Option_15_04_Abstract_20231119_182337.txt

315Durch vielfältige Waldbewirtschaftungspraktiken in Kombination mit
integrativen Naturschutzelementen sowie die Berücksichtigung der
heterogenen Besitzstruktur und vielfältigen Interessen der Gesell –
schaft in der Waldbehandlung sollen Biodiversität und Resilienz
von Wäldern langfristig sichergestellt werden. Neue Ansätze zur
Vermarktung nicht marktfähiger Güter und Dienstleistungen helfen,
die Leistungen zum Erhalt der Biodiversität und andere Waldökosys –
temleistungen abzugelten. Die Umsetzung einer wildökologischen
Raumplanung in allen Bundesländern und die Berücksichtigung
der Ansprüche von Wildtieren in der Waldbewirtschaftung trägt zur
Sicherung der Artenvielfalt bei. Das Wildeinfluss-Monitoring soll bei
der Planung und Umsetzung von Reduktionsmaßnahmen von Scha –
lenwildbeständen berücksichtigt werden. Durch eine überregionale
Raumplanung wird eine abgestimmte Vorgangsweise bei Landnut –
zungsänderungen von Wald bzw. Nichtwald in Regionen mit geringer
oder sehr hoher Waldausstattung angestrebt. Begleitende Umwelt –
bildungsmaßnahmen tragen zu einer Erhöhung des Bewusstseins
für die Bedeutung des Waldes für die Gesellschaft bei.15_04
Maßnahmenübersicht
Option Harald Vacik, Stefan Mayr, Robert Jandl,
Josef Hackl, Georg Gratzer, Helga Pülzl,
Daniela EckerNachhaltige Wald –
bewirtschaftung – Naturschutz –
elemente im Wirtschaftswald
SDG_15
Leben an Land
316
UniNEtZ-Optionenbericht
Maßnahmenübersicht 1_Resilienz von Wäldern durch vielfältige
Waldbewirtschaftungspraktiken sichern
Die Förderung der Resilienz trägt dazu bei, dass Wälder nach Stö –
rungen wieder rasch zu den erwünschten Zuständen zurückkehren
und die Waldökosystemleistungen wiederhergestellt sind. Durch ei –
nen integrativen Ansatz bei Waldbewirtschaftung und die Anpassung
der Baumartenwahl an den Klimawandel wird die Resilienz gefördert.
Dabei muss die Dichte und Verteilung der Schalenwildbestände an
eine erfolgreiche Naturverjüngung ohne Schutzmaßnahmen an –
gepasst werden. Die heterogene Besitzstruktur und unterschiedliche
Nutzungsstrategien helfen, vielfältig strukturierte Waldökosysteme
zu fördern.
2_Integrative Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität
umsetzen und adäquat fördern
Neben segregativen Ansätzen zur Erhaltung der Biodiversität hat
vor allem die Bewirtschaftung der Wälder wesentlichen Einfluss auf
die biologische Vielfalt. Die integrative Berücksichtigung folgender
Prinzipien und Maßnahmen auf 4 Mio. ha Wald trägt besonders
effektiv zur Zielerreichung bei:
— Rahmenbedingungen für Erhaltung von Totholz,
Veteranenbäumen und Altholzinseln gestalten
(gesetzlicher Rahmen, Haftungsfragen;
Wegesicherung, Förderungen, Vertragsnaturschutz)
— Anreize zur Gestaltung und Erhaltung von arten-
und strukturreichen Waldrändern setzen;
— Managementpläne für Waldschutzgebiete zur
Verbesserung des günstigen Erhaltungszustands
entwickeln und umsetzen;
— Traditionelle Bewirtschaftung zur Diversifizierung
der Landschaft erhalten;
— Regionale Ausbreitung von invasiven Pflanzenarten
als Erstbesiedler _innen mit effektiver Bekämpfungs –
methode verhindern.
