SDG_08_Option_08_07_pdf_20231119_182358.txt
Optionen
und
Maßnahmen
Österreichs Handlungsoptionen
zur Umsetzung
der UN-Agenda 2030
für eine lebenswerte Zukunft.
UniNEtZ –
Universitäten und Nachhaltige
Entwicklungsziele
Optionen und Maßnahmen1
08_07 / „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die neue Bildung“ 08_07Autorinnen:
Stadler, Eva Maria ( Universität für angewandte Kunst
Wien ); Winkler, Johanna ( Universität für angewandte
Kunst Wien )
Reviewerinnen:
Gsöllpointner, Katharina ( Universität für angewandte
Kunst Wien ); Schmiedhuber, Susanne ( Sucht- und Drogen –
koordination Wien ) „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die
neue Bildung“
3 Abbildungsverzeichnis
4 08_07 .1 Ziele der Option
4 08_07.2 Hintergrund der Option
5 08_07.3 Optionenbeschreibung
14 08_07.3.1 Beschreibung der Option bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
15 08_07.3.2 Erwartete Wirkungsweise
18 08_07.3.3 Bisherige Erfahrungen mit dieser Option oder ähnlichen
19 LiteraturInhalt
2
Optionen und Maßnahmen3Den Anteil junger Menschen, die ohne Beschäftigung sind, und keine Schul-
oder Berufsbildung durchlaufen, erheblich verringern.
08_07.1 Ziele der Option
Im Sustainable Development Report 2020 der Ver –
einten Nationen wird untersucht, wie erfolgreich die SDGs und die dazugehörigen
Targets bisher umgesetzt wurden. In Bezug auf das Target 8.6., welches eine
erhebliche Reduzierung der Zahl der Jugendlichen im Alter von 15 – 24 Jahren
zeigt, welche weder eine Schule besuchen oder in einem Arbeitsverhältnis stehen,
noch in einer Aus- oder Weiterbildung sind, wird eine zu geringe Veränderung der
Zahlen im Vergleichszeitraum 2005 – 2019 festgestellt: „ In 2019, 22 per cent of the
world’s youth were not employed or engaged in education or training, a share that
has changed little since 2005 “ (United Nations (UN), 2020, S. 61).
In Österreich kann im Vergleich von 2018 zu 2019 ein
leichter Anstieg der NEET -Rate um 0,4 % gesehen werden. Im Zuge der Covid-
19-Krise hat sich die Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2020 im Vergleich zum Vor –
jahr in Österreich um 26 % erhöht. In Folge muss mit einem erheblichen Anstieg
der NEET -Rate gerechnet werden (Arbeiterkammer Oberösterreich, 2020). Dies
verdeutlicht die Wichtigkeit, sich wieder verstärkt mit Maßnahmen auseinander –
zusetzen, welche die NEET -Rate senken und eine höhere Chancengleichheit1 für
Jugendliche am Bildungs- und Ausbildungsmarkt gewährleisten.
Handlungsbedarf ist neben den volkswirtschaftlichen
Kosten vor allem auch aufgrund der weitreichenden Folgen sowohl auf individueller
als auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene gegeben. Die Ergebnisse der euro –
päischen Wertestudie 2008 von Eurofound zeigen, dass die NEET ‐Gruppe durch
ein „ […] schwächeres Vertrauen in die Institutionen und eine geringere politische
und gesellschaftliche Teilhabe gekennzeichnet ist “ (Eurofound, 2012a, S. 7). Wenn
junge Menschen sich nicht als Teil eines gesellschaftlichen Systems wahrnehmen,
dann bringen sie sich auch weniger partizipativ ein, wodurch wichtige fachliche,
soziale und gesellschaftliche Beiträge von jungen Menschen für Transformations –
prozesse in Gesellschaften verloren gehen. Zudem besteht die Gefahr, dass sich
jene jungen Menschen komplett vom System abkoppeln (Organisation for Econo –
mic Cooperation and Development (OECD), 2016, S.6).
Um das Ziel zu erreichen, die NEET -Rate in Öster –
reich zu senken, sind folgende Maßnahmenkombinationen notwendig:
1. Eine starre Trennung der Begriffe von Bildung und Arbeit im herkömmlichen Sinn
wird den Entwicklungen einer immer stärker globalisierten und digitalisierten
Welt nicht gerecht. Bildung wird als ein der Arbeit vorgelagerter Prozess begrif –
fen. Die Herausforderungen der Globalisierung und der schnellen Entwicklung
neuer Technologien machen kontinuierliche Bildung, wie sie im Lebenslangen
Lernen , in Weiter- und Fortbildungskonzepten parallel zur Arbeit praktiziert wird,
unumgänglich. Der Leistungsaufwand, der für kontinuierliche Bildung erforder –
lich ist, ist dem Arbeitsaufwand gleichzusetzen. Bildung soll als Investition für
gesellschaftliche Weiterentwicklung und Arbeitsleistung verstanden werden.
Für ein neues Verständnis von Arbeit soll die Sinnhaftigkeit von Arbeit nicht nur
1 Bei gleichen individuellen Voraussetzungen sollte demnach weder der sozio ökonomische oder
ethnische Hintergrund noch die Bildungsn ähe der Eltern die Chancen auf Kompetenzerwerb und
Bildungsabschl üsse beeinflussen (Schreiner 2016, S. 2).
08_07 / „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die neue Bildung“ in ihr selbst gesucht werden, sondern an den Bedürfnissen der Gesellschaft
ausgerichtet sein. Die tradierte Struktur jedoch, nach der Arbeit den Bedürf –
nissen des Marktes angepasst wird, tendiert dazu langfristige nachhaltige und
soziale Entwicklungen zu übersehen. Der sozialen Ungleichheit, die aus dem
ungleichen Zugang zu Bildung resultiert sollte entgegen gearbeitet werden. Mit
der Entlohnung von Bildungsarbeit könnten die ungleichen sozialen Voraus –
setzungen nivelliert werden. Für junge Menschen, deren Familien nicht über
ausreichende finanzielle Ressourcen verfügen um Bildungswege zu finanzieren,
hätten auf diese Weise die Möglichkeit Bildung als Arbeit zu begreifen und ihre
Zugangschancen zum Arbeitsmarkt zu erhöhen. Zudem soll die Dichotomie von
Arbeit in hochwertige und niedrige Beschäftigung und die unterschiedliche Be –
wertung und Anerkennung von geistiger und körperlicher Arbeit kritisch hinter –
fragt werden. Ein Paradigmenwechsel in der Bewertung von Bildung und Arbeit
ist für eine nachhaltige Reduzierung der NEET -Rate notwendig.
2. Die Ausbildung von Soft Skills sind für die Entwicklung individueller Bedürfnisse
und der Persönlichkeit ebenso von Bedeutung wie für den Zugang zum Arbeits –
markt. In der 2013 durchgeführten Studie zu ausgrenzungsgefährdeten Jugend –
lichen in Österreich zählen eingeschränkte Soft Skills neben weiteren Faktoren
wie etwa langen Lücken im Lebenslauf oder unzureichende Abschlusszeugnis –
se zu jenen Faktoren, die junge Menschen im Bewerbungsprozess besonders
benachteiligen (vgl. Lankmayer, 2013, S. 7). Daraus ergibt sich die Notwendig –
keit, die Vermittlung von Soft Skills zu fördern, um die NEET-Rate zu senken.
3. Etliche Studien zeigen, dass eine aktive Arbeitsmarktpolitik, Maßnahmen zur
Prävention eines frühen Schulabbruches und am Übergang von Schule zu Beruf
sowie Wiedereingliederungsmaßnahmen effektive Instrumente zur Senkung der
NEET-Rate sind (vgl.Bacher et al., 2014, S. 53; Eurofound 2012b, S. 108-109f).
In Österreich gibt es bereits etliche bestehende Maßnahmen zur Inklusion jun –
ger Menschen am Bildungs- und Arbeitsmarkt, welche weiter ausgebaut werden
sollen.
Ziele der Option 08_07 „Bildung ist die neue Arbeit,
Arbeit ist die neue Bildung“ sind:
—Eine Transformation und Neuinterpretation von Bildung und Arbeit mit dem
Ziel, eine strukturelle Veränderung von Bildungsbenachteiligung und bestehen –
den Ungleichheiten den Zugang zum Bildungs- und Arbeitsmarkt betreffend
zu erreichen und so die NEET -Rate zu senken. Bildung und Arbeit sind als
Grundrechte aller Menschen in den Menschenrechten verankert und sollen
daher ungeachtet von sozialer Herkunft und sozioökonomischen Status für alle
Jugendlichen zugänglich sein.
—Durch die Vermittlung von s oft skills2 im Sinne von Schlüsselqualifikationen und
überfachlichen Qualifikationen wie sozialen und persönlichen Kompetenzen
sollen ausgrenzungsgefährdete Jugendliche bestmöglich auf den Arbeitsmarkt
vorbereitet und ungleiche Ausgangsbedingungen geschmälert werden.
—Die Zahl der Jugendlichen, die weder in die Schule gehen, noch arbeiten oder
sich in einer Aus- oder Weiterbildung befinden ( NEET ), soll verringert wer –
den und bestehende Unterstützungsmaßnahmen zur Inklusion benachteiligter
Jugendlicher ausgebaut und verbessert werden.
42 z.B.: Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenz, Empathie, Teamfähigkeit, Selbstreflexion
(Salvisberg, 2010, S. 10f).
Optionen und Maßnahmen08_07.2 Hintergrund der Option
Die Rolle der Kunst in gesellschaftlichen
Transformationsprozessen
Im September 2018 pointierte der Künstler und Profes –
sor der Klasse Skulptur und Raum an der Universität für angewandte Kunst Wien
im Rahmen der Senatsklausur der Universität die Debatte um gesellschaftliche
Transformation mit der Aussage:
Bildung ist die neue Arbeit
Arbeit ist die neue Bildung
Die einprägsame Gleichsetzung von zwei Begriffen,
die in ihrer historischen Entwicklung ganz grundsätzlich geschieden waren bzw.
sind, zielt auf eine Transformation des aktuellen Bildungs- sowie Arbeitsbegriffs,
die aufgrund der großen Umbrüche von Globalisierung und Digitalisierung mehr
als virulent erscheint.
Die Universität für angewandte Kunst Wien engagiert
sich auf vielen Ebenen für die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Ent –
wicklungen in den Bereichen Arbeit und Bildung. Die Einrichtung des Bachelorstu –
diums Cross-disciplinary Strategies im Jahr 2017 oder des Masterstudiums Global
Challenges and Sustainable Developments 2020 sind nur zwei Beispiele, welche
zeigen, wie Trans- und Interdisziplinarität zwischen Kunst und Wissenschaft, aber
auch zwischen Praxis und Theorie in die Lehre implementiert wird. In zahlreichen
künstlerischen und cross-disziplinären Projekten von Lehrenden und Studierenden,
wie etwa dem „ Arbeitsmarkt“3 aus dem Jahr 2019, werden Fragen des Zusammen –
hangs von Arbeit und Bildung diskutiert und Formen für ein neues Verständnis von
Arbeit und Kunst gefunden.
—Künstlerische Arbeiten vermögen es, nicht nur entscheidende gesellschaft –
liche Transformationen, wie etwa das veränderte Verhältnis von Arbeits- und
Freizeit, darzustellen, sondern sind in der Lage, der Kritik an hegemonialen
Verhältnissen eine Form zu geben. Für unsere Argumentation, in der es uns um
das Potential eines Umwertungsprozesses von Bildung und Arbeit geht, bilden
künstlerische Arbeiten einen wichtigen Beitrag, um die unterschiedlichen Di –
mensionen eines solchen Prozesses anzusprechen. Mit Bezug auf ausgewählte
künstlerische Beispiele aus dem aktuellen Arbeitszusammenhang möchten wir
zum einen die künstlerischen und wissenschaftlichen Strategien emanzipieren,
wohl wissend, dass es eines umfassenderen Textes bedürfte, um der Kunst den
entsprechenden Raum zu geben. Zum anderen dienen die punktuellen Verwei –
se auf die Kunst dazu, das Ziel der Option in den Fokus zu stellen und wie be –
reits erwähnt gesellschaftliche Transformationsprozesse zu veranschaulichen.
08_07.3 Optionenbeschreibung
Das in 8.6. formulierte Target der Nachhaltigen Ent –
wicklungsziele fordert die erhebliche Verringerung des Anteils von jungen Men –
schen, die keine Schul- oder Berufsausbildung durchlaufen und in keinem Arbeits –
verhältnis beschäftigt sind ( United Nations, 2015, S. 19).
Mit dem Titel der Option 08_07 „ Bildung ist die neue
Arbeit. Arbeit ist die neue Bildung “ versuchen wir die wechselseitige Bedingtheit
53 ‚Arbeitsmarkt’ war ein Projekt des Kollektivs Conte Potuto, bei dem Arbeit entlang der
Anforderungen von Indi-viduum und Gesellschaft als alternativer Weihnachtsmarkt im Dezember
2019 an der Angewandten inszeniert wurde.
08_07 / „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die neue Bildung“ 6von Arbeit und Bildung und notwendige Umwertungsprozesse darzustellen, die ins –
besondere für die Inklusion jener Jugendlichen von Bedeutung sind, welche ohne
Beschäftigung sind und nicht an Schule und Berufsausbildung teilnehmen.
Die Option 08_07 unterteilt sich in drei Maßnahmen –
kombinationen, die alle die Senkung der NEET -Rate in Österreich zum Ziel haben:
1. Transformation von Bildung und Arbeit im Sinne eines Paradigmenwechsels;
2. Vermittlung von soft skills in Ausbildung und Beruf;
3. Ausbau und Erweiterung bereits bestehender staatlicher Maßnahmen zur Sen –
kung der NEET -Rate.
Im folgenden Kapitel sollen diese drei Maßnahmenkombinationen genauer be –
schrieben werden.
08_07.3.1 Beschreibung der Option
bzw. der zugehörigen Maßnahmen
bzw. Maßnahmenkombinationen
Arbeit und Bildung sind aufgrund technologischer,
sozialer, politischer sowie kultureller Aspekte und Entwicklungen steter Transfor –
mation ausgesetzt und unterworfen. Die geläufige Trennung von Arbeitswelt und
Lebenswelt kann aufgrund weitreichender Globalisierungs- und Digitalisierungs –
prozesse, die tiefgreifende Veränderungen nach sich ziehen, nicht aufrechterhalten
werden (Rohbeck, 2001, S. 136).
Um die Auswirkungen globaler und technologischer
Entwicklungen auf die Lebenswelt zu veranschaulichen, sei auf die 1972 entstan –
dene Fernsehserie Rainer Werner Fassbinders mit dem Titel „ Acht Stunden sind
kein Tag “ verwiesen. In der Serie wird die Aufteilung der Zeit in Arbeit, Leben und
Schlaf entlang der Aufteilung von Produktionsmittel, Arbeitskraft und Konsum
diskutiert. Dreißig Jahre später dreht der Autor und Theatermacher René Pollesch
den Film „ 24 Stunden sind kein Tag“ (2003) und bringt damit zum Ausdruck, dass
sich in einer zunehmend mediatisierten Welt die tradierten Grenzen in der Auf –
teilung von Arbeit und Freizeit zunehmend verwischen. Arbeit ist von Nicht-Arbeit;
das Private ist vom Öffentlichen, kaum zu trennen.
Die von René Pollesch angesprochene Entwicklung
eines fließenden Übergangs von Arbeit und freier Zeit, die nicht zuletzt der Opti –
mierung des Selbst (damit ist auch die Selbstoptimierung des Körpers gemeint)
und der Steigerung der individuellen Leistungsfähigkeit dienen soll, hat mit der
Digitalisierung nochmals Fahrt aufgenommen.
Johanes Rohbeck (2001) spricht daher von einem
Strukturwandel der Arbeit, der auf einer Reihe von Merkmalen beruht:
—verändertes Verhältnis von körperlicher und geistiger Arbeit;
—Arbeit erzeugt Wissen;
—Wissen, Information und Kommunikation werden industrialisiert und Arbeit
changiert zwischen dem Produzieren und dem Konsumieren;
—Dynamik von Wissen: Durch rasches Veralten von Wissen verändert sich das
Verständnis von Beruf und Arbeit und damit das Verhältnis von Beruf und Bil –
dung;
—Räumliche Entgrenzung von Arbeit (Homeoffice/Globalisierung) wirkt sich auf
die sozialen Verhältnisse aus;
—Arbeit und Nicht-Arbeit sind nicht scharf zu trennen;
—durch die fortschreitende Verflechtung von Arbeit und Konsum sind Teilung und
Verteilung von Arbeit schwerer zu fassen;
—Arbeit und Kommunikation gehen ineinander über;
Optionen und Maßnahmen —Wandel des Arbeitsethos: Vertrauen, Verantwortung, Verbindlichkeit, Mobilität
und Offenheit für Neuerungen anstelle eines rigiden Zeitregimes, langfristiger
Zusammenarbeit mit Kolleg_innen, Identifikation mit dem über ein Leben lang
ausgeübten Beruf;
—Moralkodex: gesellschaftsbezogene Ethik, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Soli –
darität unter Zurückdrängung von Berufs- und Standesehre.
Die von Rohbeck beschriebenen Merkmale können
als strukturelle Veränderungen des Arbeitsbegriffs verstanden werden. So beruht
die Spaltung von geistiger und körperlicher Arbeit auf der unterschiedlichen Be –
wertung von Tätigkeiten. Die Planung wird höher bewertet als die Ausführung.4
Die instrumentelle Spaltung hat zur Folge, dass von hoher und niederer Arbeit
gesprochen wird. Künstlerische und handwerkliche Tätigkeiten vermögen dieser
Dichotomie jedoch zu widersprechen, weil dort Herstellen und Beurteilen nicht
voneinander zu unterschieden sind. Für die Bildung ist die strukturelle Trennung
von geistiger, handwerklicher, oder körperlicher Erfahrungen von Nachteil, weil
diese Trennung ein entfremdetes Verständnis von Praxis und Theorie hervorruft.
Zusammenhänge bleiben abstrakt und können nicht kontextualisiert werden.
Auf die Schwächen dieser Spaltung verweisen regel –
mäßig reformpädagogische Konzepte5, die sich entlang der Industrialisierung
herausgebildet haben. Seit den Anfängen von Unterrichts- und Schulpflicht, die
bis ins 16. Jahrhundert zurück reichen, sorgt die Spaltung von geistiger Arbeit in
der Schule und körperlicher Arbeit in der Landwirtschaft oder im Handwerk nicht
nur für ungleiche Bildungsmöglichkeiten und Chancen, sondern mehr noch für eine
Überbewertung geistiger vor körperlicher Arbeit. Reformpädagogische Bestrebun –
gen, wie beispielsweise Montessori- und Steinerpädagogik, hatten und haben die
Überwindung dieser Spaltung zum Ziel und sind durchaus erfolgreich. So scheint
es kein Zufall zu sein, dass führende Persönlichkeiten digitaler Konzerne über eine
reformpädagogische Ausbildung verfügen.6 In der Gesellschaft setzen sich die
reformpädagogischen Konzepte von Maria Montessori und Rudolph Steiner, die
für das 20. Jahrhundert prägend waren, nur zögerlich durch und die ungleiche Be –
wertung von geistigen und körperlichen Fähigkeiten und Leistungen ist bis heute
sowohl im Bildungs- wie im Arbeitsbereich präsent.
Die Installation „ modernity unveiled/interweaving
histories “7 (2010) der türkischen Künstlerin Gülsün Karamustafa veranschaulicht
diesen Konflikt zwischen Kopf und Hand und beschreibt damit eine Entwicklung,
die von der Moderne bis ins Heute reicht. Karamustafa nimmt den Aufenthalt der
österreichischen Architektin Margarethe Schütte-Lihotzky in der Türkei 1938 zum
Anlass, in ihrer künstlerischen Arbeit zwei Erzählungen zusammenzuführen: den
Einfluss der europäischen Avantgarde und die Bildungsreformen der Türkei unter
Atatürk. Gülsün Karamustafa will damit zum einen der verbreiteten Annahme be –
gegnen, die Türkei sei ein rückständiges, unmodernes Land – zum anderen ruft sie
die Reformbestrebungen der Avantgarde in Erinnerung. Mit der Einrichtung der so –
genannten Dorfinstitute schuf die Türkei zwischen 1937 und 1946 ein Bildungsmo –
74 Die problematische Trennung von praxis und poiesis ist schon in der Nikomachischen Ethik bei
Aristoteles angelegt (Wolf, 2013, S. 43-45).
5 Bereits im 19. Jahrhundert begannen Johann Heinrich Pestalozzi, Friedrich Fröbel und am
Beginn des 20. Jahrhunderts Maria Montessori und Rudolf Steiner um nur einige wenige Beispiele
zu nennen, die pädagogischen Konzepte ihrer Zeit zu hinterfragen und zu reformieren.
6 https://www.montessori-material.de/montessori-wissen/beruehmte-montessori-schueler ,
gesehen am 6.4.2021.
„modernity unveiled/interweaving histories “ von Gülsün Karamustafa entstand im Jahr 2009 für die
Ausstellung tanzimat im Museum Belvedere am Standort Augarten Contemporary.
08_07 / „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die neue Bildung“ 8dell im Sinne koedukativer Bildung mit dem Fokus auf Gleichsetzung von geistiger
und handwerklicher Arbeit. Künstlerische Arbeiten, wie diese von Gülsün Karamus –
tafa, vermögen Erzählstränge zu verknüpfen, die in der Linearität der Geschichte
oftmals unberücksichtigt bleiben. Die künstlerische Perspektive erscheint uns
im Hinblick auf die Option 8_07 von Bedeutung, um auf den Umgang mit Wider –
sprüchlichkeit und Ideologiekritik zu verweisen.
Die in „ modernity unveiled/interweaving histories “ an-
gesprochene Bildungsreform am Beginn des 20. Jahrhunderts bildet eine wichtige
Zäsur für die Herausbildung eines veränderten Verständnisses von Arbeit und
Bildung in Bezug auf die Sinnstruktur. Autonomie und Selbstverwirklichung werden
mit der Avantgarde zu Schlüsselbegriffen der neuen Arbeit, die sich der entfremde –
ten Arbeit der Industrialisierung widersetzt.
Zunehmend komplexe industrielle Abläufe potenzieren
die entfremdete Arbeit durch die Trennung in Konzeption und Ausführung, die die
Spaltung in sinnhafte und sinnentleerte Arbeit vorantreibt. Das Auseinanderdriften
von entfremdeter Arbeit und individueller Persönlichkeitsentfaltung verschärft sich
in der Logik des Neoliberalismus, in dem die Anforderungen an das Selbst auf den
Einzelnen übertragen werden. Individualität ist nun ein gesellschaftlicher Imperativ
(Nachtwey, 2016, S. 108). Sinnstiftung bindet sich in der neoliberalen Diktion an
geistige Arbeit, während Facharbeit, Handwerk und Dienstleistung geringe An –
erkennung erfahren, was sich insbesondere auf die Bewertungsstruktur von Arbeit
auswirkt und eine ungleiche Entlohnung nach sich zieht. Die Veränderung der
Sinnstruktur durch den Wandel der Arbeit erfordert daher eine Anpassung an den
Bildungsbegriff und den Arbeitsbegriff gleichermaßen (Rohbeck, 2001,
S. 142).
Die Chancen, Zugang zu Bildungsinstitutionen zu
erlangen, sind sozial sehr ungleich verteilt und werden in Österreich immer noch
zu einem großen Teil „vererbt“. Eine von der OECD 2018 veröffentlichte Studie
verweist darauf, dass in Österreich im Unterschied zu anderen OECD Ländern
Bildungsmöglichkeiten besonders ungleich verteilt sind und besonders stark vom
sozioökonomischen Hintergrund beeinflusst sind. Die Hochschulbildung ist dabei
besonders ungleich verteilt. Der Durchschnitt junger Menschen aus „bildungsfer –
nen“ Schichten, welche eine Hochschulbildung absolvieren liegt deutlich unter dem
OECD -Durchschnitt (OECD, 2018). Es ist wünschenswert, die Selektivität des ös –
terreichischen Bildungssystems zu reduzieren, um der ungleichen Risikoverteilung
unter den frühen Schulabgänger_innen entgegenzuwirken. Für Jugendliche, deren
Erfahrungsraum und Möglichkeiten beschränkt sind, wirkt sich darüber hinaus das
Fehlen von soft skills – wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktlösungskompetenz,
Teamfähigkeit, Aushandlungsprozesse zu gestalten, sowie soziale und körperliche
Kompetenz – nachteilig aus.
Es gilt, den Bildungsbegriff selbst zu reflektieren und
zu erneuern, um Bildung durch trans- und interdisziplinäre Strategien aus der
Klassenlogik zu lösen, nach der nur jene Zugang haben, die über Vorbildung und
soziale Prädestination verfügen (Balibar/Wallerstein, 1988, S. 181). Mit Interdiszi –
plinarität sind nicht nur die Wissenschaften angesprochen, sondern auch Praxis –
felder, die in Bildungseinrichtungen eine weitaus größere Rolle spielen müssen, als
dies heute der Fall ist. Da der universelle Wert der Bildung aber durch eine Klas –
senstruktur begrenzt ist, bedarf es auch einer Veränderung der ökonomischen Be –
dingungen, die Bildung für jene Jugendliche attraktiver macht, die sich bislang vom
Bildungssystem ausgeschlossen fühlen, bzw. auch ausgeschlossen sind (Nacht –
wey 2016, S. 109). Mit der Diktion „ Bildung ist die neue Arbeit “ soll zum Ausdruck
Optionen und Maßnahmen9gebracht werden, dass Bildung ein neuer Stellenwert eingeräumt werden muss.
Bildung soll nicht als Kapital verstanden werden, das individuell zu akkumulieren
ist, stattdessen ist Bildung eine Arbeitsleistung, die der Gesellschaft zugutekommt.
Als gesellschaftliche Leistung soll die Entlohnung von Bildung vorstellbar sein, vor
allem, um Jugendliche in NEET -Situationen in den Bildungs- und Arbeitsmarkt zu
integrieren.
Durch die Gleichsetzung von Arbeit und Bildung ist
mit der Leistung auch Anerkennung verknüpft. Sie stellt eine wichtige Handlungs –
orientierung dar (Voswinkel 2001, S. 285). Die Anerkennung als kulturelle Form ist
ebenso von dem Anspruch des Individuums auf Sinnerfüllung einerseits durch –
drungen, wie von der fehlgeleiteten Entwertung von Tätigkeiten, denen keine Sinn –
stiftung zugesprochen wird – beispielsweise repetitive oder monotone Tätigkeiten
– andererseits. Anerkennung sollte jedoch vielmehr aus dem ökonomischen Axiom
befreit werden, indem Arbeit zur Vermittlerin von Anerkennung wird. Jedoch findet
dabei „ […] zugleich ein Funktionsübergang der Anerkennung statt: Nicht mehr nur
die Grundlage von Anerkennung wird durch Arbeit geschaffen, sondern Arbeit wird
zur Grundlage von Anerkennung.“ (Krempl, 2011, S. 107).
Anerkennung bekommen in der Arbeitsgesellschaft
also nur jene, die arbeiten. Ein Umwertungsprozess von Arbeit kann die paradoxe
Situation aufzulösen, in der die Sinnhaftigkeit von Arbeit in der Arbeit selbst liegt,
indem diese in erster Linie an den Bedürfnissen der Gesellschaft – und nicht an
den Bedürfnissen des Marktes – ausgerichtet wird. Um die Transformationsprozes –
se in einer globalisierten und digitalisierten Welt zu erfassen und weiterzuentwi –
ckeln kann „Arbeit als die neue Bildung“ verstanden werden.
Um die NEET -Rate zu verringern und junge Menschen,
welche weder arbeiten noch in einer Aus- oder Weiterbildung sind, zu unterstützen
und die ungleiche Verteilung von Chancen an Bildung und am Arbeitsmarkt zu
schmälern, erscheint die Transformation von Bildung und Arbeit als unumgänglich.
Zudem soll es in Bildungsprozessen neben der herkömmlichen Aneignung von
fachlichen Kompetenzen verstärkt um die Vermittlung von soft skills zur Persön –
lichkeitsentwicklung gehen; ebenso um das Eröffnen von Partizipationsmöglich –
keiten, wodurch junge Menschen ungeachtet sozialer und kultureller Herkunft dazu
befähigt werden, aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben und ihre Zukunft selbstbe –
stimmt zu gestalten.
Zudem ist zur Senkung der NEET -Rate ein umfangrei –
ches Maßnahmenpaket sinnvoll, welches wie folgt eingeteilt werden kann:
—Prävention und Maßnahmen zur Verhinderung eines frühen Schulabbruchs;
—Unterstützungsmaßnahmen am Übergang von Schule und Berufsleben;
—sowie Reintegrationsmaßnahmen.
—Darüber hinaus braucht es aktive arbeitsmarktpolitische Unterstützung.
Die Maßnahmen sollen die Heterogenität junger
Menschen, welche sich in einer NEET -Situation befinden, anerkennen und auf die
individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Teilgruppen (siehe Kapitel 4: Kritik an Tar –
get 8.6.) abgestimmt werden. Außerdem ist darauf zu achten, dass die ergriffenen
Maßnahmen junge Menschen nicht stigmatisieren und zu weiteren Ausgrenzungs –
erfahrungen führen. Zudem sollen Unterstützungsangebote perspektivenstiftend
sein und die Motivation der Jugendlichen für eine aktive Teilhabe an der Gesell –
schaft erhöhen.
08_07 / „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die neue Bildung“ 1. Transformation von Bildung und Arbeit
Im Sinne eines Paradigmenwechsels unter Einbezie –
hung der immer weiter fortschreitenden Globalisierung und Digitalisierung sollen
Arbeit und Bildung gleichgesetzt werden. Dies erfordert ein gesellschaftliches
Umdenken und gezielte Sensibilisierung für die Bewertung von Bildung (Entloh –
nung) und Arbeit (Sinnstiftung).
1.1. Bildung und Arbeit sind als Grundrecht aller Menschen in den Menschenrech –
ten verankert. Die tradierte Struktur, nach der Arbeit entlohnt und für Bildung
bezahlt wird, spaltet die soziale Zugänglichkeit. Der durch die Digitalisierung
veränderte Arbeitsbegriff, nach dem Arbeit mit Wissen, Kommunikation und
Konsum gleichgesetzt wird, verlangt eine neue ökonomische Bewertung von
Bildung. Bildung soll als kontinuierliches Investment gesehen werden, das für
den Einzelnen genauso gilt, wie für die Gesellschaft. Bildung soll auch als
Arbeit verstanden werden und in diesem Sinne auch entlohnt werden (siehe
Beispiele wie Bildungskarenz und Erasmus+ für Jugendliche in Lehrberufen).
1.2. Für die Herausforderungen, die mit der Globalisierung sowie sozialen und
politischen Transformationen einhergehen, bedarf es einer neuen Organisation
von Arbeit, die Bildung in den Arbeitsprozess inkludiert. Ein Umwertungspro –
zess von Arbeit, in der die Sinnhaftigkeit von Arbeit nicht in der Arbeit selbst
liegt, sondern Arbeit in erster Linie an den Bedürfnissen der Gesellschaft und
gerade nicht an den Bedürfnissen des Marktes ausgerichtet wird. Um die Trans –
formationsprozesse einer globalisierten und digitalisierten Welt zu erfassen und
weiterzuentwickeln kann Arbeit als die neue Bildung verstanden werden.
1.3. Die Ausweitung der Volksschule als Gesamtschule bis zum Ende der
Schulpflicht gewährleistet als Maßnahme eine höhere Chancengleichheit. In
einem einzügigen Schulsystem haben Kinder die Möglichkeit ihre Talente und
Fähigkeit individuell auszubilden. Die Entscheidung für den weiteren berufli –
chen Werdegang im Alter von zehn Jahren ist verfrüht. Die Fähigkeiten der Kin –
der können in diesem Alter nicht ausreichend berücksichtigt werden, wodurch
viele weitere Möglichkeiten und (Bildungs- und Berufs-)Möglichkeiten versperrt
werden. Zudem geht es darum, das Vertrauen der Eltern in die Talente der Kin –
der zu fördern. Dem stehen häufig die Imagination einer „Bildungsklasse“ und
die Angst vor einer niederen Arbeit und einem sozialen Abstieg entgegen. Eine
Umwertung von Arbeit könnte solchen Ängsten entgegenwirken.
In einem Sonderbericht der OECD zu Bildungsgerech –
tigkeit wird darauf verwiesen, dass in Österreich Bildungsmöglichkeiten besonders
ungleich verteilt sind. Österreichs Werte liegen deutlich unter dem europäischen
Durchschnitt und die Leistungen der Schüler*innen sind besonders vom sozioöko –
nomischen Hintergrund der Eltern beeinflusst (Mittelstaedt, 2018). Vor allem eine
Reduzierung der frühen Selektion im Sinne einer Gesamtschule bis zum Ende der
Schulpflicht kann hier entgegenwirken.
2. Vermittlung von soft skills in Schule,
Ausbildung und Arbeit
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Kommu –
nikation und Information einerseits und der zunehmenden Bedeutung von persön –
lichen und sozialen Kompetenzen am Arbeitsmarkt andererseits, bedarf es der
Priorisierung von soft skills in Schule, Ausbildung und Arbeit. Vor allem für
junge Menschen, deren Erfahrungsräume und Möglichkeiten zur Aneignung von
soft skills beschränkt sind, kann diese Priorisierung ungleiche Ausgangsbedingun –
gen beim Zugang zum Bildungs- und Arbeitsmarkt abschwächen.
10
Optionen und Maßnahmen112.1. Förderung von Schulmodellen, die ganzheitliche Bildung und reform –
pädagogische Ansätze (wie bspw. die Montessori – und Steinerpädagogik
oder Ansätze von Freinet ) sowie die gleichwertige Relevanz von körperlicher
und geistiger Arbeit (z.B. Landwirtschaft und Technik) und soziale Kompetenz,
unter Berücksichtigung von Sprachen und Bewegung, fokussieren. Reformpäd –
agogische Schulen sind vielfach erprobt und leisten vor allem in Bezug auf eine
gendergerechte Erziehung einen unschätzbaren Beitrag. Alle Kinder lernen
gleichermaßen das Arbeiten im Haushalt, in Werkstätten und Labors sowie in
geistes- und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen kennen.
2.2. Um die Chancengleichheit beim Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
anzuheben, dürfen soft skills nicht vorausgesetzt werden, sondern müssen
größeren Raum in Lehrplänen, Ausbildung und Arbeit einnehmen. Für die Aus –
bildung von soft skills braucht es eine verbindliche Umsetzung in Form
von Projekten, Unterrichtseinheiten und Übungen .
2.3. Die Ausbildung von soft skills sind für die Entwicklung individueller Bedürf –
nisse ebenso von Bedeutung wie für den Zugang zum Arbeitsmarkt. Kinder und
Jugendliche lernen über Erfahrungen wie etwa mit Natur, Technik, Kunst, Politik
oder dem Körper die eigenen Fähigkeiten kennen und können sich dadurch
selbstbestimmter entfalten. Dies ist vor allem für den Prozess der Berufswahl
entscheidend. Wie die Erfahrung zeigt, fehlt es den Jugendlichen oftmals an
Erfahrung und Wissen über die Möglichkeiten von unterschiedlichen Berufsfor –
men. Im Rahmen der Ausbildung gilt es den Erfahrungshorizont von Jugend –
lichen durch das Absolvieren unterschiedlicher Arbeitssituationen in den
Bereichen Technik, Landwirtschaft, Bauwirtschaft, Soziales, Dienstleis –
tung, Wissenschaft, Kunst etc. zu erweitern.
2.4. Eurofound weist darauf hin, dass junge Menschen, welche wiederholt Aus –
grenzungs- sowie Benachteiligungserfahrungen machten eher Misstrauen
gegenüber der Gesellschaft sowie ihren Institutionen entwickeln und daher
staatliche Unterstützungsangebote nicht annehmen (Eurofound, 2012b, S.
105). Wesentlich ist daher, dass für junge Menschen Möglichkeiten geschaffen
werden, Partizipationserfahrungen zu machen. Je eher Jugendliche das Gefühl
haben, dass sie Teil einer Gesellschaft sind und gehört werden, desto mehr
fühlen sie sich anerkannt, gewinnen Vertrauen in Institutionen und bringen sich
in gesellschaftliche Transformationsprozesse ein. Dafür gilt es, Programme
zu fördern, welche Lernfelder für politische, soziale und gesellschaft –
liche Partizipation ermöglichen. Als best practice Beispiel können Jugend –
parlamente genannt werden, in denen Kinder und Jugendliche die Möglichkeit
bekommen, Ideen und Wünsche für ihren Bezirk mit politischen Vertreter_innen
zu besprechen und umzusetzen.
2.5. Die Jugendarbeit kann mit ihrem sozialpädagogischen Bildungsbegriff, wel –
cher nicht nur den Erwerb standardisierter Kompetenzen meint, sondern Bil –
dung als Förderung von Kompetenzen zur selbstbestimmten Lebensgestaltung
versteht, einen wesentlichen Beitrag zur Inklusion ausgrenzungsgefährdeter Ju –
gendlicher beitragen (Scherr, 2002). Einrichtungen der offenen Jugendarbeit
kommen bei der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen eine bedeuten –
de Rolle zu , welche von klassischen Bildungsinstitutionen wie der Schule nicht
ausreichend unterrichtet werden können. Sie bietet vielseitige Anerkennungs-
und Erfahrungsfelder zum Ausprobieren und Erlernen von Eigenverantwort –
lichkeit, sozialem Engagement und demokratischem Handeln (Land Steiermark
– A6 Bildung und Gesellschaft; FA Gesellschaft – Referat Jugend, 2018, S. 8).
08_07 / „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die neue Bildung“ 123. Erweiterung und Ausbau von bereits bestehenden
Maßnahmen zur Senkung der NEET -Rate
In der Fachliteratur (Eurofound, 2012a; European
Commission, 2018) werden wirksame Maßnahmen zur Reduktion der NEET -Rate
in präventive Maßnahmen, die eine NEET -Situation bzw. einen frühen Schulab –
bruch vermeiden, in Maßnahmen zur Gestaltung des Übergangs von der Schule in
den Beruf und in Maßnahmen zur Reintegration in den Arbeitsmarkt bzw. ins (Aus-)
Bildungssystem eingeteilt. Zudem weisen aktive arbeitsmarktpolitische Maßnah –
men wie bspw. die ÜBA große Erfolge auf und haben daher einen großen Einfluss
auf die Reduzierung der NEET -Rate. Schon bestehende Maßnahmen zur Unter –
stützung von benachteiligten jungen Menschen sollen weitergeführt und ausgebaut
werden.
3.1. Präventive Maßnahmen zur Verringerung des frühen Schulabbruchs:
Ein früher Schulabgang wird in der Fachliteratur als zentrale Ursache bzw. als
zentraler Risikofaktor für eine NEET -Situation gesehen ( Eurofound, 2012a;
OECD, 2016). Daher sind vor allem präventive Maßnahmen besonders wichtig,
die Prozesse vermeiden, welche zu einer NEET -Situation führen. Einem frühen
Schulabbruch geht meistens ein langer Prozess voraus, der von unterschied –
lichen Faktoren beeinflusst wird. Dazu können unter anderem Lernschwierig –
keiten, psychische Erkrankungen und Schwierigkeiten in der Familie zählen. Es
gilt, diese Thematiken so früh wie möglich zu adressieren, um einen Schulab –
bruch zu vermeiden (OECD, 2016, S. 45). Wirksame Maßnahmen können die
Erhöhung des Betreuungsschlüssels in Schulen und die Sicherung einer
qualitativ hochwertigen pädagogischen Ausbildung des Lehrpersonals
sein, welche unter Berücksichtigung kultureller, sozialer und gesellschaftlicher
Veränderungsprozesse auf die Bedürfnisse aller Kinder eingeht. Zudem können
der Ausbau der Schulsozialarbeit, die Einbeziehung der Eltern in den
Kommunikationsprozess und eine Förderung von außerschulischen Ein –
richtungen zur Unterstützung junger Menschen, wie aufsuchende Jugend –
arbeit und Sozialarbeit , wirksame Maßnahmen zur Verhinderung eines frühen
Schulabbruches sein.
3.2. Ausbau von Unterstützungsmaßnahmen am Übergang von Schule zu
Beruf, wie beispielsweise Jobcoaching oder Produktionsschulen, werden in
der Fachliteratur als wichtige Maßnahme für eine Inklusion in den Arbeitsmarkt
angesehen. Hierbei soll der Vernetzung und Kooperation verschiedener
Akteur_innen wie Schule, Schulsozialarbeit, Jugendcoaching sowie AMS
und Einrichtungen der Jugend- und Sozialarbeit, welche am Übergang von
Schule und Beruf mit Jugendlichen arbeiten, eine besonders wichtige Rolle zu –
kommen.
Die Ausbildungsgarantie, welche mit der Ausbildungspflicht in einen rechtlichen
Rahmen gegossen wurde, gewährleistet, dass das Versprechen an junge Men –
schen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, auch umsetzbar ist. Hierfür ist ein
Ausbau der ü berbetrieblichen Lehrausbildung als wirkungsvolle Maßnah –
me zu nennen. Anzumerken ist, dass Abschlüsse einer betrieblichen und einer
überbetrieblichen Lehrausbildung gleichwertig sein müssen, um keine „Zwei-
Klassen-Lehrausbildung“ zu etablieren.
3.3. Reintegrationsmaßnahmen von Jugendlichen in das Aus- und Bildungs –
system:
3.3.1 Die offene Jugendarbeit hat mit ihrem niederschwelligen Zugang, der
1:1-Betreuung sowie eines etablierten Vertrauensverhältnisses einen leichte –
ren Zugang zu ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen und soll ausgebaut
Optionen und Maßnahmen13werden . Jugendarbeiter_innen haben Einblick in Lebenswelt und komplexe
Problemlagen dieser jungen Menschen und eignen sich daher besonders als
Vermittler_innen zwischen den Anforderungen der Institution und individuellen
Bedürfnissen von jungen Menschen. „ Sie [Die Jugendarbeit] agiert als eine Art
Übersetzerin, indem einerseits Bedü rfnisse und Sichtweisen von Jugendlichen
nach „oben“ ü bermittelt werden und andererseits von Erwachsenen definier –
te Rahmenbedingungen und Konditionen f ür Jugendliche nachvollziehbar
‚übersetzt‘ werden “ (Bundesweites Netzwerk für offene Jugendarbeit (bOJA),
2013, S. 3). Besonders wichtig ist hierbei eine Förderung von Vernetzung und
Kooperation mit allen am Wiedereingliederungsprozess beteiligten Institutionen,
beispielsweise dem Jugendcoaching und dem AMS , um eine bestmögliche Be –
treuung der Jugendlichen zu gewährleisten.
3.3.2. Die Förderung inklusiver Beschäftigungsprogramme für die Teilhabe
von Menschen mit Behinderung am Aus- und Arbeitsmarkt muss individuell
auf die Bedürfnisse und Anforderungen der genannten Gruppen angepasst sein.
Als good practice Beispiele sollen hier exemplarisch die Produktionsschulen
und die Berufsausbildungsassistenz genannt werden, welche junge Menschen
mit Behinderung bzw. sonderpädagogischem Förderbedarf und ihre Bedürfnis –
se am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt berücksichtigen.
3.3.3 Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund haben
ein deutlich erhöhtes Risiko zum NEET zu werden. Daher erscheint es sinnvoll,
Unterst ützungsprogramme speziell für diese Zielgruppe und ihre Bedürf –
nisse zu entwickeln. Als best practice Beispiel kann das Projekt „ Kicken ohne
Grenzen “ genannt werden, in dem junge Menschen mit Migrationserfahrung
über regelmäßige kostenlose Fussballtrainings emotionale, mentale und soziale
Fähigkeiten trainieren und im Weiteren an Programmen teilnehmen können,
die den Einstieg ins Schul- und Berufsleben erleichtern (Kicken ohne Grenzen,
2021, S. 1). Jugendliche mit Migrationshintergrund fühlen sich häufiger von der
Mehrheitsgesellschaft und ihren stattlichen Institutionen nicht vertreten. Hier
kann die niederschwellige offene Jugendarbeit eine besondere Rolle in der
Vermittlung einnehmen und junge Menschen beim Zugang zum Bildung- und
Arbeitsmarkt unterstützen.
3.3.4 Jugendliche mit psychischen Erkrankungen fallen aufgrund multipler gesund –
heitlicher und sozialer Problemlagen immer wieder aus dem System und stellen
eine NEET -Risikogruppe dar. Für die Inklusion Jugendlicher mit psychi –
schen Erkrankungen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt benötigt es
neben arbeitsmarktintegrativen und sozialpsychiatrischen Maßnahmen auch
fachgerechte Betreuung und eine engmaschige Zusammenarbeit mit allen an
der psychosozialen Versorgung beteiligten Kooperationspartner_innen wie
beispielsweise mit der Kinder- und Jugendhilfe, care leaver -Systemen, sozial –
psychiatrischen Wohngemeinschaften für Jugendliche, dem stationären und
ambulanten Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Sucht- und Dro –
genhilfenetzwerken.
3.3.5 Unter den 20- bis 24-Jährigen NEET -Jugendlichen sind junge Frauen über –
repräsentiert, was zum größten Teil auf Betreuungspflichten zur ückzuführen
ist. Unterstützungsmaßnahmen , die neben der Vermittlung von grundlegen –
den Kompetenzen für den Arbeitsmarkt und der Hilfe beim Wiedereinstieg ins
Arbeitsleben auch Kinderbetreuung anbieten , scheinen in diesem Zusam –
menhang sinnvoll.
3.3.6. Wie im Target 8.6. im Kapitel 4. bereits erläutert, unterscheidet Eurofound
fünf Teilgruppen von NEET -Jugendlichen bezüglich ihres sozialen Aus –
08_07 / „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die neue Bildung“ 14grenzungsrisikos . Vor allem Jugendliche, welche von staatlichen Einrichtun –
gen nicht mehr erreicht werden können, sowie junge Menschen mit Betreu –
ungspflichten und gesundheitlichen Einschränkungen, haben einen besonders
schweren Zugang zum Bildungs- und Arbeitsmarkt und fallen häufig in die
Gruppe der Langzeitarbeitslosen (vgl. Eurofound, 2012b, S. 24). Hier können
niederschwellige Angebote und Projekte der offenen Jugendarbeit mit einer
intensiven 1:1-Betreuung, welche auf die teilweise komplexen Problemlagen
dieser jungen Menschen eingeht, und individuelle Förderungs- und Entwick –
lungspläne beinhaltet, einen positiven Einfluss haben.
3.4. Eine aktive Arbeitsmarktpolitik bildet ein wichtiges und zentrales Element
für die Senkung der NEET -Rate. Das AMS für Jugendliche soll ausgebaut
werden. Dafür benötigt es den klaren Willen der Politik, der gesicherten Aus –
bildung und Beschäftigung von jungen Menschen wieder eine höhere Priorität
zukommen zu lassen und zudem mehr finanzielle Ressourcen bereitzustellen.
Das Budget des AMS wurde in den letzten Jahren stark gekürzt. Das AMS soll
zudem weniger als Verwaltungsbehörde verstanden werden, sondern als eine
Stelle, in welcher eine gemeinsame, intensive Auseinandersetzung von Betreu –
er_in und Klient_in im Vordergrund steht. Einen hohen Stellenwert hat auch die
Qualität der Ausbildung zukünftiger AMS -Mitarbeiter_innen. Für die Arbeit und
Betreuung junger Menschen sind Erfahrungen der Lebenswelt benachteiligter
junger Menschen erforderlich, um Unterstützungsmaßnahmen und Betreuung
wirksam zu gestalten.
Mögliche Barrieren für eine Umsetzung der Maßnahmen
Es bestehen verschiedene Umsetzungsbarrieren:
—Ideologische Barrieren gegenüber dem Modell der Ganztagsschule: Für die
Möglichkeiten der Ganztagsschule, die viele Reformen (Verknüpfung körper –
licher und geistiger Tätigkeiten in experimentellen Labors, Gendergerechtigkeit)
des Bildungssystems umsetzen könnte, fehlt es oftmals an Vorstellungskraft.
—Fehlende Anpassungsfähigkeit von Institutionen an Bedürfnisse junger Men –
schen: Im Sinne von „Arbeit ist die neue Bildung“ sollten Institutionen, Aus –
bildungsinstitutionen und Betriebe gleichermaßen, offen für neue Arbeits- und
Kommunikationsformen sein und die Bereitschaft und Möglichkeit haben, An –
passungen umzusetzen.
—Fehlende Vorstellungskraft für neue Ideen und Systemänderungen: Die Digita –
lisierung bringt einen raschen Wandel von Arbeitsformen mit sich. Verstärkte
Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur im schulischen und außerschulischen
Bereich können hier einen wichtigen Beitrag leisten.
—Fehlende Bereitschaft geschlechtsspezifische Rollenmuster zu hinterfragen
und gegebenenfalls aufzugeben.
—Klassenkonflikte und Abstiegsängste, die das Verhältnis von Handwerk, körper –
licher Arbeit und Dienstleistung beschädigen.
—Fehlende Bereitschaft, Umwertungsprozesse von Arbeit und Bildung zu denken,
aus Angst, die eigenen Privilegien zu verlieren.
—Konflikte zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit.
—Konflikte zwischen individuellem Bedürfnis und gesellschaftlicher Anforderung
mit Bezug auf die Arbeitszeit.
08_07 .3.2 Erwartete Wirkungsweise
Durch die Option 08_07 sollen Jugendlichen Perspek –
tiven auf vielfältige Möglichkeiten vermittelt werden, sich in Schule und Ausbildung
Optionen und Maßnahmen15zu engagieren. Veränderte Motivation durch Persönlichkeitsentfaltung und finan –
ziellen Anreiz durch die Entlohnung von Bildung.
Die Jugendlichen sollen ihre eigenen Fähigkeiten und
Talente über Erfahrungen mit unterschiedlichen Arbeits- und Bildungssituationen
kennenlernen.
Die Ausbildung der soft skills (beispielsweise Demo –
kratieverständnis, Konfliktlösungskompetenz, Teamfähigkeit) und der Abbau von
Ängsten und der Scheu vor dem Scheitern, ermöglicht den Jugendlichen die Teil –
habe am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sowie an der Gesellschaft.
Senkung der NEET -Rate durch die Umsetzung von
Maßnahmen in der Prävention des verfrühten Schulabbruchs, am Übergang
zwischen Schule und Beruf, der Reintegrationsmaßnahmen und der verbindlichen
Einführung von Projekten und Unterrichtseinheiten zum Erwerb von soft skills .
08_07.3.3 Bisherige Erfahrungen
mit dieser Option oder ähnlichen Optionen
Maßnahmen zur Reduzierung der NEET -Rate und
frühem Schulabbruch in Europa und Österreich
Aufgrund der erhöhten Dringlichkeit der Problematik
der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008
verpflichteten sich die EU -Mitgliedsstaaten 2013 auf Empfehlung des Rates zu
einer „Jugendgarantie“. Diese sollte gewährleisten, dass alle jungen Menschen
unter 25 Jahren nach vier Monaten Arbeitslosigkeit oder nach dem Schulende ein
hochwertiges Angebot für eine Beschäftigung, einen Ausbildungsplatz, eine Lehr –
stelle oder eine Weiterbildungsmöglichkeit erhalten. Die EU -Jugendgarantie wurde
für den Zeitraum von 2014 – 2020 mit 6,4 Milliarden Euro ausgestattet und wurde
vor allem über die Jugendbeschäftigungsinitiative finanziert. Seitdem wurde das
Budget immer wieder erhöht und lag 2019 ungefähr bei 9 Milliarden (Europäische
Kommission, o. J.).
Trotz der Sinnhaftigkeit der Umsetzung der europäi –
schen Jugendgarantie sehen Bacher und Tamesberger notwendige Reformen:
„Eine neue europäische Jugendgarantie sollte daher – auch angesichts des zu er –
wartenden Anstiegs der Jugendarbeitslosigkeit – in der Lage sein, ein Gesamtbud –
get von rund 50 Mrd. Euro pro Jahr für Jugendmaßnahmen in den Mitgliedsstaaten
zur Verfügung zu stellen.“ (Bacher & Tamesberger, 2020, S. 1)
In der Fachliteratur (Eurofound, 2012a; European
Commission, 2018; Bacher et al., 2015) werden wirksame Maßnahmen zur Reduk –
tion der NEET -Rate in präventive Maßnahmen, die eine NEET -Situation bzw. einen
frühen Schulabbruch vermeiden, in Maßnahmen zur Gestaltung des Übergangs
von der Schule in den Beruf und in Maßnahmen zur Reintegration in den Arbeits –
markt bzw. ins (Aus-)Bildungssystem eingeteilt.
In Österreich gibt es zahlreiche Maßnahmen zur
Reduzierung der Zahl an frühen Schulabbrecher_innen sowie der NEET -Rate. Im
Folgenden soll diese auf Basis ausgewählter Literatur in einer zeitlichen Abfolge
kurz skizziert werden.
Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz und
Ausbildungsgarantie bis 18
Im Jahr 1998 wurde aufgrund der prekären Lage am
Lehrlingsmarkt (zu wenige Stellen für zu viele Lehrlinge) in Österreich das „ Ju-
08_07 / „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die neue Bildung“ gendausbildungs-Sicherungsgesetz “ eingeführt. Die Idee war es ein „Auffangnetz“
für junge Menschen mit Schwierigkeiten am Lehrstellenmarkt zu entwickeln und
durch Förderungen von geeigneten Institutionen mehr Lehrplätze zu schaffen. Die
Maßnahme sollte nicht in Konkurrenz zu dem bestehenden dualen Ausbildungs –
system stehen und Jugendliche möglichst schnell ins reguläre Ausbildungssystem
integrieren. In den darauffolgenden Jahren trat jedoch keine Verbesserung ein,
sondern die Situation am Lehrlingsmarkt verschärfte8 sich eher. Daher wurde 2008
das „ Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz “ durch eine Novellierung des Berufs –
ausbildungsgesetzes zu einer Ausbildungsgarantie bis 18, welche das Ziel hatte
und hat, dass junge Menschen eine Ausbildung abschließen, die über den Pflicht –
schulabschluss hinausgeht (Sturm, 2019, S. 3).
„Die AusBildung [sic] bis 18, der gemäß alle Jugendli –
chen bis zum Alter von 18 Jahren eine Schule, Lehre oder eine andere Ausbildung
besuchen oder an vorbereitenden und unterstützenden Maßnahmen und Angebo –
ten teilnehmen müssen, stellt ein zentrales Reformvorhaben der österreichischen
Bildungs-, Jugend- und Arbeitsmarktpolitik dar. […] Die Zielsetzung dahinter lautet,
dass alle Jugendlichen einen schulischen oder beruflichen Abschluss auf der Se –
kundarstufe II erreichen“ (Steiner et al. 2019, S. 8).
Bei der Umsetzung der Ausbildungsgarantie spielen
sowohl präventive als auch kompensatorische Ansätze zur Verringerung von frü –
hem Schulabbruch und der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt eine wichtige
Rolle; ebenso die Zusammenarbeit relevanter Akteur_innen wie Schule, AMS , Ein –
richtungen der offenen Jugendarbeit sowie weiteren Unterstützungsprogrammen
(Steiner et al. 2019, S. 40).
Im Zuge der Ausbildungsgarantie wurde eine Imple –
mentierung der überbetrieblichen Ausbildung ( ÜBA ) als gleichwertiger Bestandteil
der dualen Ausbildung festgesetzt (Sturm, 2019, S. 3).
Überbetriebliche Ausbildung
Jugendliche, die keine Lehrstelle finden, haben dem –
nach Anspruch auf einen außerbetrieblichen Ausbildungsplatz im Zuge der „ Über –
betrieblichen Ausbildung “. Über eine Meldung beim AMS erfolgt eine Zuweisung in
eine ü berbetriebliche Ausbildung ( ÜBA) (Wieland, 2020, S. 16) Es gibt neben der
betrieblichen Lehrausbildung zwei Typen von überbetrieblichen Ausbildungslehr –
gängen. Einerseits solche mit einem Ausbildungsvertrag über die gesamte Lehrzeit
(ÜBA 1 ), bei der die Lehrabschlussprüfung im Rahmen der ÜBA absolviert wird
und andererseits Ausbildungen mit kürzerer Dauer ( ÜBA 2 ), in der die Jugend –
lichen nach einem Jahr in eine Lehrstelle in einen Betrieb vermittelt werden sollen
(Sturm, 2019, S. 3). Laut Wieland (2020, S.16) führt eine überbetriebliche Lehraus –
bildung zu einem gleichwertigen Abschluss wie eine herkömmliche Lehre in einem
Betrieb. Erfahrungen in der Praxis zeigen jedoch, dass es für Absolvent_innen
einer überbetrieblichen Ausbildung weitaus schwieriger ist, einen Lehrstellenplatz
zu finden und Jugendliche mit einem herkömmlichen Lehrabschluss Vorteile am
Arbeitsmarkt haben.
Ausbildungspflichtgesetz
Um die Verbindlichkeit der Ausbildungsgarantie bis
18 zu erhöhen und in einem rechtlichen Rahmen festzulegen, wurde im Sommer
2016 das Jugendausbildungsgesetz beschlossen. Mit diesem Gesetz ist eine
8 2004 erreichte die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich mit 12 % ihren Höchststand (Wieland,
2020, S. 16).
16
Optionen und MaßnahmenAusbildungspflicht für Jugendliche bis 18 Jahre verbunden. Junge Menschen sind
seither gesetzlich verpflichtet, auch nach Abschluss der Pflichtschule im Bildungs-
und Ausbildungssystem zu verbleiben (Sturm, 2019, S. 7). Diese Maßnahme setzt
voraus, dass es genügend Ausbildungs- und Arbeitsplätze für junge Menschen gibt
und das auch jene jungen Menschen, welche am Arbeitsmarkt benachteiligt sind,
passende Möglichkeiten erhalten. Aus der praktischen Erfahrung der Jugendarbeit
wird kritisiert, dass eine Nichteinhaltung mit Strafen einhergeht und Sozialarbei –
ter_innen ihre Klient_innen melden müssen, was dem vertraulichen Verhältnis der
sozialen Arbeit widerspricht.
Jugendcoaching
Wenn Jugendliche und junge Erwachsene seit mehr
als vier Monaten weder in die Schule gehen noch in einer Aus- oder Weiterbil –
dung sind, sind ihre Eltern, die Schule oder andere Ausbildungseinrichtungen
verpflichtet, dies zu melden. Das 2012 gegründete Jugendcoaching, als Angebot
des Sozialministeriumsservice, und das AMS übernehmen die Betreuung jener
Jugendlichen und sollen gewährleisten, dass eine nachhaltige Betreuung bis zur
Integration in ein weiterführendes Aus- oder Weiterbildungssystem erfolgt. (Linde,
Linde-Leiner & Hoffmann, 2017, S. 19 – 20).
Zwei weitere Maßnahmen zur Wiedereingliederung
ausgrenzungsgefährdeter junger Menschen am Arbeitsmarkt sind „ AusbildungsFit “
(früher Produktionsschulen) und das Angebot der Berufsausbildungsassistenz. Die
Zuweisung zu beiden Angeboten erfolgt über das Jugendcoaching.
Das Programm „ AusbildungsFit “ schließt an das Jugendcoaching an und soll
gewährleisten, dass junge Menschen nachträglich wichtige Basisqualifikationen
und skills erwerben, welche die Chancen auf einen Einstieg in den Arbeitsmarkt
erhöhen (Sozialministeriumservice, 2020a).
„AFit basiert auf den vier Säulen Wissenswerkstatt, Training, Coaching und Sport.
Dahinter steht die Überlegung, dass im Rahmen des Projektes praktisches Tun,
kognitive Lernleistungen, soziale s Lernen, Sport und Bewegung und individuelles
Coaching in Kombination miteinander angeboten werden. “ (Pessl, Steiner & Wag –
ner, 2015, S. 4)
Die Berufsausbildungsassistenz unterstützt junge
Menschen mit Behinderung oder ausgrenzungsgefährdete Jugendliche bei der
betrieblichen Ausbildung und begleitet diese sowohl im Betrieb als auch in der
Schule. Im Zuge der Berufsausbildungsassistenz können junge Menschen, welche
keine reguläre Lehre machen können, einen Lehrberuf mit einer verlängerten Lehr –
zeit erlernen oder Teilqualifikationen in einem Lehrbereich erwerben (Sozialminis –
teriumservice, 2020b).
Ausbildungsgarantie bis 25
Im Jahr 2017 wurde die bestehende Ausbildungs –
garantie auf arbeitslose junge Erwachsene bis zum Alter von 25 Jahren, welche
nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen, ausgeweitet. Eine Qualifikation auf
dem Niveau der Sekundarstufe II kann durch den Besuch einer weiterführenden
Schule, die Aufnahme einer Berufsausbildung oder die Teilnahme an einer ande –
ren Bildungsmaßnahme erreicht werden. Das AMS trägt die Verantwortung, dass
durch bspw. die ÜBA genügend Ausbildungsplätze vorhanden sind (Wieland, 2020,
S. 16).
Offen Kinder- und Jugendarbeit
Eine besondere Bedeutung im Zusammenhang mit der
Unterstützung der NEET -Gruppe hat die offene Kinder- und Jugendarbeit, da hier
junge Menschen erreicht werden können, für die staatliche Unterstützungsangebo –
17
08_07 / „Bildung ist die neue Arbeit, Arbeit ist die neue Bildung“ te zu hochschwellig sind und das Misstrauen gegenüber öffentlichen Institutionen
eine Inanspruchnahme von Hilfsmaßnahmen erschwert. Die 1:1-Betreuung und
die intensive Beziehungsarbeit werden als besonders hilfreiche Maßnahmen zur
Wiedereingliederung junger Menschen am Arbeitsmarkt gesehen. Im schulischen
Bereich kann die Schulsozialarbeit als eine wichtige Unterstützungsmaßnahme für
Jugendliche genannt werden.
08_07 .3.4 Zeithorizont der Wirksamkeit
Mittelfristig
Mit dem Ausbau und der Stärkung der überbetrieb –
lichen Ausbildung und weiteren Unterstützungsangeboten, welche auf die Bedürf –
nisse der unterschiedlichen Risikogruppen von NEETs eingehen, können beste –
hende Ungleichheiten im Zugang zum Bildungs- und Arbeitsmarkt abgeschwächt
werden und so zu einer größeren Chancengleichheit beigetragen. Die Umsetzung
von verbindlichen Unterrichtseinheiten zu soft skills in Schule, Ausbildung und
Beruf kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, junge Menschen bestmöglich
auf die Anforderungen am Arbeitsmarkt vorzubereiten und ungleiche Ausgangsbe –
dingungen auszugleichen.
Mit künstlerischen, kulturellen und sozialpädagogischen Projekten, die den Um –
wertungsprozess von Arbeit und Bildung zum Thema machen, kann ein Beitrag zur
gesellschaftlichen Debatte und Meinungsbildung geleistet werden.
Langfristig
Die Umsetzung der Ziele kann nur in einem langfris –
tigen Veränderungsprozess erfolgen, da sie neben strukturellen Veränderungen
von Maßnahmen zur Unterstützung benachteiligter junger Menschen am Bildungs-
und Arbeitsmarkt auch eine Transformation gesellschaftlicher Vorstellungen und
Diskurse von Bildung und Arbeit beinhalten. Zudem setzt die Umsetzung der Ziele
auch den Willen politischer Entscheidungsträger_innen und die Bereitstellung von
finanziellen Mitteln voraus.
18
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