internationalen Zulieferketten;
–Säule 3 : Smart Production, Kreislaufwirtschaft, neue wertschöpfende Tech –
nologien und Produkte;
–Horizontale Themenfelder : Akzeptanz und Nachhaltigkeit, Digitalisierung
und Automatisierung in Industrie und Verwaltung, Forschung und Entwicklung,
Bildung und Ausbildung, sowie Dialog, Foresight Policy und eine umfangrei –
che Umfeldanalyse Forschung & Entwicklung, Bildung & Ausbildung, Digitali –
sierung & Automatisierung, Dialog & Umfeldanalyse.
12_01 .3 Optionenbeschreibung
12_01 .3.1 Beschreibung der Option
bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
Diese Option befasst sich mit dem nachhaltigen
Umgang mit mineralischen Rohstoffen, beginnend bei der Exploration und Ge –
winnung über die Aufbereitung und teilweise Weiterverarbeitung zu Werkstoffen
bis hin zur Herstellung von Halbfabrikaten.
Die einzelnen Maßnahmen sind zu drei Maßnah –
menkombinationen gebündelt, die eine nachhaltige Entwicklung der einzelnen
Schritte des Rohstoffweges (von der Exploration über den Abbau bis hin zur
Herstellung von Halbfabrikaten) fördern, wobei der Fokus auf folgenden Be –
reichen liegt:
–Nachhaltige Gestaltung von Produktionsprozessen der rohstoffverarbeiten –
den Industrie;
–Ganzheitliche Verwendung von Rohstoffen und alternativen Rohstoffquellen;
–Nachhaltiges und intelligentes Rohstoffmanagement.
Maßnahmenkombination 1: Nachhaltige Gestal –
tung von Produktionsprozessen der rohstoffverarbeitenden Industrie
Die in dieser Kombination enthaltenen Maßnahmen
zielen auf eine Senkung des Primärrohstoffverbrauchs und des umweltrelevan –
ten Impakts der Produktion, auf eine Reduktion der Abhängigkeit vom interna –
tionalen Rohstoffmarkt und Sicherung der heimischen Rohstoffversorgung, auf
eine Senkung der Treibhausgasemissionen sowie auf eine Effizienzsteigerung
des Rohstoffverbrauchs ab. In Tab. O_12-01_01 sind die Einzelmaßnahmen der
Maßnahmenkombination überblicksmäßig dargestellt.
8
Optionen und Maßnahmen1. Ausarbeitung eines
Besteuerungssystems
auf PrimärrohstoffeFinanzinstrumentHersteller_innen, Zu –
liefer_innen
2. Einführung einer Ef –
fizienzrate bei Herstell –
prozessenRegulatives
InstrumentHersteller_innen
3. Erhöhung des Rezyk –
latanteils in Werkstoffen
und HalbfabrikatenRegulatives
InstrumentHersteller_innen
4. Erhöhung von ökolo –
gischen Produktionsme –
thoden durch verstärkte
Förderungsinitiativen
und/oder durch gesetz –
liche VorgabenFinanzielle Förderung,
Regulatives Instrument Hersteller_innen
9Tab. O_12-01_01 :
Einzelmaßnahmen der
Maßnahmenkombination 1.
Quelle: Eigene Darstellung. // Tab. O_12-01_01 : Individual
measures of the combination
of measures 1. Source: Own
illustration.Einzelmaßnahme Instrumententyp Fokussierte
Akteur_innengruppe
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung Maßnahme 1: Ausarbeitung eines
Besteuerungssystems auf Primärrohstoffe
Um den Ressourcenverbrauch zu senken, bedarf es
einer Reduzierung des Primärrohstoffanteils in Werkstoffen und Halbfabrikaten
bei gleichzeitiger Erhöhung des Sekundärrohstoffanteils. Durch eine Besteue –
rung des Primäranteils wird eine Erhöhung des Sekundäranteils erreicht. In
diesem Zusammenhang ist jedoch zu bedenken, dass eine Besteuerung (im
klassischen Sinne) immer eine ökonomische Belastung für die heimische Wirt –
schaft darstellt. Da sowohl Österreich als auch die EU eine nachhaltige wirt –
schaftliche Entwicklung anstreben und ein Großteil der Rohstoffe als Importe
in den EU-Raum gelangen, muss eine solche Besteuerung ebenfalls nachhaltig
ausgelegt werden. Somit sollten Primäranteile von Rohstoffen nur unter folgen –
den Bedingungen besteuert werden:
–Der Primärrohstoff wird nicht unter nachhaltigen Bedingungen gewonnen
(Menschenrechte, Arbeitsschutz, etc.);
–Der Primärrohstoff wird aus Drittstatten in die EU importiert;
–Der Primärrohstoff kann in Österreich gewonnen werden, wird jedoch impor –
tiert.
Barrieren und Herausforderungen: Eine genaue Ab –
wägung und Erarbeitung mit Expert_innen ist zwingend erforderlich, um keine
unerwünschten Effekte zu erzeugen. Österreich sollte sich bewusst sein, dass
die Besteuerung von Primärrohstoffen auf EU-Ebene zu sehen ist und nicht auf
die nationale Ebene beschränkt werden sollte, da Österreich sich bestenfalls
nur mit Bau- und Energierohstoffen selbst versorgen kann.
Transformationspotential: Die Besteuerung von Pri –
märrohstoffen nach diesen Gesichtspunkten würde eine nachhaltigere Entwick –
lung in der Rohstoffgewinnung fairere Bedingungen für die heimische Industrie
gegenüber dem EU-Ausland, eine höhere Verwendung an Sekundärrohstoffen
und eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen fördern.
Maßnahme 2: Einführung einer Effizienzrate
bei Herstellprozessen
Um die Effizienz der Herstellung von Werkstoffen
und Halbfabrikaten stetig zu verbessern, ist die Einführung und stetige Mes –
sung einer definierten Effizienzrate nötig. Dies ermöglicht die Evaluierung
bestehender Herstellprozesse und eine transparente Beurteilung dieser. Diese
Effizienzrate kann beispielsweise als Wert, bestehend aus den Parametern
Kosten, Ressourcenanteil, Energieverbrauch und CO2-Ausstoß (betriebliche
CO2-Emissionen), dargestellt werden. Hierfür gibt es in Österreich ein Bundes-
Energieeffizienzgesetz-(EEffG, 2020). Die Effizienzsteigerung in Bereichen
wie Verfahren, Prozesse und Technologie sollten in diesem Zusammenhang in
Betracht gezogen werden.
Maßnahme 3: Erhöhung des Rezyklatanteils
in Werkstoffen und Halbfabrikaten
Da Österreich nicht über alle für die Wirtschaft
nötigen Rohstoffen selbst verfügt, verbirgt sich in rezyklierten Rohstoffen ein
großes Potenzial, um diese Lücke zu schließen und so die Kreislaufwirtschaft
voranzutreiben. Eine Erhöhung des Rezyklatanteils in Produkten kann einer –
seits durch die Besteuerung des Primärrohstoffanteils erreicht werden (siehe
Maßnahme 1), oder andererseits durch die Einführung eines gesetzlich vor –
geschriebenen Mindestanteils an Sekundärrohstoffen (evtl. mit einer jährlichen
Steigerungsrate) in Bereichen, in denen dies realistisch möglich ist.
10
Optionen und MaßnahmenBarrieren und Herausforderungen: Unabhängig
der Methode zur Erhöhung des Rezyklatanteils sind Herkunftsnachweise der
Primär- und Sekundärrohstoffen zwingend erforderlich. Ohne diese Nachwei –
se kann es lukrativ sein, das Primärmaterial nach der Erzeugung einfach zu
recyceln und dann als Sekundärmaterial wieder zu verkaufen. Des Weiteren ist
es erforderlich, alle Sekundärmaterialquellen in Form eines Katasters zu identi –
fizieren und zugänglich zu machen (siehe Option 12_02, Maßnahmenbündel 2,
Einzelmaßnahme 4).
Maßnahme 4: Erhöhung von ökologischen Pro-
duktionsmethoden durch verstärkte Förderungs-
initiativen und/oder durch gesetzliche Vorgaben
Um die Produktion bzw. Produktionsmethoden der
rohstoffverarbeitenden Industrie ökologischer zu gestalten, stehen im Wesent –
lichen drei grundlegende Möglichkeiten, die einzeln oder kombiniert anwendbar
sind, zur Verfügung. Die erste Möglichkeit ist die Entwicklung bzw. Weiterent –
wicklung nachhaltiger, umweltschonender, aber dennoch wirtschaftlicher Pro –
duktionsmethoden. Hierfür ist sicherlich eine stärkere Kooperation von Industrie
und Forschung eine der treibenden Kräfte, wobei auch der öffentlichen Hand
eine große Rolle beim Setzen der Rahmenbedingungen zukommt. In diesem
Zusammenhang kann auf die Option 12_06 zum Target 12.7 „Nachhaltige Be –
schaffung: Öffentliche Hand als Pionier“ verwiesen werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die Substitution beste –
hender, wenig nachhaltiger Produktionsmethoden durch ökologischere. Da dies
meist zusätzliche Investitionen mit sich bringt, müssen solche nachhaltigeren
Produktionsprozesse für die Unternehmen nicht nur aus ökologischer, sondern
auch aus wirtschaftlicher Sicht von Vorteil sein. Daher bedarf es diverser (neu –
er, gezielterer) Fördermaßnahmen bzw. besserer und transparenterer Rahmen –
bedingungen für Fördermittel aus öffentlicher Hand.
Als dritte Möglichkeit besteht die ökologische Ver –
besserung einer bestehenden Produktionsanlage bzw. -methode. Um dies zu
erreichen, sollten folgende Grundüberlegungen angestellt werden:
–Reduzierung des Energieverbrauchs bzw. Anteil an autonomer Versorgung
mit Energie steigern;
–Umstellung auf erneuerbare Energieträger (siehe Option 07_01 „Ausbau der
Erneuerbaren Energieerzeugung“);
–Logistik ökologischer gestalten (zum Beispiel Bahn- statt LKW-Transport);
–Reduzierung und Minimierung von Transportwegen;
–Steigerung der Produktionsmenge bei unveränderten Betriebszeiten (Effi –
zienzerhöhung);
–Optimierung der Primärrohstoffqualitäten (Bspw. Verwendung von karbonatar –
men Tonrohstoffen für die Ziegelindustrie zur Reduktion der CO2-Emissionen
im Produktionsprozess bzw. Verwendung von alternativen Brennstoffen in der
Zementindustrie).
In Anbetracht dieser Überlegungen können Produk –
tionsmethoden einen höheren ökologischen Grad erreichen und somit kann
auch eine Reduktion der Treibhausgasemissionen erwirkt werden. Neben dem
ökologischen Effekt kann auch ein positiver ökonomischer Effekt erzielt werden,
der jedoch sowohl von den Investitionen als auch von der Zeit abhängig ist. Ein
gutes Beispiel hierfür ist das Projekt Diesel-elektrische Schwerlastkraftwagen
(SLKW) am Erzberg (VOEST-ALPINE (VA) Erzberg, 2020). Im Zuge dieses
Projektes werden zukünftig statt dieselbetriebener SLKWs, diesel-elektrische
11
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung Hybrid-SLKWs, die bergauf elektrisch mittels Oberleitung betrieben werden,
eingesetzt. Grundüberlegung dahinter ist der hohe Energie- bzw. Kraftstoffver –
brauch für Bergauffahrten, der auf 100 Tonnen Nutzlast ausgelegten SLKWs.
Der elektrische Antrieb steigert den Wirkungsgrad und somit die Energieeffi –
zienz bei den Bergauffahrten. Im Moment werden jährlich ca. 4,5 Millionen Liter
Diesel rein für den SLKW-Verkehr am steirischen Erzberg benötigt. Durch den
zukünftig teilweise elektrischen Betrieb können somit jährlich ca. 3 Millionen
Liter Diesel eingespart, bei einem zusätzlichen Strombedarf von 12,2 GWh/
Jahr Kosten gesenkt und darüber hinaus der CO2-Ausstoß um 4.200 Tonnen
reduziert werden.
Die Kosteneinsparung bezieht sich hierbei einzig
auf die Einsparung von Diesel im Vergleich zum höheren Strombedarf. Ange –
nommen wird ein Brutto-Dieselpreis von 1,21 €/l und ein Brutto-Industriestrom –
preis von 0,098 €/kWh (Statistik Austria, 2019). Die Tabelle Tab. O_12-01_02
veranschaulicht diese Kostenberechnung. Mit dem Umstieg zu einem teilelek –
trischen Betrieb und die dadurch eingesparte Menge an Diesel zeigt sich trotz
steigenden Strombedarfs eine Einsparung von 2,4 Mio. € pro Jahr, wobei hier
nur eine vereinfachte Rechnung ohne Investitionskosten oder sonstige Kosten
angeführt ist.
Menge pro Jahr 3 Mio. Liter 12,2 GWh=12.200.000
kWh
Bruttopreis Diesel
(privater Einsatz)1,21 € pro Liter
Bruttopreis elektr.
Strom (Industrie)0,098 €/kWh
Gesamtkosten pro Jahr 3,6 Mio. € 1,2 Mio.€
Eingesparte Kosten
(Differenz) pro Jahr2,4 Mio. €
12Tab. O_12-01_02 :
Gegenüberstellung Kosten
Diesel vs. Elektr. Strom VA
Erzberg. Quelle: Eigene
Darstellung. // Tab. O_12-01_02 : Comparison
of costs for diesel vs. electrical
power VA Erzberg. Source: Own
illustration.Daten Diesel Strom
Optionen und MaßnahmenDieses Projekt zeigt, dass ökologische Verbesse –
rungen, welche zu Beginn mit zusätzlichen Kosten einhergehen, über einen grö –
ßeren Zeitraum betrachtet auch ökonomische Vorteile bringen können. Neben
dem Instrument der Förderungen können auch gesetzliche Rahmenbedingun –
gen den gewünschten Effekt erzielen.
Maßnahmenkombination 2: Ganzheitliche
Verwendung von Rohstoffen und alternativen
Rohstoffquellen
Die Maßnahmen der Kombination 2 befassen sich
mit der Nutzung von Rohstoffen aus alternativen Quellen, wie Deponien, Halden
und Abraum. Neben ober- und untertägigen Rohstoffgewinnungsstätten stellen
diese alternativen Quellen ein großes, bisher wenig genutztes Potential an
wirtschaftlich nutzbaren Rohstoffen dar. Zugleich befasst sich die Maßnahmen –
kombination 2 auch mit einer Steigerung und ganzheitlichen Verwendung von
Rohstoffen entlang ihres Lebenszyklus bzw. des gesamten Rohstoffweges. In
Tab. O_12-01_03 sind die Einzelmaßnahmen der Maßnahmenkombination über –
blicksmäßig dargestellt.
1. Gesamtheitliche
Gewinnung und Ver –
wertung von Rohstoffen
aus allen QuellenRegulatives
InstrumentHersteller_innen, Recy –
cler_innen
2. Berücksichtigung von
grauen Emissionen bei
der Durchführung von
ÖkobilanzierungenBilanzierung Forschungsinstitutionen
Hersteller_innen, Zu –
liefer_innen
3. Implementierung der
Ökobilanzierung in Be –
schaffungsprozessenRegulatives
InstrumentÖffentliche Hand,
Forschungsinstitutionen,
Hersteller_innen
4. Verbesserung von
Sortierlösungen und
RecyclingprozessenTechnische Innovation,
Regulatives InstrumentHersteller_innen,
Recycler_innen
6 Eine künstliche Anhäufung oder Aufschüttung von Material
7 Eine Gesteinsschicht, die im Tagebau das ,Nutzmaterial‘ überdeckt und nicht der primär abgebaute
Rohstoff ist (wird meist auf Halden geschüttet)
13Tab. O_12-01_03 :
Einzelmaßnahmen der
Maßnahmenkombination 2.
Quelle: Eigene Darstellung. // Tab. O_12-01_03 : Individual
measures of the combination
of measures 2. Source: Own
illustration.Einzelmaßnahme Instrumententyp Fokussierte
Akteur_innengruppe
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung Maßnahme 1: Gesamtheitliche Gewinnung und
Verwertung von Rohstoffen aus allen Quellen
Nicht nur Erze, Gesteine und Sedimente dienen als
Quelle für Rohstoffe, sondern auch in Halden6, Deponien oder im Abraum7 las-
sen sich Rohstoffe finden. Diese alternativen Quellen entstehen beim Abbau und
der Verarbeitung eines Rohstoffes als Nebenprodukt oder durch Entsorgung von
Gütern, Waren, Produkten und Baustoffen durch die Abfallwirtschaft.
Bei Tunnelausbruchsarbeiten entsteht so eine er –
hebliche Menge an Ausbruchsmaterial. Dieses wird meist auf Halden (Abraum –
halden) meist ortsnah zur Tunnelbaustelle endgelagert und renaturiert oder in
Bodenaushubdeponien eingebaut. Solche Abraumhalden unterliegen aufgrund
ihrer Definition als Abfall in Österreich dem Abfallwirtschaftsgesetz.
Barrieren und Herausforderungen: Die gesetzlichen
Rahmenbedingungen müssen so angepasst werden, dass die Gewinnung von
als Abfällen definierten Materialen und die Verwendung daraus gewonnener Pro –
dukte durch ISO oder anderwärtige Standard-Zertifizierungen einfach macht.
Transformationspotential: Neue Erkenntnisse und auf –
bereitungstechnische Verfahren sowie der Nachhaltigkeitsgedanke ergeben für
Deponien und Abraumhalden alternative Verwendungsmöglichkeiten, auch als
neue Primärabbauquellen. Dies würde eine nachhaltige Entwicklung im Bereich
der Rohstoffgewinnung fördern.
Maßnahme 2: Berücksichtigung von grauen
Emissionen bei der Durchführung
von Ökobilanzierungen
Im Sinne einer ganzheitlichen Lebenszyklusbe –
trachtung sollten bei der Erzeugung von Produkten und Halbzeugen neben den
betrieblichen Emissionen auch die grauen Emissionen berücksichtigt werden.
Darunter fallen beispielsweise ca. elf Prozent der weltweiten energie- und pro –
zessbezogenen Treibhausgasemissionen aus der Produktion von Bauprodukten
für Neubauten und Sanierungen (mehr als die Hälfte davon für die Herstellung
von Stahl und Zement). Der jüngste IPCC-Bericht befasst sich mit dieser Thema –
tik der grauen Treibhausgasemissionen in Gebäuden (de Coninck et al., 2018)
und unterstreicht deren immer größer werdende Bedeutung.
Maßnahme 3: Implementierung der
Ökobilanzierung in Beschaffungsprozesse
Eine verpflichtende Durchführung einer Ökobilanzie –
rung im Zuge des Beschaffungsprozesses von mineralischen Rohstoffen kann
einen Beitrag zu ökologischeren Produktionsmethoden liefern. Konsument_in –
nennachfrage reguliert in der Regel Herstellungsprozesse und beeinflusst
daher stark die nachhaltige Entwicklung von produzierenden Unternehmen. Die
rechtliche Implikation dieser Maßnahme vor der Beschaffung , auch als Pre-pro –
curement-Phase bezeichnet, als auch nach der Beschaffung , auch als Post-pro –
curement-Phase bezeichnet, werden am Beispiel der Bauindustrie in der Option
12_06.1 detailliert erläutert.
Maßnahme 4: Verbesserung von Sortierlösungen
und Recylingprozessen
Im Einklang mit der Grundanforderung (GA) 7 „ Nach –
haltige Nutzung natürlicher Ressourcen“ (Österreichisches Institut für Bautech –
nik (OIB), 2020; NÖ Bauordnung, 2014) erfolgt der Rückbau von Gebäuden
in Österreich nach der Recycling-Baustoffverordnung – RBV (Verordnung des
Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft,
14
Optionen und Maßnahmen2015) „mit dem Ziel die Förderung der Kreislaufwirtschaft und Materialeffizienz,
insbesondere die Vorbereitung zur Wiederverwendung von Bauteilen und die
Sicherstellung einer hohen Qualität von Recycling-Baustoffen, um das Recyc –
ling von Bau- oder Abbruchabfällen im Sinne unionsrechtlicher Zielvorgaben zu
fördern.“
Es besteht Trennpflicht, wobei mineralische Abfälle
als gemeinsame Fraktion gegenüber Bodenaushubmaterial, Ausbauasphalt,
Holzabfälle, Metallabfälle, Kunststoffabfälle und Siedlungsabfälle geführt werden
(§ 6 Abs 2 RBV). Eine Trennung von Ziegel und Altbeton kann allerdings mittels
sensorgestützter Sortierung erfolgen, wobei in groben Korngrößen roboterge –
stützte Systeme zum Einsatz kommen. Zusätzlich zu der Auftrennung von Altbe –
ton in Gesteinskörnung und Zementstein kann ein mechanischer Aufschluss, der
mittels elektrodynamischer Fragmentierung erfolgen kann, umgesetzt werden
(Fraunhofer Gesellschaft, 2019).
Maßnahmenkombination 3: Nachhaltiges und
intelligentes Rohstoffmanagement
Die in dieser Kombination enthaltenen Maßnahmen
befassen sich mit dem nachhaltigen Rohstoffabbau, Rohstoffmanagement sowie
mit der Forschung und Entwicklung im Bereich mineralischer Rohstoffe . In Tab.
O_12-01_04 sind die Einzelmaßnahmen der Maßnahmenkombination überblicks –
mäßig dargestellt.