3173_Unterstützung der Vermarktung nicht marktfähiger Güter
und Dienstleistungen
Durch die adäquate Abgeltung nicht marktfähiger Waldökosys –
temleistungen werden zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für
Waldbesitzer_innen geschaffen und Lösungen für Nutzungskon –
flikte gemeinsam erarbeitet, um die Bewirtschaftung des Waldes
hinsichtlich Naturschutz- und Biodiversitätszielen ebenso wie zur
Kohlenstoffspeicherung oder der Erhaltung der Schutzfunktionalität
sicherzustellen. Dabei sollen neue Ansätze zur Vermarktung nicht-
marktfähiger Güter und Dienstleistungen gefördert und Vertragsna –
turschutzmodelle durch geeignete politische Rahmenbedingungen
erweitert werden. Begleitend wird das Verständnis für Biodiversität
von Seiten der Waldeigentümer_innen durch Beratungsleistungen
(Landesforstdienst, Landwirtschaftskammer) gefördert.

4_Rahmenbedingungen für optimalen Lebensraum für
Wildtiere schaffen
Nur durch die Einführung einer wildökologischen Raumplanung
in allen Bundesländern und die optimale Habitatgestaltung kann
eine Verschlechterung der Wildlebensräume verhindert werden.
Die Habitatansprüche von Bär, Luchs, Biber, Fischotter und von im
Wald lebenden Vögeln sind in der Waldbewirtschaftung zu berück –
sichtigen und das Einvernehmen mit Landwirtschaft und Fischerei
ist herzustellen. Das Wildeinfluss-Monitoring ist bei den Reduktions –
maßnahmen von Schalenwildbeständen zu berücksichtigen und in
der Jagd verstärkt bleifreie Munition einzusetzen.
5_Überregionale Raumplanung umsetzen
Eine abgestimmte Vorgangsweise bei Landnutzungsänderungen
von Wald bzw. Nichtwald, besonders in Regionen mit geringer oder
sehr hoher Waldausstattung, trägt zur Walderhaltung bei. Lenkungs –
modelle für Freizeit- und Sportnutzung sollen mit anderen Landnut –
zer_innen entwickelt und umgesetzt werden. Die wildtierökologische
Raumplanung unterstützt die regionale Planung bei der Umsetzung
von Projekten (z. B. Windräder, Ausweisung von Schutzgebieten).
SDG_15
Leben an Land
318
UniNEtZ-Optionenbericht
Maßnahmenübersicht 6_Erhöhung des Bewusstseins bzw. der Wahrnehmung
der Bedeutung des Waldes für die Gesellschaft und die
Bewirtschaftung der Wälder
Durch die transparente Darstellung der Kosten für die Erbringung
und Aufrechterhaltung von Waldökosystemleistungen kann das
Bewusstsein für die Leistungen des Waldes erhöht werden. Dabei
ist das Angebot an Umweltbildungsmaßnahmen in der schulischen
Ausbildung sowie für zivilgesellschaftliche Vereine zu erweitern und
zu intensivieren. Die Einbindung und Mitwirkung der Berechtigten
und Beteiligten bei der Umsetzung von Natura 2000 und Natur- /
Landschaftsschutzprojekten kann die Akzeptanz verbessern. Eine
verstärkte Einbeziehung des Wissens über Biodiversität in der forst –
lichen Aus- und Weiterbildung sowie in der betrieblichen Beratung
unterstützt die Bemühungen.
7_Koordinierung von Monitoring, Kartierung und Überwachung
Vorhandene Monitoring-Konzepte und -Methoden sollen abgestimmt
werden, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zum Waldzustand
über Regionen, Biotoptypen und Zeit zu gewährleisten. Die Bestre –
bungen zur Erweiterung der Österreichischen Waldinventur (ÖWI)
um relevante Biodiversitätsparameter und die Ergänzung mit ande –
rem Datenmaterial werden fortgeführt. Ergänzend können Citizen
Science-Aktivitäten forciert werden, um die Gesellschaft in Monito –
ring-Aktivitäten einzubinden und das Bewusstsein für Biodiversität
zu stärken.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar