SDG_09_Option_09_04_pdf_20231119_182359.txt
Optionen
und
Maßnahmen
Österreichs Handlungsoptionen
zur Umsetzung
der UN-Agenda 2030
für eine lebenswerte Zukunft.
UniNEtZ –
Universitäten und Nachhaltige
Entwicklungsziele
Optionen und Maßnahmen1
09_04 / Austrian Circular Economy Innovation Roadmap 2021-203009_04
Target 9.1, 9.4, 9.5Autor_innen:
Hansen, Erik ( Johannes-Kepler-Universität );
Schrack, Daniela ( Johannes-Kepler-Universität )Austrian Circular Economy Innovation
Roadmap 2021-2030
3 Abbildungsverzeichnis
4 09_04 .1 Ziele der Option
4 09_04.2 Hintergrund der Option
6 09_04.3 Optionenbeschreibung
6 09_04.3.1 Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
9 09_04.3.2 Erwartete Wirkungsweise
9 09_04.3.3 Bisherige Erfahrungen mit dieser Option oder ähnlichen
10 09_04.3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
10 09_04.3.5 Interaktionen mit anderen Optionen
11 LiteraturInhalt
2
Optionen und Maßnahmen3Abbildungsverzeichnis
Abb. O_9-04_01 : Mikro-
Makro-Portfolio von Hand –
lungsoptionen. Y-Achse:
SDG9-Themen-/Target –
spezifität (Target-über –
greifend/low vs. Target-
spezifisch/high); X-Achse:
Handlungsoption-Granu –
larität (Einzeloption/fein
vs. Optionen-Paket/grob).
Quelle: Eigene Darstel –
lung.
// Fig. O_9-04_01 : Micro-
macro-portfolio of options
for action. Y-axis: thema –
tical/ target specificity of
SDG9 (target-overriding/
low vs. target-specific/
high); X-axis: granularity
of options for action (sin –
gle option/fine vs. option
bundle/rough).
Source: Own illustration
Abb. O_9-04_02 : Ver –
anschaulichung einer aus
der CE Roadmap 2030
abgeleiteten kurz-, mittel-
und langfristigen Maß –
nahmen (Pilotprojekte,
politische Instrumente,
Forschungsförderung) in
Fokusfeldern von natio –
nalem Interesse. Quelle:
Eigene Darstellung.
// Fig. O_9-04_02 : Illust –
ration of individual short-,
middle- and long-term
measures (pilot projects,
political instruments,
research funding) derived
from the CE Road
map 2030 within focus
areas of national interest.
Source: Own illustration5
8
09_04 / Austrian Circular Economy Innovation Roadmap 2021-203009_04.1 Ziele der Option
Vor dem Hintergrund des Klimawandels, Ressourcen –
knappheit und einer Renaissance der regionalen Unabhängigkeit wird die wirt –
schaftliche Entwicklung in Europa – und damit verbunden die (Weiter-) Entwicklung
von Technologien, Produkten und Dienstleistungen im industriellen Kontext – zu –
nehmend von Rahmenbedingungen bestimmt, die auf zirkuläre Stoff-, Komponen –
ten- und Produktkreisläufe ausgerichtet sind (Europäische Kommission (EC), 2020;
Ellen MacArthur Foundation (EMF), 2013). Die Vision der Circular Economy (CE)
ist somit ein wesentlicher Lösungsweg, um nachhaltige Entwicklung zu erreichen
(acatech, Circular Economy Initiative Deutschland (CEID) & SYSTEMIQ, 2021) und
trägt dabei zu vielen der SDGs (z. B. SDG 9 Industrie, Innovation und Infrastruktur ,
SDG 12 Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster , SDG 13 Maßnah –
men zum Klimaschutz etc.) bei. Daneben werden durch die Kreislaufwirtschaft
auch ökonomische Potentiale durch höhere regionale Wertschöpfung, Steigerung
von Arbeitsplätzen in dienstleistungsintensiven Kreislauf-Sektoren (z. B. Reparatur,
Wiederaufbereitung, Recycling), und Lieferketten-Resilienz erschlossen. Damit
diese Potentiale in der Praxis – auch auf der nationalen Ebene – realisiert werden
können, müssen industrielle Tätigkeit, Innovationsprozesse und Infrastrukturen
möglichst gut synchronisiert bzw. integriert werden, da sonst teils unüberbrückbare
Zielkonflikte entstehen. Während dies langfristig auf europäischer Ebene gesche –
hen muss, können auf nationaler Ebene hier bereits wichtige Ergebnisse erzielt
und Impulse an Europa ausgesendet werden.
Um eine Abstimmung der nationalen Teilsysteme zu
erreichen, benötigt es auf nationaler Ebene ein gemeinsames Zielbild zur Kreis –
laufwirtschaft, damit unternehmerische und staatliche Investitionen ermöglicht
werden, diese nicht in zu viele kompetitive, teils widersprüchliche oder sogar in –
kompatible Lösungsansätze fließen, die zerfasert dann keine umfassende Wirkung
entfalten (z. B. ist es entscheidend für Verpackungsmittelhersteller_innen und den
Einzelhandel, ob Investitionen in bessere zentralisierte Sortiertechnologien und
-infrastrukturen getätigt werden, in denen Einweg-Verpackungen für ein hochwer –
tiges Recycling zuverlässig ausgeschleust werden können, oder ob stattdessen
dezentrale Sammel- und Mehrwegsysteme aufgewertet werden sollen), und sich
somit Innovationsprozesse entfalten können. Hierfür könnte eine Austrian Natio –
nal Initiative for a Circular Economy Innovation Roadmap 2021-2030 (kurz1: CE
Roadmap 2030) gemeinsam von Bundesregierung und Wirtschaft initiiert werden,
am besten in Trägerschaft einer Einrichtung, die an der Schnittstelle von Wissen –
schaften und Praxis fungiert.
09_04.2 Hintergrund der Option
Im Rahmen der im SDG 9 durchgeführten Stake –
holder_innen-Workshops und Befragungen2 wurde der Bedarf für längerfristigen
Planungshorizont für Investitionen in Innovation und Infrastruktur seitens der
Unternehmen und dem öffentlichen Sektor deutlich. Insbesondere bedarf es einer
41 Alternativ: A NICER 2021 2030
2 Die Teilnehmer_innen der Stakeholder_innen-Workshops und Befragungen entstammen der Industrie
(verarbeitende Industrie, Entsorgungs- und Recyclingindustrie), Forschung und Universitäten (Bereich
Energie, Infrastruktur, Umweltrecht), Forschungsförderungsinstitutionen und öffentlicher Verwaltung.
Stakeholder_innen der Zivilgesellschaft wurden nicht eingebunden.
Optionen und MaßnahmenPriorisierung von alternativ wählbaren Umsetzungsformen der Kreislaufwirtschaft,
die sich u. a. auf folgende Gestaltungsdimensionen beziehen können: zentralisier –
te vs. dezentralisierte Ansätze (z. B. kommunale Sammelstellen vs. Sammlung im
Einzelhandel), priorisierte Kreislaufstrategien in diversen Materialströmen (z. B.
Mehrweg vs. Recycling von Verpackungen) und Optimierung des Produktdesigns
für Produkteffizienz vs. Kreislaufsystem (z. B. Multi-Layer Leichtverpackung vs.
Monomaterial). Daher wurde im Rahmen des Perspektivenberichts bereits die Bei –
spieloption Circular Economy Innovation & Technology Roadmap 2030 entwickelt,
welche die Circular Economy (CE) als Innovationskontext in den näheren Fokus
nimmt (Schrack & Hansen, 2020).3
Die politische Handlungsoption CE Roadmap 2030
kann, wie nachfolgend in Abb. O_9-04_01 dargestellt wird, als Makro-Option ein-
geordnet werden, da sie SDG Target-übergreifend wirkt und sogar SDG-übergrei –
fend von Bedeutung ist (insbesondere SDG 12 Nachhaltige Konsum- und Produk –
tionsmuster ; siehe dazu auch die SDG-Interaktionen unten). Gleichzeitig handelt
es sich um eine klar fokussierte Einzelmaßnahme, die relativ einfach seitens der
politischen Entscheidungsträger_innen umsetzbar ist, bzw. zu initialisieren ist.
Nach der Umsetzung der CE Roadmap 2030 als Einzelmaßnahme könnten weitere
Einzeloptionen und Optionenpakete (zur inhaltlichen Umsetzung der Roadmap)
folgen.
5
Abb. O_9-04_01 : Mikro-Makro-
Portfolio von Handlungsoptionen.
Y-Achse: SDG9-Themen/
Targetspezifität (Target-
übergreifend/low vs. Target-
spezifisch/high); X-Achse:
Handlungsoption-Granularität
(Einzeloption/fein vs. Optionen-
Paket/grob). Quelle: Eigene
Darstellung. // Fig. O_9-04_01 : Micro-
macro-portfolio of options for
action. Y-axis: thematical/target
specificity of SDG9 (target-
overriding/low vs. target-specific/
high); X-axis: granularity of
options for action (single option/
fine vs. option bundle/rough).
Source: Own illustration.
3 Die hier vorgeschlagene Option Austrian Circular Economy Innovation Roadmap 2021-2030 basiert auf
der im Perspektivenbericht entwickelten Circular Economy Innovation & Technology Roadmap 2030 und
stellt somit eine Weiterentwicklung dar.
09_04 / Austrian Circular Economy Innovation Roadmap 2021-2030609_04.3 Optionenbeschreibung
09_04.3.1 Beschreibung der Option
bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
Um eine nationale Zukunftsperspektive zu entwickeln,
bietet sich ein Roadmap-Prozess an, an dem die Perspektiven aller Wertschöp –
fungsstufen (z. B. Rohstoffe, Produktion, Distribution, Wiederverwendung/Verwer –
tung, Logistik, Konsum) und Sektoren (Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft)
im Rahmen eines Multi-Stakeholder_innen-Prozesses beteiligt sind. Beispiele
für ähnliche Initiativen in der EU sind vor allem die Circular Economy Initiative
Deutschland , im Rahmen derer eine Roadmap für eine zukunftsfähige Kreislauf –
wirtschaft entwickelt wird (acatech et al, 2021). Weitere Beispiele für nationale CE
Strategien und Roadmaps finden sich in der Studie Circular economy strategies
and roadmaps in Europe: Identifying synergies and the potential for cooperation
and alliance building (Salvatori, Holstein & Böhme, 2019), die aufzeigt, in wie
vielen Ländern der EU bereits solche Initiativen geplant bzw. bereits umgesetzt
wurden. In einer solchen CE Roadmap 2030 sollen Zielbilder für die Kreislauffüh –
rung (Wartung/Reparatur, Wiederverwendung, Wiederaufbereitung und Recycling)
von Produkten, Komponenten und Materialien mit Bezug auf die aus Nachhaltig –
keitsperspektive relevantesten Stoffströme (z. B. Metalle, Kunststoffe, Elektronik,
Papier, Mineralien) entwickelt und konkrete Schritte zur Ausformulierung definiert
bzw. visualisiert werden. Der Roadmap-Report soll nach einem Jahr Prozesslauf –
zeit an die Bundesregierung übergeben werden.
Letztendlich handelt sich es um einen so genann –
ten Backcasting-Prozess (Robinson, 1982) bei dem der gewünschte, nachhaltige
Ideal-Zielzustand von Zukunftsszenarien (Vergragt & Quist, 2011) oder spezi –
fischen Nachhaltigkeitsprinzipien (Ny, MacDonald, Broman, Yamamoto & Robèrt,
2006; Rob èrt, 2000)4 auf konkrete kurz- und mittelfristige Etappenziele herunter –
gebrochen wird. Diese Operationalisierung der Zielvision verhindert das Scheitern
der Transformation, insbesondere in Bezug auf zu inkrementelle Veränderungen
ausgehend vom Status Quo. Die Einigung auf konkrete Nachhaltigkeitsprinzipien
(siehe Fußnote 4) und spezifische erste Schritte erhöht die Richtungssicherheit im
Prozess und ist oft einfacher zwischen diversen Stakeholder_innengruppen abzu –
stimmen als ein konkretes Zukunftsbild, das durch viele verschiedene Parameter
beschrieben wird (Ny et al., 2006).
Eine Roadmap besteht aus den folgenden Komponen –
ten (The Finnish Innovation Fund (Sitra), 2016):
—CE bzw. Nachhaltigkeitsprinzipien;
—Ziele und mögliche Zielkonflikte;
—Fokusfelder, die im Idealfall mit Prioritäten versehen werden (in welchen Berei –
chen zuerst Maßnahmen gesetzt werden);
—Aktivitäten bzw. Pilotmaßnahmen (inklusive industrieller, politischer und gesell –
schaftlicher Maßnahmen);
4 Ny et al. (2006) schlagen folgende Systembedingungen als Prinzipien für eine nachhaltige
Gesellschaft vor (Natural Step Framework), die auch die Basis für eine Kreislaufwirtschaft darstellen: eine
nachhaltige Gesellschaft erhöht nicht systematisch: I. die Konzentrationen von Substanzen, die aus der
Erdkruste geschürft werden (z. B. fossile Energieträger); II. die Konzentrationen von Substanzen, die von
der Gesellschaft bzw. Wirtschaft produziert werden (z. B. CO2); III. die physische Umweltzerstörung (z. B.
Rodungen von Primärwald); und, in einer solchen Gesellschaft IV. sind die Menschen nicht Bedingungen
ausgesetzt, die die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, systematisch untergraben.
Optionen und Maßnahmen —Finanzierung und nationale sowie internationale Zusammenarbeit und Syn –
ergien;
—Monitoring.
Die Roadmap 2021-2030 soll daher in konkreten
Fokusfeldern zeitlich abgestufte Handlungsempfehlungen an die österreichische
Bundesregierung ausweisen, um eine nationale Transformation zu einer CE durch
richtungsweisende Leitplanken Schritt für Schritt zu kanalisieren ( Roadmap-Re –
port). Neben politischen Handlungsempfehlungen sollen insbesondere auch Pilot –
maßnahmen unter Beteiligung von Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft
definiert und umgesetzt werden, um im Sinne von Experimenten Erfahrungswis –
sen in der Transformation zu sammeln. Diese Umsetzung von Pilotmaßnahmen
und begleitenden politischen Instrumenten – sowohl auf nationaler, Landesebe –
ne und regionaler Ebene – soll durch ein Monitoring-Board begleitet werden und
Empfehlungen für die Zielanpassungen im Sinne eines kontinuierlichen Verbesse –
rungsprozesses generieren.
In Österreich sind u. a. die folgenden Fokusfelder
von wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung (siehe auch Abb. O_9-
04_02):5
—Zirkuläre Baumaterialien und Gebäude (mineralische und nichtmineralische
Rohstoffe inklusive Holz);
—Zirkuläre Elektronikprodukte (Metalle, seltene Erden, Kunststoffe);
—Zirkuläre Textilien und Bekleidung (biogene Rohstoffe, Kunststoffe);
—Zirkuläre Verpackungen (Kunststoff, Papier, Aluminium, Blech);
—Zirkularität im Tourismus (Querschnitt durch o. g. Produktkategorien und Mate –
rialien ergänzt um Themen wie erneuerbare Energieversorgung und geschlos –
sene Wasserkreisläufe).
75 Metalle (z. B. Stahl) sind auch als eigenständiges Feld von hoher Bedeutung, werden aber aufgrund
der ökonomisch günstigen Strukturen bereits heute stark im Kreislauf geführt (z. B. Recycling von
Fahrzeugen). Zirkularität in der Automobilindustrie wäre jedoch ein zusätzlich relevantes Fokusfeld,
das aufgenommen werden könnte. Zudem sollten bei der Erarbeitung der Fokusfelder auch
Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Bereichen berücksichtigt werden.
09_04 / Austrian Circular Economy Innovation Roadmap 2021-2030
8Abb. O_9-04_02 :
Veranschaulichung einer aus der
CE Roadmap 2030 abgeleiteten
kurz-, mittel- und langfristigen
Maßnahmen (Pilotprojekte,
politische Instrumente,
Forschungsförderung) in
Fokusfeldern von nationalem
Interesse. Quelle: Eigene
Darstellung. // Fig. O_9-04_02 : Illustration
of individual short-, middle-
and long-term measures (pilot
projects, political instruments,
research funding) derived from the
CE Roadmap 2030 within focus
areas of national interest. Source:
Own illustration.Fokusfelder: Entwicklung von Enablers:
Fokusfeld 1: Zirkuläre Baustoffe und Gebäude —Qualifizierung für CE (Trainings und Ausbildungen)
Fokusfeld 2: Zirkuläre Verpackungen —Digitale Technologien für CE
Fokusfeld 3: Zirkuläre Elektronik —Physische Infrastruktur für CE
Fokusfeld 4: Zirkuläre Textilien und Bekleidung —Kooperationen, Cluster und Value Cycle Partnerships
Fokusfeld 5: Zirkularität & Tourismus
In jedem der Fokusfelder werden als ganzheitlicher
Ansatz die folgenden Ebenen und zentralen Fragestellungen adressiert:
1. Wie müssen Produkte, Komponenten und Materialien gestaltet sein, um deren
Fähigkeit für hochwertige geschlossene Kreisl äufe zu maximieren ( Circular De –
sign) und, damit verbunden, welche Innovationsziele und -tätigkeiten bedarf es
seitens der Industrie, um diese zu erreichen (vergleiche Target 9.5) ?
2. Wie können verschiedene Kreislaufstrategien bzw. Rückflüsse (Wartung/
Reparatur, Wiederverwendung, Wiederaufbereitung, Recycling) im Fokusfeld zur
Kreislaufschließung beitragen und wie sollten sie aus Nachhaltigkeitsperspektive
priorisiert werden?
3. Welche zentralen und dezentralen Infrastrukturen (z. B. Sammlung, Aufberei –
tung, mechanisches Recycling) werden benötigt, um eine qualitativ hochwertige
Kreislaufführung zirkulärer Produkte zu ermöglichen bzw. zu maximieren (vgl.
Target 9.1)?
4. Welche Geschäftsmodellstrategien helfen Unternehmen, erfolgreich zirkuläres
Design und Kreislaufprozesse im Markt zu diffundieren?
Optionen und Maßnahmen95. Wie müssen rechtliche Rahmenbedingungen – sowohl spezifisch in Fokus –
feldern, als auch feldübergreifend – angepasst werden, um eine Transformation zur
CE zu unterstützen bzw. zu beschleunigen (z. B. Abbau schädlicher Subventionen;
Umbau des Steuersystems; erweiterte Herstellerverantwortung)? Welche verän –
derten oder zusätzlichen Innovations-Förderprogramme benötigt es, um gezielter
die Transformation zur CE zu unterstützen (vgl. Target 9.5)?
Diese Fragestellungen auf mehreren Ebenen decken
das Wirtschaftssystem (Produktion und Konsum) als Ganzes ab und sollen jeweils
von einer interdisziplinären, sektorübergreifenden Expert_innengruppe – fokus –
siert auf einen der wesentlichen Materialströme – ausgearbeitet werden.
09_04 .3.2 Erwartete Wirkungsweise
Die CE Roadmap trägt zumindest partiell zu allen
fokussierten Targets 9.1, 9.4 und 9.5 bei, indem beispielsweise Ziele und Maßnah –
men für (1) den Aufbau (9.1) und die Modernisierung (9.4) einer nachhaltigen und
widerstandsfähigen Verwertungs- und Recyclinginfrastruktur, (2) die Modernisie –
rung und nachhaltige Gestaltung der Industrie unter Verringerung des Ressourcen –
einsatzes (9.4) und (3) für die Verbesserung der wissenschaftlichen Forschung
sowie der Förderung von Innovationen im Bereich der CE (9.5) gesetzt werden.
Die Stärke einer Roadmap als Handlungsoption liegt
darin, dass sie mittel- und langfristig klare Entwicklungslinien aufzeigt und damit
für alle Akteur_innen unterschiedlicher Sektoren (Markt, Politik, Gesellschaft) klare
Rahmenbedingungen aufzeigt. Sie fungiert damit als Orientierungsrahmen, insbe –
sondere auch für betroffene Industrie- und Infrastrukturunternehmen. Somit bietet
diese Option die Möglichkeit für Unternehmen, öffentliche Haushalte und zivilge –
sellschaftliche Akteur_innen, frühzeitig in nachhaltige Technologien zu investieren
sowie deren Entwicklung und Diffusion zu fördern. Durch die Abdeckung mehrerer
zusammenhängender Handlungsbereiche (Materialien in einer CE; Verwertungs –
infrastruktur) deckt die Roadmap SDG 9 breit ab.
Das Vorliegen des Roadmap-Reports würde die öster –
reichische Bundesregierung bei der strukturierten Entwicklung und Förderung
einer österreichischen Kreislaufwirtschaft und bei der Umsetzung der SDG-Targets
9.1, 9.4 und 9.5 unterstützen.
Nach Vorliegen des Roadmap-Reports würden die in
der Roadmap vorgestellten Pakete durch die Bundesregierung etwa in Form von
Forschungs- und Kooperationsförderung sowie die Umsetzung von Demonstra –
tionsprojekten umgesetzt werden.
Roadmaps haben üblicherweise keinen verbindlichen
Charakter. Daher wäre mit weiteren Aktivitäten, wie beispielsweise normativen Vor –
gaben mit transparenten Übergangsfristen sicherzustellen, dass die in der Road –
map geplanten Maßnahmen auch tatsächlich Anwendung finden.
09_04.3.3 Bisherige Erfahrungen
mit dieser Option oder ähnlichen Optionen
CE Roadmaps wurden in Europa bereits in einigen
Ländern und auch auf der Ebene von Städten entwickelt:
—In den Niederlanden, einer der führenden CE-Nationen der Welt, war Amster –
dam 2015 eine Pionierstadt, die eine Vision und Roadmap für eine zirkuläre
Stadt entwickelt hat. Fokussiert wurde auf die Bereiche Bau/Gebäude und
organische Abfälle (Circle Economy, Niederländische Organisation für Ange –
wandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) & Fabric, 2015).
09_04 / Austrian Circular Economy Innovation Roadmap 2021-2030 —In 2016 verabschiedete Finnland die Roadmap 2016-2025 mit Fokus auf die
Bereiche nachhaltige Ernährungssysteme, biogene Ressourcenkreisläufe, tech –
nische Kreisläufe, und Retro-Logistik (Sitra, 2016).
—Im Jahr 2019 wurde die Circular Economy Initiative Deutschland seitens der
acatech – Deutsche Akademie für Technikwissenschaften gegründet und wird
sowohl vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMWF) und
der Industrie finanziert (CEID, 2021). Die dort entwickelte Roadmap basiert auf
drei Arbeitsgruppen: (1) Geschäftsmodelle, (2) Mobile Speicher für Elektromo –
bilität und (3) Verpackungen. Erste Arbeitsgruppenberichte wurden veröffent –
licht (acatech et al, CEID & SYSTEMIQ, 2021). Da dieses Projekt noch nicht
abgeschlossen ist, gibt es noch keinen Erfahrungsbericht über die spezifische
Wirkungsweise oder den Erfolg der Initiative.
Diese Roadmaps zeichnen sich aus durch eine
Kombination aus Vision, Grundprinzipien der Circular Economy , Fokusbereichen,
politischen Handlungsempfehlungen und Pilotmaßnahmen (Sitra, 2016).
09_04 .3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
Die Roadmap 2030 wirkt sowohl kurzfristig, mittel –
fristig und langfristig. Kurzfristig wird durch den Start der Initiative bzw. des Ziel –
bildungsprozesses der Austausch und die Kollaboration zwischen allen Sektoren
im Kontext der Kreislaufwirtschaft gefördert. Durch die aus dem Roadmap-Re –
port hervorgehenden Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft können
mittel- bis langfristig klare Rahmenbedingungen für die Transformation geschaffen
werden. Auf dieser Basis können staatliche und privatwirtschaftliche Investitionen
richtungssicher und mit hoher Effektivität eingesetzt werden. Dies ermöglicht eine
führende Rolle Österreichs in Europa und damit verbundene Differenzierungs- und
Exportchancen.
09_04 .3.5 Interaktionen mit anderen Optionen
Bezüge zu anderen SDGs können wie folgt hergestellt werden:
—SDG 7: Energieinfrastruktur: eine Kreislaufwirtschaft kann nur erfolgreich sein,
wenn sie auch weitgehend mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Daher
ist es wichtig, über entsprechende Infrastrukturen für erneuerbare Energien zu
verfügen. Gleichzeitig können sich auch im Energiesektor Möglichkeiten einer
CE ergeben (z. B. Recycling von Solarmodulen, Windkraftanlagen, etc.).
—SDG 11: Die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft führt auf kommunaler
Ebene zu neuen Infrastrukturen, Technologien und Dienstleistungsangeboten,
die zu nachhaltigen und lebenswerten Städten und Gemeinden beitragen.
—SDG 12: Kreislaufwirtschaftsinfrastrukturen (z. B. Wiederverwertungsinfra –
struktur; grüne Logistik) sind eine wichtige Basis, um nachhaltige Konsum- und
Produktionsmuster (SDG 12) zu ermöglichen. Klare Zielrichtungen für die Kreis –
laufwirtschaft helfen, die Investitionen in entsprechend gerichtete Innovations –
prozesse zu lenken. Diese führen zu Neuerung bei wirtschaftlichen Akteur_in –
nen und in Folge zu neuen, nachhaltigeren Konsumoptionen.
—SDG 13: Kreislaufwirtschaft trägt zur Entkopplung zwischen industrieller Tätig –
keit und Ressourcenverbrauch bzw. Emissionen bei.
—SDG 17: CE bietet das Potenzial, verschiedene Akteur_innen hinter dem Ziel
einer nachhaltigen Wirtschaftsweise zu einen.
10
Optionen und MaßnahmenLiteratur
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11
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