15
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung 1. Schaffung einer Handels –
plattform für
SekundärrohstoffeHandelsinstrument Hersteller_innen und
Zuliefer_innen
2. Verstärkung der europäi –
schen Abbautätigkeit von
Rohstoffen unter nachhaltigen
Standards anstelle von Im –
portenRegulatives
InstrumentEU-Kommission, öffent –
liche Hand
3. Förderung von Forschung
und Entwicklung im Bereich
der Substitution von Rohstof –
fenFinanzielle Förde –
rung als regulatives
InstrumentÖffentliche Hand, For –
schungsförderung, For –
schungsinstitutionen
4. Förderung von industriellen
SymbiosenRegulatives Inst –
rument, finanzielle
IncentivesÖffentliche Hand, Her –
steller_innen, Zulie –
fer_innen
5. Förderung von Digitalisie –
rungsinvestitionen in rohstoff –
produzierenden BetriebenDigitale technologi –
sche InnovationÖffentliche Hand, Her –
steller_innen, Zulie –
fer_innen, Forschungs –
institutionen
6. Einführung einer Material-
Produkt-Kennzeichnung inkl.
HerkunftsnachweisRegulatives
InstrumentHersteller_innen, Zu –
liefer_innen,
Endverkäufer_innen
7. Sustainable and Transparent
Supply Chains and Raw Mate –
rial FlowsBilanzierung Forschung, Hersteller,
Endverbraucher_innen
8. Weiter- und Neuentwicklung
von Indikatoren für die nach –
haltige RessourcennutzungRegulatives Instru –
ment, BilanzierungForschung, öffentliche
Hand
9. Mineralrohstoffexploration
und Neubewertung von heimi –
schen RessourcenWissensbasis Forschung, öffentliche
Hand
10. Attraktivierung der Entsor –
gung von Baureststoffen durch
den privaten Konsument_inRegulatives
InstrumentKonsument_in
16Tab. O_12-01_04:
Einzelmaßnahmen der
Maßnahmenkombination 3.
Quelle: Eigene Darstellung. // Tab. O_12-01_04: Individual
measures of the combination
of measures 3. Source: Own
illustration.Einzelmaßnahme InstrumententypFokussierte
Akteur_innengruppe
Optionen und MaßnahmenMaßnahme 1: Schaffung einer Handelsplattform
für Sekundärrohstoffe
Die Einführung einer Handelsplattform in Österreich
(dies wäre in weiterer Folge auch EU-weit anzudenken) soll Unternehmen den
Zugang zu Sekundärrohstoffen erleichtern und diesen gleichzeitig transparenter
gestalten. Die Plattform dient als Vermittler_in zwischen Kund_innen und Ver –
käufer_innen von Sekundärrohstoffen. Ziel sollte es sein, dass der Bezug von
Sekundärrohstoffen ausschließlich über diese Plattform möglich ist/erfolgen soll.
Dies würde bedeuten, dass jede_r Schrotthändler_in und jedes Recyclingzent –
rum ihre Rohstoffe nur über diese Plattform verkaufen dürfte.
Die Plattform könnte ähnlich wie willhaben oder
Amazon aufgebaut sein. Die Aufsicht/Verwaltung und Prüfung müsste allerdings
auf Bundesebene erfolgen, um Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness zu
gewährleisten. Hierfür müsste die dazu nötige gesetzliche Grundlage geschaffen
werden.
Zusätzlich könnte die Plattform weitere Leistungen
anbieten, wie zum Beispiel ein Verzeichnis von Repair-Cafés, Re-use-Shops
oder sonstigen Reparaturservices. Ansätze dazu im kleinen Maßstab gibt es
bereits in unterschiedlichen österreichischen Altstoffsammelzentren.
Maßnahme 2: Verstärkung der europäischen Ab-
bautätigkeit von Rohstoffen unter nachhaltigen
Standards anstelle von Importen
Um die Importabhängigkeit Österreichs vom inter –
nationalen Markt zu senken und eine nachhaltige Entwicklung im Bereich der
Rohstoffgewinnung, durch verkürzte Transportwege und umweltschonendere
Abbauverfahren zu fördern, muss der Fokus vermehrt auf heimische (bzw. euro –
päische) Rohstoffgewinnung gelegt werden. Dies umfasst auch eine verstärkte
europäische Explorationsinitiative und den Erhalt bzw. Ausbau der rohstoffgeo –
logischen Kompetenz in der Ausbildung von Geowissenschaftler_innen.
Dies betrifft neben bestehenden Abbaugebieten
auch die Nutzung alternativer Quellen, wie Halden und Deponien.
Maßnahme 3: Förderung von Forschung und
Entwicklung im Bereich der Substitution
von Rohstoffen
Neben dem Recycling von Rohstoffen gibt es auch
die Möglichkeit der Substitution von Rohstoffen. Dadurch wird ein bestehender
Rohstoff durch einen anderen, nachhaltigeren Rohstoff mit den gleichen ge –
wünschten Eigenschaften ersetzt (Konsistenzstrategie).
Ein gutes, alltägliches Beispiel hierfür ist die Substi –
tution von Plastikverpackungen durch Papier. Diese Substitution von Rohstoffen
ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, da sie einerseits einen Beitrag zur
Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz leisten kann, andererseits sich aber auch
die Frage stellt, ob das der richtige Weg zu einem nachhaltigeren und umwelt –
schonenderen Umgang mit unseren Ressourcen ist, da in einer Lebenszyklus –
analyse unter Einbezug des gesamten Fußabdruckes, Papierverpackungen nicht
immer besser abschneiden.
Durch Investitionen in Forschung und Entwicklung
können neue Erkenntnisse im Bereich der Rohstoff- und Materialeigenschaften
gewonnen werden, was sich wiederum positiv auf mögliche Rohstoffsubstitutio –
nen, die Abfallwirtschaft und auch das Recycling auswirkt.
17
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung Maßnahme 4: Förderung von industriellen
Symbiosen
In Anlehnung an das Prinzip der Kreislaufwirtschaft
sollten nicht nur Synergien von Wertschöpfungsketten, sondern auch von Unter –
nehmen besser genutzt werden.
Industriestandorte könnten (wo es möglich und sinn –
voll ist) als eine Art Cluster organisiert werden, indem von der verarbeitenden
Industrie, über die Produktion bis hin zu Dienstleister_innen und Recyclingzen –
tren, alles an einem Standort angesiedelt/konzentriert wird, um z. B. Transport –
wege & -kosten zu minimieren.
Maßnahme 5: Förderung von Digitalisierungsinves-
titionen in rohstoffproduzierenden Betrieben
Die verstärkte Digitalisierung in Betrieben ist im
Rahmen der industriellen Entwicklung eine weitere Möglichkeit die Effizienz und
Produktivität zu steigern. Investitionen in neue digitale Technologien sollten
unter den ökonomischen Gesichtspunkten einer möglichen Effizienz- & Produk –
tionssteigerung und verbesserten Informations- & Kommunikationsmöglichkeiten
somit besser gefördert werden.
Maßnahme 6: Einführung einer „Material-Produkt-
Kennzeichnung“ inklusive Herkunftsnachweis
Um in Zukunft eine nachhaltigere Produktgestaltung
zu gewährleisten, sind Informationen über Produktinhalte sowohl für Konsument_
innen als auch für die Recyclingindustrie von essentieller Bedeutung.
Daher sollte eine Art Passport bzw. Kennzeichnung
von Rohstoffen bzw. Materialen eingeführt werden. Dieser Passport sollte in An –
betracht der Nachhaltigkeit folgende Informationen beinhalten:
–Art des Rohstoffes;
–Informationen über die Herkunft: Land des Abbaus (+Firma) inklusive Abbau –
bedingungen;
–Informationen über Lieferwege (nachvollziehbare supply chains )
–Informationen über den ökologischen Fußabdruck (z. B. CO2 CO2-Emission).
Der Passport sollte auch nach der Verarbeitung des
Rohstoffes mit weiteren Informationen, wie weiterführende Lieferwege, Einsatz –
gebiet des Rohstoffes, Entsorgung und Recycling, aktualisiert werden. Somit
könnte sich aus einem ursprünglichen Rohstoff-Passport ein Produkt-Passport
entwickeln.
Maßnahme 7: Sustainable and Transparent Supply
Chains and Raw Material Flows
Lieferketten offenzulegen und Mechanismen zu
implementieren, die sicherstellen, dass Lieferketten nachhaltig sind, gehört
eigentlich zu den Sorgfaltspflichten von Unternehmen. Jedoch spiegelt dies
die Realität nicht immer wieder. Verantwortlichkeit von Lieferketten geht Hand
in Hand mit der Transparenz von Lieferketten, denn es ist grundsätzlich nur
möglich die Verantwortlichkeit (in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit) in
Lieferketten, zu evaluieren, wenn diese auch transparent ist. Es ist daher not –
wendig, einerseits ein System zu entwickeln, das Lieferketten von Produkten
und den dazugehörigen Rohstoffen offen legt und andererseits ein System zu
entwickeln, das als Bewertungsgrundlage zur Beurteilung der Nachhaltigkeit

8 RMC= Raw materials consumption. Beschreibt den Gesamtrohstoffverbrauch als Differenz zwischen
Import, Export und Anteil der ökologischen Rucksäcke der Exporte.
18
Optionen und Maßnahmeneines Stoffes in einer Lieferkette dient, also ein Abbild der einzelnen Stoffflüsse
in ihrem Lebenszyklus und ihre Einzelwirkung im Sinne der drei Dimensionen
(z. B. der Lebenszyklus und dazugehörige Stofffluss von Aluminium und seine
Auswirkungen auf die Umwelt/die soziale Sphäre/und die Wirtschaft). Diese
Bewertungsgrundlage ermöglicht es, zu beurteilen, wie nachhaltig offen gelegte
Lieferketten sind. Daraus sollte ein Informationsregime für Konsument_innen
abgeleitet werden, das ihnen informierte Kaufentscheidungen ermöglicht, so
wie dies durch z. B. diverse Labels in der Lebensmittelbranche bereits der Fall
ist. Hier sollte jedenfalls der Einsatz von digitalen Möglichkeiten in Betracht ge –
zogen werden.
Maßnahme 8: Weiter- und Neuentwicklung von In-
dikatoren für die nachhaltige Ressourcennutzung
Es sollten die bestehenden Indikatoren wie DMC
und Raw Materials Consumption (RMC)8 weiterentwickelt, auf ihre Gültigkeit/
Aussagekraft hin evaluiert und ergänzende Indikatoren herangezogen/entwickelt
werden. Dies kann unter Bereitstellung der nötigen Fördermittel/Investitionen
durch eine fundierte Zusammenarbeit von Statistik Austria , der Industrie und
diversen Forschungseinrichtungen (Universitäten etc.) erreicht werden.
Maßnahme 9: Mineralrohstoffexploration und Neu-
bewertung von heimischen Ressourcen
Da in Österreich seit den 1980er Jahren die Ex –
plorationstätigkeiten stark abgenommen haben, fanden somit viele technische
Neuerungen/Entwicklungen bei den damaligen Erkundungen keine Anwendung.
Dadurch ist der geologische Aufbau und das Potential ab einer Tiefe von 100m
abwärts kaum bekannt. Durch den technologischen Fortschritt sowie fehlen –
der Investitionen in Prospektionsaktivitäten sind die verfügbaren geologischen
Daten nicht auf dem aktuellsten Stand. Daher ist neben zukünftigen weitrei –
chenden und umfassenden Prospektionsarbeiten auch eine Neubewertung vor –
handener Ressourcen in Altbergbauen aufgrund eventueller neuer technischer
Gewinnungsmethoden/-verfahren etc.) in Betracht zu ziehen.
Maßnahme 10: Attraktivierung der Entsorgung von
Baureststoffen durch private Konsumenten_innen
Für den privaten Konsument_in ist eine ordentliche
Entsorgung von Baustoffen aufwändig und intransparent. Mit folgenden Punkten
kann eine Attraktivierung gesteigert werden:
–Hilfestellungen durch dementsprechende Sammelsysteme, die zur Verfügung
gestellt werden;
–Schulungen zum Umgang mit diesen Sammelsystemen und den Eigenschaf –
ten der anfallenden Materialien als Bauauflagen;
–Entsorgungsmöglichkeiten sollen während der Bauphase gratis zur Verfü –
gung stehen.
12_01 .3.2 Erwartete Wirkungsweise
Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen, die in
dieser Option beschrieben sind, wird erwartungsgemäß folgende Wirkung er –
zielen:
–Eine Senkung des Primärrohstoffverbrauchs in Österreich;
–Eine Steigerung und einen vermehrten Einsatz von Sekundärrohstoffen;
–Eine Reduktion der österreichischen Abhängigkeit von Rohstoffimporten und
die Intensivierung des Zugangs zu wichtigen heimischen Rohstoffquellen;
–Eine Erhöhung der Effizienz und Produktivität der österreichische Rohstoff –
19
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung industrie, was wiederum großes ökologisches und ökonomisches Potential in
sich birgt;
–Eine Senkung der Landnutzung durch Reduzierung von Deponiefläche und
Halden;
–Eine Reduktion der Treibhausgasemissionen in Österreich;
–Eine Minimierung der Transportwege & -kosten;
–Eine Stärkung des Forschungs- und Entwicklungsstandortes Österreich;
–Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Rohstoffwegen, Materialströmen
und Lieferketten aufgrund verbesserter und umfassender Datenerfassung und
-verarbeitung;
–Bessere Realisierung einer nachhaltigen Produktherstellung;
–Verbesserung des Zugangs zu Informationen über Inhaltstoffe von Produkten,
was wiederum unerlässlich für nachhaltiges Recycling ist.
12_01 .3.3 Bisherige Erfahrung mit dieser Option
oder ähnlichen Optionen
Die folgenden Inhalte liefern zusätzliche
Erfahrungswerte zu dieser Option.
Die Thematik Ressourcennutzung und -verbrauch ist
seit Längerem für die Wirtschaft und somit auch für die Gesellschaft von großer
Bedeutung. Neben dieser Option gibt es einige weitere Initiativen und Maß –
nahmen, die sich mit der Thematik der nachhaltigen Ressourcengewinnung und
-nutzung auseinandersetzen:
–Österreichische Rohstoffstrategie 2030: 2012 als Österreichischer Rohstoff –
plan veröffentlicht und seit Frühjahr 2020 in Überarbeitung;
–Positionspapier der AG Rohstoffe zur Österreichischen Rohstoffstrategie
2030;
–Rohstoffstrategie der Bundesregierung Deutschland (Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie (BMWI), 2020);
–Umweltproduktdeklarationen – Nutzen, Erwartungen und Erfüllungen – Aus
Sicht der Stakeholder (2019) (Detaillierte Umweltinformationen und/oder Um –
welt-Produktdeklarationen bzw. Environmental Product Declarations (EPD)),
verfasst von brands & values GmbH 2019 (deutsche Nachhaltigkeitsbera –
tung) Vergleiche mit Konkurrenz;
–Transparente Angabe der Zusammensetzungen (basierend auf DIN EN ISO
14025 und DIN EN 15804);
–Gebäudezertifizierungssysteme (DGNB, ÖGNI, LEED, BREEAM etc.);
–Versuchsstand für sensorgestützte Erkennung und Sortierung der MUL im
Technikum des Lehrstuhls AVAW am Standort St. Michael;
–„CERA“-project: In order to support the achievement of the SDGs, the CERA
certification system was introduced for the provision and identification of sus –
tainable raw material supply chains. It aims to provide means for sustainable
production practices as well as traceability of sustainably sourced mate –
rials (EIT, 2021). “Um die Erreichung der SDGs zu unterstützen, wurde das
CERA-Zertifizierungssystem zur Bereitstellung und Identifizierung nachhalti –
ger Rohstofflieferketten eingeführt. Es zielt darauf ab, Mittel für nachhaltige
Produktionspraktiken sowie die Rückverfolgbarkeit von nachhaltig beschafften
Materialien bereitzustellen (Eigene Übersetzung) (EIT, 2021)“;
–RE-SOURCING -project: The proposed project will set up an international
platform on responsible sourcing (RS) that: 1. facilitates the development of a
globally accepted definition of RS, 2. develops ideas for incentives facilitating
20
Optionen und Maßnahmenresponsible business conduct in the EU, supporting RS initiatives, 3. enables
exchange of stakeholders for information exchange and promotion, 4. fosters
the emergence of RS in international political fora, and 5. supports the Euro –
pean Innovation Partnership on Raw Materials (Wirtschaftsuniversität Wien,
(WU), 2021). (”Das vorgeschlagene Projekt wird eine internationale Plattform
für verantwortungsvolle Beschaffung (RS) aufbauen, die: 1. die Entwicklung
einer weltweit akzeptierten Definition von RS erleichtert, 2. Ideen für Anreize
entwickelt, die ein verantwortungsvolles Geschäftsverhalten in der EU erleich –
tern, RS-Initiativen unterstützt, 3. ermöglicht den Austausch von Akteuren
zum Informationsaustausch und zur Förderung, 4. fördert das Aufkommen von
RS in internationalen politischen Foren und 5. unterstützt die European Inno –
vation Partnership on Raw Materials (Eigene Übersetzung) (WU, 2021).” )
12_01 .3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
Kurzfristig
Förderungen und Investitionen können meist recht
schnell durchgeführt werden, somit ist ihre Wirkung recht kurzfristig zu errei –
chen.
Mittelfristig bis langfristig
Die Umstellung von Produktionsmethoden sowie die
Erforschung neuer nachhaltiger Prozesse benötigen eine gewisse Anlauf- und
,Versuchszeit‘. Somit kann ihre Wirkung erst mittelfristig erzielt werden.
Da einige Maßnahmen gesetzlicher Änderungen be –
dürfen und diese erfahrungsgemäß meist nicht sehr schnell erfolgen, ist hier mit
einem mittel- bis langfristigen Erreichen der Wirksamkeit zu rechnen.
12_01 .3.5 Vergleich mit anderen Optionen, mit
denen das Ziel erreicht werden kann
–Option 08_01: Neue Messung des Fortschritts beyond GDP
–Option 08_02: COVID-19 Investitionsprogramm
–Option 08_03: „Faktor X“: Verbesserung der Ressourceneffizienz durch
steuerliche und regulatorische Maßnahmen
–Option 09_02: Aufbau und Entwicklung einer nachhaltigkeitsorientierten Ver –
wertungs- und Recyclinginfrastruktur
–Option 09_03: Förderung nachhaltigkeits- und kreislauforientierter Forschung
& Entwicklung
–Option 09_04: Circular Economy Innovation & Technology Roadmap
–Option 11_09: Schutz der Umwelt bei abfallwirtschaftlichen Prozessen
–Option 11_10: „Treibhausgasemissions-Bonus/Malus-system“ für öffentliche
Gebäude
–Option 12_02: Aktionsplan Hochwertiges Recycling: Design for recycling,
Schadstoffreinheit & Einsatz von Sekundärrohstoffen
–Option 12_04: Änderung des Abfallregimes (Beginn und Ende der Abfall –
eigenschaft) zur Verstärkung der Kreislaufwirtschaft
–Option 12_05: Forcierung nachhaltiger Unternehmen
–Option 12_06: Integration von Ökobilanzen in öffentlichen Bau-Ausschrei –
bungsverfahren unter Berücksichtigung der Pre-und Post-procurement-Phase
–Option 12_07: Konsum von Gebrauchsgütern in einer Kreislaufwirtschaft:
nachhaltig und transformativ
–Option 13_01: Ökosoziale CO2-Steuerreform
21
12_01 / Nachhaltiger Umgang mit mineralischen Rohstoffen
von der Gewinnung bis inklusive Halbzeugherstellung 12_01 .3.6 Interaktionen mit anderen Optionen
22SDG Interaktionen
Option 11_09: Schutz der Umwelt bei abfallwirt –
schaftlichen Prozessen
Option 11_10: Treibhausgasemissions-Bonus/Ma –
lus-system für öffentliche Gebäude
Option 12_02: Aktionsplan Hochwertiges Recy –
cling: Design for recycling, Schadstoffreinheit &
Einsatz von Sekundärrohstoffen
Option 12_04: Änderung des Abfallregimes (Be –
ginn und Ende der Abfalleigenschaft) zur Verstär –
kung der Kreislaufwirtschaft
Option 13_01: Ökosoziale CO2-Steuerreform
Tab. O_12-01_05 : Interaktionen
mit anderen Optionen.
Quelle: Eigene Darstellung. // Tab. O_12-01_05 : Interactions
with other
options. Source: Own illustration.
12_01.3.7 Offene Forschungsfragen
–Erforschung weiterer Benchmarks für Treibhausgasemissionen;
–Harmonisierung der Bewertungsgrundlagen im Gebäudesektor (ÖNORM
EN15978 neu);
–Zukunftsfähiges Bauressourcenmanagement in Kommunen, um Materialströme
von Baurestmassen und wiederverwendbaren Bauelementen aus Gebäuden
effizienter erfassen zu können und um deren weiteren Einsatz zielgerechter –
planen zu können – Bauwerkskataster für ganzheitliche Sanierungsund Ab –
bruchmodelle;
–Sensorbasierte, robotergestützte Baurestmassenaufbereitungsanlagen;
–Substitution von Rohstoffen;
–Verbesserung des Kenntnisstandes zu Vorkommen mineralischer Rohstoffe in
Österreich;
–Auswirkung und Lenkungseffekte der Besteuerung von Rohstoffen;
–Untersuchung der globalen und nationalen Auswirkungen auf die Industrie –
sektoren und den Rohstoffmarkt durch die Abnahme der Importnachfrage von
Rohstoffen in Österreich;
–Transparenz von Rohstofflieferketten;
–Ganzheitliche Bewertungssysteme für Rohstoff- und Materialproduktionspro –
zesse entlang des gesamten Kreislaufes.
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